#30 Grenzerfahrung Spielzeug zerstören

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Mindestens eine Grenzerfahrung gehört als Domina wohl dazu. Aber wie so etwas aussehen und welche Ausmaße es haben kann, war mir definitiv nicht bewusst.

Ich wiederhole mich, ich weiß. Aber ich kann nicht oft genug sagen, wie oft ich mich vor, bzw. spätestens nach der Session frage, was da wohl im Kopf des Gastes vorgeht. Als ich das erste Mal im Domina Studio war, wurde mir schon gesagt, dass der ein oder andere Wunsch der Gäste eine Grenzerfahrung für mich sein wird. Heute war es soweit.

Oft verstehe ich es, sobald er mir seine Motivation erklärt und oft kann ich es sogar ein Stück nachvollziehen, aber selten komme ich an meine Grenze des Wohlfühlseins dabei. In solchen Fällen frage ich mich dann zu viele Dinge und kann nicht mehr genau feststellen, ob meine eigene Psyche da heile rauskommt, wenn ich die Session durchziehe. Neben der Tatsache, dass man ja auch immer authentisch wirken möchte, möchte man sich ja selber auch wohlfühlen. Und beides geht nur, wenn sein inneres Team sein Go gibt und im besten Fall sogar sagt „coole Sache, aus der du wieder was lernst“.

Mit einem gewissen Abstand konnte ich das bisher zweimal testen, als ich bei einer Dame zusehen durfte, die zwei Männern in separaten Sessions einen Katheder gesetzt hat. Jetzt könnten die einen oder anderen Fragen aufkommen – daher erzähle ich es kurz, damit man sich zumindest die Frage beantworten kann, warum ein Mann in ein Dominastudio kommt, um sich einen Katheder setzen zu lassen. Es gibt ja nichts was es nicht gibt und dass es Menschen gibt, die ihre Vorlieben durch persönliche Erfahrungen erkannt haben, ist logisch, nachvollziehbar und faszinierend zugleich. Über Katheter-Liebhaber habe ich bereits eine eigene Folge gedreht. Bei ihm ging es eher um die Breite des Schlauches und er war sehr geübt in dieser Thematik. Erkannt hat er es auch schon recht früh durch ausprobieren verschiedener Dinge. Leere Tübchen von seiner Mama waren für ihn da sehr hilfreich.

Grenzerfahrung für die einen, das Größte für die anderen

Der andere Gast erzählte mir nach der Session, dass er sich einmal als Jugendlicher einen von diesen gefürchteten Harnröhrenfischen eingefangen hat und deshalb unzählige Male zum Urologen musste, da sich der Fisch nicht von seiner Angel lösen wollte. Nach anfänglichem Unwohlsein, sagte er mir, fühlte es sich mit jedem Eingriff mehr und mehr „gar nicht mehr so schlimm“ an. Am Ende – nach 5 Eingriffen in seine Harnröhre musste er sich dann aber eher darauf konzentrieren keine Erregung dabei zu bekommen und der Fisch war schon fast akzeptiert. Da er sich dann aber aus gesundheitlichen Gründen nicht immer in ein bestimmtes Gewässer begeben wollte, musste er sich eine offizielle Alternative suchen und fand sie in einem Katheder. Beeindruckend.

Jetzt stand mir aber eine Session bevor, bei der ich wusste, dass die Gründe nicht unterschwellig durch Wünsche oder Neugierde entstanden sind, sondern aus tiefster seelischer Verletzung in der Kindheit. Geahnt hatte ich diese Befürchtung schon, als der Gast mich anrief und mir sagte, dass ich sein Spielzeug zerstören solle. Im ersten Moment dachte ich, es sei ein Scherz, oder zumindest, dass es nur um eine symbolische Handlung aus welchen Gründen auch immer geht. Er sagte mir, dass er gerne Modelle baue und verkaufte es mir so, als würde er darauf stehen, dass er es genießt, wenn eine dominante Frau diese Modelle mit ihren schönen Schuhen zerstöre, damit er sie wieder zusammensetzen müsse.

Grenzerfahrung

Alarm: Grenzerfahrung

Während es sie wieder zusammenbaue, würde er die Session verarbeiten.

An sich klingt es zwar etwas verrückt, aber doch auch logisch. Es gibt viele Gäste, die die Session im Nachgang auf ihre Weise Revue passieren lassen und verarbeiten. So geht mein Gast, auf dem ich 90 Minuten tanze, danach immer heiß baden und fühlt einfach nur in sich hinein, während er meinen Natursekt aus einem Tupperbecher trinkt.

So glaubte ich es ihm und konnte nicht ahnen, dass es in dieser Session um mehr gehen würde, als um Spielzeuge zerstören. Das unwohle Gefühl begann in mir bereits, als ich über den einfachen Fakt nachdachte Spielzeug zu zertreten. Das fand meine Seele schon nicht gut, denn ich verbinde es mit meiner eigenen Kindheit und gehe sogar soweit, dass es Kinder gibt, die keins haben, während ich es mutwillig kaputt machen soll.

Da war ich schon im ersten Konflikt mit meiner Moral und meine Grenzerfahrung begann zu starten. Auf der anderen Seite dachte ich mir, dass er es ja wieder flicke würde und redete mir ein, dass es aus diesem Grund ok sei.

An diesem Tag war eine Kollegin auch im Studio, die mich kurz zur Seite nahm, als sie das Gespräch mitbekam. Abgesehen davon, dass sie (auch) erst dachte, es sei ein Spinner, wollte sie mit einer ihrer Geschichten sichergehen, dass ich nicht allein sei, wenn er wirklich kommen würde. Sie hatte einmal einen Gast, dessen Plüschtier sie zerstören und verbrennen und beerdigen sollte, da er es von seiner Tante geschenkt bekommen hat, als er ein Kind war. Diese Tante hat ihn aber leider lange Zeit missbraucht und mit diesem Ritual wollte er seine jahrelange Therapie beenden. Ich war sprachlos und in mir schoss ein nicht beschreibbares unwohles Gefühl hoch, dass mir eine ähnliche Geschichte bevorstand. Aber jetzt war es zu spät und der Gast war auf dem Weg zu mir.

Es klingelte an der Tür. Die Hausdame ging los, kam nach einer kurzen Weile wieder und fragte mich, warum er so eine große Kiste dabeihätte. Sie hatte das Gespräch nicht mitbekommen, aber in diesem Moment wusste ich, dass ich in der nächsten Stunde ganz stark auf meine innere Stimme hören sollte. Ich ging hoch zu ihm. Mich erwartete ein schüchtern wirkender, recht kleiner Mann im karierten Hemd, der auf einem Stuhl saß und die Kiste umklammerte. Er stand auf, begrüßte mich und sagte, dass er sich auf die Session freuen würde.

Dieser Satz lockerte mich etwas auf.

Doch keine Grenzerfahrung?

Ab diesem Zeitpunkt und für die nächsten 10 Minuten, in denen wir das Vorgespräch führten, erzählte er mir von seinen Wünschen der Umsetzung. Dabei wurde er immer entspannter und redseliger und ich bekam den Eindruck, dass ich mich wohl doch getäuscht hatte und es wirklich nur um seine Fantasie ging. Wenn da nicht die Bitte gewesen wäre ihn dabei zu demütigen. Während ich seine Panzer und Autos zerstöre, solle ich ihn beleidigen und ihm so sagen, dass er ein Nichtsnutz sei. Während andere arbeiten gehen, bastelt er rum und tut nichts Sinnvolles. Ich wies ich darauf hin, dass ich kein Sadist sei und aufgrund dessen keine authentischen Beleidigungen über die Lippen bekomme und es auch nicht so in der Form tun werde. Aber wir starteten dennoch.

Zuerst sollte ein gewisser Panzer dran glauben. Er zeigte ihn mir und erklärte, was es für einer sei und wofür er eingesetzt wurde. Er wusste viel darüber, was die Situation noch kurioser machte. Ich stellte mir zwischendurch vor, wie ich mich fühlen würde, wenn jemand etwas von mir zerstören würde, was ich mit Liebe und Passion zusammengebaut habe. Dieses Gefühl war getränkt mit harter Erniedrigung und großer Traurigkeit. Aber um mich sollte es ja nicht gehen.

Und dann kam der Moment, der mich völlig aus dem Konzept brachte. Während ich auf einem Trecker rumtrampelte und er dabei auf dem Boden saß und mir zusah, sagte er auf einmal völlig aus dem Kontext gerissen: „aber Mama, da habe ich doch so lange dran gebaut.“

Stille

Natürlich hätte ich die ganze Zeit über auch denken können, dass er ein absolut kranker Typ ist und eingewiesen werden sollte. Grenzerfahrung hin- oder her. In gewisser Hinsicht sicher auch richtig, bzw. dahingehend, dass er auf jeden Fall Hilfe braucht, aber da nützte mir in der Situation nichts. Binnen Sekunden musste ich entscheiden, ob ich abbreche, oder das Spiel erstmal mitspiele. Ich entschied mich für zweiteres, denn er war da gerade völlig in einem Film drin und ihn da jetzt rauszureißen, wäre für mich auch schwierig gewesen zu händeln. Psychologie Studium hin oder her. Ich fragte ihn mit dominanter und lauter Stimme, was er mir sagen wolle.

Er müsse doch wissen, dass ich es nicht dulde, dass er in dem Alter noch so sinnloses Zeug tun würde. Er solle erwachsen werden und müsse es jetzt aushalten, dass ich sein Spielzeug zerstöre. Ich wehrte mich vehement gegen den folgenden Satz, aber in der Situation hätte er passender nicht sein können: wer nicht hören will, muss fühlen, sagte ich zu ihm.

Er fing an zu weinen

Dass das eh schon sehr bedrückende Szenario noch schlimmer werden würde, hätte ich nie gedacht. Als er aber anfing zu weinen, fiel es mir immer schwerer weiter zu machen. Ich meine, was machen wir hier gerade?

Wir befinden uns in seiner von Demütigung geprägter Kindheit und ich spiele gerade die Frau, die dafür gesorgt hat, dass er solch ein Trauma davongetragen hat, dass er es jetzt noch so kompensieren muss. Aus dem realen Leben, durch das Studium und auch durch eigene Erfahrung weiß ich, dass manche Menschen so ihre Leere füllen und nach ähnlichen Situationen suchen, um sich wieder in diese Welt zurückzuversetzen, wenn man es nicht mehr im Original ausleben kann. Der Gast war kein Kind mehr, seine Mutter war tot (das erzählte er mir im Anschluss) und das war seine Art sie wiederzubeleben. Auch wenn sie ihm früher wehgetan hat.

Grenzerfahrung machen

Die Session endete – definitiv Grenzerfahrung

Durch meine Worte und Taten war er mir so hörig, dass er auf mein Kommando seinen Druck abließ und auf den Plastikscherben seiner Kindheit zusammenbrach. Stille.

Nach ein paar Sekunden kam er wieder zu sich, schaute mich an, grinste und dankte mir, dass ich seinen kleinen Ausbruch mitgemacht habe. Er entschuldigte sich, dass er so weit gegangen sei. Eigentlich würde es ihm reichen dabei zuzusehen und sich dabei zu befriedigen, aber irgendwas habe ihn dazu gebracht das ganze Szenario von früher aufleben lassen zu wollen. Das habe ihn so stimuliert, dass er seine Lust steigern musste.

Stille

Was hat er das eben gesagt? Mein Inneres schrie mich nur noch an: DAS ist eie Grenzerfahrung!!

Dass ich manche Antworten auf Praxisbeispiele im Studium in dieser Form bekomme, hätte ich im Leben nicht gedacht.

Doch das war eine: Luststeigerung durch Trauma und Liebesentzug.

Dieser Gast verkörperte so viel:. Schwaches Wesen, das seine Vergangenheit und sein gestörtes Verhältnis zur Mutter noch nicht verarbeitet hat. Erwachsener Mann, der seinen Weg gefunden hat, damit umzugehen. Und Hobbyist, der aus den kühnsten Gründen sein Hobby seit Jahren weiterführt und mit allen anderen Teilen von sich zusammenbastelt – wie seine Spielzeugmodelle.

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Warum macht sie das?

  • aktuell: BDSM greifbarer machen
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Womit macht sie das?

  • Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
  • Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
  • Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene