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Datenschutzinformationen (externer Link)Heute, im ersten Teil, spreche ich mit Lea und ihrem Sub. Diese beiden führen eine glückliche Ehe auf alternative Weise und schaffen es, BDSM in ihr ganz alltägliches Leben zu integrieren. Wer dabei die Hosen an hat, ist relativ offensichtlich. Aber Genaueres werden wir heute erfahren.
Nika: Hallo ihr beiden, ich freue mich, dass ihr da seid. Erzählt mir, wer seid ihr und worüber werden wir heute sprechen.
Lea: Ja, wir sind tatsächlich schon seit 20 Jahren ein Paar, haben schon relativ zu Beginn unserer Beziehung auch angefangen mit Bondage-Spielchen. Und das hat sich so nach und nach immer weiterentwickelt. Nach etlichen Jahren haben wir nicht nur auch geheiratet, sondern dann auch irgendwann festgestellt, wie sich die Rollen tatsächlich entwickelt haben. Wir haben zu Anfang geswitcht. Es hat sich dann aber mehr herauskristallisiert, dass ich mich in der dominanten Rolle einfach wohler fühle. Und mein Sub eben lieber mein Sub sein möchte.
Nika: Wie habt ihr euch kennengelernt? Habt ihr euch da schon in einschlägigen Portalen oder sowas kennengelernt, dass BDSM direkt ein Thema war? Oder wie war das?
Lea: Für mich überhaupt nicht. Ich hatte vorher überhaupt nichts damit zu tun, da ich auch recht streng gläubig erzogen wurde. Da war das für mich sowieso nie ein Thema. Eigentlich bin ich durch die Beziehung überhaupt erst dazu gekommen. Am Anfang hatte ich schon durchaus Berührungsängste, und das hat sich so wirklich ganz peu à peu erst entwickelt.
Nika: Okay, dann fragen wir doch direkt mal den Sub. Wie war das dann bei dir und wie hast du Lea dann dazu bekommen, da auch mal mitzumachen?
Sub: Das ist jetzt schon lange her. Eigentlich hat sich das so entwickelt: man hat Ideen gehabt, dass man das gerne mal ausprobieren möchte, und hat das einfach dann mal gemacht, einfach riskiert, dass es auch schiefgeht oder lustig wird. Man fängt langsam an, und man steigert sich dann doch irgendwie im Laufe der Jahre etwas mehr da rein. Irgendwann hat sich das dann herauskristallisiert, dass ich auch gerne devot bin und einfach gerne die Kontrolle abgebe.
Nika: Wie hat sich das so entwickelt? Wann habt ihr zum ersten Mal gemerkt, das geht so in die Richtung, die ihr jetzt auch erlebt und generell lebt?
Lea: Ganz genau kann ich es gar nicht mehr sagen. Aber ich denke, dass das so in die Richtung ging, ist jetzt schon so ein, zwei Jahre oder auch sogar eher drei Jahre her, wird mir hier gerade signalisiert! Aber tatsächlich ist es schon so gewesen, dass die Initiative doch mehr vom Sub ausging als von mir. Eigentlich hat er mich da auch so ein bisschen hingeschoben, und ich habe dann gemerkt: Okay, das passt so einfach besser. Ich glaube, auch vorher hatte ich das Gefühl, dass ich nicht so richtig weiß, wo ich stehe. Also in welcher Rolle ich mich einfach wohler fühle. Und als wir das dann einmal festgelegt hatten für uns, hat es letzten Endes auch viel besser funktioniert.
Nika: Wie hat er dich da so ein bisschen hingeschoben? Wenn du da auch gar keine Berührung zu hattest, wie kam das dann? Kam er dann mit einfachen Vorschlägen, um das Sexleben zu pimpen? Oder wie kam das? Hatte das einen sexuellen Hintergrund oder hat er irgendwas gesehen und hat gedacht: Hey, da spreche ich mal drüber.
Lea: Jetzt ganz zu Anfang der Beziehung war es so, dass es natürlich einfach so in Richtung Fesseln ging und ob man sowas halt macht. Faszinierend fand ich das von Anfang an. Es ging auch viel Richtung Kleidung, da wir beide auch – ich erst ein bisschen später – aber auch dann so Latex und Leder und sowas lieben gelernt habe. Das war so zu Anfang. Vorher haben wirklich geswitcht. Also dass wir tatsächlich wirklich die Rollen uns vorher abgesprochen haben: Möchtest du heute oben oder unten?
Dann haben wir uns darauf geeinigt so nach dem Motto: Mir ist heute mehr nach oben. Okay, machen wir so. Aber irgendwann hat sich das halt eben rauskristallisiert, dass so die Konstellation mit mir oben sozusagen einfach die ist, wo wir uns beide einfach am wohlsten mit fühlen.
Nika: Ihr seid das erste Pärchen, das das ganze BDSM-Thema nicht nur auf sexueller Ebene sieht, sondern auch so ein bisschen in den Alltag integriert. Sprich: Ihr habt euch dann irgendwann gefunden, du oben, ich unten, und dann habt ihr euch aber auch ziemlich schnell dazu entschlossen, dass es nicht nur im Bereich Schlafzimmer passieren soll, sondern auch im eigentlichen Leben. Das hast du mir schon verraten im Vorgespräch. Wie lebt ihr das im Alltag aus?
Lea: Ja, das sind natürlich mehr so subtile Kleinigkeiten, die dann häufig eine Rolle spielen. Wir schicken uns zum Beispiel relativ viele Nachrichten oder Bilder über den Tag so zu. Das kriegt natürlich kein anderer logischerweise mit. Oder dass man sich mal einen Blick zuwirft, den anderen mal anfasst, oder dadurch, dass wir auch zusammen arbeiten, trifft man sich halt doch so im Laufe des Tages nicht nur zuhause mal. Sub trägt auch häufiger mal ein KG, also Keuschheitsgürtel, gerne auch mal für eine Woche auch zwei. Da kann man natürlich ganz prima dann einfach mal da hinpacken. Jeder, der das mal ausprobiert hat oder auch noch nicht, weiß, dass man dann durchaus noch empfindsamer wird. Wenn man dann ein Bild bekommt oder eine Bemerkung, kann man wirklich so ein bisschen Tease and Denial, aber ohne Anpacken, machen.
Nika: Kurz für die, die es nicht kennen: Ein Keuschheitsgürtel, wie kann man sich das so vorstellen? Was passiert dann? Legst du ihn an? Macht er das? Und wie ist das, wenn er den tatsächlich eine oder zwei Wochen trägt? Das wird sich jetzt wahrscheinlich auch der eine oder andere fragen, wie das überhaupt möglich ist.
Lea: Tatsächlich übergebe ich ihm die Aufgabe, sich den selber anzulegen, und er übergibt mir dann danach den Schlüssel, dass ich dann die Macht darüber habe. Auf längere Zeit tragen sind natürlich auch hygienische Sachen, die man da beachten muss. Deswegen, wenn er sich wäscht oder duscht, darf er den dann zwischendurch auch dafür ablegen. Da darf dann aber nichts passieren natürlich. Da vertraue ich ihm aber auch soweit, dass das einfach auch nicht passiert. Dann schauen wir einfach, dass es bei uns so ein bisschen spontan läuft, wie sich das so aus dem Alltag ergibt, wie die Möglichkeiten sich auch ergeben, wann der dann vielleicht mal abgezogen wird, gespielt wird, natürlich auch Abends immer schön kontrolliert wird. Das gehört ja irgendwie alles auch mit dazu.
Nika: Ich merke jetzt schon so ein bisschen, dass ihr da auch viel drüber sprecht und auch sehr offen darüber sprecht. Das finde ich immer so schön, wenn Pärchen das schaffen, das so zu tun. War das eine Hürde, sich zu steigern, auch zu sagen: Ja, okay, jetzt nicht nur oben/unten, sondern vielleicht auch mal Bondage oder vielleicht dann auch mal einen Keuschheitsgürtel? Das ist ja schon eine Steigerung. Wie habt ihr das geschafft, da so offen miteinander zu sein?
Sub: Jetzt muss ich was sagen. Das kann man schwer sagen. Das hat sich eigentlich so entwickelt. Das Offene, glaube ich, kam eher von mir, dass ich einfach gesagt habe: Ich habe hier was besorgt, und ich würde das gerne mal ausprobieren. So kam das eigentlich, und dass man dann gemerkt hat, das gefällt uns beiden. Wir gehen weiter in die Richtung. Ich glaube, wichtig ist, wenn man mit sowas anfängt, dass man da sehr ruhig rangeht, was auch manchmal schwer ist, dass man das nicht überstürzt, sondern einfach mal sagt: Ich probiere das mal aus. Und einfach mal guckt, wie der andere reagiert. Man kann ja jetzt nicht pauschal sagen, das wird dem anderen nicht gefallen. Sondern ich bin der Meinung, man muss alles mal ausprobiert haben. Und in einer Beziehung, gerade über eine lange Zeit, finde ich, ist das eine relativ wichtige Sache, einfach Sachen auszuprobieren generell.
Nika: Also meinst du, lebst du so nach dem Motto: Ja, ich spreche es einfach mal aus, und wenn es ihr gefällt, dann ist gut. Wenn nicht, müssen wir gucken! Weil das ist ja so eine Sache, wo Pärchen auch so ihre Probleme mit haben. Wie spreche ich denn da meinen Partner so an. Hast du da so einen Tipp für diejenigen, die das vielleicht nicht so schaffen wie du?
Sub: Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen blöd an, aber einfach loslegen, einfach reden. Ich glaube, das Schlimmste generell in einer Beziehung ist, wenn man nicht mehr miteinander redet oder wenn man Angst davor hat, wie der andere reagiert. Man schadet ja keinem anderen Menschen. Solange man keinem anderen Menschen schadet, kann man ja eigentlich ruhig mal alles ausprobieren. Mehr, als dass man darüber lacht oder sagt: Nee, das ist so gar nicht mein Ding! Kann ja erstmal gar nicht passieren. Wenn man das heimlich macht, finde ich das deutlich schlimmer. Weil dann kann es auch, gerade in einer Beziehung, natürlich schnell doch zu größeren Problemen kommen.
Nika: Gab es da schon mal so Pleiten, Pech und Pannen bei euch, dass einer gesagt hat: Hey, das möchte ich mal. Und der andere hat gesagt: Auf gar keinen Fall!
Lea: Also was mir jetzt so spontan einfällt ist so diese Feminisierung. Das ist nicht so mein Fall. Das war halt so ein Thema. Aber ich muss auch generell dazu sagen, dass ich da meinem Sub sehr, sehr dankbar bin für sein Vertrauen, weil tatsächlich er derjenige ist, der eher mal mit sowas um die Ecke kommt und ich mich da tatsächlich, obwohl ich ja eigentlich die dominantere Person bin, aber in dem Fall hat dann halt tatsächlich, was reden angeht oder einfach mal sich trauen, darüber zu reden, er einfach definitiv die Nase vorne. Das ist eigentlich unser großes Glück, oder mein großes Glück, dass es so ist, weil ich glaube. Sonst wären wir einfach auch nicht da, wo wir sind mit unserer Beziehung und unserem Spiel.
Nika: Jetzt hast du schon was Gutes angedeutet, Stichwort Vertrauen, bzw. auch sich selbst einschätzen können. Eine Frage an den Sub: Gerade so für einen Mann ist das ja so eine Nummer zuzugeben, oder für sich einzugestehen, dass man so eher der devote Part ist. Ich glaube, das ist ein riesen Thema auch heute noch, dass viele Männer ja dominant sein „müssen“. Die fühlen sich so, dass sie es müssen. Wie ist das für dich? Du stehst da ja wahrscheinlich auch offen zu. Wie ist das für dich, ein devoter Mann sein zu wollen?
Sub: Schlimm finde ich es sowieso schon nicht. Für mich persönlich ist es auch eine Art Ausgleich. Im Beruflichen sozusagen bin ich der dominante Part oder der Chef, und ich finde das eigentlich auch angenehm, sich mal fallen zu lassen. Ich glaube, dass viele Männer nicht unbedingt ein Problem haben mit Dominanz, sondern dass viele Männer ein Problem damit haben, sich fallen zu lassen allgemein, und auch einfach zu sagen: Ich gebe die Kontrolle ab. Ich glaube, dass viele Männer immer noch ein Problem haben mit Kontrollverlust.
Nika: Du verkörperst ja dieses Klischee an sich. Du bist erfolgreicher Unternehmer, und abends bist du dann der, der loslassen will. Glaubst du, das kommt daher, dass Männer das so oft heimlich machen müssen in Domina-Studios, weil sie sich nicht trauen, ihren Partnerinnen zu sagen, dass sie mal schwach sein wollen? Was heißt schwach – zumindest eher der devote Teil?
Sub: Das mit Sicherheit. Also das wird zumindest ein großer Grund sein, wieso Leute das nicht im Privaten ausleben, sondern dann eben zur Domina gehen. Ich meine, gut, ist ja für die Domians auch ein gutes Geschäft, und es sei auch jedem gegönnt. Aber ich glaube, dass es schon wichtiger wäre, eigentlich in der Beziehung mehr darüber zu reden, vom Mann aus, und auch von der Frau da teilweise vielleicht zuzuhören oder zu probieren, das nachzuempfinden. Ich glaube, dass dieses Kontrastverhalten oder dieser Kontrast, sich zwischen beruflich erfolgreich und privat einfach mal zu sagen: Da stecke ich jetzt gerne zurück, oder lass Dinge mit mir machen, mit mir geschehen, wichtig ist. Viele Leute unterschätzen, dass das auch eine gewisse Art von Entspannung ergibt.
Nika: Wie lebt ihr deine devote Ader so im Alltag aus. Es gibt ja dann die, die wirklich auch verbal gedemütigt werden wollen oder auch wirklich körperlich malträtiert werden wollen, oder läuft das alles so ein bisschen unterschwellig eher bei dir ab?
Sub: Das läuft bei uns eigentlich eher unterschwellig ab, weil man natürlich auch schon gucken muss, dass eine ist eine private Sache, das andere ist eine berufliche Geschichte oder auch ein berufliches Erscheinungsbild, wie auch immer man das jetzt nennen möchte, wo ich da schon relativ deutlich eine Trennung möchte. Das eine hat mit dem anderen generell nichts zu tun, und dadurch, dass wir auch noch ein Kind haben, also letztendlich in einer Familie leben, muss man da natürlich auch schon ein bisschen gucken, wie kann man das irgendwie ausleben in einem Umfeld oder in einem Bereich, wo es jetzt nicht unbedingt jeder mitkriegen soll. Das eigene Kind kann man aufklären.
Das ist eine Frage des Alters. Die Frage ist aber halt zum Beispiel, wenn das dann andere Personen noch mitkriegen und ein Kind darauf angesprochen wird, dann hört da relativ schnell der Spaß auf, weil dann dränge ich eine dritte Person in einen Bereich rein, wofür sie nichts kann und wo sie eigentlich auch nicht hingehört in dem Moment.
Nika: Lebt ihr das mit anderen Pärchen aus? Also teilt ihr das? Habt ihr da den Freundeskreis entsprechend so ein bisschen geformt, oder ist das wirklich so euer Ding, dass ihr sagt, das machen wir nur so für uns. Oder geht ihr auch in die Öffentlichkeit in Form von Partys oder Bekannten?
Lea: Wir sind tatsächlich zwei, drei Mal, weiß ich jetzt gar nicht mehr so genau, auf einer BDSM Play Party auch gewesen. Das war auch so das erste Mal, dass wir das überhaupt außerhalb der eigenen vier Wände oder halt eben – es gibt ja auch so Fetisch-Appartements oder sowas, wo man dann halt aber trotzdem so für sich ist – wirklich sozusagen nach außen das getragen haben. Das kommt aber einfach durch den Alltag und Kind und wie das Leben halt einfach so ist, relativ selten vor. Aber tatsächlich in unserem Freundeskreis gibt es jetzt, glaube ich, eigentlich keinen, der davon weiß. Der eine oder andere möglicherweise ahnt da was. Aber das ist ja auch so ein Thema, wo einen nicht so wirklich die meisten Leute drauf ansprechen, lustiger Weise.
Das heißt, selbst wenn es da jemanden gäbe, entweder der ist selber in der Szene unterwegs, dann hat er sowieso kein Problem damit, oder hält halt einfach die Klappe, weil ihm das selber unangenehm ist. Aber ansonsten haben wir halt das Glück, dass wir das noch immer hin und wieder im Alltag, eigentlich schon jede Woche, ein-, zweimal wirklich sozusagen bei uns quasi … das gehört bei uns zum normalen Liebesleben einfach dazu, zu spielen. Das muss ja nicht immer eine riesen Session von einer Stunde sein. Aber es sind definitiv immer Elemente, die ganz klar machen, sozusagen unsere Rollen im Liebesspiel immer enthalten.
Nika: Noch kurz zu den Partys. Wie ist das, als Pärchen auf so eine Party zu gehen? Unsereins kennt das jetzt nur, dass man mit so einem Wingman – vielleicht sagt euch der Begriff ja dann ja was – also mit jemandem, der da so ein bisschen einfach mitspielt und zu so einer Party geht, oder auch von Freundinnen kenne ich das jetzt nur, dass die da halt mit Mädels hingehen oder so. Wie ist das als Pärchen und was macht ihr denn dann da so? Das ist ja auch schon eine riesen Nummer, als Pärchen da hinzugehen. Es gibt ja dann auch die Pärchen, die dann auch aktive werden, auch gleich mit anderen. Wie ist das für euch?
Sub: Auf den Partys, wo wir waren, waren mehrere Pärchen, und ich fand, dass da doch allgemein relativ großer Abstand war, dass sozusagen die Pärchen einzeln für sich gespielt haben in irgendeiner Form, und dass da eigentlich gar nicht so das große Zusammentreffen war oder das große Kennenlernen. Ich fand das relativ, will schon fast sagen, ernüchternd. Ich hätte gedacht, dass da ein bisschen mehr Kommunikation oder eben Zusammenkommen ist. Jetzt nicht unbedingt in sexueller Art, sondern dass man einfach generell mehr Kontakte knüpft oder so. Ich fand das relativ wenig, was da eigentlich sozusagen los war, nicht von den Menschenmengen her, sondern jeder hat so sein Ding gemacht eigentlich.
Nika: Hättet ihr euch das anders gewünscht? Also hattet ihr schon vor, da auch mal vielleicht über Partnertausch zu sprechen? Oder wie war das da für euch?
Sub: Wir sind da eigentlich relativ offen hingefahren und haben einfach gesagt: Komm, wir fahren da jetzt mal hin, haben uns angemeldet, und ja, sind eigentlich ohne irgendwelche großen Wünsche oder sowas dahin gefahren. Natürlich hat man vorher das Thema mit einer dritten oder vierten Person oder wie auch immer angesprochen und hat gesagt: Okay, wir gucken mal, was so geht oder was abgeht, und dann entscheiden wir uns kurzfristig. Wir haben es jetzt nicht grundlegend ausgeschlossen, mit einer anderen Person. Wir sind aber auch nicht mit dem reinen Wunsch danach dahin gefahren.
Nika: Jetzt wären wir ja wieder bei dem Thema: Wie sage ich meinem Partner, dass ich mal auf eine Sexparty gehen möchte – BDSM-Party, Kink-Party, wie auch immer die sich nennen. Wie kann man das schaffen, den Partner das zu fragen?
Sub: Einfach fragen! Man sollte einen guten Zeitpunkt wählen. Morgens bevor man hektisch zur Arbeit muss, ist nicht so gut. Abends, kurz bevor man ins Bett gehen will, ist auch nicht so gut. Aber ich kann da von meiner Seite aus nur wirklich empfehlen, einfach das mal anzusprechen und nicht irgendwie eine riesen Vorstellung zu planen oder sonstiges, oder sich riesen Gedanken zu machen, sondern einfach vielleicht mal in einer ruhigen Minute den Partner anzusprechen und zu sagen: Guck mal, was hältst du denn hiervon?
Wenn der Partner dann schon direkt die Augen verdreht und schreiend rausrennt, dann hat sich das Thema eh erledigt. Ansonsten kann man da aber, glaube ich, oder sollte man da einfach relativ offen drüber reden. Alles was man unterdrückt, versteckt oder heimlich macht, wird irgendwann in der Regel immer wieder rauskommen. Das macht’s ja dann nun mal auch nicht besser. Das ist zumindest meine Meinung dazu.
Lea: Ja, und oft ist es ja auch so, dass dann, wenn man was anspricht, der andere auf einmal sagt: Ja, die Idee hatte ich auch schon. Schön, dass du es mal ansprichst. So in die Richtung.
Nika: Das stimmt. Es ist wirklich so, dass viele Pärchen mich anschreiben mit den Worten: Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Das hätte ich selber persönlich nie gedacht. Aber ich glaube, das liegt auch immer so ein bisschen daran, wie man auch selber vom Typ her ist. Ist man eher introvertiert oder extrovertiert? Es war schon eine Erkenntnis für mich, diese ganzen Mails zu bekommen: Wie kann ich meinem Partner das Thema BDSM näherbringen, oder meiner Partnerin. Habt ihr da vielleicht eine Erklärung für? Oder ist euch das auch schon mal begegnet, wenn man irgendwie in einer Bar mal sitzt und irgendwelche Themen kommen dann so hoch, dass dann Leute sagen: Nee, da kann ich mit meinem Partner nicht drüber sprechen.
Sub: Naja, bei Männern ist das so, dass dieses Thema in einer Bar oder so generell relativ selten besprochen wird. Die sind da eher gegenüber anderen Männern oder Freunden doch eher schüchtern oder zurückhaltend, sagen wir mal besser. Aber generell, ja, das Problem, glaube ich, dass viele sich viel zu viele Gedanken machen und denken, dass der andere Teil nur vielleicht auf Blümchen-Sex steht oder auf ganz normalen, und alles Standard. So war es schon immer und so muss es bleiben. Naja, aber jeder hat ja auch so seine Wünsche und Vorlieben, und es ist das Einfachste eigentlich, darüber zu sprechen.
Wie gesagt, solange es keine Dinge sind, die irgendwelchen anderen Menschen schaden, oder Tieren oder was weiß ich was, dann brauchen wir nicht in die Richtung zu reden. Aber solange es jetzt mich und meinen Partner betrifft, kann ich ja auch einen sexuellen Wunsch genauso äußern wie einen Wunsch, was ich gerne zu essen haben möchte. Das ist ja letztendlich ein persönlicher Wunsch in irgendeiner Form.
Lea: Aber ich glaube, dass die Angst vor Ablehnung bei sehr vielen Menschen in dem Moment sehr groß ist, weil man ja doch einen sehr großen Schritt … es ist einfach eine Wahnsinns-Vertrauenssache, sowas seinem Partner anzuvertrauen. In einer intakten Beziehung sollte das nicht das Problem sein, dass man Angst hat, deswegen den Partner zu verlieren. Aber ich bin ja selber so jemand, der schwer aus der Ecke kommt mit so neuen Ideen. Da muss ich wirklich sagen, das geht tatsächlich mehr – in dem Fall – von meinem Partner aus. Ich bin dann meistens relativ begeistert oder sage einfach: Lass mal ausprobieren.
Meistens macht es auch Spaß. Aber ja, ich glaube, dass es bei vielen anderen eben nicht so ist und dass das auch wahrscheinlich damit zu tun hat, dass, wenn man irgendwas Richtung BDSM oder sowas anspricht im normalen Gespräch, wenn das irgendwie in die Richtung geht, dass ja auch die meisten Menschen auch ein völlig verqueres Bild da irgendwie haben, weil es eben einfach selber viele noch nicht ausprobiert haben und das so verurteilen irgendwie oder das völlig schräg finden. Deswegen weiß das auch bei uns keiner aus dem engsten Freundeskreis. Das ist einfach auch kein Thema sozusagen.
Nika: Es ist schon Wahnsinn, wie diese BDSM-Definition auch ist. Man weiß ungefähr, was diese Worte bedeuten, aber da herrscht ja noch so viel Unwissenheit, dass ja viele BDSM ausschließlich mit Lack/Leder, Hauen, devote Männer und keine Ahnung was verbinden. Aber diese ganze Definition, die die einzelnen Menschen davon haben, das ist ja so unbekannt. Ich glaube, was ihr da vorhin schon sagtet, wie oft passiert es, wenn man dann mal den Mut hatte zu sagen: Hör mal Schatz, ich stehe aber irgendwie … oder wollen wir das mal ausprobieren? Ja, habe ich auch schon oft überlegt, aber ich habe mich nicht getraut, dir das zu sagen. Also am Ende definiert ja jeder BDSM für sich individuell.
Sub: Ja, aber ich glaube sozusagen, die wenigsten Beziehungen werden einen Knacks kriegen oder kaputt gehen an einer Person, die offen sagt: Hör mal, ich möchte mal, dass du mich fesselst. Kannst du dir das vorstellen? Oder: Ich stehe darauf, ich würde dich mal gerne fesseln. Ich habe hier mal so ein paar Bilder gesehen. Oder: Ich finde Latex schön. Ich glaube, daran wird keine Beziehung scheitern, die vorher schon halbwegs gesund war. Wenn ich das aber heimlich mache und irgendwann guckt mein Partner durch Zufall auf mein Handy oder auf irgendeine Internet-Seite, die ich besucht habe, und sieht, dass ich das heimlich mache oder schon längere mache, das gibt, glaube ich, einen wesentlich größeren Knacks in der Beziehung.
Nika: Ich hatte mal einen Gast, zusammen mit einer Sklavin, da haben wir den auch gefragt. Der wollte jetzt nichts „Extremes“, also nichts Abnormales. Aber wir haben ihn halt gefragt: Warum kannst du das mit deiner Partnerin nicht ausleben? Und seine Antwort war: Er möchte sie damit nicht beflecken, mit seinen Fantasien, die er mit einer Sklavin ausleben wollte. Also er wollte, dass ich sie dann anweise, Entsprechendes zu tun. Er hatte so ein Bild von so einer schönen kleinen Elfe, die unbefleckt ist, und er wollte seine perversen Fantasien nicht an ihr ausleben. Was sagt ihr dazu?
Sub: Ja gut, das kommt jetzt so ein bisschen auf die Fantasien an. Das kann ich halt ehrlich gesagt nicht so nachvollziehen. Für mich ist ein Partner jemand, mit dem ich durch Dick und Dünn gehe. Das heißt ja jetzt nicht, dass ich den beflecken muss, aber von der reinen Auffassung her: Was ist eigentlich mein Lebenspartner? Mein Lebenspartner ist mein Freund, mein Kumpel, mit dem ich durch Dick und Dünn gehe und mit dem ich viele schöne Sachen erleben will. Und dazu gehört ja das Sexleben oder das breite Sexleben in dem Sinne nun mal auch zu. Und viele Leute reden, glaube ich, generell nicht über Sex. Egal, ob eben ein Fetisch da ist, BDSM da ist, oder einfach nur der alte gute Blümchen-Sex. Es ist ja generell ein Thema, das in Partnerschaften sehr, sehr wenig darüber gesprochen wird.
Lea: Eigentlich ist es ja auch, so sehe ich das zumindest für mich, wie ein Geschenk, das mein Partner mir macht, dass er mit mir so offen darüber redet und dass wir das so offen und vertrauensvoll miteinander teilen können. Das ist natürlich nicht selbstverständlich für die meisten, aber ja, für viele Menschen geht vielleicht auch was verloren, weil sie es eben gar nicht offen ansprechen. Es läuft im Endeffekt immer wieder auf’s Vertrauen hinaus.
Nika: Glaubt ihr, es hat auch ein bisschen was mit dieser „Unwissenheit“ der ganzen BDSM-Welt gegenüber zu tun, dass auch Gäste vielleicht auch gar nicht wissen, dass BDSM ja nicht automatisch immer irgendwie was mit Schmerzen oder so zu tun hat. Also gerade, wenn dieser Satz kommt: Ich möchte meine Partnerin damit nicht konfrontieren. Das ist ja pervers. Das ist ja was Abnormales. Hat das damit zu tun, dass da vielleicht auch Unwissenheit herrscht?
Ich bin immer so verwundert darüber, dass relativ viele mit diesen Worten zu mir kommen, dass sie das halt so von der Liebespartnerschaft trennen wollen, dieses Thema. Da geht es ja noch nicht mal um Sex. Da geht es ja wirklich um Ausleben von zum Beispiel Feminisierung. Wie viele Männer wollen feminisiert werden und sagen mir dann auch: Ja, ich trag dann die Nylons von meiner Frau, wenn sie mal nicht da ist. Also dass die das so extrem abkapseln. Wo kommt das her?
Lea: Ich glaube, dass das immer noch viel in so einer – wie man so sagt – Schmuddelecke steht, gesellschaftlich. Dass viele das eben wirklich als pervers empfinden und so ihre kleine, heile Welt sozusagen damit nicht beflecken wollen, wobei das ja eigentlich total albern ist. Und ich frage mich halt auch oft, weil ich glaube, dass es sehr, sehr viele Menschen gibt, die in welcher Konzentration auch immer, aber in diese Richtung Fantasien haben, und das vielleicht auch sogar teilweise ausleben. Aber es redet halt keiner darüber. Wenn jemand darüber redet, ist es immer so: Hahaha! Und wird direkt ins Lächerliche gezogen. Ich möchte jetzt mit meinen Nachbarn da auch nicht offen drüber reden. Aber es ist halt eigentlich was ganz Normales, was aber trotzdem in so eine Schmuddelecke gestellt wird.
Nika: Umso besser ist es, wenn wir darüber sprechen, oder?
Lea: Absolut.
Nika: Das ist immer so schön, wie alltäglich sowas sein kann dann. Und ich finde das auch immer so schön, wenn ich mir jetzt so vorstelle, was du mir so erzählt hast mit dem Keuschheitsgürtel. Wie viele Leute laufen vielleicht täglich an einem vorbei, die einen tragen? So kleine, so viele Hinweise, wenn man da mal so drauf achtet, ist schon immer schön. Das ist eigentlich schade, dass es immer noch so ist, aber das werden wir ja ändern mit solchen Aktionen.
Sub: Das hoffen wir. Wobei Feminisierung, der Wunsch wurde mir auch noch nicht erfüllt, leider.
Nika: Aha.
Sub: Weil er meiner Herrin halt nicht wirklich so gefällt. Ich glaube aber, dass das einer der schwierigsten Wünsche ist, dem Partner gegenüber zu äußern. Dass möchte ich rückwirkend zu diesem Thema eben sagen. Das ist tatsächlich auch mir von allen Wünschen eigentlich auch mit am schwersten gefallen als Sub. Ich glaube, das hat einfach damit zu tun, in die Rolle eines anderen Geschlechts in dem Sinne zu schlüpfen. Das ist dann doch so eine Sache wo man sagt: Mmh. Oder man selber auch überlegt: Bin ich dann kein Mann mehr? Oder so. Da braucht man ein bisschen. Oder da muss man ein paar Tage drüber nachdenken. Das muss ich noch dazu sagen, das war wirklich mit der schwerste Wunsch, den zu äußern in irgendeiner Form.
Ein paar Schlagwörter
Warum macht sie das?
- aktuell: BDSM greifbarer machen
- Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen
Wie macht sie das?
- Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
- Motivation und Inspiration durch Menschen, Momente und nimmersatte Neugierde
Womit macht sie das?
- Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
- Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
- Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene