Dieser Inhalt ist aus Datenschutzgründen ausgeblendet. Um die Folgen direkt anzuhören, klicke einfach auf einen der beiden Buttons.
Datenschutzinformationen (externer Link)Fragen über Fragen.
In welchen Städten gibt es Stammtische?
Welche gibt es?
Muss ich Angst vor Stammtischen haben?
Was passiert da?
…
Heute klären wir weiter auf, was wir in Teil 1 begonnen haben.
Nika: Jetzt hört man ja so ganz dezent raus, dass ihr aus Hamburg kommt. Ich liebe das ja, ich finde das so toll. Die erste Nachricht, die ich von Matthias bekommen habe, das war so schön, diese Sprachnachricht, dieses ‚Moin‘. Ich denke: Alter Schwede, super. Nur so nebenbei. Aber wenn man denn jetzt nicht aus Hamburg kommt und trotzdem mal zu sowas gehen möchte: was kann der- oder diejenige denn dann machen?
Matthias: Also ich habe mal so ein bisschen recherchiert, und ich bin da so drauf gekommen, dass man in einer Stadt mit ungefähr 400.000 Einwohnern, oder ich sag mal 3 – 400.000 Einwohnern, eigentlich immer ein, zwei, drei, vier Stammtische findet, wo man irgendwie hingehen kan. Wenn es jetzt nur um das Thema Fesseln geht, da findet man teilweise schon so ab 20 – 30.000 Leuten irgendwelche Gruppen, die sich irgendwo treffen. Da müsste man halt mal gucken, ob man denn über den netten Freund Google irgendwie was findet. Oder wenn man in diesen Communities unterwegs ist, dass man da was findet vielleicht.
Nika: Kann man dich sonst auch ansprechen? Hast du Kontakt zu anderen aus anderen Städten?
Matthias: Ja, teilweise ja. Kommt immer drauf an, in welche Richtung. Aber ich kenne schon viele, viele Leute inzwischen.
Nika: Ich habe mir schon fast gedacht, dass du mittlerweile so ein Netzwerk hast. Aber nochmal kurz zum Anfang zurück, weil das habe ich jetzt gerade vergessen. Wie kommt man denn eigentlich darauf, einen eigenen Stammtisch zu gründen? Du sagst, du bist da so ein bisschen reingerutscht, aber da muss ja schon so ein Stück weit Passion hinter stecken, und vielleicht ja sogar irgendein Ziel. Hast du da irgendwie ein Ziel, das du erreichen möchtest, warum du die Stammtische betreibst, unter normalen Umständen?
Matthias: Nee, eigentlich bin ich da nur zu diesem Stammtisch hingegangen, und es hat halt saumäßig viel Spaß gemacht. Innerhalb von kürzester Zeit habe ich dann in der Organisation mit dringesteckt. Irgendwie hat sich aber dieser Stammtisch auseinander gelebt. Die Location wurde gewechselt und die Leute wurden immer weniger. Dadurch, dass ich aber damals den Stammtisch mit organisiert hatte, hatte ich die Kontakte von den ganzen Leuten, und die haben mich dann wiederum angeschrieben und haben gesagt: So Matze, was ist denn da jetzt los? Wieso ist da jetzt die Location gewechselt? Was soll denn das alles? Dann haben wir den Stammtisch wieder aufleben lassen, eigentlich nach genau dem gleichen Prinzip, wie er früher funktioniert hat.
Und dann waren da gleich wieder 10, 15 Leute da. Seitdem leite ich den Stammtisch. Das ist einfach so daraus entstanden. Bedarf war da, und die Leute hatten Bock. Dann habe ich das Ganze halt übernommen. Das andere ist eigentlich immer wieder daraus entstanden aus diesen ganzen Kontakten, die ich da gemacht habe, dass ich dann woanders gefeiert habe und die gesagt haben: Komm, leg deinen Stammtisch doch bei uns in die Location. Ich habe dann gesagt: Nö, dat findet nicht statt, aber ich denke mal drüber nach.
So ist dann in einer anderen Location der Barbecue-Stammtisch entstanden. Der konnte dann aber im Winter nicht stattfinden, weil das da dann zu kalt ist. Dann war ich wieder in meiner Stamm-Location, wo dann der Chef zu mir sagte: Sag mal, was ist denn das da eigentlich mit dem Barbecue? Ich habe da schon ein paar Mal von gelesen. Was machst du denn da? Ich sage: Ja, wir treffen uns zum Grillen, aber das geht jetzt halt im Winter nicht. Da ist es zu kalt für.
Da sagte er: Dann mach das doch im Winter bei uns! Ich sage: Weiß ich nicht. Das ist ja eine ganz andere Art von Location, da würde ja keiner kommen. Da sagt er: Ja, warum denn nicht? Wir haben montags geschlossen. Ich mach für dich montags auf. Bring ein paar Leute mit, und dann machen wir da unser Ding. Zack, hatte ich den nächsten Stammtisch an den Hacken.
Nika: Du hast vorhin gesagt, dann gehen auch manche Leute wieder weg oder dann löst sich das irgendwie so ein bisschen auf. Habt ihr eine Idee, warum da so eine Fluktuation herrscht?
Matthias: Eigentlich hat sich das ja nicht aufgelöst. Es ist eigentlich alles beim Alten geblieben, kann man sagen. Es kam halt damals die damalige Leiterin. Sie war schon über 60. Die wollte gerne die Location wechseln. Es ist halt schwierig, wenn man eine Location hat, die eine gute Verkehrsanbindung hat und alles, und man wechselt dann eine Location mitten in den Stadtkern rein. Da können halt viele nicht mitkommen, so ohne weiteres. Deswegen ist das damals so gekommen, dass ich den Stammtisch, eigentlich so, wie er ursprünglich mal gewesen ist, mehr oder weniger wieder neu aufgemacht habe, und mit zwei Monaten Pause sozusagen eigentlich das alte Konzept weitergefahren habe. Ansonsten sind eigentlich fast alle Stammtische, die ich jetzt 2016 kennengelernt habe, mehr oder weniger immer noch alle vorhanden. Teilweise in ein bisschen anderer Aufstellung, aber eigentlich ist das soweit noch vorhanden, würde ich sagen.
Danielle: Man hat ja gerade immer so einen harten Kern, sag ich jetzt mal, der immer da ist. Dann kommen mal ein paar Neue dazu, oder ein paar kommen auch einfach. Mensch, ich bin dieses Wochenende in Hamburg, ich habe euch gefunden. Jetzt komme ich einfach mal hierher. Das haben wir tatsächlich auch öfter, dass Leute uns im Urlaub besuchen. Wir haben auch Leute, die aus Kiel zum Stammtisch kommen oder aus Lübeck, also die auch echt eine weite Anreise in Kauf nehmen, um an diesen Stammtischen teilzunehmen.
Oder die Arbeit passt mal nicht, oder man zieht mal um. Man hat immer diesen harten Kern, aber man hat ständig auch neue Gesichter dabei. Wir haben bei jedem Stammtisch eigentlich immer ein paar Leute dabei, die wir vorher noch nicht gesehen haben und die völlig neu sind. Die sind dann vielleicht einmal da oder zwei-, dreimal. Dann kommen wieder neue. Also das wechselt tatsächlich oft.
Nika: Aber ist ja schon wieder spannend. Anscheinend scheint das ja trotzdem irgendwie zu funktionieren, dass Menschen da den Weg zu euch finden. Als mir klar wurde, okay, wir machen jetzt ein Interview, guckst du mal, fragst du mal so rum bei den Mädels oder auch Jungens, die nicht aus der Szene kommen. Was würdet ihr denn über Stammtische wissen wollen. Und ich habe wirklich bei vielen gehört: Bor, ich wusste gar nicht, ich glaube, ich würde mich das gar nicht trauen. Mmmhh. Was glaubt ihr, warum das immer noch … oder ist das verrucht? Oder wie nennt man das? Irgendwas scheint da ja so ein bisschen drüber zu schweben, das die Leute doch davon abhält, so eine Hemmschwelle. Vielleicht auch gerade die Mädels. Was glaubt ihr, woran das liegt?
Danielle: Es ging mir damals ja nicht anders! Als ich das erste Mal in die Szene gekommen bin, dachte ich: Bor, die bösen Menschen in Lack und Leder. Nachher fallen die da über mich her und können sich nicht benehmen, und keine Ahnung was. Also da hat man ja die wildesten Fantasien im Kopf bis man feststellt: Ach Mensch, das sind ja eigentlich ganz normale Menschen. Aber diese Fantasien, die hatte ich tatsächlich auch immer im Kopf. Wo die im Endeffekt herkommen? Ich habe noch nie was erlebt, was wirklich blöd war auf den Stammtischen, muss ich ehrlich sagen. Und ich bin da auch immer gut aufgenommen worden, es gab immer nette Gespräche, und es wurde immer respektiert, wenn ich gesagt habe: Mensch nee, das wird mir hier jetzt zu nah, das möchte ich nicht.
Nika: Hast du den Weg dahin über Matthias gefunden, oder habt ihr euch da irgendwie in dem Kontext kennengelernt?
Danielle: Ich war ja schon lange in der Szene drin, aber ich hatte mit Stammtischen eigentlich nie groß was zu tun. Das ist jetzt tatsächlich durch Matthias mehr geworden, dass ich ihn zu den Stammtischen begleite und auch ein bisschen mit organisiere manchmal im Hintergrund. Aber wir haben uns ja selber auf einem Bondage-Stammtisch kennengelernt, da war Jahresabschlussfesseln, wie es so schön heißt. Da war ich in einem Forum mit jemand anderem verabredet, weil ich einfach mal kennenlernen wollte, wie denn so ein Stammtisch ist. Und vielleicht wollten wir mal tüddeln. Der gute Mensch ist leider nicht erschienen.
Ich war ziemlich sauer, saß da rum und dachte: Ach Mensch, was soll ich denn hier? Ich kenne hier keinen und wollte auch schon gehen. Da kam der Stammtischleiter und sagte: Ach Mensch, bleib doch noch mal ein bisschen hier. Was gönnst du dem Depp jetzt das Vergnügen. Lass dir doch den Abend nicht versauen. Bleib mal hier, es sind alles nette Menschen, die beißen nicht. Ich dachte: Na gut, bleibst du mal hier. Dann saß ich da so rum und gucke so in die Runde, und auf einmal klopfte mir jemand auf die Schulter. Mensch, ich habe gehört, du bist versetzt worden? Dann komm ich mal zu dir.
Nika: Ach wie nett, das war dann Matthias. Die wunderbare Welt des Datings. Okay. Also ich persönlich habe jetzt überhaupt keinerlei Berührung damit gehabt. Ich habe zwar auch mal in so einem SM-Club gekellnert und habe da auch so Leute kennengelernt, die dann auch im Rahmen eines Stammtisches da waren. Aber so richtig habe ich da nie was von mitbekommen. Aber das klingt ja wirklich so, als wäre der Eintritt, also der erste Weg dahin, der erste Schritt ja gar nicht so schwer wie gedacht. Ich glaube, das ist wahrscheinlich wieder so ein Kopf-Ding.
Matthias: Das ist definitiv eine Kopfsache. Wie gesagt, Stammtisch ist Stammtisch. Das Thema ist anders. Aber es ist nicht anders, als dass man jetzt zum Modellbau-Stammtisch geht. Man spricht halt über andere Sachen. Die Leute sind halt sehr offen in der Szene. Das liebe ich halt total, dass man mit jedem über alles sprechen kann. Wenn man das Bedürfnis hat, jemandem erzählen zu wollen, was man letzte Nacht erlebt hat mit seiner Frau oder Freundin, oder mit drei anderen oder so, dann kann man das machen. Die Leute hören interessiert zu und stellen auch Fragen. Keiner läuft rot an und versinkt im Boden. Das finde ich total super. Das macht so viel Spaß.
Nika: Ja, jeder, mit dem man sich so darüber unterhält, da sind wir alle einer Meinung, dass die da alle einfach entspannt und locker drauf sind. Ich glaube, viele wussten auch gar nicht, dass es so „Abstufungen“ gibt. Ich würde mal behaupten, dass der eine oder andere jetzt gedacht hat, Stammtisch = die spielen da auch. Oder da geht es voll hart zur Sache, oder so, dass es da wirklich auch nur zum Reden oder Bierchen trinken oder Quatschen oder wie auch immer kommt, das wussten auch gar nicht viele. Von daher konnten wir die Leute da hoffentlich auch da schon ein bisschen abholen. Am Ende ist es ja wirklich so, und das glaube ich euch auch, dass das so ist, dass man da einfach hinkommen und sagen kann: Hier bin ich. Was geht?
Matthias: Genau. Es gibt immer so ein paar speziellere Sachen, wo halt teilweise auch notwendig ist, dass man sich da anmeldet. Aber die Standardsachen, da kann man einfach so hinkommen. Ich habe auch mal eine kleine Liste aufgeschrieben, ich weiß nicht, soll ich da mal vorlesen, was es überhaupt so für verschiedene Themen gibt am Stammtisch?
Nika: Ja natürlich. Gerne, hau raus.
Matthias: Ich habe die mal nach Alphabet sortiert, damit sich jetzt keiner beschwert. Warum steht der oben und ich stehe unten? Es gibt z. B. Bastler-Stammtische, Bondage-Stammtische, DS (dominant/submissiv), Elektro-Sex – also für Tense-Geräte (Elektroschocker, und solche Geschichten), Fem-Dom-Stammtische, Fußfetisch-Stammtisch, Lesbisch-, Gay-, Bisexuell-, Trans-, Nadel-, Peitschen-, Petplay-, Poly- oder Polyamor-Stammtisch, Rubber-Stammtisch oder Gummi-Latex-Stammtisch, Rubens-Stammtisch – also für gut gebaute Menschen, Sex-positiv – also allgemein diese Sex-positive Stimmung, Single-Stammtische, was ich vorhin schon sagte: SMJG-, Spanking-Stammtisch, Sub-Stammtische, Switcher-Stammtische, und wahrscheinlich habe ich noch etliche vergessen. Je größer die Stadt, desto größer die Auswahl der Stammtische. In Hamburg, Berlin und München ist wahrscheinlich das Größte an Auswahl, was man kriegen kann, und im Ruhrgebiet.
Nika: Siehst du, da kannst du mal wieder sehen, es gibt ja eigentlich für alles irgendwas. Hast du ganz am Anfang Bastler gesagt?
Matthias: Bastler-Stammtisch – ja, es gibt auch Leute, die treffen sich und zeigen ihre selbst gebastelten Peitschen oder ihre Hoden-Quetschen, oder was auch immer.
Nika: Okay, ja cool. Ach Mensch. Corona muss vorbeigehen. Ich muss mich mal wieder auf den Weg nach Hamburg machen. Habt ihr noch, ich sag mal, Tipps. Also gerade Danielle – ich kann’s nicht oft genug sagen – aber ich glaube, Frauen haben da echt eine größere Hemmschwelle als die Männer. Hast du speziell Tipps für Mädels, wo du sagst: Kann ich nur empfehlen, mach das einfach mal. Oder was würdest du den Mädels ganz gerne mitgeben?
Danielle: Also wie gesagt, wenn man nicht eine Freundin hat, die da vielleicht mitkommen möchte, weil zu zweit ist es ja doch immer ein ganz anderes Feeling, kann ich wirklich nur empfehlen zu gucken. Meistens steht ja ein Stammtischleiter drin, den man kontaktieren kann via Mail, dass man den anschreibt und sagt: Mensch, ich war noch nicht in der Szene, ich bin alleine, ich habe da Bedenken. Wie sieht das aus? Meinst du, der Stammtisch von dir ist Anfänger-geeignet?
Können wir uns da vielleicht ein paar Minuten vorher treffen, oder kannst du mich an die Hand nehmen? Das ist alles gar kein Problem. Ansonsten, wie gesagt, kann man nochmal gucken. Meistens ist auch in den Foren eine Teilnehmerliste dabei, ob man vielleicht, wenn man einen männlichen Leiter hat und sich da vielleicht nicht traut, guckt, ein nettes Mädchen findet, was sich da angemeldet hat und die mal anschreibt. Ja, und ansonsten kann ich nur empfehlen, sich daran zu wenden und zu gucken, dass man da an die Hand genommen wird.
Nika: Wie ist das auf der anderen Seite für Männer? Ich meine, natürlich gibt es ja wahrscheinlich auch viele Männer, die sich aufgrund von irgendwelchen Dingen, die man mal gelesen oder gehört hat, sich nicht trauen. Wie ist das da für die Männer? Was würdet ihr denen mit auf den Weg geben? Vielleicht Matthias!
Matthias: Tja, eigentlich genau das Gleiche. Also ich habe auch ganz oft, dass ich irgendwo im Forum unterwegs bin und auf irgendwelche Themen stoße, wo irgendwelche Leute sagen: Mensch, das Thema würde mich ja interessieren! Die schreibe ich persönlich an und sag: Mensch, dann komm doch einfach mal vorbei. Ich habe gesehen, du bist aus Hamburg. Heute Abend treffen wir uns auf einen Stammtisch. Komm vorbei, das können wir in der Runde besprechen.
Dann diskutiert man da so ein bisschen rum: Ja, nee, weiß nicht, mag nicht … trau mich nicht. Da lasse ich aber auch nicht locker. Ich habe schon so drei, vier, fünf Leute so rangekriegt auf die Art und Weise, dass die dann auch mit dazu gekommen sind und die dann nachher auch gesagt haben: Oh, was für ein cooler Abend. So ein, zwei Leute von denen, die sind auch immer wieder regelmäßig dabei. Das ist schon ganz witzig.
Nika: Wie ist das für Pärchen? Also wenn ich mir so vorstelle, als Pärchen, man sitzt abends zuhause, und man weiß eigentlich: Bor, ich würde ganz gerne dem Partner das jetzt mal vorschlagen, aber ich weiß nicht. Was können Pärchen tun?
Matthias: Tja, also, wenn da einer einzeln ist, der da schon sich informiert hat, und der andere weiß da noch gar nichts von, gute Frage. Erstmal hinsetzen und kommunizieren, würde ich sagen, und sagen: Ich habe da was gefunden, wir können ihn ja auch mal zusammen anschreiben. Oder irgendwie sowas vielleicht. Oder halt einfach vorbeikommen. Es kommen auch viele als Paar vorbei. Es gibt diverse, die da immer wieder zu sehen sind bei uns auf den Stammtischen. Teilweise bei uns kennengelernt, teilweise als Paar schon zu uns gekommen und seit Jahren als Paar dabei.
Nika: Ich glaube, die Eingangsbarriere ist nicht so hoch wie man denkt.
Danielle: Tatsächlich nicht. Wir haben ja auch alterstechnisch irgendwie alles dabei. Also die Jüngsten sind gerade 18 geworden, und die Ältesten – keine Ahnung – 65, 70? Irgendwie so. Da ist einfach jeder willkommen, so wie er ist und was er mitbringt.
Nika: Total schön.
Matthias: Bei den bisschen größeren Stammtische, da sind eigentlich auch immer Leute bei, also aus dem Transbereich oder so. Das ist ja gerade so ein Thema. Wenn man da unterwegs ist, da kenne ich auch einige, dass die das echt schwierig haben, wenn die so alleine zuhause sitzen und nur ein bisschen bei Facebook unterwegs sind oder so, und möchten andere Leute kennenlernen. Die findet man auch immer wieder in der Szene. Da gibt es auch bei unserem Stammtisch so zwei, drei, die da auch immer wieder unterwegs sind, wo man sich da auch Informationen holen kann, wo man sich mit denen austauschen kann. Das weiß ich aus direkter Erfahrung mit einer Schwester von meiner Ex-Freundin, wie schwierig solche Personen das haben, überhaupt Anschluss zu finden. Und auch für die ist das halt super geeignet, sag ich mal.
Nika: Okay. Also mega. Natürlich ist das immer subjektiv zu betrachten, aber eigentlich ist es einfach. Ich glaube, das ist einfach nur dieses: Wie komme ich da überhaupt generell mal dran? Aber jetzt haben wir ja jemanden. Also, liebe Leute, meldet euch alle bei den beiden. Nee, ihr vermittelt das ja auch schon so schön neutral. Man nimmt euch das ja ab, dass ihr jetzt nicht – böse gesagt – irgendwelche Freaks seid, die irgendwie nur Leute da rekrutieren wollen, um da Gott weiß was für Play Sessions zu machen oder sowas. Das ist ja wirklich – ihr wollt den Leuten eine Plattform bieten, ne?
Matthias: Genau, das macht auch total viel Spaß, diese Runde, die da entsteht, immer mit diesen ganzen Leuten, die sich einen Ast freuen, nur weil sie sich wieder treffen und so. Das ist einfach total schön. Im Moment gibt es ja die ganzen Möglichkeiten Stammtische zu besuchen nicht. Da haben wir jetzt gesagt: Okay, bevor man sich gar nicht trifft, trifft man sich zum Essen. Jetzt sind wir in Norderstedt im Restaurant, wo wir uns jetzt regelmäßig treffen. Innerhalb von 24 Stunden sind da die 50 Plätze besetzt, und dann geht halt nicht mehr.
50 ist halt Grenze, und dann ist vorbei. Dann kommen die Leute, die fallen sich da – bedingt – in die Arme – mit Sicherheitsabstand in die Arme. Nee, die freuen sich schon halt alle total, dass man sich überhaupt wiedertreffen kann und dass man sich mal miteinander unterhalten kann. Das ist schon total schön. Auf jeden Fall. Für uns ist da auf jeden Fall richtig so ein Freundes- und Bekanntenkreis entstanden mit ganz vielen herzlichen Menschen.
Nika: Ja, ich glaube, dieser Safe Space – ich habe den vorhin schon mal erwähnt – aber ich glaube, das darf man auch nicht unterschätzen, dass gerade, wo du sagst Transen und so, dass die sich auch wirklich einfach mal da so fühlen und bewegen dürfen, wie sie das gerne möchten. Ich meine, es ist traurig, dass sie es so nicht können, aber ich glaube, das darf man auch nicht unterschätzen, wenn man so unter Gleichgesinnten ist, dass man sich da auch einfach mal ein bisschen lösen und fallen lassen kann.
Matthias: Genau.
Danielle: Absolut. Das ist immer wieder schön zu beobachten, der Vergleich: Wie kommen sie so bei den ersten Malen an? Dann werden so Schminktipps und Stylingtipps und keine Ahnung was untereinander ausgetauscht. Man sieht dann so richtig eine Entwicklung bei den Menschen. Das ist irre.
Nika: Ja, sehr schön. Ich habe eigentlich meine Fragen jetzt – ich guck nochmal eben durch. Nee, ich habe eigentlich alle Fragen fertig. Du hast ja so viele Notizen gemacht, Matthias. Habe ich irgendwas vergessen?
Matthias: Ja, ich kann ja nochmal so kurz auflisten. Ich habe einmal nochmal so Orte aufgeschrieben, wo so Stammtische überhaupt stattfinden können.
Nika: Jaaa, genau, gerne.
Matthias: Wir haben halt einmal Bars oder Restaurants oder Cafés oder sowas in der Richtung, standardmäßig alle sind normal gekleidet und alles ist normal. Denn natürlich in Clubs. Dann kann da auch ggf. gespielt werden oder man hat Dress Code oder irgendwie sowas. Manchmal trifft man sich einfach in Parks. Denn gibt das mitunter, das ist nicht so oft zu finden, aber einige Geschäfte bieten sowas auch an. Ich weiß, in Essen ist, glaube ich, ein Korsett-Stammtisch. Der findet direkt in einem Laden statt, wo die Korsetts auch hergestellt werden.
Würde ich mir auch gerne mal angucken, hat bis jetzt noch nicht geklappt. Aber das hört sich sehr gut an. Dann gibt es halt die Stammtische, die bei Privat stattfinden. Ist auch nicht so oft, aber ja, wir machen z. B. hier mitunter bei uns im Garten so Gartenpartys, natürlich nur für Leute, die wir jetzt schon persönlich gut kennen. Die dürfen dann dabei sein. Gerade im Bondage-Bereich gibt es sowas oft bei Privat, dass einige Leute sagen: Ich habe ein großes Wohnzimmer, da können wir sowas machen.
Das wären so die Locations, wo sowas stattfinden kann. Denn haben wir noch die verschiedenen Arten von Stammtischen. Die können bei fünf bis zehn Personen anfangen und können bis zwei-, dreihundert Personen stark werden, so eine Stammtischtruppe. Habe ich alles schon erlebt. Dann gibt es die verschiedenen Sachen, mit Zivil-Klamotten, oder mit Fetisch-Klamotten. Es gibt welche mit und ohne Play, es gibt welche mit und ohne Thema, sprich, einige sagen: Heute sprechen wir nur über Thema Fem-Dom-Beziehung oder Thema DS, oder irgendwie sowas. Das wird vorher bekannt gegeben, und genau über das Thema wird gesprochen. Oder man hat kein Thema und trifft sich und spricht über alles, wo man Bock drauf hat. Denn gibt’s noch Workshops, reine Workshops, wo mich sich z. B. auch zum Thema Bondage im 2-Wochen-Abstand trifft, und, wie bei der Führerscheinprüfung, jedes Mal einen Teil mehr lernt.
Oder es gibt halt welche, wo dann ein Workshopteil mit integriert ist. Bieten wir auch teilweise mit an, dass wir sagen: So, jetzt haben wir einen größeren Stammtisch, da kommen 90, 100 Leute. Für 20 bieten wir jetzt noch einen kleinen Mini-Workshop zum Thema Elektro-Sex an, oder zum Thema Peitschen, oder was auch immer. Da haben wir schon verschiedene Sachen gemacht. Nadeln gibt’s dann auch mitunter, unter dann gibt es Stammtische, wo gegessen wird in gemeinschaftlicher Runde, oder wo nur getrunken wird. Teilweise gibt es welche mit Tanzmöglichkeiten – gab es, genau!
Nika: Jetzt kam gerade so eine Frage hoch. Ich habe mal so einen Studiengang mitgemacht zum Thema „Sexuelle Störungen“. Da war das auch so, dass man sich getroffen hat in so einem – am Ende war es ein Schulungsraum, wo man dann auch wirklich nur untereinander war im Stuhlkreis. Klar wurde uns dann beigebracht, welche Störungen es gibt, und so. Dann hat man dann aber nachher auch selber mal so darüber gesprochen, was man selber irgendwie als sexuelle Störung sieht.
Auf jeden Fall so oder so war das in so einem geschlossenen Rahmen. Wenn du sagst, das ist jetzt in irgendwelchen Clubs oder Bars oder Kneipen, das ist ja schon dann ein bisschen schwieriger, a) sich zu unterhalten und b) dann aber auch intim zu unterhalten über irgendwelche Dinge, die man da vielleicht auch mal ein bisschen im kleineren Rahmen besprechen würde. So Bondage-Kurse, finden die dann auch in so Schulungsräumen statt, oder wirklich bei jemandem zuhause? Oder wie kann man sich das vorstellen? Du kannst ja jetzt keine 90 Leute in deine Wohnung holen.
Danielle: Das ist ganz unterschiedlich. Also es gibt diese SM-Fetisch-Locations, wo man halt große Stammtische hat, wo es dann verschiedene Plätze gibt, wo die Leute dann halt fesseln können. Dann gibt es, wie gesagt, Privatpersonen, die das Ganze organisieren, tatsächlich auch in der Wohnung. Da sind dann vielleicht zwischen 5 und 10 Pärchen tatsächlich. Oder Leute, die Räume anmieten, wo das Ganze möglich ist, wo dann auch irgendwie so 10, 20 Pärchen sind. Genau. Das ist ja auch von der Größe und der Anzahl der Hängepunkte später dann auch abhängig, wie viele Leute man da unterkriegt.
Nika: Man hat theoretisch auch die Möglichkeit, das alles in einem geschlossenen Rahmen zu machen?
Matthias: Genau. Zum Beispiel die Stammtische. Es gibt in Hamburg einen SM-Stammtisch, der findet im hinteren Raum vom Restaurant statt. Da kommt man rein und sagt: Ich will zum Stammtisch. Und die am Tresen wissen dann schon: Okay, dann geh mal gleich durch, hinten rechts. Da sitzen die dann halt, da sind dann halt zwei, drei Tische. Da kommt dann auch kein anderer hin, sprich, da kann man sich über alles unterhalten. Wenn da so Stammtische sind, also man sitzt nicht normal am Tresen oder so. Man hat normalerweise schon irgendwo einen separaten Bereich, oder zumindest irgendwo eine Ecke, wo das nicht direkt auftritt, was man da spricht, dass das alle mithören.
Nika: Sehr, sehr schön. Hast du noch was auf deinem Zettel, oder haben wir alles?
Matthias: Ich habe sonst noch aufgeschrieben, wo man sonst noch die Szene treffen könnte. Da wären einmal Erotik-Messen. Da ist, ich glaube, im Herbst in Hamburg wieder eine, die auch trotzt Corona wohl stattfinden soll. Dann gibt’s das Wave Gothic Treffen in Leipzig. Da ist auch immer viel Szene vertreten. Das M’era Luna Festival in Hildesheim. Das ist ein Musikfestival. Aber da ist auch viel Gothic-, Fetisch-, SM-Szene. Oder halt einschlägige Geschäfte, so in Hamburg auf der Reeperbahn. Da gibt es auch so verschiedene Läden, wo dann auch teilweise irgendwelche Veranstaltungen oder Stammtische oder Workshops stattfinden. Dann würde ich so unter dem Strich sagen: Jetzt gibt das keine Ausreden mehr.
Nika: Genau!
Matthias: Und wer Fragen über Stammtische hat, der soll sich an uns wenden.
Danielle: Genau, immer mitten rein ins Vergnügen.
Nika: Ja, manchmal muss man einfach mal sich da reinwerfen. Ich meine, wir haben die ja jetzt auch schon gut abgeholt. Ich werde es auf jeden Fall machen. Also wenn das dann mal irgendwie wieder nicht so nervig ist wie jetzt momentan, dann komme ich auf jeden Fall mal nach Hamburg, und dann müsst ihr mir mal so ein bisschen zeigen, was ihr da Schönes aufgebaut habt. Nee, also wirklich, ihr seid super sympathische Leute. Es macht Spaß, euch zuzuhören. Ich glaube, ihr seid da echt gut unterwegs in diese Richtung, dass ihr wirklich auch den Leuten zeigen könnt: Ja, Leute, wir sind alle nur Menschen. Egal, mit was du da ankommst, das ist für uns völlig okay. Also schon schön, muss ich euch mal sagen.
Danielle: Dankeschön.
Matthias: Danke. Und das geben wir auch zurück. Du bist auch immer schön anzuhören.
Nika: Danke euch, das ist lieb. Jetzt im Anschluss gibst du mir einfach deine Kontaktdaten. Ich verlinke die dann unten in den Show Notes. Ja, und dann können die Leute sich einfach bei euch melden, und den Rest überlasse ich dann euch. Und ich würde mich echt freuen, wenn wir da ein bisschen was erreicht haben. Ich danke euch für eure Zeit und wünsche euch alles Gute. Passt auf euch auf und wir bleiben auf jeden Fall im Kontakt.
Matthias: So machen wir das. Alles klar, schönen Abend noch, tschüß.
Nika: Tschau.
Danielle: Tschüß.
Ein paar Schlagwörter
Warum macht sie das?
- aktuell: BDSM greifbarer machen
- Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen
Wie macht sie das?
- Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
- Motivation und Inspiration durch Menschen, Momente und nimmersatte Neugierde
Womit macht sie das?
- Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
- Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
- Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene