Dieser Inhalt ist aus Datenschutzgründen ausgeblendet. Um die Folgen direkt anzuhören, klicke einfach auf einen der beiden Buttons.
Datenschutzinformationen (externer Link)Domina und Gast quatschen auf Augenhöhe – gibt´s ja gar nicht. Doch, natürlich. Im ersten Teil hat Yannick uns mit in die Welt des Selfbondage genommen. Heute sprechen wir genauer über die Beziehung zwischen Domina und Gast.
Habe ich auch Sex mit Yannick?
Mit dieser Frage starten wir den 2. Teil des Interviews.
Auch wir sprechen darüber, warum BDSM immer noch so behaftet ist.
Wie wichtig war es für ihn den Schritt in diese Welt zu gehen? Was hat das mit ihm gemacht? Und was hilft, wenn die Scham „noch“ zu groß ist?
Außerdem: BDSM im Alltag.
Nika: Viele Menschen haben mich schon gefragt, ob ich Sex mit meinen Gästen hätte. Was machen wir, wenn wir uns sehen?
Yannick: Wir haben keinen Sex. Das sind ja ganz klare Tabus, und das ist auch eine ganz wichtige Sache, vor allen Dingen, wenn es um Vertrauen und Hingabe geht, dass man die Tabus auch vorher abklärt. Das ist auch ganz klar, dann spricht man da auch nicht mehr drüber. Es sollte ja auch im Privaten nicht nur um Sex gehen. Deshalb ist das bei so einer Session auch komplett außen vor.
Genaue Handlungen, um das mal so zu sagen: du fesselst mich, du fügst mir physische Schmerzen zu, die sehr schön sind bis zu einem gewissen Punkt. Und da muss ich auch echt sagen, das war so ein unglaublicher Vertrauenssprung, weil du genau gemerkt hast, wo meine Grenze ist. Ich habe ja noch nicht ‚Stopp‘ gesagt, du hast trotzdem nicht weitergemacht, und es war einfach perfekt. Es ist so ein Spiel aus Nähe und Distanz, also auch die Nähe, dass man dann merkt, du fügst einem nicht die ganze Zeit Schmerzen zu, sondern du bist auch für jemanden da, ohne jetzt den intim berühren zu müssen oder irgendwelche Stimulationen dort in dem Bereich zu machen.
Nika: Wenn du das so erzählst, das ist so in einer Session, da könnte ich mir auch gut vorstellen, dass der eine oder andere das einfach schlicht und ergreifend gar nicht weiß, wie so eine Session abgeht. Was glaubst du, woher dieser Stempel kommt, den die Szene einfach so hat? Also gefühlt, das hat man mir auch schon öfter gesagt, assoziieren ja viele Menschen ja Negatives damit. Und wenn man jetzt so hört, wie du so eine Session beschreibst, die wir so haben, da geht es ja eher um Intimitäten besonderer Art, Vertrauen, Respekt und alles so positive Dinge. Warum hat diese Szene so einen Stempel auf, der negativ behaftet ist?
Yannick: Ich glaube einfach, das sind so Vorstellungen aus sehr einfach zugänglichen Medien zum Beispiel, angefangen bei hier den klassischen Sachen ‚Fifty Shades of Grey‘, oder wenn man einfach mal, das hattest du, glaube ich, erzählt, Google-Suche ‚Domina‘. Da findet man ja die tollsten Bilder. Das ist ja gerade das Schöne, dass es tausende Facetten gibt, aber im Grunde genommen glaube ich einfach, es mangelt den Leuten an Informationen darüber, zum Beispiel an leicht zugänglichen Informationen. Das ist ja auch das, wofür der Podcast, denke ich mal, auch da ist, u. a., dass Menschen darüber einfach mehr erfahren, dass so eine Session nicht einfach nur ist: Man kommt dahin, darf nicht mehr reden, wird ausgepeitscht und kriecht dann auf allen Vieren wieder raus. Das war’s dann. Das ist es ja überhaupt nicht.
Man kommt dahin, man führt ein Vorgespräch, es ist alles auf Augenhöhe. Was dann passiert ist halt das, was in dem Vorgespräch auch abgeklärt wurde, und dass ist auch das Schöne daran. Man kann immer trotzdem zwischendurch noch sagen: Nee, stopp! Ich kann es zumindest. Ich glaube, es ist der Mangel an Informationen, der ein bisschen schwierig ist für die Leute, und auch, dass man nicht so offen darüber spricht, dass Leute, die das machen, vielleicht auch begründet Hemmungen haben, mit Freunden oder anderen Menschen, die solche „Vorurteile“ haben, darüber zu sprechen. Hier findet keine Kommunikation statt, und das ist einerseits sehr schade, weil ich glaube, sonst wäre die Akzeptanz und vor allen Dingen auch die Klarheit darüber ein bisschen besser.
Nika: Glaubst du, dass viele Menschen sich gerne ausleben wollen würden, sich aber nicht trauen?
Yannick: Ich glaube, viele haben wahrscheinlich, oder viele jetzt nicht, aber ich glaube, es gibt einige Leute, die das gerne machen würden und aus diversen Gründen sich entweder nicht trauen oder selbst den gesellschaftlichen Vorwurf des Verruchten haben, ich glaube ja, ich denke schon. Ich habe mich ja auch nicht von Anfang an getraut. Ich habe ja auch nicht gesagt vor zehn Jahren: Hey, klasse Idee, da gehe ich jetzt mal hin. Sondern ich habe eine ganze Zeit gebraucht, und war dann erst nach so langer Zeit bereit dafür.
Nika: Du hast mir mal einen schönen Satz gesagt. Wir hatten da ja schon mal drüber gesprochen, dieses Unverständnis auch von manchen Leuten. Du hast mal gesagt, durch Unwissenheit kommen die Leute dann zu einer Abneigung, also, dass eine Abneigung entsteht, weil einfach nicht genug darüber gewusst wird oder dass die Leute auch einfach keinen Zugang dazu haben. Was glaubst du, wo das herkommt? Warum ist es direkt eine Abneigung? Warum kann das denn durch Unwissenheit nicht einfach zu einer neutralen Meinung kommen? BDSM – diese Szene an sich – die wird halt immer schnell irgendwie negativ assoziiert! Warum ist das so? Klar, diese Filmchen oder Serien, oder was es da mittlerweile alles gibt, und diese Google-Suche, das wird natürlich darin bestärkt. Wenn man das Wort Domina eingibt, dann hast du direkt die Lack-Leder-Frau mit langem Pferdeschwanz, die die Peitsche schwingt. Aber warum ist es noch nicht anders?
Yannick: Also einerseits ist es, glaube ich, so, dass man es sich erstmal schwer vorstellen kann, dass man gerne Schmerzen empfindet, dass Schmerzen ja etwas sind, was der Körper ja vermeiden möchte. Deshalb ist dieser Schmerzreiz ja auch vorhanden. Das ist in Teilbereichen ja auch gut. Also ich will keine Zahnschmerzen oder keine Mittelohrentzündung haben. Das ist uncool. Aber es ist ja dann was ganz anders. Ich glaube einfach, dass die Leute sich schwer vorstellen können, dass man gerne einen gewissen Schmerz empfindet, dass man gerne ausgeliefert ist, dass man sich aus Situationen nicht entziehen kann und sich dem Ganzen dann hingeben muss.
Ich glaube, das ist ein großer Punkt, und dann vielleicht auch, dass sich zum Beispiel Männer ungern eingestehen, also ich als Mann kenne das in Teilen auch, dass man auch mal Schwäche zeigen möchte. Das habe ich irgendwann abgelegt, aber es war auch mal so, man kriegt gesagt, man muss immer der Starke sein, und das ist ja was ganz anderes.
Wenn ich mich fallen lasse, dann zeige ich ja auch Schwäche. Ich glaube, dass u. a. es dazu kommen kann, dass man sagt, das ist ja was Unnormales, was gesellschaftlich negativ geprägt ist mit Schmerzen, mit Fesselungen, mit Dingen, die man ja eigentlich nicht machen oder nicht erleben möchte. Deshalb ist das wahrlich, vermute ich, direkt negativ kommentiert.
Nika: Hast du durch deinen Einstieg, durch deinen Besuch bei mir, durch das, was wir da so getan haben, dich auch erkannt, dass es da auch noch andere Sachen gibt, die du auch noch dadurch ausleben möchtest oder darin ausleben möchtest, die du vielleicht bisher noch nicht an dich herangelassen hast?
Yannick: Meinst du jetzt Praktiken oder inwiefern?
Nika: Ja, Praktiken, oder dass du vielleicht auch im Studio selber irgendwas gesehen hast. Ich habe dich im Vorgespräche ja auch diverse Sachen gefragt, was geht, und was nicht. Hast du dadurch, dass du den Schritt in ein Domina-Studio gegangen bist, auch erkannt: Okay, da gibt’s auch noch ganz viele Sachen, deren ich mir noch gar nicht bewusst bin, aber denen ich offen gegenüber bin?
Yannick: Ja, absolut. Seile waren für mich vorher eigentlich nie ein Punkt, weil das für mich zum Beispiel beim Selfbondage auch sehr schwer war. Okay, jetzt sind die Hände zusammen. Wie kriege ich denn jetzt den Knoten wieder hin? Aber das mit den Seilen, da hast du mir echt die Augen geöffnet, dass das verdammt cool ist, wenn man die am Körper spürt. Und je nachdem, wie man sich dann gerade, falls man sich noch bewegen kann, wie man sich bewegt, dass dann die Seile an Stellen rutschen, wo man dann denkt: Oh! Was ist das denn? Das war so eine Sache. Zum Beispiel, was ich auch nicht gedacht hätte, was eine krasse Grenze war, was heißt Grenze, aber da hatte ich kurz so den Moment, wo ich nicht mit gerechnet hatte, gleichzeitig auf einen Schlag die Augen verbunden und geknebelt zu sein, da ist mir kurz der Kreislauf weggebrochen.
Das hätte ich von mir nicht gedacht, weil ich beides sehr gut finde. Aber wenn man auf einmal beides zusammen von jemand anderem bekommt, das war sehr interessant, und ich war auch froh, dass ich da gerade sehr gut verschnürt war, dass ich da nicht wegknicken konnte. Das Nervenrad war eigentlich auch … hatte ich vorher nie drüber nachgedacht, war aber auch eine coole Sache. Ich bin mal gespannt, das haben wir ja noch nicht ausprobiert, aber wie das so mit Nadeln aussieht. Grundsätzlich bin ich da ja nicht abgeneigt, aber mal gucken.
Da müsste ich jetzt lange drüber nachdenken, aber ja, definitiv sind da einige Sachen, wo ich dich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, allein schon, wenn man das erste Mal in so einem Raum steht und die Wände anguckt, die da teilweise vollhängen mit diversen Instrumenten, Fesseln, und sonst was. Da ist definitiv mehr dabei, als ich mir hätte vorstellen können vorher.
Nika: Da wären wir auch wieder bei diesem Thema: Man muss es einfach mal machen. Also man muss einfach mal einen Schritt gehen um dann auch festzustellen, dass da ja nicht nur dieser Schritt gegangen werden wollte, sondern auch ganz andere.
Yannick: Ja, absolut.
Nika: Was hast du denn gedacht, als du dann da rausgegangen bist? Was war das für ein Gefühl?
Yannick: Also nach der ersten Session, direkt danach, bin ich aus der Tür raus und habe erstmal keinen klaren Gedanken gefasst. Es war einfach nur ein positives Gefühl. Es war, als ob ich, das klingt jetzt vielleicht übertrieben für manche, aber es war wirklich, als ob ich auf einer Wolke laufen würde. Der ganze Körper war total entspannt. Meine gesamte Muskulatur und alles … ich war alles andere als verkrampft. Ich habe mich gefühlt wir nach einem warmen Drei-Stunden-Bad. Einfach nur positiv. Man fängt ja danach an, auch das zu verarbeiten, man geht so die Situationen nochmal durch, die man erlebt hat. Ich habe ja auch ein paar Spuren mitgenommen.
Nika: Ach Quatsch! 😉
Yannick: Oh ja, bor, nach der zweiten Session noch mehr, ja. Aber das war gut. Wenn so nach einer gewissen Zeit die Gedanken dann auch wieder in den normalen Alltag einfließen, die Spuren bleiben ja doch noch ein bisschen länger, und das ist auch ganz schön, wenn man die da nochmal sieht, dass man da nochmal kurz erinnert wird: Ach ja, da war ja was! Dann kommt das nochmal so ein Stückchen zurück. Es ist, um deine Frage genau zu beantworten, ich bin mit positiven Impressionen und Gefühlen da rausgegangen. Genau das, wovor ich Befürchtungen hatte, ist nicht eingetreten. Es war einfach nur cool!
Nika: Wie wichtig war dieser Schritt für dich persönlich, unabhängig jetzt von der Session an sich? Aber dass du diesen Schritt gegangen bist?
Yannick: Der war sehr wichtig, weil ich mir sehr lange vorher auch schon Gedanken gemacht habe, das mal auszuprobieren. Ich wollte es unbedingt mal so spüren, und wenn man jetzt mal davon ausgehen würde, dass es nichts für mich gewesen wäre, dann hätte ich ja immer noch diese Erfahrung gemacht. Es war regelrecht irgendwann eine gewisse Unruhe, dass ich das mal möchte. Und es war so wichtig für mich, das überhaupt mal zu tun, um da auch Klarheit zu haben. Noch nicht mal, dass es jetzt so positiv gelaufen ist, sondern wie gesagt, selbst wenn es negativ für mich gegangen wäre, hätte ich es gewusst. Und es ist viel, viel schlimmer, so eine innerliche Unruhe zu haben. Das war, glaube ich, das Allerwichtigste dabei.
Nika: Jetzt hast du ja gerade schon ganz dezent die Spielwunden angesprochen, die du so davongetragen hast, weil du sie dir verdient hast! Aber da hast du was Gutes angesprochen. Und zwar BDSM im Alltag. Wir haben da ja auch schon mal drüber gesprochen. Du hast das ja auch gerade schon mal angedeutet, wenn man da auf einmal irgendwelche Balken an der Decke sieht oder Haken, wo auch immer, dann ist man direkt irgendwie so ein bisschen im Film drin. Wie war das für dich? Du musstest ja dann zu einem gewissen Arzt, nachdem du merktest, dass du da noch gewisse Spuren hattest. Wie hast du diese Situation dann genommen für dich, als du dann auf einmal beim Hautarzt standest und trotzdem aber ja noch deine Spuren hattest? Wie war das für dich?
Yannick: Als ehrlich gesagt war das sogar ganz cool.
Nika: Aha, warum?
Yannick: Ganz blöd, mir war das gar nicht mehr bewusst, dass ich diesen Termin noch hatte. Es war ein Arzt oder eine Ärztin, wo ich dann auch mal alles ausziehen musste, und mir ist das kurz vorher klar geworden. Ohh, der Oberschenkel, der glüht noch ein bisschen. Aber währenddessen, sie hat mich dann auch gefragt: Oh, Sportunfall? Was war das denn? Ich so: Das war ein Schlag! Und sich guckt mich an …
Nika: Ich feiere dich dafür!
Yannick: Ich sag Ärzten grundsätzlich die Wahrheit, weil ich mir denke: Okay, die wollen dir nur helfen. Und in dem Moment war das genauso, und ich habe einfach die Wahrheit gesagt: Ja, das war ein Schlag. Aber auch, ich glaube anscheinend, mit einem Ton, wo sie gemerkt hat, dass ich mich nicht geprügelt habe, sondern naja, ich weiß es nicht, aber ich kann vermuten, dass sie sogar vielleicht richtige Schlüsse darauf gezogen hat. Ich fand es überhaupt nicht schlimm, weil, ich stehe dazu. Also sie hat danach auch nichts mehr gesagt. Danach ging die Untersuchung weiter.
Nika: Ja, das ist halt so, ich finde das immer total spannend, wenn man so mitten im Alltag dann auf die Situation trifft. Ob man jetzt selbst betroffen ist oder nicht, das ist irgendwie total schön zu beobachten, wie die Leute da auch so reagieren. Natürlich sind viele da peinlich berührt, aber für einen selber, bzw. in meinem Fall war es ja bei meiner Physiotherapeutin so, dass sie mir dann auch direkt, nachdem sie mich gefragt hat, was ich so tue und ich ihr das erzählt habe, sie dann auch gesagt hat: Ach ja, ich hatte mal einen Patienten, dem war nicht bewusst, dass er sich hier auch halbwegs ausziehen muss. Und dann stand er da auf einmal in Damenunterwäsche.
Das fand ich aber vollkommen okay. Ist doch schön, wenn er sein Ding macht! Fand ich super. Generell haben viele Menschen so schön darauf reagiert. Aber jetzt mal in Bezug auf sich selber: Ist das nicht für dich selber total faszinierend, wie präsent dieses Thema bei dir im Alltag auch ist und wie gerne du das auch im Alltag mit dir trägst? Sei es jetzt mit irgendwelchen Spuren, wenn man dann duschen geht und dann diese Spuren noch sieht und denkt: Ach ja, guck mal, wie schön, da war ja noch was. Was ist das für ein Gefühl, dass du dich danach auch so daran erinnerst, durch solche Alltagssituationen?
Yannick: Das ist definitiv natürlich ein grundweg positives Gefühl, es ist einfach schön. Mir macht es persönlich sehr viel Spaß, sich mit dem Thema auch zu beschäftigen oder auch zu befassen. Wenn man dann im Alltag, sei es entweder Spuren oder irgendwelche Impressionen, die man noch mitnehmen kann, die halt immer noch da sind, wenn die ab und zu mal wieder in den Kopf reinkommen, getriggert durch irgendeine Situation, wie gesagt, Haken, Balken, Alltagssituationen, die irgendwas hergeben, oder auch Gespräche, die man auffängt, in denen es überhaupt nicht darum geht, wo so gewisse Wörter fallen, wo man sich denkt: Ach ja, okay, cool.
Ich glaube, viele Leute würden wahrscheinlich denken, dass sich mein ganzes Leben darum dreht. Dem ist ja nicht so. Aber es ist halt schön, ab und zu im Alltag da auch immer wieder so ein kleines Zwischenintermezzo im eigenen Kopf zu haben. Noch nicht mal jetzt bezogen auf diese rein sexuelle Ebene, Befriedigung, Stimulation, sondern einfach, was wir gerade auch eben schon meinten, dass man halt sich freier damit fühlt. Gefesselt sein und dabei frei sein, oder einfach sich selber zu merken und auch überrascht sein, was einem für Gedanken kommen können. Das ist eigentlich ein großer Punkt.
Nika: Wollen wir mal kurz auf die Beziehung zwischen dir und mir eingehen. Ich glaube, das könnte auch ganz interessant sein für den einen oder anderen. Denn normalerweise, wahrscheinlich verbindet man das jetzt nicht unbedingt damit, dass man sich auch außerhalb von Sessions irgendwie unterhält oder Kontakt hat, weil das ist ja sonst so: Der Gast kommt, die Domina macht das dann, und dann geht der wieder. Dann beschränkt sich das auf diese Session-Zeit. Wie ist das für dich, dass wir uns auf menschlicher Ebene gut verstehen? Hättest du gedacht, dass es sowas gibt?
Yannick: Als ich im Studio angerufen habe vor dem ersten Mal hätte ich damit nicht gerechnet. Überhaupt nicht. Aber frag mich nicht warum, keine Ahnung. Es wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, total unbegründet, aber wie gesagt, war komplett weg. Aber keine Ahnung, aber da du halt auch einfach ein super sympathischer, entspannter Mensch bist, läuft das einfach. Und ich finde es auch echt cool und auch, dass wir darüber schnacken können, über das Thema BDSM, aber dann halt auch mal über Alltagsdinge, ich finde, das ist einfach … mir sind andere Menschen ja auch grundsätzlich nicht egal. Aber da ist es halt auch einfach cool, und vor allen Dingen ist es auch sehr wichtig und schön, dass, wenn so eine Session stattfindet, dass man den Menschen gegenüber halt auch mag und ihm dann auch Vertrauen geben kann.
Nika: Wie wichtig ist das wohl, dass man menschlich miteinander funktioniert? Glaubst du, dass es mit der Zeit immer besser wird, so wie man das bei Beziehungen auch beim Sex sagt. Mit der Zeit wird das alles intimer und besser? Glaubst du, das ist bei einer Domina-Gast-Situation auch so? Ich glaube, das ist auch vielen nicht bewusst, dass das Persönliche da auch mitspielt.
Yannick: Ich glaube das definitiv, ja. Gut, bei mir ist es halt so, wie gesagt, ich war komplett grün hinter den Ohren und wusste nicht, wie das so abläuft. Je persönlicher das ist, man macht ja auch gemeinsam dann die Erfahrungen. Wo sind meine Grenzen? Bis wohin kann man gehen? Was habe ich noch nie ausprobiert? Wie du auch zum Beispiel mit meinen Grenzen umgegangen bist, das hat unheimliches Vertrauen auch geschaffen. Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig. Das kommt aber. Wie gesagt, man macht Erfahrungen miteinander, wie bei anderen, sagen wir mal, Konstellationen auch im Alltag. Man durchlebt irgendetwas und man fängt an, dem anderen mehr zu vertrauen. Dieses Vertrauen merkt man dann ja auch, es wird irgendwo aufgefangen und wird nicht verletzt. Sondern ganz im Gegenteil. Ja, ich glaube, das ist echt eine wichtige Sache, aber auch etwas, was definitiv passieren kann oder sollte.
Nika: Ich kann auch sagen, das hat man sicherlich mittlerweile auch gemerkt, dass wir uns da sehr sympathisch sind und dass es halt auch schön ist, dass es so sein kann. Ist ja jetzt nicht Alltag. Das wäre ja auch irgendwie dann schon wieder ein bisschen komisch, wenn man sich mit allen Gästen so versteht, und auch auf privater Ebene da irgendwie zu tun hat und auch über den Alltag miteinander spricht und man sich gegenseitig in die Welt des anderen mitnimmt. Aber wie ist die Corona-Zeit jetzt gerade für dich? Wir haben ja Kontakt miteinander, und wir schreiben oder telefonieren oder so und schnacken dann auch über das Thema. Wie ist das für dich, dass gerade nicht ausleben zu können (mit mir natürlich!!!)?
Yannick: Ich wollte gerade sagen, das mit dem Selfbondage läuft ja eigentlich ganz gut, das ist ja total Corona-konform.
Nika: Wie ist das für dich, dich da nicht auszuleben? Merkst du, dass da was fehlt? Oder was ist das?
Yannick: Also dadurch, dass ich merke, dass ich Blut geleckt habe, freue ich mich natürlich unglaublich auf die Zeit, wo das wieder geht, ja, definitiv! Es ist jetzt nicht absolut schwierig für mich, aber ich finde es vor allen Dingen sehr schade, dass es nicht geht. Nur, es ist jetzt nicht unbedingt so, dass es mir deshalb schlecht geht. Das wäre ja auch krass. Das würde ja auch eine gewisse Abhängigkeit dahingehend wahrscheinlich zum Ausdruck bringen, und da müsste man sich auch überlegen, diese Abhängigkeit, ob ich die möchte. Aber das ist relativ entspannt bei mir. Da wir ja auch schon recht viel darüber geschnackt haben, was man da noch so alles machen kann, bin ich einfach nur sehr neugierig und aufgeregt, wenn das alles wieder losgeht.
Nika: Alles mit mir!!! Jetzt, wo wir gerade so beim Thema Erkenntnisse sind, ich meine, du hast jetzt gesagt, du hast da ja offensichtlich einen sehr gesunden Umgang mit und es ist halt schade, dass wir das jetzt gerade nicht so ausleben können. Aber das wird ja wieder irgendwann so kommen. Was möchtest du Menschen mitgeben zum Thema Erkenntnisse und BDSM, die vielleicht jetzt noch nicht den ersten Schritt getan haben oder sich gewagt haben, den ersten Schritt zu gehen?
Yannick: Einfach mal machen!
Nika: Yeah! Genau das!
Yannick: Ja, also, ich kann auch noch ein bisschen genauer darauf eingehen, aber ich dachte, das passt eigentlich ganz gut! Nein, also, die größte Barriere ist eigentlich immer der eigene Kopf. Es ist unglaublich diskret, wie das alles von statten geht, und wenn man da selber auch etwas offen mit umgehen kann, dann ist der letzte Schritt eigentlich überhaupt nicht so groß. Wenn man selber sagt: Okay, das ist vielleicht irgendwie verwerflich, dass ich das mache! Dann sollte man sich vielleicht einfach noch mal ein bisschen besser oder intensiver damit befassen, nicht unbedingt besser. Ich möchte keinem da irgendwie einen Vorwurf machen. Aber ich muss echt sagen, die Ängste und Bedenken, die ich hatte, die sind nicht nötig. Ich kann es super nachvollziehen, dass man die hat. Es hat mich jahrelang begleitet. Das tut nicht not.
Nika: Was kannst du denen denn sagen, wie sie denn die Ängste überwinden können? Wie hast du es denn dann am Ende geschafft? Klar, einfach mal machen! Ja, aber was ist denn, wenn es gar nicht so einfach ist, weil der Kopf oder was auch immer da sehr präsent ist?
Yannick: Schwierig. Das kann vielleicht nach hinten losgehen, aber ich würde erstmal vielleicht mit jemandem sprechen, der vielleicht auch ähnliche Neigungen hat. Da gibt es ja auch Stammtische oder sonst irgendwas. Das ist aber vielleicht schon ein krasser Schritt. Ich glaube, wenn man sich selber erstmal ganz intensiv damit befasst, dann kann man diese Hürde oder diese Hindernisse im Kopf auch sehr gut überwinden. Und ansonsten einfach sich mal informieren. Ich meine, wie gesagt, was ich gerade eben schon meinte, der Podcast hilft da ja auch bei, dass man einfach merkt: Okay! Zum Beispiel wir beide, wir sind zwei ganz normale Menschen, die da in dem Rahmen miteinander dann intergieren.
Da muss man überhaupt nichts komisch dran finden, und ich glaube, viele Barrieren können im Kopf auch einfach fallen, je mehr Informationen darüber da sind. Und man sollte sich auch bewusst sein, was man denn überhaupt genau möchte. Zum Beispiel, wenn man sich gerne fesseln lässt und dabei halt einfach mal zum Beispiel alleine gelassen wird, oder irgendwelche anderen Sachen, dann weiß man das, und man kann ja auch immer auf dich zugehen und dir das sagen. Das Letzte, was passiert, dass man da bei dir verurteilt wird, das finde ich halt super cool.
Nika: Danke dir! Ja, das ist aber auch, um das nochmal kurz zu erwähnen, vielleicht ist das einigen ja auch gar nicht bewusst, dieses Vorgespräch. Ich weiß es nicht, aber es könnte ja sein, dass viele gar nicht wissen, dass es nicht direkt losgeht. Die kommen ja nicht rein und müssen dann – um jetzt ein Klischee zu bedienen – direkt auf die Knie und Füße küssen oder sowas. Sondern dieses Vorgespräch, wie du schon sagst, das passiert ja auf Augenhöhe, und da sind ja die Zeit und der Raum für Fragen, für Wünsche, für Fantasien, für Äußerungen zu No Gos, für Tabus. Wie war das für dich, dieses Vorgespräch zu führen? Du hast ganz am Anfang gesagt, du hättest nicht gedacht, dass es auch so lange geht. Wie war das für dich, da selber dir mal die Chance zu geben, mir erstmal zu sagen, was du überhaupt möchtest?
Yannick: Das war unglaublich befreiend. Ich bin ja hingekommen, und das ist auch ganz normal, ich war unglaublich aufgeregt. Ich war froh, dass ich das überhaupt noch mit dem Autofahren hingekriegt habe auf dem Weg. Dann, ja, also, ich habe ja auch gezittert und alles. Alles eine positive Anspannung, aber halt wirklich eine arge Anspannung. Du hast das ja auch gemerkt. Ich weiß auch nicht, du bist durch deine lockere Art auch dann irgendwie darauf eingegangen, weil du, keine Ahnung, Ellbogencheck und was weiß ich. Hi, lass uns erstmal hinsetzen. Ich bin ja auch in den Raum reingekommen, und wie gesagt, ich war ja vorher noch nie in so einem Raum. Das erste, was mir rausgerutscht ist, war: Oha! Dabei hast du mich angeguckt: Erstes Mal? Ich sage: Jau!
Und keine Ahnung, dann hast du mich gefragt, was mich zu dir führt, und ich habe ja im Nachhinein nochmal ein, zwei, drei, vier und ein paar mehr Folgen von dem Podcast gehört, und du hattest ja dann auch schon mal erwähnt, dass die Gäste dann beim ersten Mal … dass das alles aus denen rausblubbert, und ich musste soo lachen, weil, da hat die erste Session ja schon stattgefunden, und ich wusste genau, was du meinst.
Es kam einfach alles raus, was ich mir darunter vorstelle, was ich gerne so für Sachen ausprobieren möchte, und das Coolste daran war einfach, dass du dir das halt interessiert angehört hast, und man hat echt gemerkt, dass das wirklich echtes Interesse ist und nicht so: Ja, quassel du mal, ich mach das schon irgendwie. Sondern du hast das echt aufgenommen, und auch bei einem gewissen Wunsch hast du auch gesagt: Ja klar, kein Thema, kann ich machen. Und ich dachte mir: Wie cool ist das denn? Oder wie cool ist die denn, dass sie einfach so: Jaja, klar, kein Thema, kenn ich, machen wir!
Nika: Ja ich glaube, nein, ich weiß es, dass dieser Moment, wenn man das erste Mal gefragt wird: Was führt dich zu mir? Oder: Was machen wir denn heute? Oder sowas. Ich glaube, dass da schon so ein riesengroßer Schalter umschaltet, weil man dann einfach echt mal die Möglichkeit hat, vielleicht auch zum ersten Mal zu sagen, was man eigentlich möchte. Gerade das ist ja so ein Ding, was viele mit sich selbst ausmachen müssen, weil sie sich nicht trauen, es auszusprechen. Wenn man dann einmal die Gelegenheit hat, dass man dann sagt: Einmal alles bitte! So nach dem Motto, wo man dann selber schon immer die Leute darauf hinweisen muss: Ja, sutsche, wir fangen erstmal an. Aber das ist auf der anderen Seite auch total schön zu merken, dass da echt eine Art Befreiung stattfindet.
Deshalb, das, was du vorhin sagtest, darüber reden – ich glaube, das ist echt wichtig. Klar, muss man dann gucken, mit wem man darüber spricht, da gibt es ja dann auch die und die. Aber wenn man dann einen wahren Freund hat oder ein Familienmitglied oder wie auch immer, je nachdem, wie die Beziehungen da so sind, ist es schon echt wichtig, wenn man da einfach mal hingeht und sagt: Pass mal auf, ich möchte mal mit dir über sowas sprechen.
Und wenn das nicht geht, dann kann man das ja tatsächlich mit der Domina selber machen. Es ist nicht so, dass man in ein Studio geht und direkt auf die Knie fallen muss. Wenn man es möchte, kann man das gerne tun, aber muss halt nicht. Bevor die Session anfängt, passiert vorher noch ganz, ganz viel, wo man noch man selbst sein kann. Was danach passiert, ist ja dann auch eigentlich so, wie man das dann möchte.
Am Ende sind Dominas Dienstleister. Ich wiederhole mich da, aber das kann man glaube ich nicht oft genug sagen. Ich glaube, dieses Klischee wird dadurch auch so ein bisschen erfüllt, dass man immer Dominas direkt mit irgendwelchen – womit assoziiert man Dominas? Oder wie stellt man sich das vor? Du hast dir wahrscheinlich auch, als du mich das erste Mal gesehen hast, dich wahrscheinlich gefragt: Hm, die ist eine Domina? Oder was hast du gedacht, als du mich das erste Mal gesehen hast?
Yannick: Das trifft vollkommen zu. Dass du da jetzt nicht schon mit der Peitsche in der Hand standst, das war mir schon klar. Aber du hast ja auch schon häufiger gesagt, man macht die Tür auf, die Gäste stehen da und lächeln. Das kann ich jetzt echt nur so zurückgeben. Du standst einfach da, hast mich angelächelt und ich dachte mir: Wie jetzt? Du strahlst das aus. Vor allen Dingen strahlst du auch aus, dass du nicht einen Film dabei irgendwie schiebst, dass du nicht irgendeinen Film abspielst, sondern dass du einfach du bist. Und das ist einfach so eine krass coole menschliche Sache. Da hätte ich nicht mit gerechnet. Man hat ja häufiger im Kopf unnahbar, streng, sprich mich bitte nur an, wenn ich das will – was heißt bitte – haha. Sprich mich nur an, wenn ich das will. War ja überhaupt nicht so. Das ist ja, ach nee!
Nika: Also können wir festhalten: Die Leute müssen keine Angst haben vor einem Domina-Studio! Natürlich muss man da auch immer gucken, zu welchem man geht. Aber grundlegend ist es jetzt nicht so, dass die Angst da schon anfangen muss dass man denkt: Mmh, ich darf da nicht! Also der Raum und die Zeit sind ja für den Gast dann da. Ich glaube, das ist mal ganz wichtig auch mal zu erwähnen. Grundsätzlich ist es, glaube ich, ein sehr, sehr wertvolles Interview jetzt gewesen. Ich habe dich echt dafür gefeiert, dass du gesagt hast: Ja klar, können wir machen. Ich meine, ich weiß, wie du aussiehst, weiß über dein Leben Bescheid, also zumindest so das, was man in der relativ kurzen Zeit, in der wir uns kennen, schon wissen kann.
Du bist ein ganz normaler, hübscher, attraktiver, sympathischer, schlauer junger Mann, der einfach sagt: Ich will das jetzt mal ausprobieren. Ja, jetzt spricht die Domina, kannste mal sehen. Und der einfach sich da ausprobieren will, der aber einen komplett gesunden Umgang damit hat, und der einfach, so wie ich, du und ich, wir sind einfach Leute von nebenan, die einfach ihr Ding machen wollen und auch machen, und uns freuen, wenn wir andere Leute mitziehen können, oder? Können wir das so sagen?
Yannick: Auf jeden Fall! Wir sind die Nachbarn von nebenan. Nicht mehr und nicht weniger. Der Rest ist halt … ich glaube, wir sind sonst ganz normale Menschen, hoffe ich zumindest.
Nika: Und das können wir anderen jetzt mitgeben. Macht euer Ding. Geht dem nach, was ihr da machen wollt. Wenn ihr Fragen habt, dann fragt oder meldet euch. Geht einfach mal den Schritt, wenn da irgendwas in euch schlummert. Das kann einen nur weiterbringen. Oder?
Yannick: Absolut, absolut! Einfach machen. Ängste sind irrational und ich hoffe, dass wir durch das Gespräch jetzt auch ein bisschen da aufgebrochen haben.
Nika: Haben wir ganz bestimmt. Ich bin gespannt auch wieder mal auf die Feedbacks und werde dich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten. Danke dir für deine wertvolle Zeit. Ich freu mich auf unsere erste Session, wenn es wieder losgehen kann.
Yannick: Ich mich auch, aber sowas von!
Nika: Alles klar. Ich wünsche dir bis dahin eine tolle Zeit und wir hören wieder voneinander.
Yannick: Ich wünsche dir auch eine schöne Zeit und mach’s gut!
Nika: Bis dann.
PS: Wenn du mehr über mich erfahren willst, hol dir gern mein Buch.
Ein paar Schlagwörter
Warum macht sie das?
- aktuell: BDSM greifbarer machen
- Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen
Wie macht sie das?
- Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
- Motivation und Inspiration durch Menschen, Momente und nimmersatte Neugierde
Womit macht sie das?
- Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
- Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
- Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene