#71 Selfbondage – Mein Gast erzählt – Teil 1

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Eine ganz besondere Premiere heute. Yannick erzählt uns, wie er zu BDSM gefunden hat, wie er sich zum einen selbst auslebt und im Selfbondage entdeckt, und wie er den Weg zu einer Domina gefunden hat. Heute nehmen wir euch mit in unsere Welt, denn Yannick ist mein Gast.

Nika:                   Yannick, ich freue mich riesig, dass du dem Interview zugestimmt hast, denn wir haben ja schon so einen ziemlich interessanten Werdegang bisher hinter uns, und bevor wir über deine eigene Reise sprechen, erzähl uns doch gerne erstmal, wie du den Weg zu mir gefunden hast.

Yannick:             Also, der Weg zu dir. Es ist so, dass ich schon sehr lange darüber nachgedacht (Die Angst vor Veränderung) hatte, so ein Studio mal zu besuchen. Dann irgendwann dieses Jahr kam es dazu, dass ich in der Natur war, draußen, und mir gedacht habe: Ach komm, wenn du es jetzt nicht machst, dann machst du es nie. Dann habe ich einen Termin ausgemacht, habe, wie gesagt, vorher mich schon mal in diversen Städten umgeguckt, und hatte dann auch das Studio rausgesucht. Ich bin dann auf deine Setcard gestoßen, und das hat einfach so von der Beschreibung echt gut gepasst und ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Wie gesagt, ich habe angerufen, den Termin ausgemacht, und irgendwann stand ich da.

Nika:                   Jetzt war es ja so, dass du im Nachhinein erst festgestellt hast, dass du mich schon kennst. Das war ja eine total coole Situation, die wir da hatten, weil ich ja damals noch mit einem anderen Namen unterwegs war. Kannst du dich noch erinnern? Danach haben wir ja noch ein bisschen geschnackt, nach der Session, und dann hast du mich ja gefragt: Was machst du sonst so? Da habe ich ja noch gesagt: Ja, ändere gerade so ein bisschen mein Leben und habe ein Projekt. Keine Ahnung. Dann hast du mich doch gefragt: Nee, du bist aber nicht Nika, oder? Was war das für ein Moment?

Yannick:             Ja, das war .. also ehrlich gesagt, ich konnte es erstmal nicht glauben. Ich hatte dein Interview auf dem Deutschlandfunk mal gehört. Das war dann aber auch zu dem Zeitpunkt schon ein bisschen her, und hatte das aber auch noch im Kopf, weil ich mich ja auch für das Thema schon ein bisschen länger interessiere. Ich weiß noch, dass ich mir während des Interviews gedacht habe: Das ist aber echt super sympathisch, nett, und halt auch so aufgeschlossen. Du hast da ja auch schon ein bisschen mit Klischees ein wenig aufgeräumt, und dass das ja auch alles gar nicht so schlimm ist. Ich fand das sooo schön, weil das für mich auch ein Teil dieser Hemmungen, was ich gerade eben auch schon sagte, ‚sonst mache ich es nie‘.

Ich mach’s jetzt einfach! … Dass das auch so ein bisschen dazu beigesteuert hat. Aber da dachte ich mir schon: Ja, das wär ja cool! Also damals, als ich das Interview gehört habe, das wäre ja cool, wenn ich das mich mal traue, dass das sie wäre, also du. Einfach, weil’s so sympathisch klang. Und dann standen wir nach der Session da, du hast mir das gesagt, und echt, ich glaube, bei mir kam nur noch ein ‚Neee‘ raus. Ich war so baff.

Nika:                   Das war so ein schöner Moment, ehrlich. Den werde ich nie vergessen. Und da hast du gerade auch schon was Gutes gesagt. Das werden wir ja heute im Gespräch auch nochmal vertiefen, dieses ‚mit Klischees aufräumen‘. Wer sind wir? Wieso führen wir jetzt hier so ein Interview? Was verbindet uns eigentlich? Also da wartet ja noch einiges auf uns, worüber wir noch sprechen wollen. Aber wie ging es denn dann mit uns weiter? Erzähl mal.

Yannick:             Lacht!!! Ja, erstmal muss ich sagen, dass ich nach der ersten Session einfach nur gut drauf war. Also ich war happy. Einerseits war ich froh, dass ich das so gemacht habe, aber da war mir klar: Okay, das wird definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein. Und das war es ja auch nicht. Dann war auch klar, dass ich da noch zumindest nochmal vorbeischaue. Ja, auch bei der zweiten Session, ich habe echt gemerkt, diverse Sachen haben sich da auch verändert, und ich glaube, also ich würde das jetzt mal so behaupten, dass wir da auf einer guten Ebene irgendwie agieren, und das auch echt Spaß macht, und eine gute Vertrauensbasis auch da ist.

Das ist mir persönlich sehr wichtig, was das Vertrauen angeht, weil, sonst kann man sich nicht so richtig darauf einlassen. Naja, nach der zweiten Session haben wir auch angefangen, so ein bisschen darüber zu sprechen, also auch im Nachhinein dann, und mit dem ganzen Thema mich mal so ein bisschen – habe ich zumindest für mich angefangen – richtig damit zu befassen, und du hast mir ja auch echt gut dabei geholfen.

Nika:                   Ach Gott, danke! Bevor wir da jetzt weitergehen: Du hast das gerade schon angedeutet, aber zum einen: Was hat dich bisher davon abgehalten, zu einer Domina zu gehen? Und zum anderen: Was wolltest du erleben, als du dann in ein Domina-Studio gegangen bist?

Yannick:             Bei vielen Dingen, die man noch nicht getan hat, macht man sich ja immer irgendwelche Vorstellungen, wie das so abläuft. Und ich hatte ein bisschen, nicht direkt Angst, aber schon Bedenken davor, dass mir eine Illusion zerstört wird, dass das irgendwie komisch abläuft, dass du so dein Ding da durchziehst. Wie gesagt, ich war ja komplett grün hinter den Ohren. Ich wusste nicht, wie das abläuft. Ich habe mir auch überhaupt nicht so gedacht, dass das Vorgespräch so lange ist und ja, dass meine Vorstellung, meine Illusion irgendwie da nicht ganz erfüllt wird. Und vor allen Dingen auch, dass ich dann so enttäuscht da rausgehe, obwohl ich mir so viel „erhofft“ habe davon, was ich alles so erlebe. Und dem war ja überhaupt nicht so. Als Zweites, was meintest du da nochmal?

Nika:                   Was wolltest du denn erleben? Was war denn deine Illusion?

Yannick:             Also meine Illusion war, dass ich mich, klar, erstmal fesseln lasse und auch ein bisschen Schmerz als Positives erfahre, aber auch vor allen Dingen, dass ich mich dahingehend irgendwie fallen lassen kann, und dass ich einfach mal abschalte. Also jetzt nicht irgendwie vom Stress, weil für mich ist das eine Sache, ich mache das nicht zum Stressabbau, sondern eigentlich aus einer sehr in mich gekehrten Bewegung oder aus einer intrinsischen Bewegung – ist das eigentlich – dass ich positiv gestimmt schon da sein möchte oder erscheinen möchte, und dann einfach mich irgendwie in diesem Thema auch verlieren kann.

Also wie gesagt: Fesseln und Lustschmerzen sind so das eine, aber auch, also ich glaube, am besten kann man es beschreiben mit der Augenbinde. Man hat die Augen verbunden und man weiß nicht genau, was passiert. Es kann so vieles passieren, und es ist dann das, was dann kommt auf jeden Fall: Man kriegt Gänsehaut. Das war so meine Vorstellung davon. Also noch nicht mal konkret irgendwelche Handlungen oder Aktionen, sondern einfach nur so ein gewisses Zusammenspiel auf dieser Ebene.

Nika:                   Jetzt gibt es ja mit Sicherheit ganz, ganz viele Menschen, die genau an diesem Punkt auch mal stehen oder standen, und bisher aber sich nicht getraut haben, diesen Schritt zu gehen. Wenn du magst, erzähl uns doch mal so ein paar Eckdaten von dir. Wie alt bist du? Ist das ein Trauma, das du damit verarbeiten möchtest? Ist das alles negativ geprägt? Wer bist du denn, dass du trotzdem es geschafft hast, trotz dieser Angst und dieser vielleicht auch Scham, zu einer Domina zu gehen?

Yannick:             Also, ich bin 31 Jahre alt, komme aus einer Großstadt an einem Randgebiet, bin in einem, ich würde schon glatt sagen, behüteten Elternhaus aufgewachsen, habe die Schule ganz normal beendet, und stehe jetzt ganz normal auch im Leben, habe einen Job, habe auch von meinen Eltern nie irgendwie weder physische noch psychische Gewalt erfahren. Wir haben bis heute ein sehr, sehr gutes Verhältnis, auch ein sehr inniges. Meine Eltern haben mir schon beigebracht, dass Gewalt, also körperliche und auch psychische Gewalt nie eine Lösung sind, und das ist bis heute auch mein Grundsatz. Also das, was vielleicht manche Leute damit verbinden, dass man deshalb auf Schmerzen stehen könnte, dem ist einfach, also bei mir, definitiv nicht so.

Ich habe mich einfach sehr, sehr lange schon damit beschäftigt. Bei mir kam der Reiz halt erstmal, man hat mit der ersten Freundin damals mal so Plüschhandschellen ausprobiert, und man hat das Ganze dann so mal vielleicht ein bisschen weiter getrieben. Und ich habe relativ schnell gemerkt, dass mir das gefällt. Also ich bin nicht nur passiv, sondern auch gerne aktiv als Switcher. Für mich war das dann häufig so, dass ich gefesselt habe und auch mal so einen Klaps auf den Po. Das war halt auch immer sehr gerne gesehen bei meinen Partnerinnen.

Immer vorher abgesprochen. Was möchte man machen? Wie hat dir das letztes Mal gefallen? Und wenn das gut war, hat man da so ein bisschen weitergemacht. Aber ich war halt immer der aktive Part. Ich wusste aber schon, als ich einmal diese Plüschhandschellen dran hatte, das hat mir sehr gut gefallen. Das möchte ich gerne mal weiter probieren, und dann hat sich das über die ganze Zeit, also mehr als zehn Jahre, immer so weiter aufgebaut. Dann, irgendwann, klar, man macht sich dann auch so Gedanken, Vorstellungen. Man fesselt sich vielleicht auch mal selber, und wenn man dann gefesselt daliegt merkt man: Okay, das ist ein sehr, sehr gutes Gefühl, ein sehr schönes Gefühl auch. Und wenn das jetzt noch in Verbindung mit anderen Aktionen, also zum Beispiel mit einem aktiven Part neben einem dann auch stattfindet, das war so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Nika:                   Das sprichst du einen sehr, sehr guten Themenbereich an, das Thema Selfbondage. Wahrscheinlich kennt der eine oder andere das noch gar nicht. Du hast mich da auch sehr gut mitgenommen und eingeführt in diese Welt des Selfbondage. Das war echt interessant zu hören mal. Also für die Hörer: Yannick und ich, wir haben mittlerweile sogar privat Kontakt, auch das gibt es. Es ist jetzt nicht immer so, dass man nach der Session sich die Hand – oder den Ellbogen momentan – gibt, und dann ‚Auf Wiedersehen‘ sagt, sondern man kann auch, wenn man sich sympathisch ist, und wenn man da erkennt: Okay, da passt es einfach von der Chemie hier, auch menschlich.

Dann macht es umso mehr Spaß, wenn man da auch privat Kontakt hat und da auch mal ein bisschen den anderen mit in seine Welt nimmt. Und das hat Yannick bei mir getan. Also ich habe ihn mit in meine Welt genommen, und er mich in seine, und da war das Thema Selfbondage auch ein cooles, riesengroßes Thema. Daher erzähl mal ein bisschen mehr darüber. Was machst du da immer so mit dir selbst? Das ist total spannend.

Yannick im Selfbondage:             Ja, für mich ist das auch immer noch spannend, weil, auch ich bin da noch lange nicht am Ende angekommen, was auch ganz schön ist, es ist ja toll, immer was Neues zu entdecken. Wie ich gerade eben schon meinte, das fängt halt an mit dem, was man bei Jungengesellenabschieden manchmal macht, Plüschhandschellen, da geht das dann mit los. Das sind ja diese etwas einfachen, bei denen unten ein Häkchen ist, wo man sehr schnell selber rauskommt.

Ich habe dann irgendwann auch mit Ketten und Schlössern mal etwas ausprobiert, und ja, das ist halt ziemlich cool, Ketten sind sehr variabel. Es ist wie ein Seil, nur man kann sie einfacher verschließen, weil keine gewisse Knotentechnik braucht. Das heißt, man fängt langsam an, man kettet man sich mal die Hände irgendwo an, dann auch vielleicht mal die Füße, und man steigert sich immer ein bisschen. Also jetzt nicht direkt von Anfang an irgendwie eine Position suchen und sagen: Okay, jetzt wird’s spannend, wie ich hier wieder rauskomme.

Sondern immer peu à peu. Irgendwann kamen dann auch so Ledermanschetten dazu, die auch abschließbar sind, bei denen der Reiz da ist. Bei den Ketten hat man Spuren davon, und das kann währenddessen auch unangenehm werden. Aber auch da ist wieder der Fall, ist es jetzt unangenehm, dass ich es nicht haben möchte, oder ist es unangenehm, dass da vielleicht auch … Ja, okay, das unangenehme Gefühl kann ein bisschen bleiben.

Und wenn sich dann so ein Härchen in den Ketten verfängt und zieht, manche Leute mögen das halt gar nicht. Ich denke mir dann immer: Ach ja, aua, schön! Das mit den Lederfesseln ist auch irgendwann gekommen. Die habe ich damals zusammen mit jemandem angeschafft. Dann war ich aber auch mal alleine, die lagen da rum, und dann habe ich die mir mal angelegt und auch mit Ketten untereinander verbunden und auch abgeschlossen. Auch in verschiedenen Positionen – im Selfbondage.

Ich weiß nicht, wem das jetzt alles was sagt, aber auch in Hogtie, also die Hände zusammen auf dem Rücken, und dann auch mit den Füßen verbunden. Das kann zum Beispiel bei normalen Handschellen ganz schön tricky werden, weil die dann auch einschneiden. Man hat dann, wenn man die Beine mal entspannt, Zug auf den Armen oder auf die Hände, und das kann irgendwann echt auch zu Abschnürungen führen.

Da sind die Ledermanschetten eigentlich ganz cool, weil da die Gefahr relativ gering ist, dass das passieren kann. Ist auch gegeben, aber weitaus geringer, und das ist einfach ein schönes Gefühl, diese Manschetten an seinem Körper zu haben, es schnürt nicht ein, man spürt sie aber trotzdem irgendwo. Leder nimmt ja irgendwann auch die Körpertemperatur an, das heißt, man merkt die irgendwann nur noch, wenn man sich bewegt.

Das ist dann so das Gefühl, man ist irgendwie bei sich. Und sobald man sich bewegt, merkt man: Ach ja, ich komm hier ja gar nicht raus. Man ist in einer gewissen Hinsicht hilflos, aber man freut sich da drüber, weil man ja auch gar nicht gerade weg möchte und es auch nicht kann.

Also ich vertiefe mich da irgendwie immer drin, und genau, dadurch dass sie auch abgeschlossen sind, kann man auch diverse Spielchen machen. Der Schlüssel liegt dann entweder daneben, und man hat halt im Kopf: Okay, ich kann jetzt nicht raus, ich könnte aber trotzdem. Es gibt dann aber auch die Möglichkeit, zum Beispiel den Schlüssel in Eis einzulegen, und dann ist es halt wirklich so, dann ist man von der Zeit sozusagen gefangen oder gefesselt. Eben nur im Selfbondage. Da muss ich jetzt aber extra nochmal sagen, es gibt Positionen und auch Methoden, wo man dann vielleicht nicht mehr an den Schlüssel so leicht rankommt und vielleicht auch gar nicht mehr, da ist auch das Wichtigste, dass man da vorher drüber nachdenkt und nicht in der Situation: Mmh, okay, das wird jetzt spannend.

Nika:                   Wäre besser, ja, das stimmt, das ist gut, dass du das nochmal sagst. Kannst du dir vorstellen, dass der eine oder andere sich jetzt so ein paar Bilder im Kopf zusammendenkt und sich denkt: Warum macht der das? Wieso, was hat der denn davon, da zu liegen und einfach zu liegen und nichts zu tun? Kannst du da nochmal genauer drauf eingehen? Warum machst du das?

Yannick im Selfbondage:             Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Es ist ja jetzt auch nicht einfach sowas wie, man legt sich entspannt auf die Couch. Es ist schon was Spezielles. Angefangen hat das damit, dass ich einfach es irgendwo erregend fand, gefesselt zu sein. Das war so die Initialzündung. Aber währenddessen, oder je häufiger ich das gemacht habe, auch mit verschiedenen Positionen oder auch Situationen, habe ich gemerkt, dass ich wirklich abschalten kann, und einfach mich auf mich beziehe. Dass ich halt alleine da bin und mich auch selber fühle.

Und damit meine ich jetzt auch nicht nur, also auch, dass ich mich fühle, wenn ich gefesselt bin, dass ich halt nicht raus komme, aber auch eine bessere Verbindung zu mir selber kriege. Es ist ein bisschen schwer gerade für mich, das in Worte zu fassen, weil das auch in mir auf einer nonverbalen Ebene stattfindet. Aber es ist jedes Mal wieder schön, weil ich dann auch irgendwo die Zeit vergesse und auch irgendwo den Raum. Also das sich selbst fühlen ist da ein ganz großer Punkt.

Nika:                   Jetzt ist es vielleicht eine provokante Frage: kompensierst du damit irgendwas. Gibt es Auslöser, dass du sagst: Bor, jetzt muss ich das mal wieder machen. Also jetzt mal ganz provokativ gesagt: Menschen, die sich vielleicht verletzen, ritzen oder irgendwie sowas, da ist ja immer so ein Auslöser. Die müssen da ja irgendwie Druck abbauen, oder aus welchen Gründen auch immer die das dann machen. Wie ist das bei dir? Wann merkst du, dass du das jetzt mal wieder machen möchtest? Ist das negativ geprägt, oder denkst du dir einfach, ach ja, das ist eine Art Entspannung?

Yannick:             Ich weiß auch, dass es Leute gibt, dass eine Negativ-Prägung die dazu bringt. Bei mir ist das nicht so. Also nicht, dass ich da jetzt irgendjemanden verurteilen möchte. Wenn es einem danach gut geht, dann ist das eigentlich die beste Grundlage für irgendetwas. Bei mir ist es allerdings so, dass ich mich eigentlich gerne gut fühlen möchte. Das ist ja auch das, was ich gerade eben meinte, dass es eine intrinsische Motivation ist oder war, halt auch das erste Mal zu dir zu kommen. Genauso ist es aber auch beim Selfbondage, dass ich da gerne mit einem positiven Gefühl erstmal auch reingehen möchte.

Das heißt, ich muss mich gut fühlen, sowohl körperlich als auch geistig. Ich muss schon irgendwo ein gewisses Grundglück haben, jetzt nicht übertrieben, aber schon so, dass ich sage: Ach, heute ist ein guter Tag. Das können sogar ganz kleine Auslöser sein, dass man irgendwo was sieht, irgendwo ein Haken oder was, wo man irgendwas dran festmachen kann. Und dann denke ich mir: Ach, interessant! Was könnte man denn da alles machen? Dann fängt es auf einmal an, dann bildet sich so ein Konstrukt im Kopf, und ehe man sich versieht, hängt man dann da – im wahrsten Sinne des Wortes im Selfbondage.

Nika:                   Wie lange machst du das dann?

Yannick:             Auch das ist sehr unterschiedlich. Eher etwas länger, das kann auch schon mal so ein, zwei Stunden dauern. Vor allen Dingen, wenn man das mit dem Eis macht. Dann ist auch immer die Frage, wieviel Eis verwendet man. Weil, das muss ja auch bei Raumtemperatur erstmal schmelzen. Dessen sollte man sich auch immer bewusst sein. Wenn man jetzt weiß, in einer Stunde kommt Besuch, dann nicht unbedingt das Eis zu groß machen, weil sonst kann man da den Gästen auch was vorführen, ungewollt. Es kann wirklich von so einer Kurzschlusshandlung zehn Minuten sein, aber gerne auch mal eine halbe bis eine Stunde, zwei Stunden, je nachdem, wie gesagt. Wenn es einem gut geht, dann sind dem eigentlich keine Grenzen gesetzt.

Nika:                   Ich weiß es ja, weil ich dich ja jetzt kenne, aber ich glaube, man hat mittlerweile rausgehört, dass du „ein ganz normaler“ Typ bist, der sein Leben lebt und da einiges auf die Kette kriegt. Auf die Kette – ach Gott! Ja, aber trotzdem sich dann da irgendwie einfach entdeckt. Vielleicht war ja Self Bondage auch der Einstieg in das Ganze. Du hast zwar angefangen mit Interesse, dann hast du dich da selbst ausprobiert, dann bist du da auf die Reise gegangen und hast dich da einfach mal versucht. Ich finde das schön, wenn man da einfach mal mit jemandem drüber spricht, der einfach auch sagt: Ja, bei mir ist eigentlich alles in Ordnung.

Das ist nichts Schlimmes, was man da so tut, und das hat mich selber weitergebracht. Womit wir dann beim Thema wären. Du hast mir ja in einer unserer Konversationen außerhalb einer Session mal gesagt, unabhängig von diesem Besuch hast du bei dir selbst was entdeckt. Was war denn das?

Yannick:             Ja! Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass ich selbstbewusster geworden bin. Ich war vorher auch nicht jemand, der irgendwie sehr introvertiert war oder unsicher. Aber wenn da noch mal eine Schüppe oben drauf kommt, dann merkt man das ja auch. Man geht irgendwie ganz anders an Situationen ran, jetzt nicht unbedingt von der Handlung, wie man das sonst gemacht hätte, sondern einfach, man tut Dinge einfach viel schneller. Man könnte fast sagen, ich bin irgendwie so mit stolz geschwellter Brust in den Alltag reingegangen.

Nika:                   Was glaubst du, was das war? Warum war das auf einmal anders?

Yannick:             Einerseits definitiv, dass ich von mir selber positiv überrascht war, dass ich diesen Schritt jetzt einmal gewagt habe, also den Schritt, auch zu dir zu gehen, dass das schon mal ganz cool war, und das ja auch nur positive Impressionen bei mir hinterlassen hat, dass sozusagen ich für mich gesagt habe: Okay, da hattest du jetzt die ganze Zeit Bedenken, und das war vollkommener Quatsch. Warum sollte das nicht auch bei anderen Situationen so sein? Ich habe dadurch ja auch eine neue Seite von mir kennengelernt und ich finde, wenn man irgendwie sowas Neues für sich selber entdeckt und auch eine neue Seite an sich selber entdeckt, diese Erkenntnis, dieser Aufschluss, ich glaube, der hat auch gut dazu beigetragen, dass ich ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein dazu bekommen habe.

Nika:                   Glaubst du, dass BDSM an sich da auch helfen kann? Was ist BDSM für dich? Und was hat es damit auf sich? Du interessierst dich ja jetzt nicht nur für den körperlichen Schmerz und für die anderen Dinge, die da so passieren. Du interessierst dich ja generell so dafür. Was ist BDSM für dich? Und was glaubst du, was BDSM mit einem machen kann?

Yannick:             BDSM ist für mich auf jeden Fall klar definiert, auch von dem Gefühl des Fallenlassens und der Hingabe. Das habe ich ja gerade eben auch schon mal angedeutet. Vor allen Dingen, dass man sich jemandem hingeben kann, sobald eine gewisse Vertrauensbasis da ist. Sowohl wenn ich passiv bin, dann lasse ich mich unglaublich gerne fallen und gebe mich dann auch hin. Aber auch wenn ich aktiv bin, wenn ich merke, das passiert bei dem anderen, dann fange ich das auch gerne auf und nehme das sozusagen als Geschenk auf.

Also es findet unglaublich viel im Kopf statt – nicht nur im Selfbondage. Wenn da ein gewisser Schmerz vorhanden ist, dann ist das eine physische Einwirkung. Aber was psychisch im Kopf in einem vorgeht, das ist nochmal mindestens genauso viel, und das bleibt halt auch für längere Zeit. Ja, das ist eigentlich das, was BDSM für mich ausmacht. Das kann gekoppelt sein mit sehr vielen verschiedenen Aktionen und Handlungen, aber im Grunde ist es wirklich, dass man bei Vertrauen und Sympathie geistig total abschalten kann, obwohl der Kopf auf Dauerfeuer gestellt ist, weil man alle Eindrücke irgendwie aufnimmt, aber das ungesteuert ist. Wie gesagt, man kann sich fallenlassen.

Freu dich auf den zweiten Teil 🙂

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