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Datenschutzinformationen (externer Link)Im ersten Teil hat Lena uns ihren Weg in ihre BDSM Natur und somit ihre DS Beziehung erklärt. Sie hat uns erklärt wie sie ihn gefunden hat und welchen Herausforderungen sie sich stellen musste. Und wie sie ihren Platz gefunden hat – im wahrsten Sinne.
Denn wie genau eine 24/7 DS Beziehung funktioniert, warum sie sich darin so wohlfühlt und was alles wunderbares passiert, wenn man endlich zu sich selbst steht – all das erfahrt ihr hier im zweiten Teil des Interviews.
Lena: Dieses 24/7-D/S-Ding, das wir haben, ist das, wo wir uns beide sehr einig sind. Das ist so, dass es für uns beide gut funktionieren muss, weil wir auch planen, langfristig zusammen zu sein. Wir bauen gerade ein Haus zusammen. Das heißt, wir gehen nicht davon aus, dass wir uns in einem Jahr wieder trennen. Das heißt, alles, was wir hier machen, ist, was wir zusammen durchsprechen und wo ich auch ganz klar sagen kann, wenn mir was nicht passt und wenn was nicht für mich funktioniert. Es gibt oft diese, aus meiner Sicht, Fehlinformation, dass der submissive Part in D/S-Beziehungen überhaupt nichts zu sagen hat und einfach vom dominanten Part alles bestimmt wird.
Ich sehe das aber gar nicht so, weil es einfach ein Zusammenspiel von zwei Leuten ist, um eine Beziehungsform zu finden, die halt beide glücklich macht. Alles, was wir an Regeln haben, sind Sachen, die ich entweder schon so gemacht habe und wo die Regel einfach dazu da ist, mich auch daran zu erinnern, das auch wirklich brav so zu machen. Eben nicht mal Laufen ausfallen zu lassen. Ich mag halt nicht, es regnet gerade. Oder sonst irgendwas. Oder um Sachen durchzusetzen, an denen wir beide Freude haben. So wie das mit dem Frühstück. Ich finde, das ist ein total schöner Start in den Tag.
Das macht mich happy, das macht ihn happy. So sind diese Sachen entstanden. Also das ist nichts, wo er sagt: Ich will, dass du jetzt alles so machst, wie ich das haben möchte. Sondern wir entscheiden uns gemeinsam dafür. Ich habe mich auch freiwillig dafür entschieden, ihm diese Macht über mich zu geben.
Nika: Am Ende ist es eine Beziehung auf Augenhöhe. Mit Absprachen und gemeinsamen Entscheidungen.
Lena: Ahhh, naja. So würde ich es nicht sagen!
Nika: Bis es dann zur Umsetzung kommt. Aber ihr entscheidet zusammen, dass ihr diese Form so leben wollt und was da gemacht werden darf und was nicht.
Lena: Genau. Diese Ursprungsentscheidung: Wie gehen wir diese Beziehung an? – Die ist, würde ich jetzt sagen, auf Augenhöhe getroffen worden. Alles, was dann in unserer Beziehung passiert, ist es nicht mehr. Weil wir eben gesagt haben: Wir möchten das so miteinander leben.
Nika: Wie geht so ein Tag weiter bei euch?
Lena: Wir frühstücken gemeinsam. Dann gehe ich arbeiten, und er auch. Manchmal schaffen wir das gemeinsam. Er hat ein Büro bei mir in der Werkstatt. Aber wenn er viele Meetings hat, dann bleibt er eher in meiner Wohnung. Dann arbeiten wir meist so vor uns hin. Irgendwann gibt’s dann Essen. Je nachdem, wer gerade mehr Zeit hat, der kocht. In letzter Zeit ist das ganz häufig er.
Nika: Achso, das macht er dann schon. Siehst du, das wäre jetzt wieder ein gutes Beispiel, womit man jetzt nicht rechnet. Normalerweise würde man jetzt denken: Du auf jeden Fall. Aber da habt ihr ja auch anscheinend eine Entscheidung getroffen.
Lena: Da habe ich einfach Glück, muss ich sagen. Er kocht irrsinnig gerne und irrsinnig gut. Wir versuchen, so oft wie es geht, gemeinsam zu kochen. Aber je nachdem, wer von uns gerade mehr Zeit hat. Wenn einer sagt: Bor, es geht sich heute bei mir überaus nicht aus, dass ich das mache. Dann macht’s halt der andere. Da sind wir recht unkompliziert.
Nika: Wie läuft das Essen an sich dann ab?
Lena: Normales Essen darf ich am Tisch essen. Das ist ganz normal. Da tauschen wir uns dann über den Tag aus. Das einzige, was ist, ich muss abräumen und die Küche zusammenräumen. Das ist meine Aufgabe. Egal, wer gekocht hat.
Nika: Das hört sich ein bisschen komisch an, aber wieso darfst du dann am Tisch essen?
Lena: Weil wir uns beim Essen gerne unterhalten. Ich meine, solche genauen Fragen müsstest du ihn fragen. Da kann ich nur meine Vermutung dazu abgeben. Aber wenn ich am Boden sitze und er am Tisch, dann ist das ein ungemütlicheres Unterhalten miteinander, als wenn wir beide am Tisch sitzen. Ich glaube, das ist auch nicht notwendig, um uns dran zu erinnern, wo wer steht. Wenn ich ein Halsband trage, das kommt bei uns auch noch zur Essensregel dazu, ist aber ein eigenes Kapitel, dann darf ich zum Beispiel gar keine Möbel verwenden. Dann würde ich auch am Boden sitzen und essen. Aber das ist kein permanentes Setting.
Nika: Wann kommt dieses Halsband dann zum Tragen?
Lena: Wenn sich’s anbietet. Dafür gibt’s keine genaue Regel. Das Halsband ist halt an einige, viel strengere Regeln gebunden, als wir sie so im Alltag miteinander leben. Deshalb passt das einfach nicht immer. Wenn viel zu tun ist, wenn viel Arbeit ist, dann geht das einfach nicht gut. Deshalb wartet er auf Momente, in die das gut reinpasst. Er legt es mir an.
Nika: Wie sieht euer Sexleben aus?
Lena: In welcher Hinsicht?
Nika: Jetzt sind wir ja schon sozusagen beim Abendessen. Wie ist das BDSM-Spiel an sich in sexueller Hinsicht? Habt ihr da auch eine 24/7-Beziehung, dass das immer gleich abläuft in Form von Dominanz und Submission? Oder gibt es da auch Varianten?
Lena: Puh, ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. Es gibt natürlich Varianten. Wir haben auch ganz normalen Sex miteinander, ohne irgendwelche BDSM-Komponenten drinnen zu haben. Aber wir haben halt trotzdem noch unser permanentes 24/7-Verhältnis. Das heißt, dass wir halt schon ohne Schmerzen, ohne irgendwelche Restriktionen miteinander Sex haben. Aber ich weiß trotzdem, im Zweifelsfall, wenn er irgendwas von mir will, dann werde ich das tun. So, Punkt.
Nika: Das hat sich echt integriert bei dir im Kopf.
Lena: Ja, das stimmt. Und das war auch was, was ich immer schon sehr anziehend gefunden habe. Aber das ist auch recht schwer, als weiblicher submissiver Mensch einen Partner zu finden, der das in dem Ausmaß auch leben will. Ich hatte schon auch Partner, die gesagt haben: Ja, ich finde D/S schön. Ich finde das cool. Aber eben so ein permanentes Setting, das können sie sich nicht vorstellen. Das wäre auch okay. Aber deshalb bin ich halt sehr froh, dass ich ja jetzt in Stoffl, also meinem jetzigen Partner, jemanden gefunden habe, der sagt: Oh ja, ich möchte es eigentlich auch die ganze Zeit haben.
Nika: Wie habt ihr euch kennengelernt? Wann kam das zur Sprache, dass das beides für euch in der Form passend ist?
Lena: Das ist eine lustige Geschichte. Und zwar Stoffl heißt mein Partner. Das ist die österreichische Kurzform von Christoph. Wir kennen uns eigentlich schon seit acht Jahren und haben uns eben über die Szene kennengelernt. Er hat auch Stammtische. Wir haben uns darüber dann irgendwie kennengelernt. Über die Jahre hinweg hat sich dann, ich würde sagen, eine lockere Freundschaft entwickelt. Man hat sich halt immer wieder mal gesehen auf irgendwelchen Veranstaltungen, auf Messen. Wir haben immer gewusst, wer der jeweils andere ist und auch miteinander geplaudert. Mit der Zeit hat sich diese Freundschaft dann intensiviert, und wir haben einen gemeinsamen Freundeskreis entwickelt.
Wir sind zusammen in Urlaub gefahren innerhalb dieses Freundeskreises. Das heißt, wir haben voneinander schon recht viel gewusst. Ich habe gewusst, dass für ihn eben D/S so sein großes Ding ist. Er hatte damals auch eine sehr lange Beziehung, eine sehr intensive D/S-Beziehung. Ich habe einfach sehr, sehr viel von dem, wie er spielt und wie er lebt, schon mitbekommen, bevor wir überhaupt das erste Mal irgendwas miteinander gemacht haben. In diesen acht Jahren Freundschaft oder Bekanntschaft war eigentlich jeder von uns immer irgendwie in einer Beziehung. Es war nie so, dass wir gleichzeitig solo waren. Das heißt, da war auch nie wirklich die Möglichkeit gegeben, dass sich da wirklich was zwischen uns entwickelt. Aber man hat halt irgendwann angefangen, sich so ein bisschen interessant zu finden.
Nika: Wie alt ist Stoffl?
Lena: Er ist 35. Ja, also ein bisschen älter als ich. Es kam dann der Punkt, an dem ich darauf angesprochen habe, ob wir nicht mal miteinander spielen wollen. Ich hatte eben das Gefühl, dass wir ungefähr in die gleiche Richtung wollen beim Spielen, und dass sich das halt gut ergeben würde. Er hat damals gemeint: Ja, das können wir schon mal machen. Das klingt irgendwie cool. Aber es hat dann ein Jahr gedauert, bis wir es tatsächlich getan haben.
Nika: Ein Jahr? Oha!
Lena: Ja, genau. Dazwischen war ein paar persönliche Komplikationen, sag ich mal. Wir haben dazwischen schon Pech gehabt, wo wir uns zum Spielen treffen wollten. Dann ist was dazwischen gekommen. Das war alles ein bisschen kompliziert. Aber ziemlich genau ein Jahr, nachdem ich ihn das erste Mal gefragt habe, ist es dann tatsächlich dazu gekommen, dass wir mal gespielt haben. Ich war beim ersten Mal unglaublich nervös, habe das dann aber gelernt in diesem einen Jahr, ihn einfach zu fragen, ohne total nervös zu sein.
Wir wollten eigentlich beides was Lockeres haben. Ich war gerade aus einer Beziehung raus und habe gedacht: Bor, nee, ich möchte mich jetzt eigentlich nicht wieder verlieben und das Ganze, nee. Ihm ist es ähnlich gegangen. Er hatte eigentlich auch gar keine Lust darauf, wieder eine Beziehung zu beginnen. Wir waren uns eigentlich total einig, dass das locker und lustig und cool wird. Ja, und wie das dann so ist. Man kann das halt nicht planen. Dann haben wir uns furchtbar ineinander verliebt. Ich wollte mir das am Anfang gar nicht so eingestehen. Man kommt ja dann nicht drum herum, das dann doch zu bemerken. Und ja! Jetzt bauen wir ein Haus miteinander.
Nika: Krass! Ist das toll. Am Ende ist das wieder immer so eine Sache, einfach mal miteinander sprechen. Als du gesagt hast: Ich hab ihn dann einfach mal gefragt! Das ist der Wahnsinn. Es ist immer wieder wichtig, einfach mal miteinander zu sprechen. Sich mal zu wagen, mal etwas auszuprobieren, was Unbekanntes wagen. Einfach mal machen. Es kommt immer wieder raus, dass das der beste Weg ist.
Lena: Absolut. Ich habe mich damals so gefürchtet. Wir haben ja so casual miteinander geflirtet davor, Monate lang. Aber immer so auf einem freundschaftlichen Level. Er war auch in Wien, wo er auch seine Wohnung hat, mit einer Schlafmöglichkeit für mich. Dann habe ich einmal dort übernachtet und gedacht: Diesmal frage ich ihn. Ich habe mir das so fest vorgenommen, ihn bei diesem Besuch zu fragen, ob wir das mal machen wollen. Und ich habe es tatsächlich geschafft, nämlich in dem Moment, wo ich bei ihm aus der Wohnungstür raus quasi in den Lift rein bin. Da habe ich im letzten Moment gesagt: Übrigens, wenn du mal mit mir spielen willst, ich fände das voll in Ordnung. Dann bin ich abgehauen.
Nika: Du Fuchs, du.
Lena: Auch da. Wenn man es das erste Mal hinter sich hat, dann wird’s viel leichter.
Nika: Jetzt, wo wir gerade mal dabei sind, hast du einen Tipp für die Mädels, oder auch Jungs, für die, die genau davorstehen? Die das schon lange in sich tragen, die immer schon denken: Bor, ich würde es so gerne mal ansprechen, aber ich trau mich nicht! Wie schafft man das?
Lena: Puh, also in Wahrheit gibt’s da, glaube ich, keinen Universaltipp. In Wahrheit muss man es einfach machen. Weil, und das ist ja das Schlimmste, was passieren kann, dass das Gegenüber sagt: Es passt für mich nicht. Das ist ja auch völlig okay. Ich denke, wenn das Gegenüber quasi ein netter, normaler Mensch ist, dann wird der auch, wenn es eine Abfuhr wird, das auf freundliche Art tun.
Nika: Und wenn nicht, dann sollte man sich mal fragen, ob das überhaupt passt.
Lena: So ist es. Ich verstehe, dass es schwierig ist. Es war für mich auch schwer. Aber es lohnt sich. Kann ich aus eigener Erfahrung sagen.
Nika: Ich auch. Umso wertvoller sind ja solche Gespräche wie jetzt. Wenn man sich da nicht traut und dann aber immer wieder Beispiele hört von Menschen, die sich dann getraut haben, mal auszusprechen. Das kann nur helfen. Von daher immer schön, sowas zu hören, dass man nicht alleine ist. Jeder stand schon mal vor der Entscheidung: Kann ich jetzt? Bei mir war es so: Kann ich jetzt meinen Eltern erzählen, dass ich Domina bin? Und was ich da so draus gemacht habe? Genau. Oder in deinem Fall. Wie mache ich das jetzt, dass ich ihn mal frage, ob wir mal spielen? Siehst du? Auch wenn da nur ein Aufzug kommen muss und man den Moment nutzt. Reicht ja.
Lena: Ich weiß nicht, wie du das findest, aber man wird halt mit jedem Mal auch mutiger. Wenn ich daran zurück denke, wie ich am Anfang war, als ich in die Szene gekommen bin. Ich war so unglaublich schüchtern. Ich habe mich halt kaum getraut, überhaupt irgendwie mit Leuten in Kontakt zu treten. Und je öfter man das macht und je öfter man auch über seine eigene Komfortzone ein bisschen hinausgeht, desto mehr merkt man, dass eigentlich überhaupt nichts passieren kann und dass alles gut ist. Desto leichter wird das auch.
Nika: Ja, und dass man auch total zu sich selber findet dadurch. Ich hatte das bewusst gestern noch. In meinem Fall ist das jetzt so, dass ich auf der Arbeit, ich bin ja auch ganz normal angestellt. Mein Arbeitgeber weiß es mittlerweile auch. Ich habe auf den Tag gewartet, wo meine Arbeitskollegen das rausfinden. Das ist jetzt vor kurzem passiert. Und just gestern schreibt mich doch tatsächlich einer an. Wir sind jetzt ja auch alle im Homeoffice und sehen uns alle nicht. Da schreibt mich einer an und wollte mir nur mal sagen, dass er mich hart feiert für das, was ich so tue. Weil es halt wenige Menschen gibt, die zu ihrer Leidenschaft stehen. Sei es jetzt im beruflichen Kontext oder im ganz privaten.
Sie finden das halt total toll, wenn man halt einfach zu sich steht. Das war ein riesen Ding für mich. Was ist, wenn mein Arbeitgeber das rausfindet? Wie reagieren meine Arbeitskollegen? Hilfe, Hilfe. Jetzt, mittlerweile, ich kann da so frei drüber sprechen, so nach dem Motto: Das ist mein Ding. Du hast die Wahl. Geh mit mir oder lass es sein. Das ist echt spannend.
Lena: Voll schön.
Nika: An dieser Stelle an alle Hörer: Wir können es nur empfehlen. Redet miteinander.
Lena: Absolut. Wie du das jetzt eben gesagt hast mit deinem Arbeitgeber und deinen Kollegen und so, mir fällt das auch total auf. Wir sind auch auf Instagram recht aktiv, Stoffl und ich, mit einem privaten Profil, wo es gar nicht um Penumbra geht, sondern eben wirklich um D/S und wie wir das leben miteinander. Es ist unglaublich, wie viele Zuschriften ich da auch kriege, grade von jungen Frauen.
Die schreiben: Bor, ich finde das so schön, dass ihr das so offen lebt und dass ihr so offen davon berichtet wie ihr das macht. Es hat mir total geholfen. Ich hatte halt solche Zweifel, aber jetzt geht es mir viel besser damit. Einerseits ist es halt irrsinnig schön finde ich, so ein Feedback zu bekommen, eben von Leuten, die nicht so involviert sind in solche Dinge. Andererseits ist es irgendwie total traurig, dass man sowas so hervorheben muss und dass man da noch so eine Vorreiterrolle hat, wenn man das macht.
Nika: Ja, total. Wie soll man das sagen? Ich find’s immer spannend, wie das immer so kommt. Auch so unsere Konstellation jetzt hier. Dass wir uns just in diesem Kontext zusammenfinden und da jetzt auch solche Themen ansprechen. Vor dem Interview wusste ich ja gar nicht, wer du so bist. Da habe ich ja bewusst mal gedacht: Komm, wir reden gar nicht vorher so viel miteinander, sondern lasse das einfach auf uns zukommen. Jetzt stellen wir dieses Stichwort Vorreiter fest. Am Ende sind wir das beide irgendwo. Und wenn du sagst, die Leute schreiben dich auf Instagram an, das ist so vielsagend. Auf der einen Seite merkt man schon, die Leute suchen nach sowas: An wen kann ich mich mal wenden? Da ist irgendwie ein Leidensdruck, weil ich mich irgendwas nicht traue. Auf der anderen Seite möchte ich mich aber auch mitteilen.
Lena: Ja, absolut.
Nika: Spannend! Was schreiben die Mädels so, wenn ich mal so fragen darf?
Lena: In erster Linie wirklich einfach nur, ich sag jetzt mal, Dankeschön, dass ich bei euch was sehe, was ich mir auch wünsche, aber nicht gedacht habe, dass man das so machen kann. Oder dass man das so offen leben kann. So, wie es mir auch gegangen ist und wie es vielen geht, die sich am Anfang geniert haben dafür, dass sie solche Vorstellungen haben. Dass sie sich irgendeine Art von Machtgefälle und Dominanz im Leben wünschen. Das darf man halt nicht, und ich zeige dort recht offen: Hey, man darf das, und man ist trotzdem sein eigener Mensch. Ich bin ja jetzt nicht nur Stoffls Partnerin. Ich bin ja nicht nur seine Sub, sondern ich bin ja trotzdem noch ich!
Nika: Ja eben, in erster Linie bist du Lena, die eigentlich sogar einfach das tut, worauf sie Lust hat. Ganz authentisch und selbstständig. Du möchtest zum einen Geschäftsfrau sein und dein Ding da machen mit Manschetten und Halsbändern. Auf der anderen Seite möchtest du aber auch Frau sein in Form von Submission. Das ist total schön. Deshalb glaube ich auch oder habe die Erklärung dazu, dass sich eben viele Frauen, oder gerade auch Frauen, genau das nicht trauen, einfach zu sich zu stehen.
Lena: Ja, absolut. Ich hoffe, dass sich das bessert, und ich glaube auch, dass es sich bessert. Einfach, weil man ja mehr Geschichten mitbekommt und weil die Welt schon irgendwo lockerer wird. Das kommt mir so vor.
Nika: Ja, so langsam aber sicher. Und ich glaube, wir gehören da einfach zu, dass wir diese Welt einfach bunter machen.
Lena: Ich finde es auch dann total schön, dass es eben solche Sachen gibt wie deinen Podcast, wo man sich das, ohne irgendwie da jetzt das als schmutzig zu empfinden, anhören kann und denkt: Oh, schau mal. Hier. Ein normaler Mensch redet da ganz normal drüber. Das ist jetzt nichts, was man im Keller verstecken muss. Das ist super toll.
Nika: Danke. Das hat ja auch nicht immer automatisch was mit Lack, Leder, fies, alte Frauen, die irgendwie ‚ruf mich an‘ brüllen, zu tun! Gibt’s auch, natürlich. Kommt ja irgendwo her. Aber das ist ja bei weitem nicht mehr so. Ganz im Gegenteil. Das merkt man ja auch durch solche Menschen wie dich. Total so wie du und ich. Manchmal rasten die halt aus. Du mehr oder weniger in deiner Beziehung, weil du dich entschieden hast, das in extremer Form zu leben, 24/7. Aber egal, in welcher Konstellation man sich da auslebt. Es ist alles vollkommen in Ordnung, weil man psychisch dabei komplett gesund ist und einfach, im Gegensatz zu vielen anderen, die irgendwas verdrängen, zu sich steht und das umso gesünder ist.
Lena: Absolut. Ich finde auch, das Wichtigste aus meiner Sicht ist, dass man einfach mal weiß, was man will und auch braucht, um dorthin zu kommen zu dem Punkt. Bei mir hat’s halt auch ein paar Beziehungen und Erfahrungen gebraucht, bis ich schlussendlich gewusst habe, was ich mir vorstelle für meine Lebensbeziehung, nenne ich es jetzt mal. Aber das ist ja auch völlig okay. Wenn man das dann gefunden hat, ist es gut einfach damit zufrieden zu sein und zu sagen: Ja, so bin ich und das brauche ich, um glücklich zu sein. Das ist ja gut, wenn man das weiß.
Nika: Ja, und das kann alles nur anfangen, indem man den ersten Schritt macht. Wenn’s auch der Run zum Aufzug ist. Voll schön, solche Geschichten sind immer toll. Lena, wie nimmst du BDSM wahr in Österreich? Das ist jetzt vielleicht eine ganz persönliche Frage, aber ich habe mich wirklich gefragt: Wie ist BDSM in Österreich?
Lena: Okay, meinst du jetzt so die Szene?
Nika: Generell. Wie sind die Leute so drauf und wie ist die Szene?
Lena: Ich versuche, darauf eine Antwort zu geben. Es ist wieder nur einfach meine Ansicht dazu. Ich bin ja in Graz, das ist so die zweitgrößte Stadt in Österreich. Die Szene hier ist für mich halt was ganz, ganz Besonderes. Die Stadt ist nicht zu groß, das heißt, auch die Szene ist nicht endlos groß, aber dafür irrsinnig gut vernetzt. Wir kennen uns. Die Leute sind unglaublich lieb und unglaublich hilfsbereit. Man hat, ich denke wie überall, eine Streuung an Vorlieben. Das heißt, man findet auch zu so ziemlich jedem Thema jemandem, der mit einem drüber reden mag und mit dem man sich unterhalten kann.
Ich habe das jetzt gerade zu Corona-Zeiten gemerkt, weil wir alles an Aktivitäten, an Stammtischen , Themenabenden und so auf Online umstellen mussten, wie cool auch da der Zusammenhalt ist und wie viele Leute trotzdem sagen: Ja, dann komm ich halt online zum Stammtisch. Dann reden wir online drüber. Was ich am Anfang nie gedacht hätte. Die sind aber wirklich gut besucht. Auch unsere anderen Themenabende. Keine Ahnung, ich finde einfach, die Leute hier sind so lieb und so hilfsbereit. Das ist unglaublich. Es hat mir damals eben auch den Einstieg in die Szene total erleichtert, dass das so normale Menschen sind.
Nika: Zu so einem Stammtisch möchte ich auch mal gerne. Darf ich da mal zuhören und auch mitkommen online?
Lena: Ja klar, auf jeden Fall. Voll gerne.
Nika: Super, das müssen wir im Nachgang auf jeden Fall nochmal besprechen.
Lena: Ja, absolut. Du bist herzlich eingeladen.
Nika: Abgesehen von online finde ich Österreich super. Früher, als Jugendliche, habe ich mir immer gesagt: Ich möchte später in Österreich leben, weil ich so der absolute Bergtyp bin. Ich liebe es, in Österreich zu sein. Wenn das wieder geht, würde ich mich freuen, wenn wir uns einfach mal sehen. Dann komme ich mal rum und guck mir das an. Ganz spannend. Dann würde ich mich super freuen, wenn du mich mal mit in deine Welt nimmst. Das so nebenbei!
Lena: Das machen wir auf jeden Fall.
Nika: Okay, also du meinst, die Leute sind einfach entspannt. Wir reden ja jetzt gerade über die Leute, die in dieser Szene drin sind. Wie nimmst du das denn wahr, generell, auch bei Menschen, die nicht mit BDSM zu tun haben? Ist dieses Thema so ein Tabuthema noch? Oder merkst du da einen Umschwung.
Lena: Ich muss sagen, entweder ist es glücklicher Zufall, oder die Leute sind sehr tolerant. Das kann ich jetzt nicht so genau sagen. Aber dadurch, dass es halt mein Hauptberuf ist, konfrontiere ich sehr viele Leute damit, dass ich eben BDSM beruflich und privat mache. Ich hatte noch nie negative Reaktionen darauf. Das hat angefangen bei meinen Eltern. Denen habe ich das erzählt, da war ich Anfang Zwanzig. Die waren damit irrsinnig okay. Mittlerweile weiß es meine ganze Familie, bis hin zu meinen Großeltern. Einfach, weil es mein Job ist und meine Eltern auch gesagt haben, sie wollen das nicht verheimlichen.
Das war total süß, das vielleicht noch ganz kurz zu Mama und Papa. Als ich das meinen Eltern erzählt habe und gesagt habe: Ich mache ein Unternehmen für Fetisch-Sachen! hat mein Papa damals noch gemeint: Puh, okay, na, du, wenn dich das glücklich macht, dann klingt das eh nach einer coolen Idee. Vielleicht, dass du halt nicht mit deinem vollen Namen auf der ersten Google-Seite erscheinst!
Nika: Ahhh, das kenne ich! Okay.
Lena: Das war so sein erster Ansatz dazu. Das ist Jahre her, und damals war ich ja auch noch sehr jung und einfach auch noch nicht so fertig auf meinem Weg. Mittlerweile erzählt er das seinen Arbeitskollegen und den Nachbarn. Was seine Tochter nicht Tolles macht. Das ist super süß.
Nika: Oh, da müssen wir nochmal kurz anknüpfen. Das ist ein super spannendes Thema, was du da ansprichst. Ich glaube, das ist auch etwas, was dem einen oder anderen vielleicht auch so quer hängt. Darf das überhaupt jemand wissen von mir, dass ich das mache? Wenn es sowieso schon für mich behaftet ist und ich sowieso schon Probleme habe, selbst dazu zu stehen, oh Gott, wie wäre das denn dann, wenn andere Leute das wissen? Meine Eltern haben so reagiert wie deine, total entspannt. Und meine Mama schreibt mir ja auch meine Blogg-Artikel. Die tiefenentspannt und sagen einfach: Maus, solange du glücklich damit bist, ist alles schick. Wir stehen hinter dir. Das ist total schön.
Und bei dir ist es ja anscheinend auch so. Wie hast du es geschafft, deinen Eltern das zu sagen? Noch kurz dazu. Man muss es ja den Eltern nicht unbedingt sagen. Über das Sexleben müssen die Eltern ja nicht unbedingt Bescheid wissen. Aber bei uns ist es ja so, dass wir das beruflich irgendwie ausleben. Aber wie hast du das geschafft, die Entscheidung zu treffen: Okay, ich sag’s meinen Eltern jetzt. Die können ja dann eins und eins zusammenzählen, können sich ja vorstellen, dass ich privat auch was damit zu tun habe. Wie war das für dich?
Lena: Ich habe meinen Eltern zuerst gesagt, dass ich das privat mache. Das Berufliche kam dann später dazu. Und zwar aus einem recht einfachen Grund. Ich hasse es zu lügen, mag’s nicht und mach’s auch nicht. Ich habe damals die Organisation eben von dem SMJG-Stammtisch in Graz übernommen. Da war das noch üblich. Ich weiß nicht, ob das heute auch noch so ist. Aber damals auf jeden Fall war es üblich, dass du dann zu einem Orga-Treffen der SMJG fährst in Deutschland, wo dich der Vorstand auch kennenlernt und schaut, ob du eh quasi ein Mensch bist, den sie für geeignet einschätzen, einen Jugendstammtisch zuleiten. Denn du hast ja doch eine gewisse Verantwortung. Ich musste halt dorthin. Ich habe damals noch zuhause gewohnt und war noch mit meiner Ausbildung nicht ganz fertig. Da habe ihnen erzählt: Ich muss wegfahren übers Wochenende. Ich bin nicht da.
Mir war schon klar, wenn sie mich fragen, dann werde ich nicht sagen, mmh, irgendwie Freunde besuchen, sondern dann sage ich ihnen schon, was Sache ist. Ja klar kam die Frage: Wo fährst du denn hin? Ich habe dann gesagt: Ich erzähl es euch gerne, wenn ihr es wissen wollt. Aber ich weiß nicht, ob ihr die Antwort unbedingt hören wollt. Dann waren meine Eltern so: Ehm, ja doch, klar. Erzähl uns das. Das ganze fand übrigens damals beim Weihnachtsessen statt. Das war der einzige Moment, zu dem mein Freund damals nicht dabei war. Und ich habe mir gedacht, das sage ich ihnen nicht, wenn er dabei ist. Wer weiß, vielleicht reagieren sie doch komisch. Meine Eltern waren immer schon irrsinnig tolerant. Ich komme halt aus einem sehr, sehr liebevollen Zuhause.
Das heißt, ich habe schon irgendwie damit gerechnet, dass das irgendwie okay ist. Ja, dann habe ich ihnen gesagt: Habt ihr schon mal was von BDSM gehört? Und die so: He? Nein! Keine Ahnung, was das ist. Dann habe ich ihnen das eben erklärt. Unter BDSM kann man sich ja meistens gar nicht so viel vorstellen, wenn man nichts damit zu tun hatte. Ich habe ihnen halt mal gesagt, was ich da so mache und habe auch gesagt, wenn sie Fragen haben, sie können mich alles fragen. Nur sie sollen es bitte nicht googeln.
Nika: Richtig.
Lena: Was da für Ergebnisse kommen …! Das Lustige war, das erste, was meine Mama dann gefragt hat, war: Du bist aber schon die Domina, oder?
Nika: Nee …!
Lena: Ich so: Mmh, ja Mama, nicht immer … Mein Papa hat dann mein Gläschen Wein getrunken, und danach war es für ihn auch irgendwie okay. Ich glaube, es hat ihn ein bisschen mehr schockiert, oder er hat es sich mehr anmerken lassen. Aber beide haben mir nie das Gefühl gegeben, dass das jetzt irgendwie komisch oder unnatürlich oder so ist. Sie kurz mal gebraucht, um sich dran zu gewöhnen, und dann war es okay. Dann hat alles gepasst.
Nika: Womit wir dann wieder beim Thema wären: Traut euch mal, etwas einfach auszusprechen. Du merkst ja selber, bei dir war ja wahrscheinlich pure Erleichterung, als du das einfach dann ausgesprochen hast. Und ich glaube, das ist dann sogar unabhängig davon, wie die reagieren. Sobald man das ausgesprochen hat, ist man mit sich im Reinen. Dann kann man sich mal damit beschäftigen, wie denn die Reaktion so sein wird. Aber in dem Moment, wo man etwas ausspricht, ist man so unfassbar bei sich selbst und so stark. Zumindest war das bei mir so, dass ich da gesessen habe: So, jetzt habe ich es gesagt. Und egal, wie ihr reagiert, ich bin König gerade.
Lena: Gerade, wenn es einem am Herzen liegt. Ich meine, es gibt genug Leute, die sagen: Ich muss da nicht mit meinen Eltern drüber reden. Das verstehe ich völlig. Wozu? Es ist halt bei vielen einfach ein Teil von Sexualität. Das müssen die nicht wissen. Aber wenn es einem am Herzen liegt, dann, ja, ist es vielleicht ganz gut, das anzusprechen. Auch wenn es natürlich Beispiele gibt, wo es nicht so gut geht. Ich sag’s immer wieder. Ich war wirklich ein Glückskind, was das angeht, da ich weder auf beruflicher noch auf privater Seite je negative Reaktionen gekriegt habe. Weder von meiner Steuerberaterin, meiner Bankberaterin, bis zu meinen künftigen Schwiegereltern. Das ist halt so.
Nika: Gut, ja, da hatten wir Glück. Muss man echt mal sagen. Aber unabhängig davon, ob es die Eltern sind oder wer auch immer. Ich glaube, wie du schon sagst, wenn es einem am Herzen liegt, dass man das mit demjenigen verbindet, dann muss man das aussprechen. Das ist sehr, sehr wichtig. So kann man dann ja auch entscheiden, je nachdem, wie die Leute reagieren, passen die zu mir oder nicht. Das bringt einen ja immer weiter. Auch wenn es dann ein Aufräumen ist am Ende.
Lena: Absolut! Gerade, wenn es um den Freundeskreis oder so geht, wo ich mir denke: Wenn Leute einen nicht mit dem akzeptieren können, wie man wirklich ist, wenn man immer seinen Teil von sich verstecken muss, dann ist es ja auch schade. Dann ist es vielleicht besser, das Gespräch zu suchen, was das angeht. Lass mich dir das erklären. Schau, so bin ich!
Nika: Genau, und dann kannst du entscheiden. Möchtest du das oder nicht? Ach, herrlich. Es ist immer schön, wenn man sowas einfach mal oder nochmal feststellt. Eigentlich sind alle Interviewpartner der gleichen Meinung. Wir können es einfach nicht oft genug sagen. Gut, das als kleine Anekdote. Zurück zu den Leuten in Österreich. Das hat jetzt krass gepasst gerade. Also du glaubst schon, dass es auch da „angekommen“ ist? Oder wie ist das da?
Lena: Ja, ich denke schon. Meine Erlebnisse waren bis jetzt alle sehr, sehr gut. Auch wenn man Leuten erzählt, die jetzt gar nichts mit BDSM zu tun haben. Zum Beispiel haben wir mal für unser Fesseltreff eine neue Location gesucht. Da haben wir auch in Yoga-Studios und so angefragt. Auch da die Leute sind eigentlich grundsätzlich sehr entspannt. Es gibt halt viele die sagen: Ich habe damit nichts am Hut. Aber du kriegst, zumindest in meiner Welt, nicht mehr das Gefühl von: Oh Gott, das geht gar nicht. Auch in unseren Stammtisch-Lokalen. Wir haben keine Fetisch-Lokale hier in Graz. Aber auch die haben immer gewusst, was wir machen. Und die waren immer total okay damit, dass wir da jetzt hingehen uns über BDSM unterhalten.
Nika: Schön. Zu so einem Treffen komme ich auch mal vorbei. Ich lade mich jetzt einfach mal ein. Wenn’s denn wieder geht.
Lena: Ja, sehr gerne. Wenn man reisen darf, dann komm uns gerne besuchen. Das war sehr cool.
Nika: Jetzt hast du ja schon gute Beispiele genannt, wie die Leute so reagieren. Wie ist das von deinen Kunden her? Weißt du, welche Kunden du hast? Ob du auch Kunden hast, die, ich sag mal, Anfänger sind?
Lena: Ich kriege ja nicht so viel mit von ihnen, weil der Großteil meiner Kunden einfach online im Webshop bestellt. Aber wo ich am meisten von Ihnen mitbekomme, vielleicht fangen wir so an, ist auf Messen. Und das ist ein unheimlich schönes Gefühl. Weil du halt dastehst und die Leute wirklich die Sachen anprobieren und sich mit dir unterhalten. Da kommt es auch zu Situationen, wo halt eine Sub ihr erstes Halsband von ihrem Partner bekommt.
Dann kriegt die das und bricht in Tränen aus, weil sie sich so freut. Das ist unheimlich schön. Da kriegt man schon noch mit, wenn die Leute Anfänger sind. Die sagen das dann auch ganz ehrlich und sagen: Ich habe noch nicht so viel Erfahrung. Auf was muss ich denn schauen? Da kriege ich ab und an auch Mails dazu, eben von Leuten die sagen: Wir wollen uns jetzt gerade unser erstes Set kaufen. Uns gefallen deine Sachen. Kannst du uns mal beraten? Das ist schon ziemlich cool.
Nika: Kannst du auswerten? Wird das immer mehr, dass wirklich Anfänger sich bei dir melden? Kannst du irgendwie sogar einen Trend erkennen?
Lena: Nicht wirklich. Da ich nur von einem Bruchteil meiner Kunden überhaupt mitbekomme, was sie machen, das sind die, die mir direkt eine Nachricht schreiben oder mit mir telefonieren, weiß ich es nicht. Ich würde jetzt rein vom Gefühl her sagen, dass mir eher Leute einkaufen, die schon ein bisschen Erfahrung haben. Das typische Einsteigerding ist ja, man kauft sich mal irgendwo was Günstiges und schaut, ob es einem Spaß macht und ob man halt damit kann. Wenn man dann drauf kommt: Oh ja, das ist meins! Dann kauft man sich etwas Besonderes, das genau zu einem passt. Das sind eigentlich eher meine Kunden. Aber ich freue mich natürlich auch, wenn Leute ihre Erstausstattung bei mir kaufen weil sie sagen: Wow, gefällt mir so gut. Ich will gleich was, womit ich dann happy bin.
Nika: Spannend. Ich bin so happy, dass wir dieses Interview jetzt gemacht haben. Das ist echt toll. Das ist sehr, sehr wertvoll gewesen. Wir könnten natürlich jetzt noch Stunden weitersprechen. Aber wir sprechen ja auch schon eine Stunde. Dass die Zeit immer so verfliegt.
Lena: Oh, ja, das stimmt.
Nika: Hast du daher zum Abschluss noch Worte für Menschen, die vielleicht an dem Punkt sind, wo du damals warst? Dass die irgendwie gedacht haben, ich darf das nicht, ich muss das von mir wegschieben. Und hast du da auch Worte generell für vielleicht auch Frauen oder Männer, die ihre submissive Seite gerade erleben oder entdecken?
Lena: Ich denke, der beste Hinweis, den man an alle geben kann, und das ist natürlich jetzt ein bisschen schwieriger als sonst, ist, sich Gleichgesinnte zu suchen. Wenn man jemanden zum Reden hat, dann hört sich vieles gar nicht mehr so tragisch an. Mir ist das damals ganz, ganz stark so gegangen. Ja klar, in nicht Corona-Zeiten kann man einfach mal irgendwo hingehen und sich einen Stammtisch suchen. Das würde ich auch wirklich jedem raten. Wenn’s wieder geht, schaut’s euch an. Die Leute dort sind total normal und total nett. In jetzt Corona-Zeiten gibt’s so viele Online-Angebote. Da kann man sich auch bei vielen einfach mal reinhängen und sagen: Hey, darf ich mal mitplaudern?
Darf ich mir mal anhören, wie ihr so seid? Ich glaube, das ist für die Selbstakzeptanz schon ein ziemlich, ziemlich großer und cooler Schritt. Eben dieser Kontakt mit anderen Menschen, die das auch machen und die oft genau die gleichen Probleme hatten. Wie ich angefangen haben die SMJG in Graz zu organisieren, haben wir noch ganz, ganz viele Nachrichten bekommen per Mail: Ohhh, ich trau mich nicht so wirklich, zum Stammtisch zu gehen. Die sind dann alle geblieben und haben sich gefreut, dass sie sich getraut hatten. Mal ein bisschen mutig sein. Ich glaube, das ist immer ein guter Schritt.
Nika: Sehr schön, das ist doch ein schönes Abschlusswort. Ja Lena, wie gesagt. Ich kann mich immer nur nochmal bedanken für das tolle Set, was du mir da gemacht hast. Und auch nochmal vielen Dank an den Gast, der mir dieses Geschenk gemacht hat. Ja, wahnsinnig tolle Frau. Ich finde das ganz, ganz toll, wie du dein Leben lebst und was du da machst. Ob Geschäftsfrau oder Sub. Das hört sich alles an, als würdest du einfach im Reinen mit dir sein. Das ist ganz, ganz toll, und ich freue mich riesig darauf, wenn wir uns irgendwann mal sehen. Egal, ob Fesseltreffen, Stammtisch, Kaffee, Rundgang durch deine Manufaktur. Wie auch immer. Ich freue mich einfach darauf, wenn wir uns dann mal sehen und wenn wir vor allem auch in Kontakt bleiben.
Lena: Danke. Sehr, sehr gerne. Danke, danke, danke nochmal für die Einladung. Es war wirklich total cool. Ich freue mich auch, wenn wir uns mal in Graz sehen.
Nika: Wunderbar. Ich wünsche dir bis dahin alles Gute. Wir bleiben einfach in Kontakt.
Lena: Danke schön, dir auch. Tschüß.
Ein paar Schlagwörter
Warum macht sie das?
- aktuell: BDSM greifbarer machen
- Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen
Wie macht sie das?
- Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
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Womit macht sie das?
- Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
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- Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene