Ungesunde Dominanz – warum der Blick nach Innen das Spiel auf so viele Weisen authentischer gestalten kann.
Hallo ihr Lieben, da bin ich wieder und heute möchte ich mit euch meine Gedanken zu einem Thema teilen, welches mir in letzter Zeit immer wieder begegnete. In den Gesprächen mit meinen Coachees dreht sich vieles um das Zusammenspiel von Dominanz und Submission. Dieses Spiel kann so wunderbar sein, wenn es sich denn auf Augenhöhe ereignet. Vertrauen, Respekt und Einvernehmen bilden hierzu eine gesunde Basis.
Doch viele Menschen kommen auf mich zu und erzählen mir von ihren Problemen, dass ihnen genau diese Basis fehlt. Sei es durch den fehlenden Partner, die fehlende Partnerin oder Fehleinschätzungen innerhalb einer zwischenmenschlichen Beziehung. Sie werden von dem Gefühl begleitet, dass das Gegenüber doch Themen mit sich habe und das zwischen ihnen und dem Spiel stehe – bewusst oder unbewusst. Ich möchte euch dies gern anhand eines Beispiels näher bringen.
Höhen und Tiefen
Seit langer Zeit darf ich mit einer ganz wundervollen Dame zusammenarbeiten. Ich bin dankbar sie auf ihrem Werdegang begleiten zu dürfen und mit ihr durch Hochs und Tiefs zu gehen. So auch zuletzt in einem unserer Coachings. Dieses begann mit unglaublich viel positiver Energie. Ich merkte regelrecht wie sie strahlte. Doch die Stimmung kippte im Verlauf des Gesprächs und am Ende flossen Tränen. Was war passiert? Es stellte sich heraus, dass sie derzeit in ihrer ungesunden Dominanz lebt.
Vergangenheitsbewältigung
Die sich im Gespräch negative Stimmung darf nun gern als Einladung angesehen werden, sich mit sich selbst und dem Auslöser der Negativität auseinanderzusetzen. Seht es als Geschenk des Lebens an, einmal Rast zu machen und sich umzuschauen. Die Sichtweise zu wechseln kann so viel Gutes bewirken. Denn nichts passiert ohne Grund und die Natur möchte uns nichts Böses – davon bin ich überzeugt. In dieser Phase der Erkenntnis dürfen dann auch gern Tränen fließen. Das kann auch dazu dienen den angestauten Druck abzulassen.
Zurück zu meinem Coachee: Sie hatte erst kürzlich eine Trennung hinter sich gebracht und sich dazu entschieden eine Spielbeziehung mit einem Mann einzugehen, der eine ungesunde Form der Submission auslebt. Diese gegensätzlichen Energien ziehen sich jedoch nicht an und bilden eine Art von Symbiose. Nein, es entsteht vielmehr ein Spannungsfeld.
Unbemerkter Kontrollverlust
Sie sprach im Verlauf einen entscheidenen Satz aus. „Dieser Mann gibt mir Wertschätzung.“ Im Kontext ihrer aktuellen Lebenslage sollte zumindest Vorsicht geboten sein. Denn dieser Satz deutet auf einen sehr ungesunden Umgang hin. Auf der einen Seite muss sie eine Trennung verarbeiten und es fehlt ihr an Aufmerksamkeit. Sie hat die Kontrolle über die Dinge, die sie mit ihrer bisher entdeckten weiblichen Dominanz gewonnen hat, komplett verloren. Und das hat sie nicht mitbekommen.
Kurz zuvor hat bereits eine räumliche Trennung stattgefunden. Diese hat für sie jedoch nicht das Ende bedeutet – für ihn offensichtlich schon. Sie wollte auch das noch irgendwie unter Kontrolle halten und konnte einfach nicht loslassen.
Loslassen
Ein riesen Thema für sie, wie sich später noch zeigte. Denn in einem der vorigen Coachings haben wir uns darauf geeinigt die Spielpartnerschaft vielleicht doch besser zu beenden. Auch hier zeichnete sich bereits eine ungesunde Beziehung ab, die für keine der Parteien Vorteile bietet.
Als Mensch sind wir gut darin, Dinge aufzuschieben. Wir reden uns die Dinge oftmals schön und sagen uns „wenn ich das jetzt irgendwie anders mache, dass wird das schon.“ Das kennt jeder von uns. Wir sind schlecht darin loszulassen und der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Punkt.
Sie hat ihn also auch nicht losgelassen und es kam nochmals zu einem Treffen. Als sie ihn ein paar Tage danach nach der gemeinsamen Session fragte, wie diese denn für ihn gelaufen sei antwortete er „das war cool irgendwie, aber meiner Frau gegenüber war das total doof. Ich verhalte mich meiner Frau gegenüber doof.“ Wow! Welch eine Erkenntnis!
Das mit seiner Frau war übrigens eine Überraschung – das sei an dieser Stelle nur kurz angemerkt!
Spätestens dann sollten jedenfalls alle Alarmglocken schrillen. Eigentlich sollte es gar nicht dazu kommen. Doch als sie es aussprach wurde es ihr bewusst. „Oh mein Gott. Was mache ich da?“
Wertschätzung
Es ist falsch die Wertschätzung von jemanden zu bekommen und diese anzunehmen, der es selbst nicht wert ist. Wertschätzung von anderen zu bekommen ist generell schwierig. Man sollte diese eher als Bestätigung des eigenen Wertes sehen.
Kümmert euch demnach zunächst um euch selbst und werdet euch eures eigenen Wertes bewusst, bevor ihr euch externen Faktoren öffnet und euch insbesondere von diesen abhängig macht. Gerade im BDSM gibt es wunderbare Möglichkeiten sich seiner selbst bewusst zu werden. Das nur als keiner Tipp am Rande.
Kontrolle
Sie wollte stets die Kontrolle behalten, indem sie auf der einen Seite ihre Beziehung zu ihrem Lebensabschnittsgefährten nicht loslassen wollte und auf der anderen Seite diesen Menschen, der ihr offensichtlich nicht gut tut, ebenfalls nicht loslassen und stattdessen die Wertschätzung im Außen suchen. Ganz, ganz schwierig.
Es ist wichtig immer wieder zu gucken, an welchem Punkt man im Leben steht. Ganz gleich, wie vermeintlich toll die Spielbeziehung, Partnerschaft gerade ist. Guckt man aneinander vorbei und sieht folgerichtig etwas einfach nicht, so ist man zu sehr im Außen.
In der Partnerschaft ist man oftmals der Meinung, dass jeder was mitbringen muss – 50/50. Auch das ist nicht richtig. Jeder muss 100% mitbringen, aber das ist ein anderes Thema,
Dominanz und Verantwortung
Mit der dominanten Rolle geht viel Verantwortung einher. Verantwortung für sich und seinen Partner bzw. seine Partnerin. Mein Coachee brauchte vielleicht einen Schlag ins Genick, um sich dessen wieder bewusst zu werden.
Sie hat für sich selbst festgestellt, dass es nicht darum geht etwas zu kompensieren und den devoten Part dazu zu nutzen. Vollkommen richtig! Denn das ist für beide Seiten nicht gut. Man macht sich dann nur selbst was vor. Man ist im Außen und schaut nicht nach Innen. Zudem ist es dem Partner bzw. der Partnerin respektlos gegenüber. Von Wertschätzung keine Spur. Er oder sie wird lediglich für etwas instrumentalisiert, was man gerade mit sich selbst nicht klar bekommt.
Authentizität
Wenn ihr euch entscheidet in eurer Dominanz leben zu wollen, dann kehrt die Sicht immer wieder nach Innen. Alles fängt bei euch selbst an. Davon lebt am Ende auch eure so wichtige Authentizität. Diese erhalten ihr nicht im Außen.
Wenn ich mit mir selbst nicht klarkommen würde und mir alles selber vormachen würde, dann könnte ich im Leben keine authentische Domina, kein authentischer Coach, kein authentischer Speaker – kein authentischer Mensch sein. Dies wäre nur eine Maskerade.
Gerade Dominanz hat viel mit (Selbst-) Reflexion zu tun. Die Arbeit mit sich selbst – wie auch die Submission im übrigen.
Der Blick ins Innere
Beantwortet für euch selbst einmal die Frage, was Dominanz überhaupt für euch bedeutet und ob es möglich ist, diese in gesunder Form auszuleben.
Schaut in euer Inneres und fragt euch: „Wie geht’s mir denn eigentlich? Was bringt mich dazu, dominant sein zu wollen? Was bringt mich dazu, jemanden demütigen zu wollen? Was bringt mich dazu, jemanden dominieren zu wollen? Die Augenhöhe zu verschieben und, auf eine gesunde Weise, auf jemanden runterzuschauen, jemanden zu führen, jemanden zu halten?“
Dies sind alles sehr, sehr schöne Begriffe. Aber um diese Schönheit kennenlernen zu können in der Welt des BDSM oder generell in deinem jetzigen Dasein, in diesem Lebenszyklus, dazu bedarf es viel Feingefühl. Und alles beginnt mit einem Blick ins Innere.
Feingefühl in der Dominanz
Ich hoffe, dass ich euch mit dem Beispiel eine gute Möglichkeit bieten konnte, einmal selbst die Augen zu öffnen und sich zudem zu fragen was Dominanz ausmacht.
Vertrauen. Respekt. Einverständnis. Auf diesen drei Säulen baut das gesamte Spiel auf. Diese Basis wird auf Augenhöhe geschaffen. Was dann passiert, das darf jeder für sich selbst entscheiden. Doch hierzu ist auch ein kontinuierlicher Blick ins Innere von großer Bedeutung. Wie sind die eigenen Lebensumstände und sind diese mit dem Spiel vereinbar?
Es ist vollkommen okay, wenn dies gerade nicht der Fall ist. Auch ich bin nicht 24/7 dominant und ich bin auch nicht 24/7 devot, wenn ich es Mal sein möchte. Ich kann es nur ausleben, wenn ich es auch wirklich fühle. Wenn ich im Sinne von Devotion loslassen kann oder wenn ich im Sinne von Dominanz auch Verantwortung übernehmen kann.
Und selbst wenn ihr euch für eine 24/7-DS-Beziehung entscheidet, auch da gibt es Momente, in denen die Rollen wunderbar miteinander verschwimmen. Vielleicht läuft es dann auch einmal anders herum und der dominante Part sagt „hey, ich habe gerade einen schwachen Moment“. Wunderbar.
Hinterfragt für euch den Begriff der Dominanz und achtet darauf eine gesunde Dominanz auszuleben – um authentisch, verantwortungsvoll und respektvoll zu sein und nicht etwas im Außen sucht, was ihr eigentlich ganz dringend im Inneren finden solltet.
Viel Spaß dabei.
PS. Ihr wollt gern mehr über weibliche Dominanz wissen und eure innere Energie wecken? Dann schaut euch gern meinen Beitrag hierzu an, indem ihr hier klickt.
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Warum macht sie das?
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Womit macht sie das?
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