#54 Interview mit einer wahren Sklavin Teil 1

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Heute habe ich die große Ehre ein Interview mit einer wahren Sklavin zu machen. Luisa ist wahrhaftige Sklavin, und zwar nicht im gewerblichen Sinne, sondern ganz privat. Und genau aus diesem privaten Leben wird sie uns heute erzählen.

Nika:        Hallo Luisa, schön, dass du da bist.

Luisa:       Hallo Nika, ich freu mich.

Nika:        Ich freu mich auch. Also, ich habe mich ja riesig gefreut, als du dich bei mir gemeldet hast. Als ich das meinen Freundinnen erzählt habe, dass ich ein Interview mit einer wahren Sklavin führen werde, waren die alle mega aufgeregt und hatten sofort so unfassbar viele Fragen. Wahrscheinlich kannst du dir das vorstellen, dass viele Frauen viele Fragen an dich haben. Aber bevor wir uns diesen Fragen widmen, fangen wir erstmal ganz locker flockig an und erzähl uns doch einfach mal, wer du bist und worüber wir heute reden werden.

Luisa:       Wir reden heute über das Thema Sklaverei und wie ich damit im Alltag umgehe, wie das mein Leben vielleicht prägt, was für Erfahrungen ich damit gesammelt habe und vor allem, wie ich für mich diese Neigung vereinbaren konnte, weil man am Anfang schon so seine Zweifel hat, ob das alles richtig ist und ob das vielleicht alles mit rechten Dingen zugeht, genau.

Nika:        Ja, richtig cool. Auch da schon wieder viele Fragen draus erkannt, aber zu Beginn erstmal, die Frage aller Fragen von den Mädels: Wie hast du gemerkt, dass da irgendwas in dieser Richtung in dir schlummert?

Wie alles begann

Luisa:       Das kam schon super früh. Ich habe so eine  masochistische Neigung eigentlich schon immer gehabt, seit ich denken kann. Das fing so an im Kindergarten, wenn man Räuber und Indianer spielt. Ich fand das immer viel toller, von den anderen Kindern gefangen oder gefesselt zu werden, als selber loszulaufen und die Kinder zu jagen. Damit begiann das so. Ja, das hat mich dann immer begleitet. Wenn solche Szenen in Filmen aufkamen, fand ich das immer super faszinierend, ich fand dominant auftretende Männer irgendwie immer sehr faszinierend, und irgendwann, als ich in das Alter kam, wo man merkt, okay, man hat eine Sexualität, habe ich irgendwie gemerkt, das scheint zusammen zu hängen.

Dann habe ich mit meinen damaligen Freunden immer darüber gesprochen und ein bisschen Erfahrungen gesammelt. Allerdings war für die das natürlich auch ein neues Thema, und da gab es auch sehr lustige Geschichten dazu. Aber so fing das Ganze an.

Nika:        Wahnsinn. Das heißt, wann wurdest du entjungfert sozusagen? Wann hattest du das erste Mal Sex, aber dann auch auf devote Weise?

Luisa:       Ich glaube, das war mit 15, 16.

Nika:        War das da schon so, dass du den Wunsch hattest, ihm auch direkt zu sagen: Okay, da schlummert irgendwas in dir? Oder war das erstmal „normaler“ Sex?

Luisa:       Es war Vanilla-Sex, wenn man so möchte, aber ich wollte dann immer …‘hey, pack mich doch mal am Hals‘, oder ‘Geh mal ein bisschen härter ran, das ist kein Problem, ich mag das. Du machst nichts kaputt, alles in Ordnung. Ich finde das total toll.‘ Und ich hatte das Glück, immer an total nette und liebe und coole Männer zu geraten, die das nie missbraucht haben, sondern die da immer sehr experimentierfreudig waren und das so mitgemacht haben.

Nika:        Da sagst du was. Wenn man das so erzählt, auch wenn andere devote Frauen erzählen, die sagen immer, Männer reagieren schon mal schnell etwas überfordert und sagen: Ich kann doch keine Frau schlagen oder würgen oder überhaupt mal etwas härter anfassen. Wie haben die reagiert, als du das wolltest?

Luisa:       Die fanden es immer ganz cool. Aber klar kam auch immer die Frage: Ist das so in Ordnung? Passt es? Es war dann einfach immer mit Rücksprache und ich habe immer gesagt: Nee, das ist voll cool. Alle Männer, an die ich geraten bin, haben dann da auch immer Freude dran gehabt und fanden das toll, dass die das so ausleben dürfen und dass das voll in Ordnung ist mit mir.

Nika:        Was war das für ein Gefühl, als du das erste Mal wirklich gewürgt wurdest oder mal fester zugepackt wurde? Was war da so in dir im Nachgang?

Luisa:       Ich habe gemerkt, dass Sex wohl doch nicht so langweilig ist.

Nika:        Okay, erzähl mal mehr darüber.

Luisa:       Ich kann mich gar nicht so genau erinnern an die ersten Male. Irgendwie begleitet hat mich das schon immer, dass ich gar nicht genau festmachen kann, wie das erste Mal so für mich war. Ich kann nur sagen, dass ich wirklich einen ganz neuen Einblick in eine ganz neue Welt hatte, als ich das dann später mit meinem Dom hatte, als das wirklich eine Session wurde und wirklich mit klar geregelter Dom-Sub-Hierarchie. Da hatte ich wirklich so einen springenden Punkt wo ich gemerkt habe, okay, das ist es, das ist das, was ich machen möchte. Das ist cool. Das gibt mir voll viel und ist total spannend.

Nika:        Ja, der Dom, der kommt etwas später. Es ist gut, dass du das schon mal erwähnst. Aber im ersten Teil wollen wir jetzt erstmal so auf dich nochmal gucken. Wie war der Verlauf dann? Also du hattest deine ersten Erfahrungen. War das dann so eine Art Steigerung? Oder wie hat sich das dann entwickelt bei dir?

Ausprobieren hilft

Luisa:       Es hat sich immer gesteigert, klar. Man wurde auch immer mutiger, man hat natürlich immer gesprochen mit dem jeweiligen Partner und hat sich dann immer mehr getraut. Es ist mal dazu gekommen – ich meine, würgen ist auch so eine Sache, ich glaube, das ist relativ verbreitet. Das machen relativ viele Paare vielleicht. Aber es ist nicht ganz ungefährlich, und es ist mir tatsächlich auch mal passiert, dass ich dann kurz k.o. gegangen bin. Auch da habe ich gemerkt, dass es nicht unbedingt schlecht ist, nur es ist halt nicht ganz ungefährlich. Man muss da natürlich ein bisschen aufpassen.

Es gab immer Steigerungen, aber es ist Gott sei Dank nie was Schlimmes passiert. Dadurch, dass ich nie eine schlechte Erfahrung hatte, die mich jetzt verschreckt hat, war ich doch sehr ambitioniert, da immer noch ein Stückchen weiter zu gehen und immer noch zu gucken. Klar, Klassiker wie Spanking wurden dann immer in bisschen doller. Am Anfang war es dann ‚mit der Hand drauf schlagen‘, wie das dann so anfängt. Dann kamen Gürtel ins Spiel, dann habe ich so gemerkt, das gibt ja verschiedenste nette Schlaginstrumente und dann hat man sich da immer ein bisschen gesteigert.

Nika:        Welche Schlaginstrumente kommen mittlerweile ins Spiel?

Luisa:       Mittlerweile kommen ins Spiel ganz klassisch der Rohrstock*. Den mag mein Dom sehr gerne, Paddles* sind cool, Gürtel sind auch nett, allerdings muss man da aufpassen, wenn man mit der Metallseite schlägt. Dann kriegt man da Abdrücke, die vielleicht ein bisschen länger bleiben.

Nika:        Wie hast du deinen Dom gefunden?

Luisa:       Das war, als ich schon ein paar Jahre mit meinem jetzigen Partner zusammen war. Wir waren zusammen auf einem Vortrag über BDSM. Den hat ein Jurist gegeben, und der hat sehr interessant das Thema beleuchtet. Da waren, glaube ich, 20 Leute auf diesem Event und das war ganz locker flockig und eine sehr lustige Runde. Und als das vorbei war, kam ein Mann auf uns zu in einer schnieken Uniform und hat uns angesprochen: Hey, sind wir aktiv in der Szene oder sind wir da interessiert, wollen da ein bisschen einsteigen. Wie sieht die Sache so bei uns aus? Er veranstaltet private BDSM-Partys und er glaubt, dass wir da ganz gut reinpassen können. Er würde uns gerne mal auf einen Kaffee einladen, und wenn das passt, dann auch auf die Party. Und so habe ich den kennengelernt.

Es gibt nichts, was es nicht gibt

Nika:        Ein Jurist erzählt was über die BDSM-Szene! Wie kommt man dazu?

Luisa:       Also ich habe im Internet gesehen, dass es diesen Vortrag geben wird. Das war so: hey, cool, lass uns dahingehen, habe meinen Partner geschnappt und dann sind wir dahin. Und der hat das dann so während des Vortrags ein bisschen raushängen lassen. Das fand ich auch sehr lustig. Man muss allerdings sagen, mittlerweile verwundert mich das gar nicht mehr, weil diese Szene voll von solchen Menschen ist: Rechtsanwälte, Mediziner, Polizisten. Das ist wirklich keine Seltenheit.

Nika:        Das heißt, dein Partner ist grundsätzlich auch in der BDSM-Szene unterwegs oder interessiert? Oder wie ist dein Partner.

Luisa:       Mein Partner ist da sehr interessiert, und wir miteinander Sex haben, dann ist es auch meistens ein Spiel. Er ist schon der dominante Part und er genießt auch sehr diese Partys. Er macht da auch gerne seine Erfahrungen, wir sind auch in einer offenen Beziehung. Aber er ist jetzt nicht so krass da involviert wie ich. Ich bin ja Sklavin, und das bin ich immer, und das ist schon ein gewisser Teil in meinem Leben, der eine Rolle spielt. Und er nimmt diese Partys immer so mit und hat da viel Erfahrung.

Nika:        Das heißt, also du, um das jetzt kurz aufzuklären, du bist in einer festen Beziehung und du hast parallel einen Dom gefunden, und dem bist du auch treu sozusagen? Also den beiden Männern.

Luisa:       Genau, meinem Dom bin ich meistens treu, wenn ich brav bin. Nein, ich bin ihm treu.

Der Sklavenvertrag

Nika:        Jetzt stellen sich wahrscheinlich viele die Frage: Wie funktioniert das? Wie kommt man dazu, so etwas zu tun und wie habt ihr das festgelegt, die Grenzen? Was darf man und was darf man nicht? Du hast schon im Vorhinein erzählt, es gibt sogar tatsächlich einen Sklavenvertrag.

Luisa:       Genau, richtig.

Nika:        Erzähl uns mehr darüber.

Luisa:       Ich habe einen Sklavenvertrag tatsächlich mal rausgekramt. Der liegt hier rum. Der ist auch super lang. Ich glaube, der geht so 8, 9 Seiten. Wichtig ist zu sagen, dass in diesem Sklavenvertrag feststeht, dass mein Partner, den ich ja vor meiner Sub-Beziehung schon hatte, dass der an erster Stelle steht. Am Anfang klingt das vielleicht ein bisschen kompliziert, aber das ist es eigentlich gar nicht. Ich habe meinen festen Partner, wir sind total glücklich, wir machen unser Ding, und parallel habe ich eben meine SM-Beziehung am Laufen.

In dem Sklavenvertrag stehen so Sachen drin, dass ich meinem Herrn gegenüber eine Unfreie bin. Da steht drin, wie ich ihn anzusprechen habe, da steht drin, wie ich bei ihm aufzutauchen habe für eine Session, z. B. nicht zu stark geschminkt, gepflegt. Dann stehen da ein paar Sachen über Freiheiten drin, z. B. darf ich einem Studiengang oder einer Arbeit nachgehen. Was steht da noch so drin? Ja halt so Klassiker wie: Die Sklavin dient ihrem Herrn, Befehlen und Anordnungen hat sie unverzüglich Folge zu leisten. Die Sklavin bedient ihren Herrn, selbst niedere Arbeiten hat die Sklavin klaglos auszuführen. Solche Sachen stehen da über 9 Seiten verteilt drin.

Nika:        Jetzt könnte wahrscheinlich der eine oder andere Hörer schon erste Alarmglocken im Kopf haben und sich denken: Was ist das? Was soll das? Wahrscheinlich ist es ja auch etwas, ich sag mal, nicht ganz so Alltägliches, über Menschenhandel sozusagen zu sprechen. Für viele ist es sowas ja vielleicht sogar. Wie kam es dazu, diesen Vertrag aufzusetzen? Wer kam auf die Idee und was ist das zwischen euch?

Die Session

Luisa:       Unsere erste Session, sage ich jetzt mal, die Session zwischen mir und meinem Dom, fand dann eben auf dieser Party statt, auf die wir eingeladen wurden. Danach haben wir uns mal auf einen Kaffee getroffen und er hat mich gefragt, ob ich das irgendwie näher ausleben möchte. Er hat mich viele Sachen gefragt und ich habe dann erzählt, dass mich das immer schon interessiert hat und dass ich auf jeden Fall offen bin für eine Dom-Sub-Beziehung.

Ich hatte natürlich auch super viele Fragen an ihn, was für ein Leben er so lebt. Ich meine, das ist ja auch total spannend, und er erzählte mir dann, dass er wohl mehrere Subs hat, aber aktuell keine feste Sklavin. Und zu einer festen Dom-Sub-Beziehung zwischen Sklavin und Herrn gehört natürlich ein Sklavenvertrag, einfach damit die Fronten klar sind und damit klar ist, wie dieses Spiel aussehen wird. Es gehört natürlich schon mit zum Spiel, dass man praktisch mit einem Vertrag seine Freiheit aufgibt und sich dem Herrn unterwirft.

Nika:        Wie hat dein Partner reagiert, als er damit um die Ecke kam, mit diesem Vertrag?

Luisa:       Ich habe das vorher natürlich mit ihm abgesprochen. Und dadurch, dass mein Partner und mein Dom sich ja auch kennen, die gehen auch hin und wieder mal zusammen einen Kaffee trinken, war das völlig in Ordnung. Meine Beziehung mit meinem festen Partner funktioniert so, dass wir immer gut kommunizieren, vorher natürlich. Und von dem her war das mit dem Sklavenvertrag für ihn in Ordnung. Wichtig war halt der Punkt, dass meine Beziehung vorne dran steht, und nicht die Dom-Sub-Beziehung darüber irgendwas entscheidet.

Nika:        Jetzt ist ja gerade ‚Dominanz bei Männern‘ so ein Thema. Also Männer sagen ja schon mal schnell: Ich teile nicht, ist meine! Revier markieren! Das ist jetzt wahrscheinlich für viele ja komisch, dass genau dein Freund sagt: Okay, das ist für mich in Ordnung. Was glaubst du, warum macht er das?

Luisa:       Er macht das, weil er Freude daran hat, wenn ich total kaputt und ausgelaugt nach einer Session hier zuhause ankomme. Das findet er, glaube ich, sehr cool. Und ich glaube, es liegt auch ein bisschen daran, dass es sehr schwierig ist, alleine mit mir fertig zu werden und ständig meine masochistische Ader zu befriedigen. Er sieht einfach, dass ich total darin aufgehe und dass ich damit glücklich bin. Es bereichert unsere Beziehung auch. Und wir sind Menschen, die nicht sehr eifersüchtig sind. Mein Partner ist wirklich ein sehr, sehr cooler Mann einfach, der damit gar keine Probleme hat, sondern der das schön findet, der sich für mich freut und der auch seinen Nutzen daraus zieht.

Nika:        Ach wie schön!

Luisa:       Ja, voll romantisch!

Nika:        Ja, total. Auf alternative Weise. Super. Was passiert dann, wenn du nach Hause kommst, so völlig verdroschen und fertig?

Luisa:       Meistens zeige ich erstmal total stolz meinen Hintern, der dann durchstriemt ist und von grün bis blau alle Farben aufweist. Manchmal haben wir danach noch Sex. Das ist auch immer ganz nett. Und ich erzähle natürlich, was wir so gemacht haben. Und dann lachen wir darüber und finden das total toll.

Grenzen sind individuell

Nika:        Ach wie lustig. Das ist doch schon mal ein schönes Feierabend-Gespräch. Ist doch super!

Jetzt hast du gerade gesagt, blauer Hintern. Bei uns im Studio sind natürlich auch Sklavinnen, und jedes Mal, wenn die aus einer Session kommen, dann denke ich manchmal: Meine Güte, wie siehst du aus? Teilweise ist das ja wirklich richtig, richtig heftig. Auf der anderen Seite weiß ich aber von den einzelnen Mädels, was die jetzt machen würden und was nicht, wo ihre Grenzen sind, sprich Konzentration auf den Hintern oder Innenschenkel, oder auch Brüste. Andere sagen: An meine Brüste kommt gar nichts. Da sind die total schmerzempfindlich und zeigen da auch direkt ihre Grenzen auf. Wie ist das bei dir?

Luisa:       Wo liegen meine Grenzen? Also, ich würde mal sagen, mein Dom und ich haben abgesprochen, dass z. B. Schläge mit Rohrstöcken* auf meinen Hintern so eingesetzt werden, dass da keine bleibenden Narben entstehen. Ich kenne Mädels in der Szene persönlich, denen das egal ist. Die finden das in Ordnung. Das ist auch völlig fein. Allerdings möchte ich persönlich das nicht. Ich werde nicht so geschlagen, dass ich bleibende Schäden davontrage.

Klar hat man immer ein gewisses Restrisiko. Dessen muss man sich einfach bewusst sein, wenn man BDSM in der Form praktiziert. Das ist klar. Aber mein Dom achtet einfach ein bisschen darauf, dass alles wieder gut verheilt. Brüste ist bei mir in Ordnung, allerdings bin ich ein bisschen empfindlich an den Nippeln. Es gibt so super fiese Klammern*, die haben wie so drei Drähte vorne, und wenn die sich zuziehen, werden die enger und dann sticht das rein in die Haut. Das finde ich zu doll. Das finde ich nicht so toll. Ansonsten ist an den Brüsten alles in Ordnung.

Ich habe nur einen Punkt, an dem ich nicht gerne irgendwelche Schläge habe, das sind meine Füße. Da habe ich einen merkwürdigen Spleen, was Füße angeht. Ich möchte nicht, dass da jemand drangeht. Die soll auch keiner anfassen. Da bin ich einfach raus. Nicht, weil ich da irgendwie mal eine schlechte Erfahrung gemacht haben, sondern ich mag einfach keine Füße.

Nika:        Das bist du nicht alleine.

Luisa:       Ich weiß, das scheint sehr verbreitet zu sein.

Nika:        Faszinierend, ne? Ja gut. Okay. Also sprich, es konzentriert sich also doch auch bei dir auf den Hintern und die Brüste. Höre ich das raus?

Luisa:       Auf den Hintern, auf die Brüste. Im Gesicht muss man klar ein bisschen aufpassen, aber ich finde Schläge da natürlich mit der flachen Hand und nicht mit dem Rohrstock*, aber Schläge ins Gesicht finde ich auch total toll, Haare ziehen … Generell muss man mit Schlägen sehr aufpassen im Bauchbereich, gerade bei den Nieren, da kann halt wirklich was schiefgehen. Das ist so eine Area, die spart man eigentlich aus, da sollte man nicht hinzielen, weil das einfach sehr gefährlich ist.

Nika:        Magst du uns mal so als Beispiel einfach erzählen, wie so eine Session aussehen kann? Was passiert da? Wie fängt das an, was passiert da und wie endet sie?

Spannung pur

Luisa:       Sie fängt an damit, dass ich mit dem Aufzug nach oben fahre in diese Wohnung und jedes Mal aufgeregt bin. Ich glaube, das wird sich auch nicht ändern. Ich bin jedes Mal aufgeregt, möchte wieder nach Hause fahren und habe Angst. Aber es ist eine sehr gute Angst und eine wahnsinns Vorfreude. Dann komme ich da an, dann wird mir die Tür aufgemacht. Wenn ich brav war, dann trinken wir erstmal ein Wasser oder, weiß ich nicht, irgendwas anderes. Wenn ich nicht brav war, dann werde ich öfter mal an den Haaren gleich ins Spielzimmer geschleift und muss mich dann ausziehen.

Mein Dom setzt sich dann meist in so einen Stuhl und schaut sich das Ganze an, wie ich mich entkleide. Dann stehe ich erstmal nackt vor ihm, und meistens beginnt das dann damit, dass wir meine Strafliste abarbeiten, alle möglichen Verfehlungen. Dann denkt er sich dafür immer nette Strafen aus. Das ist so der Klassiker – Andreaskreuz*. Ich glaube, das habt ihr auch in euerm Studio. Da stehe ich dann manchmal und werde da gefesselt, dass ich nicht weg kann. Und dann werde ich mit dem Rohrstock*, mit allen anderen möglichen Sachen versohlt. Was machen wir noch? Es gibt so ein tolles Ding, das heißt Cow Girl*, das ist wie ein riesiger Vibrator, auf den du dich draufsetzen kannst, und da kann man auch jemanden drauf fesseln und dann sitzt zu darauf gefangen und musst darauf sitzen.

Und es bringt dich zum Orgasmus und das ist cool, aber es ist schon eine Bestrafung. Wenn ich ganz brav bin, dann darf ich einen Orgasmus haben. Allerdings ist es so, dass unsere Sessions nie mit Sex zu tun haben. Ich habe keinen Sex mit meinem Dom. Das wird auch nicht passieren. Das hat viele Gründe, aber vielleicht später mehr dazu. Wir machen alles Mögliche in den Sessions. Es kann ein Orgasmus sein, es kann eine Bestrafung sein, Züchtigung. Es kann Schmerztraining sein. Bei Natursekt bin ich auch ganz vorne dabei. Das finde ich auch supertoll. Und wenn die Session dem Ende zugeht, dann ist natürlich der wichtigste Teil des Ganzen die Aftercare, also wo man wieder zur Ruhe gebracht wird. Ich bekomme dann meistens ein Wasser und ich sitze dann erstmal und muss ein bisschen durchatmen.

Man schüttet ja auch super viel Adrenalin dabei aus und ist erstmal in bisschen high. Das Ganze heißt ja Subspace. Man muss auf jeden Fall, wenn man in den Subspace kommt und super high und fertig ist und voller Adrenalin, dann muss man auf jeden Fall beruhigt werden und vielleicht mal umarmt oder gestreichelt werden und einfach wieder zu sich selber zurückfinden. Danach trinken wir manchmal noch irgendwas und sprechen über die Session. Manchmal werde ich auch direkt nach Hause geschickt, vielleicht mit einem Analplug im Hintern. So kann das aussehen.

Nika:        Auch da wieder viele Fragen. 1. Du hast von einer Bestrafungsliste gesprochen, die ihr abarbeitet. Kann man das so verstehen, dass du Aufgaben bekommst und die dann erledigen musst? Und wenn du sie zu seiner Zufriedenheit erledigt hast, dann ist alles gut. Und wenn nicht, wirst du bestraft? Dazu: Was hast du für Aufgaben?

Luisa:       Das kann Verschiedenes sein. Also ich habe ja einen sehr freien Alltag, vielen Dank. Das ist schon mal gut. Aber ich muss vielleicht mal ein nettes Bild schicken, wo ich mich selber irgendwie verletzte oder mir irgendwelche fiesen Klammern an die Schamlippen mache. Ich habe bestimmte Dinge, die ich nicht darf. Die stehen in meinem Sklavenvertrag, und ich kann meinen Dom absolut nicht anlügen, das funktioniert nicht. Ich kann ihm nicht ins Gesicht lügen. Und wenn ich z. B. die Verfehlung gemacht habe, dass ich vielleicht einem anderen Mann meine Nummer gegeben habe oder im Club jemanden kennengelernt habe oder vielleicht mit jemand anderem gespielt habe, mit einem anderen Dom, dann ist das eine Verfehlung. Das sage ich ihm, das kommt auf die Strafliste und das wird dann auch hart bestraft.

Diese Welt ist ein Spiel

Nika:        Jetzt könnte man ja meinen, so als masochistische Frau könntest du das bewusst machen, also extra machen, damit du bestraft wirst.

Luisa:       Ich tue das schon, auf jeden Fall, das ist ja auch Teil des Spiels. Aber es ist ein Spiel mit dem Feuer. Ich habe auch schon Dinge gemacht, wo ich unfassbar, also natürlich eine gute Angst, aber unfassbar Angst vor der Strafe hatte. Ich denke mir mal, eine gute Bestrafung ist es erst, wenn du dir einfach nur wünschst, dass es endlich vorbei ist.

Nika:        Okay, womit wir ja dann beim Thema sind, was glaube ich riesengroß geschrieben wird, das Thema Vertrauen. Jetzt ist es ja so, klar, die Grundsympathie schien ja von Anfang an da zu sein, als er dann auf euch zukam auf diesem Vortrag. Wie hat sich das Vertrauen aufgebaut? Du hast gesagt, du fährst mit dem Fahrstuhl hoch, sprich, wahrscheinlich ist es seine Wohnung, wo du dann hingehst, oder irgendein Studio oder was auch immer er sich da angemietet hat. Aber wie hat sich das Vertrauen zu ihm aufgebaut, dafür, dass es wirklich so weit gekommen ist, dass du jetzt „alles mit dir machen lässt“, in Absprache.

Luisa:       Genau, in Absprache. Ich lasse nicht alles mit mir machen, sondern die Dinge, die abgesprochen sind, die finde ich in Ordnung. Das Vertrauen hat sich so nach und nach aufgebaut. Ich meine, das erste Mal trafen wir uns ja zum Kaffeetrinken an einem neutralen Ort. Und das würde ich übrigens auf jedem empfehlen, der vielleicht einen Dom kennenlernen möchte. Trefft euch erstmal an einem neutralen Ort, nicht bei einer fremden Person zuhause generell nicht, aber schon gar nicht bei jemandem, den ihr überhaupt nicht kennt und den ihr in diesem Kontext kennenlernt.

Erstmal an einem neutralen Ort treffen, sprechen, den Menschen kennenlernen, sich austauschen. Und wenn man sich damit sicher fühlt, dann kann so eine Session beginnen. Und natürlich geht man nicht gleich auf 100%, sondern man tastet sich halt ran, und Kommunikation ist ja bekanntlich das A und O. Man spricht dann darüber, was gefällt mir, was gefällt mir nicht. Auch in Sessions ist es so, wenn irgendwas zu weit ging, dann natürlich Safewords benutzen, immer sprechen. So kann man sich auch steigern und so bildet sich auf jeden Fall ein krasses Vertrauen. Ich habe sehr großes Vertrauen in meinen Dom. Ich weiß, dass er ein sehr verantwortungsbewusster Mensch ist und mich oft schon gebremst hat, als ich übers Ziel hinausschießen wollte. Auch das gehört zu einem guten Dom und das zeigt mir auch, dass ich ihm auf jeden Fall vertrauen kann.

Nika:        Du hast keinen Sex mit deinem Dom?

Luisa:       Nein.

Nika:        Warum nicht?

Luisa:       Warum nicht? Das liegt daran, dass Sex ja schon eine intime Sache ist, und unser Verhältnis ist immer geprägt von der Dom-Sub-Hierarchie. Er ist für mich einfach eine mehr oder weniger unantastbare Respektsperson, und Sex würde das Ganze ein bisschen aufheben. Das ist der erste Grund. Der zweite Grund ist, dass mein Dom einfach durch und durch sadistisch ist und für ihn viel mehr es im Vordergrund steht, seine sadistische Neigung zu befriedigen und da in Ekstase zu kommen als jetzt einen Orgasmus zu haben. Das steht einfach nicht im Vordergrund. Es kann auch mal sein, also er hatte schon mal einen Orgasmus, aber wir haben keinen Sex. Und Orgasmen und Sex stehen nicht im Vordergrund sondern das Spielen.

Nika:        Weißt du, wie er sein Sexleben auslebt?

Luisa:       Das weiß ich bis zu einem gewissen Teil. Mein Dom hat eine Freundin und die haben wohl Sex miteinander. Aber darüber sprechen sie nicht. Das ist ja auch nicht meine Sache.

Nika:        Du weißt, was du wissen solltest, und ist okay für dich, sagen wir mal so?

Luisa:       Ja, das ist für mich total in Ordnung. Das ist für mich total schön.

Nika:        Okay, jetzt hast du ja ein bisschen was über den Verlauf von so einer Session erzählt. Das war auch eine der Fragen, der brennendsten Fragen von meinen Freundinnen. Was fühlst du, wenn du da so malträtiert wirst. Hintergrund ist: Schmerzen verbinden ja „normale“ Menschen immer eigentlich eher mit Abwehr. Masochistische Frauen oder auch Männer sind da ja ein bisschen anders gepolt. Also dementsprechend: Was fühlst du, wenn du einen Rohrstockhieb bekommst?

Luisa:       Ich fühle den Schmerz, und er tut weh. Es ist nicht so, dass es masochistischen Menschen nicht weh tut. Es tut sehr weh. Allerdings, wenn man in dieser Session ist, dann ist man ja auch in diesem Spiel, in dieser Rolle drin, und dieser Schmerz wird irgendwie umgeleitet. Auch wenn der Schmerz grenzwertig ist und ich mich frage: Kann ich das noch aushalten? Es ist trotzdem einfach super aufregend und super erregend. Und es hat sich immer gelohnt. Aber es ist nicht so, dass ich den Schmerz nicht spüre oder dass ich mir denke: Ach, das steck ich locker weg. Sondern es ist schon manchmal so, dass ich wirklich die Zähne zusammenbeißen muss und es wirklich weh tut. Und da kullern auch manchmal die Tränen. Aber das ist total toll.

Man wird dadurch sehr – ich glaube, man kann es ein bisschen vergleichen, wenn man Menschen fragt, warum sie Bunjee Jumping machen. Man guckt da runter und denkt sich: Oh Gott, ich will nicht springen. Und trotzdem springen sie. Warum? Weil es ein Kick ist und weil es einfach ein tolles Gefühl ist.

Nika:        Okay, jetzt könnte man denken: dann mach doch lieber einen Fallschirmsprung. Das ist weniger schmerzhaft oder weniger spurenlastig. Aber das scheint ja irgendwas in dir hervorzurufen, was du auch am Ende brauchst, oder? Kannst du wirklich sagen, du brauchst den Kick?

Masochismus als Teil von sich

Luisa:       Ich brauch den schon. Es ist ja auch so, dass im Gehirn das Zentrum für Schmerz und Lust sehr nah beieinander liegen. Von dem her ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass Schmerz erregend sein kann. Und für mich ist Schmerz erregend. Das macht meinen Körper sensibel, es macht das ganze Erlebnis einfach viel intensiver. Klar macht es was mit mir und es ist für mich ein unglaublich cooler Kick, wenn ich mit Schmerzen an meine Grenzen gebracht werde. Dadurch, dass man durch das ganze Adrenalin, das man ausschüttet, ein bisschen high wird, fühlt sich das einfach total toll an und gibt einem was, was man im normalen Leben so nicht bekommt.

Nika:        Du hast jetzt schon öfter gesagt high werden. Ist es wirklich so? Merkst du im Verlaufe des Spiels irgendwie, okay, da passiert gerade in mir was. Jetzt steigert man das so weit rein, dass man wirklich irgendwann an so einen Punkt kommt, wo man den Alltag nicht mehr ganz so im Kopf hat?

Luisa:       Absolut. Es ist wie Urlaub fürs Gehirn. Das ist nicht zuletzt der Punkt, warum ich diese ganze Beziehung führe und das so mache. Man wird wirklich high. Meine Hände fangen an zu zittern, es fühlt sich an wie ein sehr gutes Angetrunken sein. Man nennt es ja auch schweben, diesen Zustand. Und in den komme ich immer, wenn ich bei meinem Dom bin. Ich merke es z. B. danach, wenn die Session dem Ende zugeht und ich wieder runterfahre, dann merke ich, wie krass ich schwebe. Und z. B. wenn mir dann total banale Fragen gestellt werden fällt es mir super schwer, darauf zu antworten, weil ich noch in dieser Welt bin, in diesem Genießen, diesem Abschalten. Es ist wirklich ein Abschalten.

Nika:        Deshalb ist es wahrscheinlich umso wichtiger, dass die Zeit danach noch dir gewidmet wird, oder?

Luisa:       Absolut. Also ein Dom, der keine Aftercare gibt, ist ein beschissener Dom. Das muss man einfach mal so sagen. Das ist genauso Teil der Session wie alles andere und das ist unfassbar wichtig, wenn jemand Subspace ist. Man muss da wieder ordentlich zurückgeholt werden, damit es eine gute, erfolgreiche Session ist und damit auch Vertrauen bestehen bleibt. Und man kommt sich ja so auch irgendwie nahe. Es ist so eine besondere Form der Intimität. Das ist total toll.

Nika:        Wann ist eine Session zu Ende?

Luisa:       Das entscheidet nicht immer der Dom. Selten wird glaube ich ausgesprochen, wann eine Session zu Ende ist. Ich glaube, eine Session ist zu Ende, wenn beide merken, dass der Zenit einfach erreicht war. Ich meine, eine Session kann auch schlecht enden, ein Session könnte enden, indem der Dom sieht, okay, die Sub oder die Sklavin kann das nicht mehr aushalten. Es reicht jetzt. Es ist Schluss. Eine Session kann auch abrupt enden wenn der Dom sagt: So, das war’s für mich. Ich hatte meinen Spaß. Jetzt ist Schluss.

Nika:        Das ist der Sadist, der dann da durchkommt.

Luisa:       Genau, das ist furchtbar. Es ist furchtbar, aber es ist auch selten.

Nika:        Ja klar, glaube ich. Du sagst, der Dom entscheidet das nicht immer. Wann entscheidest du das?

Luisa:       Ich kann eine Session abrupt beenden, wenn ich mein Safeword dazu sage. Das Safeword ist ‚rot‘. Rot bedeutet nicht Rücksprache, rot bedeutet nicht, einen Gang runterschalten. Rot heißt, es ist finito, es ist Ende, und zwar sofort. Und das ist super wichtig, damit eine Session relativ risikofrei verlaufen kann. Das gehört zu den A’s und O’s. Also so könnte ich notfalls, wenn ich es nicht mehr schaffe oder deinen Spaß mehr daran habe, eine Session beenden. Ich kann eine Session, ohne mein Safeword zu benutzen, beenden, indem ich einfach klare Signale aussende, dass ich nicht mehr kann und dass es reicht. Und das hat dann oft mit bitten und betteln und flehen und dies und das zu tun. Wenn ich Glück habe, hört es dann auch auf.

Nika:        Okay, ja gut, das ist wahrscheinlich dann ja so ein Ding – blindes Verstehen funktioniert mit der Zeit erst. Das baut man auf und irgendwann merkt er das dann wahrscheinlich ja auch, oder?

Luisa:       Absolut. Und es schadet nie innerhalb einer Session, einfach mal eine Rückfrage zu geben. Ich meine, unsere Safewords funktionieren folgendermaßen: Wir machen das nach dem Ampelsystem. Das ist sehr gängig, das ist sehr verbreitet. Ich glaube, das kennt man. Grün bedeutet, es ist alles in Ordnung. Gelb bedeutet Rücksprache. Das kann man einfach mal nutzen, um kurz auf Augenhöhe zu kommunizieren. Und Rot bedeutet, wie gesagt, Schluss, Ende, Aus. Keine Diskussion.

Nika:        Viele unserer Sklavinnen erzählen mir immer, dass es auch sehr abhängig davon ist, wie die körperliche und seelische Verfassung an dem Tag ist. Also man merkt schon, wenn sie gut drauf ist, ist alles cool. Und dann geht sie in eine Session und kommt entsprechend wieder. Aber es gibt natürlich auch Tage, wo sie schon so, weiß ich nicht, vielleicht gestresst sind vom Alltag oder irgendwas Blödes passiert ist oder sie privat irgendwelche Themen haben. Ist das bei dir auch so, dass du merkst, inwieweit du das aushalten kannst oder wie du dich seelisch auch einfach fühlst?

Luisa:       Absolut, total. Ich merke das z. B., wenn ich nach der Arbeit noch zu einer Session fahre. Dann bin ich einfach schon körperlich und geistig ein bisschen ausgelutscht und dann merke ich, dass ich viel, viel weniger ertrage und dass ich schneller einfach auf Pause drücken muss.

Sehnsucht ist auch dabei

Nika:        Wie oft kommt das vor, dass du so eine Session mit ihm hast?

Luisa:       Vor Corona kam es öfter vor. Aufgrund dessen haben wir uns leider sehr, sehr selten gesehen in letzter Zeit. Das letzte Mal auf einem Spaziergang mit Abstand. Das war für mich auch ganz gut, denn dann konnte ich mir keine Ohrfeige einfangen. Aber ansonsten haben wir uns, ich würde mal schätzen … es ist unregelmäßig. Wir haben schon irgendwie mehrmals die Woche gesehen. Aber ich würde sagen so im Schnitt vielleicht alle zwei Wochen. Aber wir haben ja hin und wieder dann auch per Whatsapp, etc. Kontakt. Aber ich würde sagen im Schnitt so alle zwei Wochen.

Nika:        Das ist Wahnsinn, wie du damit umgehst. So ein Nebensatz – da konnte ich mir keine Ohrfeige einfangen – das ist Wahnsinn. Das ist wahrscheinlich auch für Außenstehende einfach total kurios. Aber es ist wirklich so, ne? Also, ich sag mal, eure „Spezies“, ihr lebt das. Ihr seid wirklich … das ist euer Humor. Aber es ist trotzdem auf keinste Weise irgendwie unnormal oder krank oder irgendwie sowas. Das ist in euch drin.

Luisa:       Das ist in uns drin. Ja. Und das Schöne ist, von außen wirkt diese Szene glaube ich immer sehr verrucht oder vielleicht sehr ernst. Aber man darf auch voll gerne mal lachen. Das ist absolut in Ordnung. Und es wird auch viel gelacht. Das ist okay. Das ist einfach was Schönes.

Nika:        Total schön, dir zuzuhören. Wirklich, das ist toll. Das ist so … ich kann das ja nur auf meine Freundinnen projizieren. Wenn ich denen schon erzähle, ich bin halt aktive Domina, also der aktivere Part, da sind die schon immer fasziniert. Aber wenn ich dann anfange, von passiven Damen zu sprechen, das ist für die so ungreifbar, weil die sich ja so viele Fragen stellen wie: Wieso macht ihr das? Sofort verbinden die was mit Negativen. Schmerz kann doch nicht schön sein. Die können das halt überhaupt nicht greifen.

Luisa:       Ja, ich meine, manche Leute empfinden Lustschmerz, manche nicht. Das ist völlig in Ordnung. Aber ich frag mich nur, warum ist es noch verwunderlicher, eine submissive Frau zu sein als eine dominante Frau zu sein?

Nika:        Und warum wird auch dieses Devote so seltener offiziell ausgelebt? Also das sehe ich auch öfter, dass Frauen sich oft auch nicht trauen, das auch mal zuzugeben, dass sie halt auch mal gerne gewürgt werden wollen würden oder auch mal gefesselt oder so. Das steckt wahrscheinlich in vielen Frauen, aber wenige schaffen, es auszusprechen.

Luisa:       Das steckt in wirklich vielen Frauen. Das ist super schade, dass nicht mehr Frauen diese Neigung zulassen. Ich denke, weil sie, wenn sie das ausleben würden und vielleicht die falschen Leute das mitbekommen, gerade Männer, dann könnte vielleicht der Eindruck entstehen, sie sind keine selbstständigen, feministischen Frauen oder so, obwohl das ein totaler Trugschluss ist. Ich meine, man muss es halt so sehen, wenn man sich als Frau dazu entscheidet, devoten Sex zu haben, dann ist das eine freie Entscheidung. Es ist eine selbstbestimmte Sexualität, die man auslebt. Und das ist je irgendwo ein feministischer Gedanke.

Deswegen schließt sich das gar nicht aus. Aber es wird wohl oft noch so missverstanden. Auch mit darein spielt, dass Frauen, die offen mit ihrer Sexualität umgehen, vielleicht immer noch leider in dieser Gesellschaft schnell mal als Schlampe oder weniger Wert abgestempelt werden. Und ich glaube, die Angst ist irgendwie groß. Also da müssen wir echt noch ein bisschen aufräumen. Deswegen genieße ich deine Podcasts auch so sehr.

Nika:        Oh, danke! Ja, das ist so wertvoll, dass gerade so Leute wie du dann auch mal sagen: Hey, ich melde mich jetzt mal proaktiv bei ihr, um ihr und vor allem auch anderen, zu zeigen, hey, ich bin einfach eine gesunde junge Frau, die einfach ihr Ding macht. Voll schön, zumal ja auch viele Frauen sich bei mir melden und genau das mir auch sagen. Sei es innerhalb einer Beziehung oder aber auch als Single, dass sie sich einfach nicht trauen – als Single sich nicht trauen, auf den Markt zu gehen und das offen zu kommunizieren. Und innerhalb einer Beziehung ist es oft so, dass sie sich nicht trauen, dem Partner das zu sagen aus Angst, dass der Partner sagen könnte: Du hast sie doch nicht alle, oder, du bist pervers, oder irgendwie sowas. Das ist echt ein riesen Ding, ein riesen Thema.

Luisa:       Das ist wirklich ein riesen Ding, leider immer noch, was ein totales Paradoxon ist. Denn wir sind so eine übersexualisierte Gesellschaft. Jeder hat Zugang zu Pornos, die ja auch solchen Content anbieten, und trotzdem sind wir, was dieses Thema angeht, immer noch verklemmt. Und Frauen sind so ängstlich und es tut mir so leid, weil es nicht so sein müsste. Ich kann irgendwie nur jede Frau beruhigen und sagen: Es hat nichts damit zu tun, dass irgendwas in deinem Kopf nicht stimmt. Das ist Quatsch. Deine Sexualität soll so aussehen, wie du das möchtest, wie dir das Spaß macht. Und dann ist es in Ordnung. Dann ist alles in Ordnung.

Die Angst vor dieser Welt

Nika:        Ja. Jetzt hast du vorhin einmal schon mal erwähnt: Wenn mein Dom das nicht sieht oder wenn er das nicht vernünftig beendet, so eine Session, dann ist er ein beschissener Dom! Wo wir jetzt gerade beim Thema ‚Angst vor sexueller Offenheit‘ sind, glaubst du, das ist auch ein riesen Thema, die Angst, an Scharlatane zu gelangen?

Luisa:       Das ist schon eine realistische Angst. Ich meine klar, man kann offen sein und man kann irgendwie in diese Szene ein bisschen reinkommen und sich umschauen, aber trotzdem vorsichtig sein. Die meisten Menschen in dieser Szene sind super tolerante, coole, vernünftige Menschen, aber es gibt schwarze Schafe, auf jeden Fall. Deswegen: Erstmal an einem neutralen Ort treffen, vielleicht vorher einer Freundin sagen, wo man gerade ist, was man so vorhat. Immer ein bisschen vorsichtig sein, denn es gibt diese schwarzen Schafe. Es gibt einfach ein paar Tricks, um dem zu entgehen, einfach immer ein bisschen vorsichtig sein und die Person erstmal kennenlernen.

Das kristallisiert sich relativ schnell raus, wenn da irgendwas vorfällt. Ein großer Punkt ist z. B. frauenfeindliche Sprüche, sowas kann im abgesprochenen Spiel stattfinden, aber nur dann, und nur dann, wenn es vorher so ausgemacht wurde. Und nur, wenn die Frau als Sub oder als Sklavin das möchte. Vorher sind solche Sprüche eine ganz, ganz rote Flagge.

Nika:        Welche Tricks es da gibt, in diese Szene reinzukommen und überhaupt wie Luisas Leben auch außerhalb der BDSM-Szene und ihrem Dom aussieht, all das werden wir – und vieles Weitere natürlich auch – im zweiten Teil erfahren. Also freut euch drauf. Ich tue es auf jeden Fall. Bis nächste Woche dann.

PS: Eine Kleinigkeit in eigener Sache. Ich finde es wahnsinnig mutig, wie Luisa ihre Geschichte erzählt. Das hat sehr viel mit Selbstliebe zu tun. Da mir dieses Buch* auch sehr geholfen hat, möchte ich es dir natürlich nicht vorenthalten. ( )

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