#57 Nika als Gast bei Kunst der Unvernunft – Teil 1

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Der Nika Macht-Podcast wird im August ein Jahr alt. Um das zu feiern, stehe ich heute mal meinen Mann und beantworte viele Fragen, die mir mein Podcast-Kollege Sebastian von Kunst der Unvernunft gestellt hat. Ich verrate viele kleine Geheimnisse rund um das Domina-Dasein, und ihr lernt mich persönlich besser kennen. Vor allem aber sage ich euch in diesem Interview, was ich noch großes, u. a. mit diesem Podcast, vorhabe. Da die Kosten nur leider immer weiter steigen, freue ich mich über jede finanzielle Hilfe.

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Mit dem Schritt „Podcast“ fing alles an, auch zu vielen weiteren Schritten zusammen mit euch.

Sebastian:          Ich sitze hier zusammen mit Nika, hallo!

Nika:                   Hallo, freut mich.

Sebastian:          Du hast es geschafft, du bist hier, ich freue mich da total. Endlich mal wieder ein Mensch hier zum Aufnehmen. Wer bist du? Was machst du? Wie ist es dazu gekommen?

Nika:                   Ja, ich bin Nika, vielleicht kennt mich schon der Eine oder Andere. Würd mich freuen, wenn er das tut. Ich mache, so ähnlich wie du, einen Podcast. Ich habe letztes Jahr im August angefangen, den zu starten, weil ich einfach festgestellt habe: Okay, das, was ich so erlebe, das gilt es zu erzählen. Das mache ich bisher, und dann habe ich irgendwann deinen Podcast gefunden und habe mir gedacht: Da müssten wir uns auf jeden Fall mal zusammentun, weil wir ja über ähnliche Themen sprechen. Das kann nur gut werden, wenn wir uns mal unterhalten.

Sebastian:          Ich habe mich auch riesig gefreut, als die Mail kam. Du hast nämlich eine etwas andere Perspektive. Hier die Kunst der Unvernunft – das ist ja so ein Podcast ganz Szene-lastig und ganz Community-verbunden, sage ich mal. Und du hast ja eine andere Perspektive mitgebracht, denn du machst das auch noch anders.

Nika:                   Genau. Also ich erzähle in meinem Podcast über die Geschichten, die ich so erlebe als aktive Domina. Ich erzähle von den Geschichten der Gäste, die die so mitbringen. Ich versuche, anhand der Gäste oder auch anhand meiner persönlichen Geschichten, das alles etwas aufzubrechen und zu zeigen, dass die Welt überhaupt nicht schwarz ist, sondern eigentlich ganz, ganz, ganz bunt.

Sebastian:          Wir müssen den Begriff Domina erstmal einmal einordnen. Das heißt, du bietest BDSM als Dienstleistung an?

Nika:                   Richtig.

Sebastian:          Okay. So, dann ist das einmal geklärt. Ordnen wir dich nochmal ein bisschen ein. Du bist wie alt?

Nika:                   Ich bin 33 Jahre alt.

Sebastian:          Wie kommt man denn dazu, dass man im Studio arbeitet?

Nika:                   Also, eigentlich bin ich ganz ungeplant dazu gekommen. Ich habe auch ein ganz „normales“ Leben. Ich bin groß geworden im Dorf und habe irgendwann gedacht, nach dem Abi und nach der Lehre, dass ich dann mal weiterziehen muss und bin nach Hamburg gezogen. Und da ich schon relativ früh erkannt habe, meine eigene Sexualität ist zumindest sehr offen und sehr fantasievoll, habe ich dann gedacht: Wenn du schon in Hamburg lebst, dann kannst du erst Recht da mal anfangen, genauer hinzugucken. Mein erster Schritt war das Kellnern in einem Swingerclub. Das habe ich dann irgendwann mal gemacht. Ich hatte damals noch einen Freund und habe ihn gefragt, inwieweit er da mitgehen möchte.

Er hatte da jetzt nicht so Lust zu, aber ich wollte da trotzdem mal eintauchen und habe versucht, einen Weg zu finden, wie ich das mit meiner Beziehung, die nichts damit zu tun hat, zu vereinbaren. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich da kellnern gehe. Dadurch, dass ich Hotelfach gelernt habe, war das jetzt nicht so schwer, da einen Job zu finden. Es ging auch alles relativ schnell und da habe ich dann angefangen zu kellnern und da habe ich dann so die ersten wirklichen Berührungen auch mit BDSM gehabt.

Vorher, als ich noch auf der Reeperbahn gewohnt habe – da bin ich dann direkt hingezogen, das war ein sehr, sehr cooler Schritt, der auch nicht so geplant war – ich hatte eine WG auf der Reeperbahn gefunden, und da habe ich so die ersten Kontakte zu Prostituierten gehabt und habe schon coole Geschichten da erleben dürfen, weil die auch mit den WG-Jungs, ich sag mal, befreundet waren.

Das konnte ich so für mich ein bisschen nutzen und da mal ein paar Fragen stellen, wenn die da morgens in der Küche zum Kaffee gekommen sind. Ja, aber das war ja konzentriert auf Prostituierte wirklich. In dem Swingerclub selber habe ich dann halt wirklich auch mal Menschen kennengelernt, die das privat praktizieren. Und so kam ich dann an Dominas. Es kam mal eine Frau auf mich zu, die hatte im ersten Schritt sexuelles Interesse an mir. Das habe ich dann aber klären können, weil das von meiner Seite aus nicht so funktioniert hat. Aber wir haben uns halt super verstanden.

Dann sie mich dann irgendwann mal zu sich eingeladen. Ich wusste nicht, dass es ein Domina-Studio ist. Sie hat mich zum Geburtstag eingeladen, und als ich dann der Adresse gefolgt bin, habe ich vor Ort erst festgestellt: Okay, das wir ein alternativer Geburtstag. Genau. Und so bin ich dann dahin gekommen.

Sebastian:          Okay, also ich habe bei den Hörern ein bisschen rumgefragt: Mensch, wollt ihr mal einer Domina ein paar Fragen stellen, und so. Was mir aufgefallen ist, die haben fast alle automatisch unterstellt: Oh, wer kinky beruflich ist, der macht das auch zuhause!

Nika:                   Dem kann ich widersprechen, also zumindest zum Teil. Es ist jetzt nicht so, dass die Welt der BDSM mich auch privat komplett verfolgt. Sicher habe ich das Glück gehabt, verschiedene Sexualpartner zu haben, die mir so diverse Dinge auch gezeigt haben, die mich da so ein bisschen rangeführt haben. Dementsprechend habe ich dann auch irgendwann angefangen, mal so speziellere Partys zu besuchen, war dann mit denen – wie gesagt – auf diesen Partys und habe mich da so ein bisschen ausprobiert, hab da schon vieles kennengelernt. Aber dass ich jetzt privat so oder so bin, also aktiv oder passiv, das ist nicht so. Das ist immer – ich sag mal – Partner-abhängig.

Sebastian:          Dann haben wir dich jetzt so ein bisschen vorgestellt. Ich gebe mal so einen Ausblick, worüber wir heute hier sprechen wollen. Ich hab hier meine schönen Spickzettel. Generell reden wir mal über Domina-Studio. Wie läuft das ab? Das heißt, ich werde einfach mal versuchen zu konstruieren, wie der Besuch abläuft, indem ich dich dann mal fiktiv besuche. Mal gucken, ob das funktioniert. Dann mag ich mit dir unbedingt auch über den Podcast sprechen. Den Namen hast du eben schon gesagt, ich wiederhole ihn gerne nochmal: Nika Macht heißt der. Ich würde sagen, reden wir zuerst über den Podcast? Oder erst über die Studio-Geschichten?

Nika:                   Wie du magst.

Sebastian:          Ich sag mal so. Ich greif einfach dem Podcast mit einem Satz vor. Was mir daran aufgefallen ist nämlich, ist dass du dem Klischee der Domina nicht entsprichst. Weil das Klischee sagt: Die sind so ein bisschen unnahbar, motzig will ich jetzt nicht sagen, aber da ist schon eine Mauer dazwischen. Und du hast so eine unfassbare Begeisterung für deine Gäste. Du findest das toll, was die machen, du erzählst, wie du mit den Ideen umgehst, auch was dich mal ein bisschen trifft. Diese offene Art, die fand ich einfach wunder-wunderschön, und deshalb habe ich auch gesagt: Du hast dich gemeldet, super! Komm gleich her, wir müssen aufnehmen.

Nika:                   Freut mich.

Sebastian:          Irgendwann ist immer das erste Mal im Studio. Irgendwann hattest du einen Menschen vor dir, mit dem solltest du was machen und dafür Entlohnung bekommen. Magst du darüber was sagen?

Nika:                   Über mein ersten Mal oder generell, wie das so ist, auch jetzt noch, nach einer gewissen Zeit?

Sebastian:          Ich sag mal, das erste Mal ist immer so was Besonderes, weil, da weiß man ja meistens selber nicht, wie das so genau läuft.

Nika:                   Also ich wurde da tatsächlich so ein bisschen – Gott sei Dank – ins kalte Wasser geschmissen. Meine erste Session war direkt eine NS-Session. Also für die, die es nicht kennen, das ist Natursekt, also sprich, bei meiner ersten Session musste ich einen Menschen anpinkeln. Und das war für mich auf so viele Weise so kurios, weil, natürlich hat man super viele Fragen. Bevor ich aktiv angefangen habe, das zu praktizieren, habe ich natürlich einen Workshop gemacht und habe da schon vieles gelernt und vieles kennengelernt und auch vieles an mir gesehen, wo meine Grenzen sind und was super spannend ist und überhaupt. Aber ja, meine erste Session, wo ich Geld für gekriegt habe, war eine NS-Session. Und das war schon auf jeden Fall faszinierend.

Sebastian:          Aus reiner privater Neugier: Konntest du denn überhaupt? Und wie lange hat’s gedauert?

Nika:                   Ja, also, erstaunlicherweise genau diese Frage habe ich mir natürlich auch gestellt, als es dann hieß: Also hier, der ist jetzt da und los geht’s. Ich stand da und hab gedacht: Oh mein Gott, das … im Leben nicht. Also gerade Pipi machen vor anderen, das ist ja schon immer so eine Sache. Viele können das ja schon nicht. Vor einem Fremden, und in diesem Umfeld und alles, das war irgendwie total – also das werde ich auch nie vergessen – zum Glück war das ein Stammgast vom Haus. Also sprich, der war tiefenentspannt. Ich weiß auch gar nicht, ob die das vielleicht bewusst gemacht haben, dass sie den gefragt haben: Hör mal, hier, wir haben eine Neue, komm mal vorbei. Kann gut sein, weiß ich nicht. Aber ja, es hat tatsächlich funktioniert.

Ich kann’s dir nicht sagen wie. Ich habe mir, haha, in die Hosen gemacht vorher und habe echt gedacht: Das schaffst du nicht. Aber das war so eine schöne Begegnung direkt mit ihm, weil er auch so tiefenentspannt war und mich anstrahlte und sagte: Alles cool, wir machen jetzt erstmal und guck mal. Wenn es nicht klappt, dann quatschen wir erstmal weiter, oder wie auch immer. Und ich glaube, das hat mir am Ende auch geholfen, dass es auch geklappt hat.

Sebastian:          Ok. Das Setting war ja dann, wenn er so entspannt war und auch so einen Umgang mit dir hatte, er hat dir ja noch gut zugeredet, sage ich mal, da merkt man schon, da ist dieses Verhältnis Macht und oben und Sklave da unten. Wie gesagt, ich nehme das Klischee jetzt so richtig ein paar Mal mit aufs Korn mit dir. Das scheint ja so gar nicht zu sein.

Nika:                   Nein, ist es generell auch nicht. Also ich meine, man muss ja auch immer bedenken, ich kann ja erst Profi werden, wenn ich etwas länger und öfter mache. Ich kann jetzt mich nicht dahinstellen und sagen: Okay, ich habe die Entscheidung jetzt getroffen, Domina zu sein, also bin ich jetzt unnahbar und arrogant und fies und tu so, als wäre ich jetzt schon ein Profi, obwohl ich keiner bin.

Hätte ich vielleicht einen anderen Gast gehabt, wäre es auch anders gewesen. Weiß ich nicht. Aber anhand der nächsten Gäste, die dann kamen, habe ich ziemlich schnell festgestellt, dass das auf jeden Fall ein Klischee ist, was nicht immer von Nöten und auch nicht gewünscht ist. Viele Gäste wollen auch gar nicht dieses Rollenspiel, dieses klassische Rollenspiel: Ich bin jetzt hier die Böse und ich muss den anderen jetzt quälen. Das ist selten sogar eher der Fall.

Sebastian:          Ja, aber vielleicht ist das eben besonders plakativ. Ich mag da auch so ein bisschen einfach so die Brücke bauen, ich sag mal, von den Amateuren zu den Profis. Weil, ich habe immer das Gefühl, wenn jemand sagt: Ich bin mal zu einer Domina ins Studio gegangen. Auch innerhalb der Szene werden die ein bisschen komisch angeguckt. Warum machst du denn das? Warum findest du denn dafür keinen? Oh, das muss ja besonders krass ein. Und ich glaube nicht, dass das tatsächlich so ist. Ich glaube, man kann sich bei dir Wünsche erfüllen lassen.

Nika:                   Ja total, auf jeden Fall. Ich meine, am Ende ist es ja nicht nur die Entscheidung des Gastes, aber auch nicht nur meine, ob eine Session nun stattfinden wird oder nicht. Man hat ja immer die Möglichkeit zu sagen: Okay, das ist jetzt nicht so meins. Oder: Das passt einfach nicht. Da musst du zu jemand anderem gehen. Die wählen ja nur anhand meiner Bilder und an dem, was ich auf meiner Setcard so stehen habe. Aber am Ende ist es ja der Moment der Momente, wenn man die Tür aufmacht und den Menschen live sieht.

Dann kann man schon mal den ersten Eindruck mitnehmen, und entweder er ist gut oder nicht. Und dann kann man ja auch erst anfangen zu sprechen und sagen: Okay, was machen wir denn jetzt heute? Wenn man dann zusammen entscheidet: Okay, wir starten das jetzt. Dann fängt ja auch eine ganz andere Zeit an. Das Vorgespräch, was wir dann ja vielleicht auch gleich mal nachspielen oder nachempfinden, das ist ja der erste Teil. Die Session an sich, da ist ja alles anders.

Sebastian:          Ich merk schon, ich krieg bei allem, was ich von dir wissen will, da würde ich immer vorgreifen. Ich glaub, wir machen das einfach mal. Ich werde mir jetzt irgendeinen Kink ausdenken. Gibt es irgendeinen Kink den du dir vorstellen kannst, mit dem ich jetzt bei dir … da müssen wir irgendwas finden.

Mmmmh.

Oja, ich habe einen schönen Kink. Ich beschließe, ich möchte gern einfach mal irgendwie mit, was weiß ich, einer unfassbaren Menge Kabelbinder fixiert werden. Das ist mein Kink. Ich kenne jetzt niemanden, mit dem ich das hier privat ausleben kann und ich überlege mir: Okay, ich möchte das in professionelle Hände geben, sag ich mal, und finde deine Website. Was tue ich dann? Ich schreib wahrscheinlich erstmal eine Mail.

Nika:                   Also entweder Mail schreiben. Das machen viele, um erstmal so die erste Distanz zu bewahren. Geschriebene Worte sind ja anders zu sehen oft als gesprochene. Viele schreiben wirklich erstmal ganz locker flockig, was sie sich vorstellen, was sie sich wünschen, jetzt in deinem Fall Kabelbinder. Dann kommt das meistens so: Hallo, ich bin der und der und ich habe schon lange folgenden Wunsch… Dann wird der beschrieben und dann wird erstmal gefragt: Machst du das? Das ist eigentlich so der erste Schritt.

Sebastian:          Okay, also das ist tatsächlich dann auch so zielgerichtet? Das ist nicht ein pompöses Anschreiben, sondern im Prinzip ganz klar: Das wünsch ich mir. Kannst du das machen?

Nika:                   Ist ganz unterschiedlich. Manche senden direkt ein ganzes Skript mit. Das ist immer total spannend dann zu lesen. Da denkt man sich so: Wow, wo kommt das denn her? Da merkt man schon, dass die Leute sich so extrem schon damit beschäftigt haben und da merkt man auch direkt die Sehnsucht, dass da anscheinend echt was in ihnen schlummert, was raus will. Die nutzen, glaube ich, diese Distanz des Schreibens noch aus, um das wirklich en Detail, einmal runterzuschreiben und mir zu vermitteln. Wenn die direkt anrufen, ist das schon mal was anderes. Dann kommt immer: Mmh, ja also, mmh, also ich habe da vielleicht mal … hätten Sie Zeit?

Das ist immer ganz süß. Also nicht immer, aber meistens ist es ja doch oft so, dass ich viele Anfänger habe auch. Das freut mich immer sehr. Aber da ist es natürlich umso schöner zu beobachten, dass da auch eine riesen Anspannung herrscht, aber auf der anderen Seite auch eine Form von Erleichterung, dass sie das jetzt endlich auch mal aussprechen dürfen. Vor allem, wenn ich dann auch so reagiere nach dem Motto: Erzähl mir doch einfach erstmal. Alles cool. So nach dem Motto. Es ist noch nichts passiert und es wird auch nichts Schlimmes passieren, wenn du das nicht willst. Also auch da ist wieder so dieses Klischee Domina-Ding: Entweder du machst das so, wie ich das will, oder gar nicht. Das stimmt nicht. Wir sind Dienstleister.

Am Ende ist es so, dass wir das machen, was andere möchten von uns. Klar, auf unsere Weise, aber ich zumindest kann sagen, und da stehe ich auch hinter, dass wir Dienstleister sind. Ob wir uns jetzt Domina schimpfen oder nicht, wir tun wirklich das, was jemand anderes will.

Sebastian:          Naja, das ist auch … ich überlege, ob ich jetzt schon drauf eingehen will. Das ist natürlich so ein Konflikt. Auf der Seite möchte ein Mensch, dass du ihn beherrscht, auf der anderen Seite bezahlt er dich. Wenn er nicht glücklich ist, ist das halt für beide doof.

Nika:                   Richtig, und das ist wieder dieses Ding: Alles, was vor der Session passiert, das ist auf Augenhöhe, da komme was wolle. Es bringt mir ja jetzt auch nichts, wenn mich jemand anruft und mir suggeriert: Ich möchte jetzt irgendwie was Cooles erleben mit dir. Dass ich dann direkt irgendwie so tue nach dem Motto: Ist mir egal, komm mal vorbei, gib mir die Kohle und dann … Klar, sicherlich passiert das auch, und sicherlich ist das auch ein Markt, dass Menschen das auch wirklich so wollen. Aber ich biete da nicht so die Plattform für.

Sebastian:          Okay. Ich hab dir also die Mail geschrieben und dann hast du darauf geantwortet und mir gesagt: Ja, können wir machen. Wie geht es dann weiter?

Nika:                   Bevor das „Können wir machen“ kommt, frage ich erstmal noch immer nach. Oft ist es auch so, dass das, was geschrieben wird, manchmal zu viel ist. Das merkt man dann schon direkt. So, ich möchte einmal alles. Auch wenn es nur Kabelbinder sein sollen und dann können wir das vielleicht noch, und vielleicht das noch, … ja, ich habe auch schon mal gehört von … Da muss man dann die Leute abholen und sagen: Du, ruf mich am besten erstmal an. Das finde ich immer am Schönsten, weil anhand der Stimme kann man dann auch schon mal schneller erkennen: Okay, was ist jetzt hier los und was möchtest du eigentlich? Da kann man auch so den ersten Schritt und das Persönliche direkt machen. Im besten Fall rufst du mich dann erstmal an.

Sebastian:          Rufen denn dann wirklich viele an? Oder ist dann erstmal wieder Schluss?

Nika:                   Die, die es ernst meinen, rufen dann auch an. Da bin ich auch ganz ehrlich. Die, die es dann nicht tun, da bin ich aber auch froh drum, weil da merke ich: Okay, da ist anscheinend entweder gerade eine Momentaufnahme bei ihm gewesen, dass das jetzt einmal runtergeschrieben werden musste, oder das wäre dann so oder so nicht zur Session gekommen. Wenn die da die Bereitschaft nicht zeigen, da wirklich auch mal den nächsten Schritt zu gehen und mich anzurufen, dann sollen sie halt zu jemand anderem gehen. Das bringt mir dann auch nicht so viel. Aber es gibt ja auch noch die spontanen Gäste. So ist es ja nicht.

Sebastian:          Ja, Moment. Wir sind noch bei der Geschichte. Ich nehme an du sagst dann: Ruf doch mal an. Dann antwortest du. Jetzt ruf ich dich aber gar nicht an sondern schreibe dir immer wieder Mails, um mit dir irgendeine Interaktion einzugehen.

Nika:                   Das macht man bis zu einem gewissen Punkt mit. Auch da muss man sagen, man merkt es dann schon irgendwann, und das auch erst mit der Zeit, welche Leute es wirklich ernst meinen und welche da jetzt gerade – ich weiß nicht, ob man das so sagen darf – aber wirklich vor der Mail sitzen und sich befriedigen dabei. Das reicht manchen auch schon. Aber das merkt man dann auch mit der Zeit, und dann kann man irgendwann einen guten Cut machen und sagen: Okay, pass auf, das wird jetzt meine letzte Mail sein. Entweder du kommst jetzt vorbei oder du rufst mich an oder wir lassen das.

Sebastian:          Ja, das kostet ja auch einfach Zeit und Ressourcen. Es nervt dann irgendwie, wenn man den ganzen Tag Mails beantwortet und es kommt nichts bei rum.

Nika:                   Es muss ja auch einfach nicht sein. Das ist ja im alltäglichen Leben nicht anders. Ein menschlicher Kontakt funktioniert besser, wenn man sich dann zwischendurch auch mal sieht. Wenn das jetzt eine reine Brieffreundschaft wäre, das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache. Klar mache ich das super gerne, und ich bin super dankbar dafür, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe. Aber dafür ist die Zeit dann doch ein bisschen zu wertvoll, meine und auch die Zeit für die anderen Gäste, als dass ich da über Wochen Mails schreibe.

Sebastian:          Ich sag mal, als geldgieriger Mensch würde ich ja auch sagen: Ja, das kann man alles machen, ich muss das dann oft irgendwo anders wieder reinholen. Damit macht man einfach vieles kaputt. Okay. Ich hab geschrieben: Ich ruf dich an. So. Ich stelle mich jetzt ordentlich vor, sag dir, was ich haben möchte. Oder nein, du stellst mir wahrscheinlich Fragen?

Nika:                   Im ersten Schritt lass ich dich sprechen, um dich soll es ja gehen. Meine einzige Frage ist eigentlich: Was führt dich zu mir? Das ist immer so. Ob jetzt am Telefon oder live. Wie gesagt, die Mail, die du dann vorher auch schon geschrieben hast, der Inhalt deren ist ja das Eine. Was du mir dann sagst, ist oft was anderes, und oft auch spezieller. Menschen, die sich dann trauen, zumindest mal anzurufen, die trauen sich dann auch direkt, ein bisschen deutlicher zu werden. Das ist dann immer faszinierend zu beobachten, dass da was hinter steckt, dass die das wirklich machen wollen.

Sebastian:          Gibt’s da was, wo du sagst, das ist mal exemplarisch, so ein krasser Gegensatz. So eine Mail, die sich recht einfach anhört und dann der Anruf ist total krass? Oder eben genau umgekehrt. Jemand schickt dir, ich sag mal, ein riesen Manifest, schwierig. Dann kommt ein Anruf und dann fängt der Mensch erstmal ganz klein an uns sagt: Naja, vielleicht können wir ja erstmal ein bisschen …

Nika:                   Es gibt beide Seiten. Oft ist es so, dass sich die Leute überschätzen. Das merkt man dann spätestens in der Session. Wie ich gerade schon sagte, ist es innerhalb einer Mail oft so: Dann können wir das, und das, und das, und das noch machen. Und am Ende in der Session passiert noch nicht einmal die Hälfte davon, weil die das körperlich und seelisch nicht aushalten. Wenn die sagen: Ich bin schon total erfahren im Bereich Rohrstock-Erziehung, oder sowas, und dann packt man den aus und dann ist nach dem ersten schon Schluss, das ist immer faszinierend. Das passiert auch relativ oft, dass die Leute sich überschätzen.

Aber es gibt auch die, die sich unterschätzen. Auch gerade Anfänger, das ist immer das Coolste für mich, wenn die sagen: Erstmal langsam anfangen, mal gucken erstmal. Hoden abbinden, ja, aber nicht so fest, und so. Und nachher sind die Hoden abgebunden und da hängen irgendwie zwei Kilo dran an Gewicht, oder so. Das ist dann immer schon spannend, dass ich da denke: Wow, wo kommt das her?

Sebastian:          Klar, wie willst du das auch einschätzen? Du hast deine Fantasie, du hast eine Überlegung, was du gerne möchtest. Wenn du es nicht weißt, weißt du es nicht. Und das ist ja dann schön, wenn du dich da ein bisschen vortastest. Aber ich merke, ich greife ständig vor. Das ist ja fürchterlich. Wir sprechen am Telefon und dann kommt irgendwann der Punkt wo du sagst: Dann komm rum.

Nika:                   Ja.

Sebastian:          Wie kurzfristig ist das? Ist das jetzt momentan wie bei meinem Friseur, dass ich vier Wochen vorher anrufen muss, damit ich meinen 10-Minuten-Slot kriege? Oder wie entspannt ist das?

Nika:                   Kommt drauf an. Man hört das durch, wenn man dann sagt: Wann möchtest du denn dann kommen? Ja, ich überleg mal. Das ist schon immer so eine Sache. Okay, der weiß noch nicht so genau. … vielleicht doch nochmal überlegen. Oft kommt dann auch nichts mehr. Aber es gibt natürlich auch die, die – sagen wir mal – Blut geleckt haben, die dann auch sagen: Okay, dann komm ich morgen vorbei. Hast du Zeit? Oder haben Sie Zeit? Innerhalb einer Woche passiert das dann doch meistens, weil es dann halt wirklich so ist, die erste Schwelle ist übertreten, und dann haben die auch Bock drauf.

Sebastian:          Wie ist dann denn mit der … es muss ja auch ein Preis ausgehandelt werden. Passiert das schon am Telefon?

Nika:                   Ja, eigentlich immer. Klar, die Leute wissen ja auch, dass das jetzt nicht unbedingt ein günstiger Spaß ist, das Ganze. Das fragen die immer.

Sebastian:          Ja gut, klar. Wenn ich da irgendwie feststelle, ich kriege hinterher 2.000 Euro von der EC-Karte gezogen, dann ist das vielleicht doof.

Nika:                   Also das wird nicht passieren. Das kann ich schon mal kurz einordnen.

Sebastian:          Okay, dann nehmen wir das doch mal als Zwischenthema. Wie teuer ist das? Wo nach bemisst sich das? Ich habe überhaupt keine Orientierung. Ich weiß, vor 20 Jahren bei RTL habe ich mal gehört: Stunde 500 Euro.

Nika:                   Also über Preise sprechen wir nicht. Das hat Domian ja damals auch schon versucht. Das tut man einfach nicht. Das ist auch oft so falsch verstanden. Klar nennt man dann die Summe, und dass es nicht unbedingt nur 20 Euro sind, das weiß jeder. Aber viele verstehen das dann falsch. Wenn die dann die Summe hören, klar, oft ist es so, dass die dann denken oder sagen: Okay, das ist ja echt krass. Aber man kann ja dann auch erst feststellen, ob das was für einen ist, wenn man darüber spricht. Ich muss den Preis sagen. Dann können die ja entscheiden.

Es ist ja auch eine speziellere Sache, die wir da machen. Das ist ja jetzt nicht so, dass man irgendwie zu einem guten Freund geht und sagt: Können wir das mal ausprobieren? Das es was Spezielles ist, ist klar. Aber alles, was speziell ist, ist auch schon mal schnell ein bisschen teurer.

Sebastian:          Okay, also ich werde hier keinen Betrag in Euro aus dir rauskriegen. Aber wir können ja zumindest mal drüber reden, welche Faktoren machen es denn teuer? Ich vermute mal, Personal ist der Schlüssel.

Nika:                   Wie gesagt, die passiven Damen haben natürlich ganz andere Aufschläge als wir aktiven Damen. Das ist ja verständlich, weil die passiven Damen lassen ja auch was mit sich machen. Da gibt es halt Aufschläge für alles Mögliche, sei es jetzt Rohrstock-Erziehung, oder tatsächlich auch Geschlechtsverkehr. Das bieten ja auch gar nicht alle an. Oder Analverkehr oder so. Da gibt es so diverse Aufschläge, die man da nehmen kann und die auch ganz unterschiedlich von den Damen genommen werden. Bei den Aktiven, also so viele gibt es da eigentlich gar nicht. Bei Latex gibt es oft Aufschläge, weil das Material-bezogen ist. Nachher das Reinigen und sowas, das ist halt alles ein bisschen aufwändiger als einfach kurz den Raum sauber machen. Das wäre jetzt ein Aufschlag, aber ansonsten gibt es tatsächlich bei den Aktiven gar nicht so viele.

Sebastian:          Also ich sag mal provokant: Für besonders perverses Zeug, das machst du nicht deswegen teurer, sondern es hat schon mit dem Aufwand einfach ein bisschen zu tun. Es geht aber wahrscheinlich wirklich auch um Zeit und Reinigung und Materialverbrauch, sag ich mal. Also ganz betriebswirtschaftlich stumpf.

Nika:                   Bei den ganz perversen Sachen, je nachdem, wie man das jetzt definieren mag, ist es ja dann auch an anderer Stelle überlegenswert, jetzt nicht nur finanziell sondern auch so vom Kopf her. Wie gesagt, auch mein Kopf spielt da immer mit. Manche Dinge legt man dann auch einfach ab. Es gibt ja für alles einen Markt und es gibt für alles einen oder zwei, die das dann bedienen wollen. Aber meine persönlichen Grenzen sind ja dann auch irgendwann erreicht, wo ich dann sage: Nee, mache ich nicht. Und da kannst du mir Gott weiß was für bieten. Zum Beispiel KV. KV – also ankacken – ist so eine Sache.

Ist okay, dass es das gibt, aber für mich, da würde ich jetzt auch Aufschlag für nehmen tatsächlich, wenn ich es machen würde, aber das ist so eine Grenze, da ist mir das Geld dann auch egal. Ich kann es einfach nicht, ich möchte es nicht. Das ist eine Grenze, die ich nicht überschreiten möchte. Da gibt es dann andere Mädels für.

Sebastian:          Okay. Aber wenn es jetzt so Dinge gibt, wo du sagst, die sind für dich auf der Grenze, die findest du jetzt nicht gut, aber würdest sie machen. Wie es mit diesem Graubereich für dich?

Nika:                   Dann kommt es drauf an. Es kommt ja auch immer drauf an, wer da kommt. Es gibt ja auch die Leute, und das nimmt man denen dann auch ab, oder sieht man denen auch an, dass die dann sagen: Ich spar mir das hart von der Hand ab. Wer wäre ich, dass ich dann sage: Ja, nur weil du das Geld jetzt nicht hast, testen wir das jetzt nicht mal an. Es ist ja auch da wieder eine menschliche Sache. Wenn der Mensch mir sympathisch ist und mich fragt: Könnte ich denn das wenigstens dann irgendwie … dann testen wir das einmal an und dann ist gut.

Dass ich jetzt da eine ganze Session mit ausfüllen würde, dann würde ich trotzdem sagen: Nee, da müssen wir aber Summe X drauflegen. Das mache ich dann schon. Wie gesagt, es ist immer situationsabhängig und auch davon abhängig, was da gewünscht ist und wer da vor mir steht.

Sebastian:          In meinem Beruf habe ich das auch manchmal, dass ich unglaublich unangenehme Kunden habe. Und ganz ehrlich, die kriegen ein anderes Angebot als die, mit denen es total viel Spaß macht, locker flockig zusammen zu arbeiten. Das muss ich ja ganz ehrlich gestehen. Das ist jetzt betriebswirtschaftlich ein bisschen fies. Aber so ist das eben. Es gibt jetzt keine Liste, die du dann vorlegst und sagst: Hier, das kann man machen, das, das, das, das, das. Und jetzt kannst du dir dein Menü zusammenstellen zum Mitnehmen oder hier essen.

Nika:                   Das gibt es schon im groben Rahmen. Die Eckdaten werden halt bekannt gegeben. Das kostet das, das kostet das. Zum Beispiel, wenn jemand jetzt Nadeln möchte oder aus dem Klinikbereich irgendwas, wofür man Utensilien braucht, die muss er halt auch bezahlen. Wir müssen die ja auch kaufen. Aber das ist ja nicht Personen bezogen. Das ist ja nun mal Verschleiß der Sachen. Aber ich habe meinen Grundpreis, sagen wir mal so, und je nach dem, was da noch zusätzlich gewünscht ist, guck ich halt. Wie gesagt, das ist auch oft so, und das soll man auch nicht meinen, dass es auch viele Gäste gibt, die sagen: Okay, ich möchte dir aber mehr geben. So blöde es klingt.

Sebastian:          Ja gut, Geld geht immer.

Nika:                   Genau, und das ist dann auch wieder schön. Es gibt ja wirklich die Männer, und das ist tatsächlich ein Klischee, was bedient wird. Viele betuchte Männer kommen zu uns. Denen ist das Geld dann auch so ein bisschen egal. So blöde es klingt, aber die sagen: Ich möchte die Zeit hier nutzen. Hier hast du Summe X, mach was draus. Auch das gibt es. Dass man dann sagt: Okay. Du zahlst eigentlich den Preis pro Stunde. Aber die legen dann das Fünffache dahin und sagen: Mir ist das egal, mach was du willst. Das ist natürlich dann immer ganz fein.

Sebastian:          Das ist vielleicht auch so ein bisschen – würde ich jetzt bei mir mit einem Restaurantbesuch vergleichen. Ich geh dahin, ich mag einfach eine schöne Zeit haben. Ja, das wird wahrscheinlich fürchterlich teuer sein, aber ich habe Spaß gehabt. Es war schön. Ich bin hinterher glücklich und zufrieden. Und da ist es gar nicht so primär wichtig, ob ich den Rabattcoupon jetzt noch einlösen kann.

Nika:                   Ja genau, so ist das bei uns auch. Ich meine, der finanzielle Teil, das ist in jedem Bereich. Da muss man noch nicht mal sich in der BDSM-Szene befinden. Das ist immer komisch, drüber zu sprechen, aber mir ist aufgefallen, gerade da, wenn man das einmal festgesetzt hat, dann ist das so. Dann wird das übergeben und dann wird da auch nicht mehr drüber gesprochen, weil es wahrscheinlich auch immer so ein Punkt ist, wo man nicht unbedingt lange und ausgeweitet drüber sprechen möchte.

Sebastian:          Ich wäre jetzt wahrscheinlich genau der Gast, der dann sagen würde: Moment, wir haben aber vereinbart, dass … Ich glaube, ich wäre da fürchterlich.

Nika:                   Oh du, die gibt es aber tatsächlich auch. Das ist immer total spannend, wenn die dann darauf bestehen, die Uhr anbehalten zu wollen. Ich sag mal, es ist verständlich, sicherlich auch auf Erfahrungen basierend, dass sie das so machen. Viele kommen auch tatsächlich zu mir, die dann sagen: Ich war vorher schon bei der und der, und das ging gar nicht. Aber auch das. Es wird sicherlich auch welche geben, die das über mich sagen, weil es da halt von der Chemie irgendwie nicht gepasst hat oder so.

Aber ja, das ist dann immer so ein bisschen, wo man sich denkt: Ach Mensch, du bist doch jetzt schon in diesem Bereich, wo du eigentlich den Kopf draußen lässt. Dann versuch es doch auch, mir zu vertrauen, dass ich dich nicht ausnutze. Aber das liegt dann am Ende an mir, dass ich ihm das auch so suggeriere und vermittele, dass ich auch vertrauenswürdig bin.

Sebastian:          Lass uns mal über dieses Vorgespräch reden. Also ich klingele und du machst du Tür auf. Oder wer macht die Türk auf, genau? Also ich habe mich entschlossen, ich will das jetzt machen, ich bin zu dir gefahren, wir haben irgendwie am Telefon vereinbart, vielleicht sogar schon, welcher finanzielle Rahmen das ist, und ich gehe jetzt voller Vorfreude zu dir und hab ein bisschen Schiss, und klingele.

Nika:                   Dann wird dir eine sehr sympathische Frau die Tür aufmachen. Das ist unsere Hausdame. Da haben wir so verschiedene, die machen immer die Türen auf und führen die Gäste in die Räume, die man vorher abspricht. Da gibt es ja auch diverse verschiedene Themenräume. Dann wird der Gast dahin gebracht. Er kriegt was zu trinken, und dann komme ich ins Spiel.

Sebastian:          Moment, es geht also, wie beim Zahnarzt, gleich direkt durch ins Behandlungszimmer?

Nika:                   Genau.

Sebastian:          Ich hätte jetzt gedacht, da gibt es nochmal so einen – ich sag mal – neutralen Besprechungsbereich oder so.

Nika:                   Nee, das machen wir bewusst nicht, aus diversen Gründen. Natürlich erstens: Die Gäste sollen sich ja untereinander nicht unbedingt sehen, weil es da natürlich auch Menschen gibt, die das nicht möchten. Das ist ja auch verständlich. Ich würde es auch nicht wollen. Ich finde es eigentlich ganz angenehm, dass wir hier nicht irgendwie so ein Wartezimmer haben. Deshalb weiß die Hausdame: Okay, in den Raum wird es jetzt gehen. Ich finde es auch schöner für den Gast, unabhängig davon, dass er jetzt keinem begegnen soll, dass er sich schon mal so ein bisschen mit dem Raum anfreunden kann und sich akklimatisieren kann und weiß: Okay, hier geht es gleich los.

Sebastian:          Er ist dann allein da drin. Okay. Und dann betrittst du den Raum und sagst erstmal wahrscheinlich: Hallo!

Nika:                   Genau. Die Hausdame geht raus, sagt mir Bescheid. Entweder nehme ich das Getränk dann mit oder sie bringt es noch kurz hoch, oder wie auch immer, je nachdem, ob es dann auch ein Stammgast ist oder nicht. Das ist ja auch immer abhängig. Aber im Normalfall bringt sie dann noch was zu trinken hoch, und dann lasse ich ihn so fünf bis zehn Minuten da, um sich zu akklimatisieren. Es ist ja schon so, dass die Nervosität einem ins Gesicht springt, wenn man den Raum öffnet, also die Tür öffnet. Dann gehe ich hoch, oder runter, wie auch immer, ob der Keller gewünscht ist.

Sebastian:          Aber diese fünf bis zehn Minuten alleine, ganz ehrlich, der hat dann auch erstmal Zeit, wirklich sich umzugucken, zu sehen, zu riechen, und überhaupt erstmal alles in sich aufzunehmen. Natürlich steigt dann auch die Spannung, ne?

Nika:                   Ja, und man muss ja auch mal bedenken: Wo befinden wir uns hier? Es ist ja jetzt nicht so, dass viele und gerade auch Anfänger wissen, auf was sie sich da einlassen und wo sie sich da befinden. Wenn ich jetzt zum Zahnarzt gehen muss, dann kann ich mir, auch wenn es ein neuer ist, ungefähr vorstellen, wie es da aussieht. Da steht ein Stuhl, da sind ganz viele Gerätschaften, viele Lampen und ganz viele Menschen, die irgendwas von einem wollen. Aber ich weiß ja ungefähr, was auf mich zukommt. Anfänger, die zum ersten Mal in ein Domina-Studio gehen, die sind ja erstmal total überfordert mit allem auch.

Und da sind so viele Eindrücke. Das war bei mir ja nicht anders. Als ich das erste Mal da war, das war noch in Hamburg in diesem Domina-Studio, ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Erstmal wusste ich bei vielen Dingen gar nicht, was es ist. Sich dann erstmal dahin zu setzen und erstmal: Puh, ich bin jetzt da, alles cool. Mal gucken, rechts, links, oben, unten. Okay. Da braucht man ein paar Minuten für. Und deshalb ist es ganz gut, wenn ich da jetzt nicht sofort reinstiefel und sag: Hallo, hier bin ich.

Sebastian:          Ich vermisse jetzt noch so ein bisschen das persönliche Vorgespräch in einem neutralen Raum. Das gibt es ja offenbar dann gar nicht.

Nika:                   Das gibt es nicht, nicht in einem neutralen Raum. Das Vorgespräch gibt es natürlich, aber auch da wieder finde ich es besser, dass wir das nicht haben, eben will der Gast sich dann schon mal so ein bisschen mit dem Raum anfreunden kann, oder vielleicht auch feststellen kann: Das ist es nicht, ich möchte doch in einen anderen Raum. Das ist ja auch noch eine Variante.

Sebastian:          Ja, oder vielleicht auch gleich wieder gehen. Kann ja auch sein.

Nika:                   Kann auch sein. Genau. Da sind die auch offen. Das passiert zwar sehr, sehr selten, aber es gibt dann auch welche. Das hatte eine Kollegin vor nicht allzu langer Zeit, also vor der Corona-Zeit einmal, also er dann so eine Ausrede nutzte: Ich habe mein Portmonee im Auto vergessen. Und kam nie wieder. Sowas passiert dann auch, dass die Leute sich dann doch nicht trauen zu sagen, warum es dann eigentlich nicht klappt. Aber im Normalfall finde ich es ganz cool, dass wir schon in dem Raum sind, weil meistens ist es auch so, wenn ich dann die Tür aufmache, sehe ich, wie die durch den Raum gucken und kann die dann schon mal ein bisschen abholen. Man kann das auch nutzen für sich, um die erste Stille erstmal zu umgehen.

Sebastian:          Was machst du mit den Leuten? Du hast ja soeben schon gesagt, du bringst im Zweifel das Getränk noch mit. Das ist ja erstmal eine schöne Geste, erstmal so ein Willkommen, denke ich mal. Wie läuft das so ab, dieser Erstkontakt?

Nika:                   Also auch da wieder, kurz zu dem Getränk nochmal. Das soll man nicht unterschätzen. Auch entgegen mancher Klischees wieder! Wer bin ich in dem Moment? Ich bin zwar jemand, der am Ende dominant sein soll für denjenigen für die nächste Zeit. Aber das hat ja noch gar nicht angefangen. Und bevor wir da nicht so diverse Dinge abgesprochen haben, die ja auch wichtig sind, bin ich einfach so wie er, ein Mensch. Und wir unterhalten uns erstmal. Natürlich, der Rahmen ist jetzt so, der ist in einem Domina-Studio, und ich habe jetzt nicht Jeans und Turnschuhe an. Aber ich finde das eine schöne Steigerung immer.

                            Man kommt da erstmal rein, dann kommt die Dame rein, die dann auch entsprechend aussieht, je nachdem, was gewünscht ist. Auch da, wir sind Dienstleister. Wir ziehen uns auch das an, was gewünscht ist. Wenn ich das Getränk mitbringe, da ist ja noch gar nichts passiert. Und das ist, wie du schon sagst, eine schöne Geste, indem man einfach reingeht und sagt: Hier, ich habe dir schon mal dein Wasser oder was auch immer mitgebracht. Was führt dich denn zu mir? So fängt es an.

Sebastian:          Dann fangen die Leute an loszublubbern? Oder musst du das da so ein bisschen rausziehen?

Nika:                   Meistens ist es total schön. Das finde ich immer total wunderbar, dass die dann wirklich sofort anfangen zu blubbern. Aus denen kommt dann alles raus. Der Druck wird dann kompensiert durch verbale Sprache tatsächlich. Das ist immer schön zu sehen, dass da wirklich auch viel von denen abfällt. Viele sagen dann: Ja, das und das. Ich hatte dir ja schon geschrieben. Oder: Wir haben ja schon drüber gesprochen, das, das, das. Genau. Man stellt zwischendurch noch Fragen, was da vielleicht noch irgendwie zu soll, oder: Hast du schon mal das und das ausprobiert? Oder was auch immer da noch abgesprochen wird, bevor man dann natürlich auch über die Grenzen spricht.

Sebastian:          Ja, ich habe gerade überlegt. Gibt es ein Formular, so eine Art Haftungsausschluss oder so, was die Leute unterschreiben müssen?

Nika:                   Habe ich am Anfang gedacht, dass es sowas geben muss.

Sebastian:          Datenschutz-Ding gibt es eh wahrscheinlich?

Nika:                   ….

Sebastian:          Natürlich! Wieviel Papierkram gibt es, bevor es losgeht?

Nika:                   Null.

Sebastian:          Null?

Nika:                   Es gibt null Papierkram. Ich mein, gut. Das ist ja leicht zu erklären. Datenschutz – man muss sich da jetzt nicht irgendwie was vormachen, dass die Leute mit ihrem richtigen Namen hinkommen. Warum auch? Es ist ja einfach nicht von Nöten. Ich meine, dass man sich da mit der Entscheidung, sich in ein Domina-Studio zu begeben, damit abfindet, dass da eventuell irgendwas passiert, was vielleicht Spuren hinterlassen könnte, das ist klar. Aber das ist ja auch alles eine Sache der Absprache. Wo wir gerade beim Thema Grenzen waren. Wenn er sagt, ich darf keine Spuren haben oder will nicht, oder darf nicht, wie auch immer, dann ist es so. Dann hält man sich da auch dran, dann wird da auch nicht, weil man jetzt Domina ist und weil man da jetzt Bock drauf hat, nochmal zugeschlagen, bis eine Spur da ist.

Sebastian:          Ja, okay. Ich merke schon, du hast jetzt so Regeln mit bei, die du echt beachten musst. Wie lange geht denn so dieses erste Gespräch? Wenn jemand zum ersten Mal da ist, sind das eher zehn Minuten, eine Stunde, oder wie kann ich mich da orientieren?

Nika:                   Kommt auch drauf an!

Sebastian:          Es kommt immer drauf an!

Nika:                   Ja, was soll ich dir sagen? Wenn ich den Gast nicht kenne und es ist das erste Mal, dann dauert das Vorgespräch natürlich länger, als hätte ich jetzt einen Stammgast. Ganz plump gesagt, bei meinem Stammgast ist das auch oft so, dass ich direkt mit dem Getränk reingehe und einmal wie immer bitte! So, und dann geht es los. Dann besteht das Vorgespräch aus nichts sozusagen, weil es dann halt einfach – meistens ist dann auch schon so, dass die da nackig stehen und alles ist gut – kann losgehen. Das ist natürlich bei Anfängern nicht so, oder bei Menschen, die man nicht kennt. Wie lange dauert das?

Also meistens so maximal viertel Stunde, zwanzig Minuten, weil man das auch nicht so ausweiten will. Der Kopf soll ja wirklich draußen bleiben. Man kann da auch Vieles kaputt reden. Wie im Alltag auch, oder in Beziehungen kann man Vieles kaputt reden. Da soll ja auch ein bisschen Zeit und Platz vor allem auch für die Fantasie bleiben.

Sebastian:          Ja, also du musst über Grenzen sprechen? Du musst wissen, was dein Gegenüber möchte? Gibt es noch Was Essenzielles?

Nika:                   Ja, das klassische Programm halt. Dieses Rot-Gelb-Grün-Ampelsystem, das sagt dir ja wahrscheinlich was. Da muss man auch drüber sprechen. Das kennen tatsächlich erstaunlich wenige Menschen, dass man halt wirklich sagt: Pass auf, wir haben hier auch klassisches Ampelsystem. Du musst mir einfach zwischendurch Feedback geben, wie das jetzt für dich ist. Man kennt sich nicht und man weiß überhaupt nicht, wie derjenige einzuschätzen ist. Natürlich, bei Stammgästen kann man das schon mal schneller sehen und fühlen und merken.

Aber wenn das jetzt der erste Kontakt ist, dann geht’s halt einfach nicht anders als zwischendurch zu fragen: Na, wie sieht es aus? Das wird dann immer erklärt, zumindest beim ersten Kontakt, wenn man das nicht weiß. Genau, Grenzen, und dann noch so dieses – das ist jetzt auch wahrscheinlich nur meine Sache – aber ich frage halt noch, ob alles okay ist. Es ist auch oft so, dass man da, nachdem alles erledigt ist, man das sitzt und man merkt: Okay, ich weiß jetzt nicht – so seitens des Gastes – was muss ich jetzt tun? Natürlich, nachdem man dann erklärt hat, wie es weitergeht, mit duschen, den Bademantel bringt man dann ja mit, dann sagt man eben nochmal: Hör mal, ist alles cool mit dir.

Sebastian:          Moment. Nach dem Gespräch wird immer geduscht?

Nika:                   Ja!

Sebastian:          Wer? Du? Oder er? Oder beide?

Nika:                   Er! Ich geh für gewöhnlich sauber da hin.

Sebastian:          Okay, das habe ich jetzt tatsächlich nicht erwartet. Das ist natürlich verständlich. Aber das muss?

Nika:                   Sagen wir so: Ich gucke halt da auch immer und das sei mir auch vergönnt, dass ich das tue. Je nachdem, wenn natürlich jetzt ein frisch duftender Mensch, im Anzug oder auch in Jeans, da steht, dann sage ich schon mal schnell: Okay, brauchst jetzt nicht zu duschen.

Sebastian:          Kommt auch drauf an, was man machen will miteinander, oder?

Nika:                   Genau, das wäre jetzt das Nächste gewesen. Wenn man jetzt nur irgendwie Inhaftierung machen möchte oder sowas, dann ist ja nicht so der Körperkontakt da wie als würde ich den jetzt eine Stunde lang fesseln oder sowas. Dementsprechend muss man da halt gucken. Das tue ich dann jedes Mal, und entweder sage ich dann: Du, bei uns muss geduscht werden. Um ihm jetzt auch nicht vor den Kopf zu stoßen. Ich will ja jetzt nicht sagen: Du stinkst. Du gehst jetzt erstmal duschen. Könnte ich machen, ich bin ja schließlich eine Domina! Aber tue ich nicht. Ich verpacke das dann immer ganz nett, es soll ja auch am Ende eine angenehme Session für mich sein. Wenn da jetzt so ein Stinki ankommt, das muss nicht sein. Ich sorge ja auch dafür, dass ich ihm gefalle.

Sebastian:          Okay. Er kriegt einen Bademantel, ab unter die Dusche! Also, ich bin geduscht, schleiche durch den Flur in das Zimmer wieder zurück. Alleine?

Nika:                   Ja.

Sebastian:          Und dann geht’s los!

Nika:                   Genau, dann geht’s los. Dann komm ich quasi ganz anders rein, je nachdem. Es ist ja dann doch ein Rollenspiel, immer. Selbst wenn die Leute sagen: Du, das soll jetzt nicht so ein Rollenspiel werden, und du musst mich jetzt hier nicht demütigen und sowas. Das passiert sogar sehr selten, dass die Leute wirklich dann mit Fäkalsprache angesprochen werden wollen. Zumindest bei mir. Vielleicht verkörpere ich auch einfach nicht so die  Sadistin. Ich weiß es nicht. Aber dann geht es los. Je nachdem, wie gesagt, was vorher besprochen wurde.

Sebastian:          Wie sprichst du den Menschen denn dann in dem Moment an?

Nika:                   Auch das ist eine Sache der Absprache. Entweder ganz normal mit dem Vornamen, zumindest mit dem, der mir bekannt ist. Oder ja halt entsprechend, es gibt ja auch die Leute, die dann wirklich sagen: Ich möchte wirklich gedemütigt werden. Oder: Ich möchte, dass du mich so behandelst, als wäre ich was Niederes. Dann entsprechend so.

Sebastian:          Fällt dir das schwer zu sagen: Sklave oder so? Gib mal Beispiele!

Nika:                   Also ich muss dazu sagen, mir fällt das schwer. Ich bin jetzt auch von der Natur her nicht so eine, die einfach so ist, dass sie irgendwie sagen kann: Auf die Knie, du Wurm! Oder irgendwie sowas. Mache ich dann mal, aber ich bin immer sehr dankbar, wenn die sagen: Du, das muss alles gar nicht sein. Normalerweise ist es so, dass man dann tatsächlich auch erstmal klärt: Womit fangen wir an? Oder dass man jetzt sagt: Gehe zur Streckbank! Gehe zum Andreaskreuz! Geh zum Gynstuhl. Wie auch immer. Dann wird auch gar nicht so viel gesprochen, sondern auch erstmal einfach gemacht. Für viele ist es hilfreich, wenn man auch einfach erstmal anfängt, ohne da jetzt noch groß zu sprechen.

Sebastian:          Es ist also nicht so: Ich verlasse den Raum, geh duschen, komm wieder, und habe einen anderen Menschen vor mir, sondern dieses Machtgefällt steigt so langsam an?

Nika:                   Ja, im Normalfall schon. Wie gesagt, dass es jetzt von Null auf Hundert geht direkt, das ist sehr, sehr selten. Oft ist es auch so, und das empfehle ich auch gerade den Anfängern immer, dass die mit einer Augenmaske da stehen. Entweder stehen die dann da schon damit, dass die Hausdame denen vorher die Augenmaske aufsetzt, oder ich setze denen die auf. Wenn man diesen Punkt entzieht, das ist schon hilfreich für viele. Dann sehen die nicht, was passiert, sondern dann sind in sich drin irgendwie, und dann sehen die nicht, was da jetzt passiert. Das hilft für den Anfang auch oft.

Sebastian:          Dann arbeitest du – sage ich mal. Dann machst du das, was vereinbart war? Du hast wahrscheinlich manchmal auch ganz viele Freiheitsgrade. Du kannst dir was ausdenken? Bei dem Ausdenken: Funktioniert das? Hat man da immer eine Idee? Oder wo stöbert man da so ein bisschen rum? Oder gibt es da einen Standard-Ablauf, der für Anfänger vielleicht ganz gut funktioniert?

Nika:                   Den gibt es. Das ist für mich der Punkt, warum ich es super gerne mache. Einfach machen. Natürlich mache ich mir vorher einen Kopf über die Worte, die da vorher gefallen sind. Bei dir jetzt Stichwort Kabelbinder. Da mache ich mir jetzt schon vorher Gedanken: Okay, wie baue ich das jetzt ein? Und dass ich da jetzt nicht mit 20 Kabelbindern direkt anfange, das ist auch klar. Ich glaube, das wäre auch Reizüberflutung. Auch das, selbst wenn es nur ein Attribut ist, was da eingebaut werden soll in die Session, muss es ja auch erstmal vorgearbeitet werden, dass man den dann entsprechend durch andere Sachen erstmal in die Session reinbringt. Die Kabelbinder kommen dann passend zum Höhepunkt.

Sebastian:          Wenn ich jetzt privat BDSM mache, um es mal platt auszudrücken, dann hat das viel mit Nähe, Körperkontakt zu tun, und auch beruhigen, Stimmung auffangen, leiten einfach an der Stelle. Gerade im Punkt Körperkontakt: Wie haltet ihr das oder wie hälst du das?

Nika:                   Auch da bin ich jetzt – ich sag mal – ein bisschen flexibel. Bei mir entscheidet viel die Sympathie und die Chemie zwischen uns. Manchmal ist es ja wirklich so, dass man zum Vorgespräch in dem Raum kommt und denkt: Ach Mensch, das wäre super! Weil es halt einfach so von der Chemie her passt. Auch da entgegen des Klischees wird da viel gelacht und viel gegrinst und viel Feedback gegeben. Natürlich ziehe ich mich jetzt nicht aus und lasse mich da irgendwie groß anfassen. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass ich jetzt sage: Du darfst mich auf gar keinen Fall anfassen.

Spätestens an den Füßen fängt es an. Füße lasse ich immer irgendwie mit mir machen. Das finde ich ein sehr, sehr schönes, dominantes Spiel, wenn der Mensch dann da auf dem Boden liegt oder wo auch immer kniet oder was auch immer, und mit meinen Füßen da zugange ist. Eine Domina lässt sich auf jeden Fall auch anfassen. So ist es nicht. Also ich! Natürlich gibt es dann die reinen Dominas, die wirklich sagen: Auf gar keinen Fall. Aber so bin ich nicht.

Sebastian:          Da würde man wahrscheinlich noch Personal dazu holen. Aber das ist dann wieder das Spiel mit einer besonderen Distanz, ne?

Nika:                   Genau. Distanz ist ja nicht körperlich begrenzt, sondern auch vom Menschlichen her. Klar muss man immer die Distanz wahren und sich nicht da irgendwie verlieben oder so! Wobei tatsächlich hatte ich so zwei Gäste schon, wo ich wirklich gedacht habe: Oh mein Gott, die wären privat auch sehr, sehr passende Sexualpartner für mich.

Sebastian:          Wissen die das?

Nika:                   Ja, der eine weiß es. Der kommt auch immer und nimmt mich da so ein bisschen mit hoch! Bei ihm ist es so, kann ich ja einfach mal sagen, er ist halt ein super schöner Mensch, auch in meinem Alter, trainiert, war mal Boxer. Da kann man sich vorstellen, welcher Körperbau da auch vor einem steht. Und er weiß ganz genau, dass ich ihn immer aufhänge, weil ich diese Seiten von Männern, diese Flügel, die finde ich immer total toll und das spiele ich dann immer Xylophon drauf und so. Das weiß er, dass das so ist, und da spielt er auch ein bisschen mit. Aber ist ja auch in Ordnung. Er weiß, okay er ist jetzt eigentlich der devote Part. Aber er bringt Dinge mit, die mich auch so ein bisschen aufweichen lassen, sagen wir mal so.

Sebastian:          Wie ist denn das? So einen privaten Kontakt zu Gästen gibt es nie, ne?

Nika:                   Nein, also das ist eine Grenze, die sollte man auch einhalten. Wie gesagt, bei manchen fällt es schwer. Da denkt man sich: Komm, ich gebe dir meine private Nummer. Melde dich mal bei mir. Aber das mache ich nicht. Es muss ja auch immer so eine Grenze da sein, und es muss auch immer das Geschäftliche bleiben so ein bisschen. Das kann man aufweichen innerhalb einer Session oder auch danach oder davor, ein bisschen schnacken und ein bisschen blöde rumalbern oder so, aber das soll’s dann auch bleiben.

Sebastian:          Mal eine ganz blöde Frage: Kommt es denn immer wirklich dazu, dass dann wirklich was Pompöses stattfindet? Oder kommen manche Leute auch und sagen: Heute mag ich nur mal reden?

Nika:                   Das passiert oft. Klar, dieses nur Reden wäre jetzt überspritzt dargestellt. Aber ich habe einen Gast, der kommt halt nur zu mir, um mit mir zu quatschen, während ich ihn massiere. Auch da, Massage, im ersten Schritt würde man jetzt wahrscheinlich denken: He? Wieso massiert eine Domina? Aber witzig, die aktuelle Folge von heute ist tatsächlich über Massage in einem BDSM-Studio, weil das oft vorkommt. Die legen sich dann dahin, natürlich baut man dann entsprechende Sachen ein, die die BDSM-Szene wieder so ein bisschen da reinbringt. Statt Öl nimmt man dann mal so Chilli für den Intimbereich oder Brennnesseln. Das kann man dann wieder spielerisch kompensieren, dass einfach theoretisch nur geredet wird.

Sebastian:          Okay. Was macht dir besonders viel Spaß? Was liegt dir besonders gut? Gibt es da etwas wo du sagst, dass es genau dein Ding ist?

Nika:                   Witziger Weise, und jetzt sage ich dir etwas Privateres, ist es der Fesselbereich. Privat, man soll es nicht meinen, lasse ich mich super gerne fesseln im asexuellen Sinne. Ich hatte bisher das Glück, dass ich schon den einen oder anderen nicht nur Sexualpartner sondern auch aus der Szene, aus dem Domina-Studio in Hamburg oder aus dem Swingerclub kenne. Man hat sich unterhalten und dann hat man festgestellt: Okay, der Fesselbereich ist schon ziemlich cool. Von denen habe ich dann auch viel gelernt. Aber privat lasse ich mich tatsächlich sehr gerne fesseln, weil das für mich was ganz, ganz Besonderes ist. Umso lieber mache ich es auch wirklich bei den Gästen.

Sebastian:          Magst du mal deine Faszination für Bondage sagen? Kannst du das?

Nika:                   Privat oder als Domina?

Sebastian:          Oh, da würden mich tatsächlich beide Seiten und dann die Unterschiede zu interessieren.

Nika:                   Im privaten Bereich finde ich tatsächlich dieses ausgeliefert sein cool, dass man es wirklich schafft, den Kopf auszuschalten, indem man sich wirklich fesseln lässt. Das lässt man ja auch nicht von jedem machen. Ich habe jetzt einen Speziellen, der darf es einfach. Auch so, dass ich mich jetzt nicht mehr wehren könnte und auch nicht mehr da rauskomme ohne seine Hilfe. Das begrenzt sich aber wirklich nur auf einen. Aber das ist auch in Ordnung, das ist ja schon eine sehr intime Sache. Aber das kann man auch auf den Session-Bereich projizieren im Domina-Studio.

Ich finde das eine total schöne Art und Weise, wie die Gäste einem das Vertrauen zeigen. Ich meine klar, die müssen mir ja vertrauen, indem sie sich von mir fesseln lassen. Wenn ich jetzt sagen würde: Okay, ich bin dann mal weg, dann hängen die da oder liegen da, oder wie auch immer. Und es ist halt total faszinierend, was man alles mit Bondage machen kann. Allein schon die verschiedenen Arten, wo man fesseln kann, wie man fesseln kann, welche Fesseltechniken man anwenden kann…

Sebastian:          Ne, ne, ne, du hast jetzt tatsächlich so einen Bondage-Snob vor dir sitzen. Also wenn ich Seile habe und einen Knoten machen soll, dann haben ich halt ein Problem. Das sieht nach nichts aus, das ist nicht symmetrisch. Ja, ich mache auch schon mal was mit Seil, aber das hat für mich nicht diese meditative Komponente. Es ist schön, dass wir was miteinander machen, das macht Spaß. Aber es gelingt mir nicht, diese hohe Kunst dahinter zu erkennen, die ich bei anderen sehe, die sich da total rein vertiefen können. Dann üben die auch irgendwie stundenlang und haben ein Auge dafür, wo man dann sieht: Ach guck mal da, da läuft alles schön parallel und ist toll.

Bei mir geht es immer eher so ein bisschen um Miteinander und eine gewisse Funktion. Aber was ich da wirklich tue, weiß ich gar nicht so genau. Da nehme ich mich auch selber so ein bisschen mit aufs Korn inzwischen, weil ich einfach sage, es hat mich bisher noch nicht ereilt. Ich finde auch einfach Manschetten toll, die man zusammenklicken kann und dann ist gut. Das funktioniert genauso wunderbar.

Nika:                   Nicht zu wissen was man tut, ist gerade in dem  Bereich schlecht. Da kann man auch wirklich vieles kaputt machen und auch wirklich Schmerzen hervorrufen, die nicht sein dürfen, womit wir wieder bei diesen Codewörtern sind oder diesem Ampelsystem. Sobald dann irgendwelche Finger anfangen zu kribbeln weißt du schon: Okay, das ist jetzt zu viel gewesen oder falsch. Aber gerade dieses Visuelle, das hast du jetzt gerade auch schon mit reingebracht, das Visuelle ist gerade da auch immer wunderbar zu beobachten, wie wichtig das für viele ist.

Am Ende, wenn du es richtig machst, kann das was richtig Schönes sein, das kann wirklich eine Form von Kunst sein, verbunden wirklich mit erotisierend. Für mich privat ist es auch super erotisierend, wenn ich dann am Ende irgendwie so gefesselt bin, dass ich auf dem Rücken zum Beispiel so ein Spinnennetz geformt habe oder so. Dann gucke ich mir das an und dann schafft man es irgendwie, zusammen in so einen Flow zu kommen dadurch. Dann passiert halt das, was passieren soll.

Sebastian:          Ich muss mal fragen: Wenn du jetzt so einen Gast einschnürst, gibt es Erinnerungsfotos?

Nika:                   Nicht viele, aber ich habe einen Gast, der lässt das tatsächlich mit sich machen. Natürlich immer ohne Gesicht.

Sebastian:          Nein, für ihn zum Beispiel. Dass du sein Handy nimmst und ihn dann ablichtest, damit er an die Session – sag ich mal – eine Erinnerung hat.

Nika:                   Ja genau, ich mache die Fotos für ihn, mit seinem Handy, und er schickt sie mir dann nachher. Dann haben wir beide was davon.

Sebastian:          Ah, das ist schön.

Nika:                   Er will dann auch die Erinnerung mit nach Hause nehmen.

Sebastian:          Das kommt selten vor tatsächlich?

Nika:                   Ja. Ich glaube, da kommt wieder diese Komponente: Was mache ich hier? Ich muss unbekannt bleiben. Hilfe, Hilfe. Das spielt oft mit bei den Stammgästen. Und die „alten Hasen“, bei denen ist das egal. Ja doch, so unterschwellig kommt dieses: Wir machen hier gerade etwas, was nicht rauskommen soll. Das begleitet uns schon.

Sebastian:          Ich springe mal so ein bisschen aus dem Session-Thema jetzt raus. Was da im Einzelnen passiert, können wir hier, glaube ich, nicht abschließend besprechen. Da ist dann dein Podcast tatsächlich die bessere Quelle. Da kann man dann viele, viele, viele Stunden einfach Geschichten hören. Auf die eine oder andere kommen wir hier sicherlich trotzdem nochmal.

Das war der erste Teil des Interviews. Im zweiten werde ich mehr auf meinen Podcast eingehen, auf die teils schweren Schritte, die überhaupt nötig waren, um Domina werden zu können, und erst recht darauf, was aus dieser Entscheidung noch entstehen soll.

Ein paar Schlagwörter

Warum macht sie das?

  • aktuell: BDSM greifbarer machen
  • Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen

Wie macht sie das?

  • Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
  • Motivation und Inspiration durch Menschen, Momente und nimmersatte Neugierde

Womit macht sie das?

  • Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
  • Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
  • Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene