#81 BDSM Unfälle – Rettungssanitäter erzählt Teil 2

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BDSM Unfälle müssen nicht immer dramatisch enden.

Es geht auch einfach witzig:
– Welche Unfälle und Ausmaße es in Verbindung mit Deepthroat geben kann
– Was man tun muss, wenn Dinge mal verschwinden
– WAS alles verschwinden kann
– Wie man Knochenbrüche vermeiden kann

und wie schön es ist, wenn Sanitäter, Domina und Gast auch mal zusammen lachen können….

Nika:             Ja, wie soll ich das jetzt sagen? Deep Throat. Im generellen Leben, man kennt es, manche können es, manche nicht. In deiner Liste hattest du das aufgeführt, dass ein Deep Throat auch zu Erbrechen führen kann und dann zu einer Kettenreaktion, und da können wir jetzt auch drüber lachen, da ist ja nichts Schlimmes passiert. Es war nur eine Kettenreaktion ungünstiger Umstände. Erzähl uns gerne mal, was da in einem Studio passiert ist zum Thema ‚Deep Throat‘.

Fabian:         Zur Vorgeschichte: Es war nämlich ein Freitagabend. Ich weiß das noch etwas genauer, wir hatten gerade unser Ensemble an Grillgut aufgebaut auf der Wache. Wir wollten uns da so einen richtig schönen Grillabend machen. Dann kam die Alarmierung für den Rettungswagen, und es hieß in der Alarmierung: Verdacht auf Magen/Darm, Norovirus. Also irgendwas Ansteckendes, was dann mit Durchfällen oder Erbrechen zu tun hat. Schlagartig war meine Laune dann etwas gehemmt, denn so ein infektiöser Einsatz zieht halt sehr große und langwierige Desinfektionsmaßnahmen nach sich.

Trotz alledem sind wir natürlich zügig ausgerückt. Wir sind dann zu dieser Adresse gefahren, was sich im Nachgang als so ein Spielkeller, der wohl vermietet wird, dargestellt hat. Da sind wir mit den Worten in Empfang genommen worden: Die haben beide spontan Magen/Darm bekommen. Da ist irgendwas überhaupt nicht in Ordnung. Wir haben dann erstmal gefragt: Sind die denn beide noch bei Bewusstsein? Jaja, alles gut. Die sitzen da. Dann haben wir uns halt dementsprechend unsere weißen Anzüge angezogen, Mundschutz, Handschuhe, Schuhüberzieher, weil man ja nicht weiß, ob es wirklich dieses Novovirus ist. Wir sind dann da wie die Marsmännchen rein und haben gefragt, was passiert ist.

Dass sich in dem Raum erbrochen worden ist, das konnte man unschwer erkennen. Dann hat der Mann aber auch schon abgewinkt und gesagt: Jungs, passt auf, das ist hier gar nicht so wild. Es war wohl so, dass er halt an so einen Strap on zum Blow Job gezwungen werden wollte. Eine unbedachte Bewegung der Dame hat dann dazu geführt, dass dieser Herr mal die Erfahrung des Deep Throat gemacht hat und sich dann aber unglücklicherweise auf den Strap on und die Dame erbrach. Jetzt konnte die Dame den Geruch, das Gefühl oder den Anblick auch nicht so wirklich gut haben und hat sich dementsprechend auf den Delinquenten ebenfalls erbrochen. Diese Geräuschkulisse hat dann dazu geführt, dass die Vermieterin oder die Chefin von diesem Keller da mal die Tür aufgemacht hat um zu hören, was denn da abgesprochen ist und was da überhaupt so geboten wird in dem Raum.

Sie hat dann nur gesehen, alles wird vollgebrochen. Um Himmels willen. Da muss ich den Rettungsdienst rufen. Wir haben dann wirklich die beiden begutachtet. Denen ging es auch soweit ganz gut. Da wurden dann auch schon Aufnehmer und Eimer bereitgestellt, um die Situation ein bisschen zu ventilieren. Dann wurde mit denen abgesprochen, dass auch beide nicht ins Krankenhaus wollen. Wir sind dann wieder einsatzbereit eingerückt und konnten dann doch noch ein bisschen unseren Grillabend genießen.

Nika:             Es tut mir leid, aber ich habe so viele Bilder im Kopf. Ich kann nicht mehr. Man kann ja wirklich drüber lachen. Da ist nichts passiert. Alles schick. Wahrscheinlich haben die beiden im Nachhinein selber gelacht. An der Stelle, muss ich dir sagen, die Art und Weise, wie du das erzählst, das ist ein Traum.

Fabian:         Wenn man mal jemanden so sieht. Ich versetze mich immer ganz gerne auch in die Situation des Patienten. Du sitzt dann da, du weißt, was dir gerade passiert ist. Dir ist vielleicht noch ein bisschen übel, und dann kommen auf einmal so zwei weiße Marsmännchen, oder einer mit so einem roten Rucksack und fragen, was Sache ist. Der war halt auch … Ja, ehm, ja ich wollte dat, aber so tief wollte ich doch gar nicht. Und sie dann immer: Nein, das war nicht deine … Also die haben sich eigentlich sehr süß umeinander gekümmert. Das war nicht deine Schuld. Ich habe mich da unbedacht bewegt … Das war eigentlich ein relativ entspannter Einsatz. Die haben sich auch ganz lieb bedankt, dass wir da so reagiert haben. War aber schon lustig.

Nika:             Ach schön. Ja, deshalb. Also ich finde, das ist eben so wertvoll, wenn man da mal so drüber spricht. Manche ‚Unfälle‘ sind ja, klar, auch lehrreich. Aber es ist ja auch einfach mal lustig. Es gibt ja auch im Alltag immer mal wieder Situationen, wo man sich im Nachgang fragt: Was zur Hölle haben wir da gemacht? Das sind so extrem lustige Dinge, und das ist ja, glaube ich, für euch Sanitäter auch mal ganz interessant oder ganz entspannend, solche Geschichten zu haben. So wurde der Grillabend ja wahrscheinlich doch ein Stück weit lustiger.

Fabian:         Egal, ob es jetzt wirklich ganz, ganz schlimme Einsätze sind, egal, ob es Verkehrsunfälle sind, wir müssen halt untereinander reden. Das ist so. Wir reden natürlich auch über sowas. Und dass dann mal der eine oder andere Lacher kommt, das kann man uns auch nicht verübeln. Ich sag mal, ein Job bei der Feuerwehr ist wie eine nie endende Klassenfahrt. Du bist mit so vielen Männern auf einem Haufen, aber man macht sich nie über eine Person lustig oder zeigt mit Fingern auf Leute. Sondern einfach die Situation an sich, da werden keine Namen genannt oder sowas, sondern einfach die Situation. Hör mal, wir haben gerade das und das erlebt. Und das ist, glaube ich, für uns wichtig, damit wir viele Sachen auch verarbeiten können.

Nika:             Ja, das wollte ich gerade sagen. Durch Sprechen verarbeitet man ja auch viel. Da solche „lustigen“ Sachen machen euren Job ja auch mal leichter. Im Gegensatz zu manchen blöden Sachen, wie jetzt mit Glühbirnen und so. Wo wirklich schlimme Sachen passieren, darf es ja auch mal sein, dass man im Nachhinein da sitzt bei einem Bierchen und sagt: Ach Mensch, das war heute mal ein witziger Arbeitstag.

                       Apropos zu tief rein. Was kann denn alles so mit Analplugs passieren? Das war auch eine Geschichte, die du mir geschrieben hast. Erzähl uns davon. Das bestimmt auch für den einen oder anderen als alltägliche Geschichte ganz interessant, mal zu wissen, was man machen sollte, wenn der Analplug dann auf einmal weg ist.

Fabian:         Ja, also, wir hatten quasi eine Straße in dem Ort, wo ich arbeite, wo diese Studios ansässig sind. Eigentlich fängt man da schon ein bisschen an zu schmunzeln, wenn diese Adresse dann auftaucht. Wir waren in einem Studio, wo es bei der Verwendung von so Mini-Analplugs wohl zu einem Vorfall gekommen ist. Dieser war einfach zu tief reingeschoben worden und war dann weg. Wir sind dann mit sehr großem Empfangskomitee auch empfangen worden. Uns wurde dann gesagt, dass man bereits seit zwei Stunden versucht, diesen Analplug herauszubekommen. Selbst mit irgendwelchen Zangen würde das nicht gehen.

Die hätten aber auch schon einer Kollegin gesagt, die soll googeln, und da hätte man sich schon sämtlicher natürlicher Abführtipps bedient und hätten auch schon Abführmittel verabreicht. Ja, aber das würde alles nichts nützen. Problem an der Sache war, die haben das Ganze irgendwie im Stehen oder in irgendwelchen Haltungen versucht zu lösen. Wir haben natürlich erstmal den Patienten gefragt: Wie ist es mit Schmerzen? Was macht der Kreislauf?

Nein, wäre alles in Ordnung, er würde nur gerne diesen Gegenstand loswerden. Wir haben dann einfach mal gesagt: Suchen Sie doch mal das WC auf und nehmen sie mal eine natürliche Position für diese Zwecke ein. Das Ganze hat dann irgendwie fünf, sechs, sieben Minuten gedauert. Man hat es dann deutlich auch akustisch gehört, dass es dann irgendwann wohl zum Herauskommen von diesem Analplug gekommen ist. Er kam dann auch sichtlich erleichtert wieder raus, hatte dieses Corpus Delicti in Handtücher eingewickelt und hat dann auch noch gefragt, ob die ihn wiederhaben möchten, damit der wieder ins Repertoire des Studios kommt. Dies wurde dann aber von der Studio-Leitung verneint. Auch da, wie gesagt, wir haben dann gefragt: War da irgendwas auffällig? Irgendwelche Blutungen oder irgendwas? Nein, wäre alles in Ordnung. Er wollte dann auch nicht ins Krankenhaus. Somit konnten wir da dann auch wieder einrücken.

Nika:             Gut, jetzt zwei Dinge. Zum einen: Du hattest erzählt, die haben es versucht mit Zangen und so. Da muss der Zeigefinger direkt gehoben werden. Das kannst du uns wahrscheinlich besser erzählen. Zangen sind keine gute Idee, was den Darm angeht, oder generell Schleimheute, oder?

Fabian:         Wenn es dazu kommt, dass so ein Spielzeug mal weg ist, das wird ja jetzt nicht innerhalb von drei Minuten irgendwohin wandern, sollte man eine natürliche Position versuchen, ganz normal auf dem WC sitzen und versuchen, das rauszubekommen. Aber niemals mit irgendwelchen spitzen Gegenständen, Zangen oder sonstigem darin rumwühlen. Wenn das mit dem natürlichen Abführen nicht klappt, muss man, so komisch sich das jetzt anhört, den Arsch in der Hose haben und ins Krankenhaus fahren. Da wird einem dann geholfen. Das ist auf jeden Fall wichtig zu sagen. Nie mit spitzen Gegenständen irgendwo an der Darmwand rumfudeln oder so.

Nika:             Da sprichst du auch direkt ein interessantes Thema an. Das ist jetzt kein Beispiel, aber du hattest ja gerade gesagt, dann sollte man ins Krankenhaus fahren. Da wird einem dann geholfen. Es gibt ja im Krankenhaus, das hast du mir ja erzählt, genug Fälle, die dann auch in Erinnerung bleiben. Kannst du uns mal so zwei, drei Beispiele nennen, welche Art von Röntgenbildern es gibt und was da alles Schönes zu sehen ist? Vielleicht auch einfach da auch als Lehrauftrag, was man sich vielleicht nicht unbedingt anal einführen sollte?

Fabian:         Ja, es gibt halt Röntgenbilder, auf denen sind dann zum Beispiel Spielzeugautos zu sehen, die aber auch ab und zu mal recht scharfkantig sein können und leider auch nicht so einfach zu entfernen sind. Dann alle möglichen Feuerzeuge, Stifte, und das interessanteste Röntgenbild war tatsächlich ein Tannenzapfen. Der ist aber so unglücklich eingeführt worden, dass er quasi recht gut reinging, aber dann dementsprechend nicht raus, weil er sich ein bisschen verhakt hatte.

Nika:             Oh mein Gott. Was wurde dann bitte gemacht? Ich stelle mir das jetzt gerade vor. Wahrscheinlich ein Tannenzapfen mit der dickeren Seite zuerst rein, damit er nicht mehr rauskam.

Fabian:         Genau.

Nika:             Was wurde da bitte gemacht?

Fabian:         Ich kenne nur das Röntgenbild. Wie sie die Situation da gelöst haben, keine Ahnung. Ob die den schichtweise abgetragen haben – ich habe keine Ahnung.

Nika:             Okay. Ach du meine Güte. Lassen wir das mal so stehen. Vielleicht frage ich da mal nach. Aber generell zum Thema selber: Irgendwie handeln, weil man denkt, man hat das drauf und man kriegt das schon irgendwie hin. Die vorletzte Geschichte hattest du mir erzählt – fand ich ganz süß – SM in Kleingartenanlage. So hast du es genannt. Eigentlich sind es ja sogar zwei Geschichten. Zum einen dieses Stichwort: Piercing, und zum anderen Thema Suspension – Aufhängung. Kurz dazu: Selber machen ist grundlegend okay, kann man mal machen. Aber man sollte darüber nachdenken, was man so tut. Was ist in dieser Kleingartenanlage passiert?

Fabian:         Wir wurden alarmiert mit dem Stichwort ‚gynäkologisch unklare Blutung‘. Es war eine Kleingartenanlage, Schrebergärten. Wir sind in Empfang genommen worden von einem Mann, der tierisch aufgelöst war, und haben gefragt, was denn passiert wäre. Ja, er könnte sich das nicht wirklich gut erklären. Sie wollten so ein bisschen Gas geben, mit Fesseln und allem Drum und Dran.

Er wollte halt die Partnerin mit einem ausgiebigen Cunnilingus erfreuen. Diese hatte auch ein ganzes Ensemble an Intim-Piercings. Letztendlich ist es zu einem Vorfall gekommen dadurch, dass sich so eine Dog Tag Kette, also diese Army-Bundeswehr-Anhänger-Kette, diese hatte sich mit unglücklicher Präzision in einem dieser Piercings verfangen, und beim quasi Positionswechsel wurden diese dann auf nicht bestimmungsgemäße Weise entfernt. Er hat da wirklich auch schon mit allen möglichen Zewa und Slipeinlagen alles Mögliche versucht. Aber das hat richtig geblutet und war auch wirklich schmerzhaft. Die arme Frau tat mir wirklich leid. Die war auch noch an ihrem Tisch gefesselt. Wir haben dann auch erstmal drum gebeten, ob man die Fesseln mal eben losmachen könnte, damit wir ein bisschen besser agieren können. Wir sind dann ganz normal in die Chirurgie gefahren. Da hat man dann geguckt, was man da wieder versorgen kann.

Nika:             Oje, die arme Frau.

Fabian:         Das war wirklich erstmal nicht schön mit anzusehen. Das sah schon von weitem sehr schmerzhaft aus. Auch da muss man dran denken: Nirgendwo mit verfangen. So blöd manche Sachen manchmal passieren, man muss sie halt auf dem Schirm haben.

Nika:             Ja, das ist das. Dann gibt es ja noch – ist auch blöd gelaufen oder gehangen – du hattest auch von einer Frau erzählt oder von einem Pärchen, das Suspension versucht hat auszuüben. Stichwort: Haken in die Decke, selber machen. Wird schon halten. Nicht!

Fabian:         Ja, das war tatsächlich eine ganz normale Wohnung, in die wir abends gerufen worden sind. Wir sind da reingekommen, ja, so im Schlafzimmer war dann großes Bamborium. Dann haben wir eine Frau so ein bisschen mit Panzerband umwickelt auf dem Boden liegen sehen. Wir haben dann so eine ganz aufwendige Seilkonstruktion gesehen. Der Deckenhaken lag auf dem Boden und wir haben oben in das Loch von einem Dübel geguckt. Da war es dann wohl dazu gekommen, dass da auch der nötige “Biss” eingebracht werden wollte. Man hatte Deckenhaken besorgt, die dann irgendwie in irgendwelche Decken geschraubt und versucht, die Frau mit Seilen irgendwie aufzuhängen. Man hatte sie vorher aber mit Panzerband quasi wie so eine Art Kokon eingewickelt. Bei dem Versuch, die Dame dann aufzuhängen, hat der Deckenhaken aufgrund der Materialermüdung nachgegeben bzw. hat sich aus der Deckeninstallation gelöst.

Die Frau ist dann leider voll aufs Gesicht gefallen. Sie hat wirklich eine richtige Bauchlandung gemacht. Sie hatte dadurch natürlich auch mehrere Frakturen im Gesicht. Wir haben dann erstmal mittels unserer Kleiderschere die Panzerband-Konstruktion gelöst, haben noch alle möglichen Immobilisationsmaßnahmen gemacht, weil wir auch nicht wussten, wie hoch sie da gehangen hat und aus welcher Höhe ist sie auf den Boden geknallt. Deswegen haben wir da die größte Vorsicht walten lassen. Wir haben alle möglichen Maßnahmen gemacht und haben sie ganz normal behandelt. Wir haben sie auf speziellen Vakuum-Matratzen gelagert mit einer Halskrause, damit wir auch ausschließen konnten, dass da keine Wirbelsäulenverletzungen für uns zum Problem werden können. Dann haben wir sie auch zügig einer Klinik zugeführt.

Nika:             Ihr lieben Leute, bitte achtet auf sowas. Gerade dieses Liebesschaukeln oder ‚komm, 10er Dübel passt schon‘. Hängen wir uns da selber was an die Decke oder schrauben uns da was rein, dann passt das schon! Lasst das bloß sein. Ich habe jetzt auch kein Patentrezept, worauf man achten muss, dass es wirklich hält. Aber informiert euch da extrem gut. Meinetwegen fahrt in ein Studio und fragt da mal nach. Ich glaube, die Haken, die da bei uns sind, die halten schon gut. Aber wenn man das erstmal so alleine ausprobiert – aufpassen! Ich meine, sie hatte ja jetzt hoffentlich „nur Frakturen im Gesicht“, jetzt nicht irgendwie gebrochene Wirbel oder sowas. Aber das kann ja alles passieren. Das ist echt eine üble Sache.

Fabian:         Wie gesagt, man kann ja auch einfach mal vielleicht, wenn man nicht so bewandert ist in der Materie, mal klein anfangen, mit einem Seil an der Türklinke. Was weiß ich, was es da für Möglichkeiten gibt. Aber man muss ja nicht von Null auf Hundert. Einfach mal klein anfangen. Wir können heute alles googeln, wir googeln Kochrezepte, wir googeln Reparaturanleitungen. Und da gibt es auch ganz bestimmt irgendwelche Foren, wo detaillierte Anleitungen sind, wie man sowas im privaten Haushalt installieren kann.

Nika:             Und vor allem auch nicht unterschätzen, wie widerstandsfähig diese Gerätschaften sind, an die man sich hängt. Kurz dazu: Ich hatte eine Gast, der mir erzählt hat, dass er das auch schon mal mit seiner Freundin ausprobiert hat. Der dachte sich: Ich mache den Kleiderschrank auf und hänge sie da an diese Kleiderstange. Ich mache sie daran fest und dann könnte sie sich nach vorne beugen, weil die sich eben gedacht haben: So ein Kleiderschrank – hör mal – der ist massiv. Da hängen viele Sachen drin.

Der ist bestimmt schwer genug. Ich kann euch sagen, sie haben richtig Glück gehabt. Der Schrank ist dann tatsächlich, als sie sich nach vorne gebeugt hat und er auch noch ein bisschen an den Haaren gezogen hat, nach vorne gekippt, auf diese Frau drauf. Und sie kann von Glück sprechen, dass der Schrank auf war. Er hat sich über diese Frau gestülpt, weil sie in dem Moment in diesem Hohlraum des Schranks war. Aber das war auch noch ein Beispiel dafür, dass man das unterschätzt und falsch einschätzt, wie standhaft manche Gegenstände sind.

Fabian:         Ganz genau.

Nika:             Hammer. Gut. Bevor wir jetzt zu der letzten Geschichte kommen, und die ist eigentlich auch echt lustig, möchte ich dich einmal fragen: Wie war das für dich, als du zum ersten Mal in so ein Studio gerufen wurdest? Man hat da jetzt auch nicht so unbedingt Zugang zu. Wie war das für dich als Sanitäter, in ein Domina-Studio zu gehen?

Fabian:         Das erste Mal habe ich gar nicht gecheckt, dass das ein Domina-Studio ist. Das war ein etwas industriemäßig angehauchtes Gebäude. Wir sind da reingegangen. Mein erstes Mal in so einem Domina-Studio im Einsatz war ganz lustig, weil mein Kollege schon bei der Anfahrt gesagt hat: So Junge, jetzt siehst du mal, wo wir häufiger mal hinfahren. Ich zuerst: Wie? Was  soll das denn jetzt?

Ich kam dann da rein und denke mir so: Wow, was hier wohl … Das war auch wirklich so der Porsche – sag ich jetzt mal. Da waren unfassbar viele Gerätschaften aufgebaut und irgendwelche Kreuze. Alles ganz eindrucksvoll. Man muss sich da immer ein bisschen drauf konzentrieren, dass du ja da einen Auftrag hast. Dass du da nicht wie in einem Museum durchgehen und dir lustig alles angucken kannst, sondern du hast ja einen Auftrag. Deswegen war das erste Mal so: Ich war ein bisschen geflasht davon, weil ich auch nicht wirklich drauf vorbereitet worden bin. Aber das war schon eindrucksvoll, allgemein die Deko oder das Licht darin. Das war schon irgendwie interessant zu sehen.

Nika:             Gab es eine Sache, an die du dich noch genau erinnerst? Die dich so irritiert und vielleicht auch schockiert hat?

Fabian:         Ich habe mich mal fürchterlich erschrocken. Wir hatten mal ganz normal eine Sprunggelenksfraktur. Da ist jemand am Andreaskreuz gefesselt worden. Eine Fußfessel wurde vergessen. Er ist nach vorne gelaufen und ist dann dementsprechend gestürzt. Ich habe mich einfach nur so fürchterlich erschrocken, weil ich gerade noch Equipment vom Auto holen wollte. Ich bin wieder runter in diesen dunklen Keller gegangen. Auf einmal geht die Tür auf und ich gucke eine weiße Gasmaske an. Da habe ich mich einmal richtig total erschrocken. Ich habe eigentlich gedacht: Okay, eigentlich läuft hier keiner über den Flur, man will ja vielleicht als Kunde nicht unbedingt gesehen werden. Ich laufe da lustig mit meiner Tasche lang und auf einmal geht die Tür auf und ein einer in so einem komplett engen Anzug mit einer weißen Gasmaske sagt hallo! Und ich: Ja, hallo!

Nika:             Ach, auch hier?

Fabian:         Das war wirklich so … so eine weiße Old School Gasmaske, wo man nur zwei Augen sieht und ein langer Schlauch dran war. Ich dachte mir: Okay!! Das war irgendwie creepy zu sehen. Aber auch, weil ich mich eben wirklich erschrocken habe.

Nika:             Ja gut, kann man ja auch verstehen. Das ist ja jetzt auch etwas, was einem nicht so alltäglich begegnet.

Fabian:         Genau.

Nika:             Ja! Wir können wahrscheinlich noch zwei Stunden weiter sprechen, weil es sicherlich noch super viele, weitere, ultra lustige, aber auch eben aufklärerische Geschichten gibt. Wie jetzt auch mit dem Andreaskreuz mal eben erwähnt, mit dem Sprunggelenk. Kurz dazu: Achtet darauf, dass ihr alles vernünftig löst. Aber diese Geschichte fand ich jetzt so schön, weil es irgendwie nicht Romantik hat, das wäre jetzt zu viel, aber vielleicht fällt mir ja gleich im Laufe des Gesprächs noch ein Begriff ein, der dazu passt. Du hast mir erzählt von der Domina, die von der Wendeltreppe gestürzt ist und ihren Sklaven dabei hatte. Erzähl uns bitte mal von dieser Geschichte, weil die ist eigentlich echt witzig.

Fabian:         Ja, also wir sind zu einem chirurgischen Notfall gerufen worden. Das war so eine etwas kleinere Einrichtung, relativ gedrungen gebaut. Wir sind durch die Haustür rein und haben da eine relativ große, schwarz gekleidete Dame gesehen und einen jungen, mit einer schwarzen Krawatte bekleideten Herrn, der irgendwelche Kühlakkus aufs Bein drückte. Wir haben dann gefragt, was denn passiert sei, und sie ist halt aufgrund ihres nachlässig gewählten Schuhwerks die Wendeltreppe runtergesegelt und sich offensichtlich wirklich das Schien- und Wadenbein gebrochen. Das war auch relativ schmerzhaft, aber sie hat sich echt tapfer gehalten. Wir haben geguckt, dass wir die Dame ordentlich umlagern, haben noch eine Schiene dran gemacht, die Trage geholt. Als wir die Dame dann auf der Trage hatten, kam so die Frage: Können wir den eigentlich mitnehmen? Der ist zur Sklavenausbildung hier.

Nika:             Ist das toll.

Fabian:         Jetzt habe ich da gestanden und wusste auch erstmal die Sache nicht zu wechseln. Ich habe erst gedacht, das wäre so ein Spaß gewesen. Aber die meinte das durchaus ernst. Das einzige, was mir dann leider in diesem Moment eingefallen ist, war, dass ich dann gesagt habe, dass das Mitführen von Sklaven im Rettungswagen versicherungstechnisch nicht abgedeckt sei. Sie hat dann gesagt: Nee, wenn das so ist … Sie hat ihm dann noch zugerufen, er soll sich wieder anziehen, sie würden sich dann, wenn es ihr besser gehen würde, nochmal da treffen. Dann haben wir die Dame eingeladen und ins Krankenhaus gefahren.

Nika:             Ist das für dich als „Außenstehender“ nicht wunderbar, sowas? Das muss doch für dich, wie du schon gerade angedeutet hast … Moment, will die mich jetzt verarschen? Oder was ist hier gerade los.

Fabian:         In dem Moment habe ich da gestanden, ich wollte gerade diesen letzten Anschnallgurt an der Trage festmachen, da fragt die mich: Können wir meinen Sklaven mitnehmen? Der ist zur Sklavenausbildung hier. Du stehst dann da und jaja … Ne, ne, können wir den bitte mitnehmen? Der hat ja auch bezahlt. Und ich so: Warte mal, jetzt mal ernsthaft. Wir werden wir garantiert keinen nackten Mann, der nur eine Krawatte um hat, im Rettungswagen mitnehmen. Was macht das für ein Bild an der Klinik, wenn man dann da aussteigt, eine schwarz Lack-gekleidete Dame hinten mit der Trage rausfährt, und an der Seite hüpft so ein nackter Mann mit einem Schlips raus. Das geht halt nicht. Aber manchmal hat man da wirklich Probleme, manche Fragen zu wechseln.

Nika:             Aber ich finde die Situation oder dieses Beispiel ist so wunderbar. Das macht das alles so wunderbar leicht. Gerade diese Szene, das ist ja immer noch so eine Sache für manche Leute. Wahrscheinlich hat sich jetzt auch der eine oder andere gedacht: Hee, was ist das für eine Kuriosität, was die Leute da machen.

Aber ich finde es spannend. Die Dame hat es ja geschafft, trotzdem, und das meinte sie ja offensichtlich ernst, so in diesem Spiel zu bleiben, dass sie trotz dieser für sie etwas blöden Situation es schafft, das trotzdem noch aufrecht zu erhalten, sodass man das so ein bisschen nicht runterspielt, aber so „es ist ja jetzt auch nicht so Schlimmes passiert, wir können den ja eigentlich mitnehmen. Der kann mir ja da im Krankenhaus trotzdem noch irgendwie ein Wasser bringen oder Fuß massieren, also den anderen …“ Ich finde das so schön, dass das trotz dieser Situation immer noch so leicht sein darf. Weißt du, was ich meine?

Fabian:         Auf jeden Fall. Ich sage mir auch immer, das sind alles Menschen. Hinter jeder Domina, hinter jedem Kunden steckt da ein Mensch. Jeder, der da mal in so eine Situation kommt, der darf auch mal lachen. Wir haben uns im Nachhinein nur gedacht, diese Domina war auf jeden Fall kundenorientiert. Trotz eines Wadenbeinbruchs da immer noch volles Programm fahren wollen, das ist, denke ich, auch mal eine Leistung. Aber das macht es eben wirklich menschlich. Egal, ob da jemand mit Gasmaske rumlaufen möchte oder in irgendwelche Anzüge gesteckt werden möchte, da ist immer ein Mensch dahinter. Das macht es halt wirklich so leicht und menschlich.

Nika:             Das ist so schön. Ich könnte mich noch Stunden mit dir darüber unterhalten. Ich wette mit dir, wir würden auch weitere kuriose Geschichten rausfiltern. Jetzt müssen wir leider trotzdem so langsam aufhören. Was geben wir den Menschen jetzt mit? Was möchtest du den Menschen sagen, die potentiell dich rufen müssten?

Fabian:         Also grundsätzlich möchte ich allen Menschen mitgeben: Wenn ihr wirklich in Not seid, auch wenn es mal bei einem Sex oder bei irgendwelchen BDSM-Versuchen ist, traut euch. Wenn ihr wirklich nicht mehr wisst, wie es zu lösen ist oder ihr wirklich ein Problem habt, ruft an. Kein Mensch der Welt wird da in schallendes Gelächter ausbrechen, wenn man die Wohnungstür aufmacht. Wir haben alle einen Job zu erledigen, den wir zu 100 Prozent machen. Die Leute dürfen Hilfe benötigen, und die bekommen sie selbstverständlich auch. Die Leute sollen einfach auch dann ehrlich sein und nichts irgendwie erfinden, sondern dann wirklich sagen: Das und das ist passiert. Bitte können wir da irgendwas machen? Dann versuchen wir, die bestmöglichste Lösung zu finden.

Nika:             Wunderbar. Wenn alle Sanitäter so sind wie du, dann ist das alles schick. Gerade das ist auch echt wichtig, was du sagst, diese egal was ist. Ruft uns an. Ich kann mir schon vorstellen, dass gerade in solchen Konstellationen schon mal schnell gesagt wird: Bor, dafür können wir die doch jetzt nicht anrufen. Das ist peinlich. Nee. Aber man kann es wirklich tun, und das ruhigen Gewissens. Und das sollte man auch tun, weil manchmal braucht man einfach eure Hilfe, ne?

Fabian:         Ganz genau. Und es gibt so viele Leute, die dann selber noch irgendwie ins Krankenhaus fahren. Da wirklich die Bitte: Bevor ihr euch selber ins Auto setzt und dann noch einen Unfall verursacht, ruft uns lieber an, wenn ihr da eine Situation habt, die ihr nicht selber lösen könnt.

Nika:             Sehr gut. Super Schlusswort. Das ist, glaube ich, sehr hilfreich gewesen, sehr lustig, sehr aufschlussreich, diese Folge. Das ist echt Hammer. Ich freue mich riesig über sowas. Das ist sehr, sehr wertvoll, was du uns da so erzählt hast. Ich kann einfach dir nur danken, dass du dir die Zeit genommen hast und dass du dir auch die Geschichten  so aus dem Kopf geholt hast als Erinnerung. Das ist einfach eine coole Sache gewesen. Ich danke dir, dass du da warst, und wünsche dir weiterhin alles Gute, weitere lustige Geschichten, wenige unschöne Geschichten, am besten gar keine mehr. Ich glaube, das werden wir nicht hinkriegen. Aber sehr, sehr cool, wie du deinen Job machst. Ich kann dir nur danken dafür.

Fabian:         Sehr gerne. Ich habe zu danken Nika.

Nika:             Alles klar. Ich wünsche dir alles Gute und wir sehen uns, würde ich sagen.

Fabian:         Wir sehen uns. Ich wünsche dir auch alles Gute.

Nika:             Danke dir.

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Warum macht sie das?

  • aktuell: BDSM greifbarer machen
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  • Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
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  • Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
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  • Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene