#88 Nika zu Gast beim Geile Uschi Kongress – Teil 1

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Nika zu Gast beim Geile Uschi Kongress – klingt komisch? Ist auch so. Ich hatte die große Ehre zu Gast in diesem Podcast von Henriette Frädrich zu sein. Ein Podcast, bei dem Frau zu Wort kommt, die was zu sagen hat. Ein wirklich sehr empfehlenswerter Podcast.

Die Themen heute? Nikas Werdegang, Sexparties, was ist BDSM eigentlich für die einzelnen Menschen? Beziehung zwischen Domina und Gast, Partnerfindung einer Domina und viele mehr.

Uschi:            Mein heutiger Gast ist eine ganz besonders spannende Frau. Und vielleicht auch ein bisschen gefährlich. Sie ist Autorin, Speakerin, Psychologin, hat ebenfalls einen eigenen Podcast. Und jetzt kommt das absolut Unerwartete – sie ist eben auch Domina. Herzlich willkommen Anika Tiegs.

Nika:             Hallo, freut mich.

Uschi:            Schön, dass das endlich geklappt hat. Wir hatten ja so ein paar Anlaufschwierigkeiten.

Nika:             Ja, leider, aber gut.

Uschi:            Aber gut, das kommt in den Zeiten vor, ich wollt gerade sagen – das musste so sein. Jetzt sitzen wir hier. Es ist endlich schönes Wetter draußen, was uns jetzt gerade nicht viel bringt im Tonstudio, aber egal. Trotzdem gute Laune. Ich habe gesehen, du kommst ursprünglich ja aus einem kleinen Dorf  nahe der holländischen Grenze.

Nika:             Korrekt.

Uschi:            Emmerich, Kleve, die Ecke?

Nika:             Ja richtig, Kreis Kleve, Emmerich, Rees.

Uschi:            Jetzt pass mal auf, jetzt erzähl ich dir mal was.

Nika:             Nein, nein, nein!

Uschi:            Weißt du, wo ich heute noch war? In Uedem. Meine Eltern wohnen in Uedem. Von Duisburg sind wir damals nach Uedem gezogen, und meine Eltern wohnen da quasi noch. Und ich bin quasi in Uedem von sechs bis zum Abi aufgewachsen.

Nika:             Guck mal, vielleicht sind wir uns schon mal begegnet bei real in Rees oder so.

Uschi:            Ich wollte gerade sagen, die wildesten Mädchen kommen aus dem Kreis Kleve oder Rees, ich sag’s dir. Ich hab schon gelesen – Emmerich, okay, das kennt kein Schwein, aber ich kenne es.

Nika:             Wie geil. Mein Opa hat immer gesagt, die besten Stuten kommen aus Rees.

Uschi:            Oh Gott, okay. Alles klar.

Nika:             Lassen wir das mal so stehen.

Uschi:            Das lassen wir jetzt so stehen. Genau. Also. Du musst mir jetzt erstmal erzählen. Hast du dein Studium in Kleve gemacht?

Nika:             Ja, ich bin eine der ersten Studentinnen gewesen, die die Uni Rhein Waal damals aufgenommen hat.

Uschi:            Ich wollte gerade sagen, die haben ja irgendwann die Uni da gebaut. Seitdem ist Kleve so ein bisschen explodiert. Aber gut. Wir wollen ja nicht über die Heimat reden, weil sonst denken alle Leute: Was erzählen die da? Du hast da studiert. Was hast du da studiert?

Nika:             Es war ein Englisch-sprachiger Studiengang, und zwar International Business and Social Science – wenn du so willst, BWL und Sozialwissenschaften.

Uschi:            Hört sich aber schöner an.

Nika:             Das habe ich da erstmal studiert, bevor ich das Psychologie-Studium nachher gemacht habe.

Uschi:            Dann bist du nach Hamburg.

Nika:             Dann bin ich nach Hamburg. Da habe ich gedacht: Komm, raus aus dem Kreis Kleve, in die große Welt.

Uschi:            Da muss man auch mal weg. Das ist einfach so, da kann man vielleicht irgendwann mal wieder hinkommen, aber man muss auf jeden Fall erstmal weg. Genau, Studium in Kleve und dann nach Hamburg. Was hast du in Hamburg gemacht? Was hat dich dahin verschlagen?

Nika:             Eigentlich war für mich klar nach dem Studium, ich muss in irgendeine große Stadt. Und mein bester Freund damals hat da gewohnt und irgendwie war ich auch schon öfter da. Da habe ich mir gedacht: Ja gut, dann verbindest du das direkt miteinander. Deshalb, ich bin eigentlich nicht des Berufes wegen nach Hamburg, sondern eigentlich eher, weil ich einfach mal gedacht habe, das muss jetzt mal sein. Vom Dorf in eine Stadt. So bin ich nach Hamburg gegangen, um direkt mit meinem ersten Job anzufangen, der aber noch nichts mit meinem jetzigen Dasein zu tun hat.

Uschi:            Ich wollte gerade sagen – du bist also dahin gezogen, ja gut, Geld verdienen muss man ja. Was hast du da zuerst gemacht?

Nika:             Da bin ich schon angefangen, in die Automobilbranche einzusteigen und bin da ja jetzt auch noch unterwegs. Mein erster Job war bei einem Automobilmakler, bei dem ich zwei Jahre geblieben bin. War alles schön. Aber dann sollte es halt anders kommen. Da wären wir direkt schon mal bei einem guten Thema. Diese Abi, Lehre, Studium, dann musst du einen Job machen, dann musst du Karriere machen. Ich war da im Außendienst, im Vertrieb, und habe gedacht: Naja, irgendwie kann es das jetzt hier nicht gewesen sein. Generell Angestelltenverhältnis war immer schwierig. Ich habe dann irgendwann gedacht, du musst dich selbstständig machen. Gut, dass es dann diese Art wird, das war so nicht geplant.

Uschi:            Genau, erzähl einfach mal. Das hätte mir ja dann auch passieren können, ist es aber nicht. Deswegen – klar, Hamburg, Reeperbahn, Sankt Pauli, etc. – da hat man wahrscheinlich irgendwie ein größeres Publikum oder einfach auch mehr Leute, die da arbeiten oder die mehr mit diesem Bereich zu tun haben. Du bist ja jetzt nicht über deinen Kumpel da drangekommen, sondern komplett einfach wieder anders.

Nika:             Genau, einfach wieder anders. Ich glaube, so im Nachhinein, sexuell offen war ich schon immer irgendwie, weil ich immer schon das interessant fand, was es da alles so gibt, welche Facetten, und wie jeder so für sich seine Sexualität findet. Dann habe ich ja in einer WG auf der Reeperbahn direkt gewohnt.

Uschi:            Okay, das ist natürlich super.

Nika:             Ich meine, das war ein Kulturschock für mich ohne Ende, aber ich glaube, tatsächlich waren es nachher die Jungs aus meiner WG, die mich da so ein bisschen mit reingezogen haben, also unbewusst, weil Prostituierte morgens bei uns Kaffeetrinken waren. Das war jetzt nicht, weil die Jungs da zu Gast waren, sondern die waren einfach da. Die hatte ja ihre Hutte so vor unserem grünen Gitter.

Man hat sich dann so angefreundet und dann saßen die dann da immer. Am Anfang habe ich halt so gedacht: Moment, was passiert hier? Aber ich habe dann erste Gespräche mit denen geführt. Es war einfach so spannend, was die da so erzählt haben über ihre Gäste, und was die da so erleben. Ich habe immer gedacht: Naja, Prostituierte, da gehen Männer hin, haben Sex mit denen, bezahlen dafür und dann ist gut, oder andersrum. Aber die haben wir auch erzählt, dass vieles gar nicht mit Sex zu tun hat. Da fing das so bei mir an, wo ich gedacht habe: Warte mal, okay.

Uschi:            Was machen die dann da?

Nika:             Ja genau, viel reden. Manche Menschen kommen da hin und wollen einfach krabbeln – das war so mein persönliches Highlight – zum Rückenkrabbeln, also kraulen. Bei uns sagt man Krabbeln. Du weißt. Durch diese Gespräche habe ich dann gedacht: Mensch, irgendwie ist das interessant. Prostituierte war dann schon so eine Grenze für mich, wo ich gedacht habe – nee! Ich weiß nicht, wie ich dann darauf kam, aber ich wollte mich dann mal in diesem Frivolen ein bisschen ausleben. Dann habe ich in einem Swingerclub angefangen zu kellnern. Als gelernte Hotelfachfrau kriegt man da leichten Zugang.

Uschi:            Dann kann man sich das als Beobachter erstmal angucken. Das ist eine gute Idee. Mittendrin, aber nicht dabei.

Nika:             Genau. Mein Kollege hat zu mir immer gesagt: Wir polieren hier die Gläser aus sicherem Abstand, bevor wir selber poliert werden. Auf jeden Fall habe ich dann da gekellnert. Gut, war für mich ein bisschen schwierig, da zu kellnern, weil da viel Kurioses passiert ist. Muss ich wirklich sagen. Da habe ich selber gedacht habe: oh, was macht das jetzt mit dir?

Uschi:            Kurioses passiert, was du gesehen hast?

Nika:             Genau, was ich gesehen habe. Klar, ich hatte meine Bar als sicheren Tanzbereich für mich, aber ich habe natürlich alles so mitgekriegt, aber fand es auch interessant mal zu sehen, was Menschen da halt so machen miteinander. Dann habe ich eine Frau kennengelernt, die hatte erst sexuelles Interesse an mir, da hat sie auch keinen Hehl draus gemacht. Das musste ich klären mit ihr, weil das für mich nichts war. Wir waren auch mal auf der Reeperbahn feiern. Sie hat mich dann zum Geburtstag eingeladen irgendwann, weil uns angefreundet hatten. Ich bin dann dahin gefahren, und dann war sie die Inhaberin eines Domina-Studios. Und so ist es gekommen, dass ich zum ersten Mal in ein Domina-Studio gegangen bin.

Uschi:            Okay super. Partylocation, ziemlich gut.

Nika:             Im Nachhinein wollte ich sie schon schlagen, weil ich gedacht habe: Du blöde Kuh, warum hast du mir das nicht gesagt. Aber sie hat sich natürlich einen Spaß daraus gemacht, dass sie mir das nicht gesagt hat, dass sie die Inhaberin des Studios ist. Das war der prägendste Tag in meinem Leben.

Uschi:            War da jetzt die Party drin, oder hat sie dich alleine dahin eingeladen, damit du das alles mal siehst, weil sie wusste, dass du da irgendwie Interesse hast?

Nika:             Es war tatsächlich ihr Studio, und es war ihre Geburtstagsparty, aber eben in Verbindung mit Gästen. Das war so richtig abgekatert. Nach dem Abend war für mich klar: Alles klar, ich muss da unbedingt viel, viel mehr drüber erfahren.

Uschi:            Okay, aber neugierig und sich das angucken ist ja nochmal was anderes. Ich wüsste zum Beispiel gar nicht, wie wird man denn Domina? Das wär jetzt so meine erste Frage. Aber gut, man kann sich ja erkundigen. Ich erkundige mich jetzt einfach bei dir.

Nika:             Ich wusste das natürlich auch nicht. Ich habe dann diesen Abend mitgemacht. Meine Güte. Allein da, ich meine, du siehst mich jetzt. Du weißt, wo ich herkomme. Ich war völlig überfordert mit allem, was da irgendwie passiert ist. Irgendwie ist mir ja schon viel in meinem Leben passiert wo ich gedacht habe: Gut, fragst du jetzt nicht nach. Machst du einfach mal. Allein auf der Reeperbahn sämtliche Abende, ach du meine Güte.

Uschi:            Oder Jugendsünden, damit kann man das noch so abtun, aber gut.

Nika:             Ja, aber dann da im Studio, da dachte ich: Gut, jetzt bist du hier. Klar hätte ich auch nach Hause fahren können. Aber um Gottes Willen. Ich bin so froh, dass ich das nicht gemacht habe, weil ich dann gedacht habe: Naja, das guckst du dir einfach mal an. Man kann ja immer nur Dinge bewerten, wenn man das mal gemacht hat. Dann habe ich an dem Abend sämtliche Praktiken sehen dürfen. Ich wusste das nicht. Die war so tiefenentspannt. Sie sagte: Ja, hier, ich habe das mit meinen Gästen abgesprochen. Du kannst mal da gucken, da ist ne Session im Klinikbereich. Da ist Schlagsession.

Uschi:            Das ist so wirr in meinem Kopf, wenn ich mir vorstelle, dass du da durchmarschiert bist.

Nika:             Wie so’n Praktikant.

Uschi:            Genau, da ist der Praktikant, der guckt sich das jetzt mal an. Ah ja, okay. Gut. Es hat dich jetzt nicht so geschockt, dass du gesagt hast: Okay, das will ich jetzt nie wieder sehen. Sondern das war ja irgendwie dann auch so, dass du eher noch interessierter warst.

Nika:             Ja, ich glaube, das hat auch sehr viel damit zu tun, weil ich ja in Hamburg noch Psychologie studiert habe. Da hatten wir auch den Bereich Sexualpsychologie natürlich. Das war für mich halt super spannend. Ich meine, wo kann man Sexualität am ehesten mal erforschen, wenn nicht in der BDSM-Welt. Weil es eben so unfassbar facettenreich ist.

Uschi:            Ich wusste auch ungefähr, was es ist. Aber ich wusste jetzt zum Beispiel nicht genau, was BDSM ausführlich heißt. Das heißt, ich erklär das mal kurz, B steht für Bondage, also Fesselspiele, D = Dominance oder Discipline. Du bist der Profi, berichtige mich. S = Submission, also Unterwürfigkeit und M = Masochism, also Masochismus. Genau. Das ist der allgemeine Begriff. Du hast den ja so ein bisschen für dich anders definiert. Das finde ich nämlich total cool. Und da ist auch die Verbindung quasi zu der Psychologie, von der du ja gerade gesprochen hast. Genau, erklär mal eben, wie du den für dich definierst.

Nika:             Ja. Also ich habe irgendwann für mich erkannt, BDSM, klar, die Buchstaben erklären schon die reine Praktik. Aber im übergeordneten Sinne bedeutet BDSM für mich: Bei dir sein und machen. Im BDSM-Bereich ist man a) sehr bei sich, wenn man das für sich schon erkennt, was da irgendwie in einem schlummert.

Egal was es ist. Es müssen noch nicht mal irgendwie diese klassischen Dinge sein wie „ich will mal geschlagen werden“ oder „gewürgt werden“ oder … Es gibt ja unfassbar viele Ideen, die man haben kann, die einen befriedigen, sexuell oder auch generell im Leben. Da habe ich dann ziemlich schnell, auch direkt nach diesem Abend das erste Mal im Domina-Studio, erkannt, das hat alles so viel mit Psychologie zu tun, was da passiert. Wenn man anfängt, sich da reinzufühlen in sich selber und auch in diese Welt, dann ist man irgendwann bei sich und dann weiß man, wer man ist.

Uschi:            Denkst du, jeder hat irgendwie eine Art und Weise von solchen Wünschen irgendwie in sich? Oder sind da Leute, die sagen: Ich kann da gar nichts mit anfangen. Ich würde jetzt so denken, ich habe da noch nie so wirklich was mit zu tun gehabt. Aber genau, würdest du sagen, dass jeder irgendwie sowas hat?

Nika:             Ja.

Uschi:            Ganz klares Ja!

Nika:             Wie gesagt, auch da kommt es immer wieder drauf an, was BDSM für einen bedeutet. Wenn man mal die ganz klassischen Dinge nimmt wie Fesseln oder Schläge. Was assoziierst du mit BDSM? Fragen wir mal so.

Uschi:            Also ich glaube, genau das, wie es eben definiert wird. Zum Beispiel Fesselspielchen. Du kriegst ja auch bei jedem Dings um die Ecke Handschellen. Und da sagt ja keiner, du hast irgendwas mit BDSM zu tun. Das ist sowas Kleines, Normales, was ja jeder im Freundeskreis mal sagt: Oh ja, wir haben hier Handschellen, und so. Aber da sagt ja keiner direkt: Oh ja, BDSM. Das ist ja nicht direkt da ein Thema.

Nika:             Aber glaubst du, ist das wirklich so bei vielen, dass man so schon mit Handschellen umgeht? Dass man sagt: Ja, die haben wir.

Uschi:            Sowas kriegt man ja manchmal sogar geschenkt. Und dann ist da irgendwie noch so ein bisschen rosa Fell dran. Als Scherzartikel halt auch. Das gibt jeder vielleicht schon mal gerne zu. Das ist dann nicht so schlimm, wenn man da Witze drüber machen kann. Aber wenn das ein bisschen tiefer geht, dann ist es, glaube ich, schon für viele schwierig. Ich habe mir auch ein paar Podcasts von dir angehört. Das möchte ich mal ganz kurz eben einwerfen. Und zwar hast du ja Gäste aus ganz verschiedenen Bereichen. Vielleicht sagst du mal selber, wen du da immer so einlädst oder mit wem du sprichst.

Nika:             Meinst du jetzt die Interviewpartner im Podcast? Ach du, das ist total spannend, wie sich das entwickelt hat. Ich habe ja angefangen mit dem Podcast, indem ich einfach über meine Geschichten erzähle, was ich erleben, einfach auch, um genau diese Welt mal ein bisschen aufzubrechen. Dass es eben nicht nur Schlagen und sowas alles ist, Lack, Leder, aufgespritzte Lippen und Pferdeschwänze.

Uschi:            Ich wusste nicht, dass das auch dazu gehört. Alles klar.

Nika:             Die Tattoos habe ich vergessen. Nein, aber die ganze Szene ist ja so ein bisschen … man verbindet das halt schon mal schnell mit Lack, Leder und Co. Da habe ich ja selber dann für mich irgendwann festgestellt, als ich selber Domina geworden bin: Okay, ja, gehört dazu, und ja, ist auch alles schön. Aber da ist ja noch so viel mehr. Diese ganzen Geschichten habe ich ja dann in meinem Podcast erzählt, einfach anhand von Beispielen mit meinen Gästen. Dann kam ja irgendwann – ich glaube, nachdem ich dann bei Domian war – auch das, dass mich Domian eingeladen hat, das war für mich sooo …

Uschi:            Und bei ‚Paula kommt‘ warst du auch! Habe ich nämlich auch gesehen.

Nika:             das war alles so krass. Anscheinend ist es ja interessant für die Leute, das mal aus dieser wertneutralen Sicht zu sehen. Das war ja mein Hauptansinnen, das wertneutral darzustellen. Dann kamen eben die Interviewpartner. Das waren meistens Interviewpartner/Gäste, wie auch immer, schon sind die in der Szene, wie zum Beispiel dieser Transgendermann, der über Petplay erzählt hat. Er ist ja auch ein großer Mitorganisator vom Christopher Street Day. Dann waren da aber eigentlich eher Menschen wie du und ich, die gesagt haben: Ich möchte dir gerne mal meinen Standpunkt darlegen.

Uschi:            Und zwar aus dem bestimmten Bereich. Genau. Ich habe das so empfunden, als wären das auch teilweise, ich sage jetzt mal, ‚normale‘ Leute. Die erzählen dann und du denkst: Was machen die? Ich denke dann immer: Wie vielen Leuten begegnet man eigentlich, die einfach auch so einen Hintergrund haben, den aber nicht nach außen tragen oder wo man das nicht mitbekommt.

Nika:             Vor allem hätte ich ja auch nie gedacht, dass mich proaktiv Menschen anschreiben und sagen: Ich möchte dir das mal erzählen. Das ist so schön, weil ich mir denke: Da kann man mal wieder sehen, wie gerne Menschen eigentlich darüber sprechen würden vielleicht. Klar gibt es die, die dann gesagt haben: Nee, ich trau mich nicht. Ich schreib dir lieber eine E-Mail. Dann habe ich das umverpackt. Aber viele haben gesagt: Ja klar. Das hat sich dann so entwickelt, dass ich wirklich gedacht habe: Meine Güte. Jetzt, die aktuelle Folge, wo mir so ein Rettungssanitäter erzählt, der dann zu BDSM-Unfällen gerufen wird.

Als der sich bei mir gemeldet hat dachte ich: Oh mein Gott. Ich feier dich so. Das ist so schön, dass ich das im Endeffekt so hingekriegt habe. Leute, die nicht so alte Hasen aus der Szene sind, die einfach sagen: Ja, ich bin auch da drin, ob du es glaubst oder nicht. Wobei man da über die Definition nachdenken muss. Ab wann ist man in einer Szene oder nicht. Aber einfach mal Menschen, die mir erzählen: BDSM ist das für mich. Am Ende kommt immer wieder raus, dass diese Menschen einfach wissen: Das möchte ich, da stehe ich zu, das erfüllt mich. Also das bin ich. Bei dir sein und machen.

Uschi:            Dein Podcast heißt ‚Nika macht‘. Unsere ganzen Hörerinnen und Uschis, falls ihr mehr wissen wollt, es ist wirklich richtig interessant. Da kann man richtig schön mal reinlauschen. Dein Weg zur Domina. Nach diesem Studio. Du warst auf jeden Fall angefixt. Wie ging es dann weiter? Ich meine, gut, du hattest deine Freundin, die dann ja quasi total in der Szene ist. Sie konnte dich ja echt an die Hand nehmen. Das war ja auch ein bisschen zufällig, dass das einem manchmal so in den Schoss fällt.

Nika:             Mir war ziemlich schnell klar, dass sie mich da zur Akquise hatte.

Uschi:            Das war schon das Bewerbungsgespräch, obwohl du da nichts von wusstest.

Nika:             Genau. Ich meine, klar, ich hatte damals noch eine schwarze Hornbrille. Ich war so richtig Lehrerinnenstyle unterwegs. Das hat sie mir dann auch noch gesagt. Auch die Gäste. Ich meine, das war mir dann ziemlich schnell klar. Ich habe dann aber gedacht: Wieso auch nicht? Zumindest wurde mir gesagt, dass ich so ein Auftreten habe und dass ich dann, auch wenn ich so ein Strahlemann bin, trotzdem ein dominantes Auftreten habe. Ich kann eben auch in so Rollen schlüpfen, dass ich umschalte und jetzt nicht immer so meine ‚Pottfresse‘ raushängen lasse. Da muss ich manchmal noch ein bisschen aufpassen. Aber das habe ich ziemlich schnell gemerkt und dachte: Ja gut, warum auch nicht.

                       Und wie das Schicksal das dann immer so will, bin ich aus beruflichen Gründen von Hamburg weg nach Düsseldorf gezogen. Da war für mich aber klar: Okay, jetzt kommst du hier an, dann kümmerst du dich da aber auch drum, dass du das dann mal machst. Ich hatte in Hamburg schon angefangen, alle Geschichten ein bisschen aufzuschreiben, die ich da so erlebt habe, weil ich schon immer ein Buch schreiben wollte.

Uschi:            Da kommen wir natürlich auch noch zu, zu deinem Buch. Klar.

Nika:             Schön. Erst habe ich gedacht: Ja komm, dann machst du jetzt mal einen Blogg darüber, während du Domina wirst. Irgendwann kann dann aber einer auf mich zu: Bor, du musst darüber sprechen. Dann habe ich gedacht: Ja gut, für einen Podcast brauchst du auch Inhalte. Natürlich war mir auch klar, ich möchte jetzt nicht jemandem auf die Füße treten. Das muss alles anonym sein. Ich habe das auch alles so abgesprochen. Dann war mir klar:  Okay, ich werde jetzt selber Domina. Was machst du jetzt? Googelst du mal.

Uschi:            Das hätte ich mal machen sollen. Wie werde ich Domina? Was kommt denn da raus?

Nika:             Ich habe Domina-Studios Düsseldorf gegoogelt, weil ich mir gedacht habe, am ehestens lernst du halt direkt von der Quelle, bei den Mädels. Dann wurden mir natürlich welche angezeigt. Ich habe mir eins ausgesucht und bin dann dahin. Ich habe da angerufen …

Uschi:            Das ist so eine geile Geschichte. Einfach anklopfen und sagen: Ich möchte das auch machen. Ist das der normale Weg, wie man das macht? Ich meine, das ist ja keine Ausbildung.

Nika:             Ja schon. Ich habe das ja in den zweieinhalb Jahren so kennengelernt. Es rufen Mädels an und sagen: Ich möchte Domina werden. Ich habe ja dann auch einen Workshop gemacht. Es war jetzt nicht so, dass ich gesagt habe: Hier bin ich und ich kann das alles. Sondern ich habe einen Workshop gemacht über mehrere Wochen. Dann war ich Domina. Theoretisch ja, man kann da anrufen. Ich weiß jetzt nicht genau. Ich kenne nur drei Studios. Da muss man eben immer gucken. Es sind wahrscheinlich auch nicht alle gleich. Aber grundlegend anrufen und fragen. Und dann auf sein Bauchgefühl hören.

Uschi:            Der Workshop, den du gemacht hast. Das ist also wirklich ein Domina-Workshop? Da bekommst du quasi …

Nika:             alles, vom Vorgespräch über Techniken, hin zum Nachgespräch, alles.

Uschi:            Okay, weil, ich sag jetzt mal, gerade – also Domina, da kann ja auch was passieren, wenn du irgendwie…

Nika:             Ja

Uschi:            genau, du sagst so: Ja! Ist da schon mal was passiert? Oder dass man sagt: Oh, das ist aber jetzt irgendwie kritisch. Das muss ja nicht bei dir sein, aber aus deinem Umfeld?

Nika:             Jaja, also, es passiert nicht so viel, ich glaube, weil man eben so bedacht damit umgeht. Aber ja, allein deswegen …

Uschi:            Man muss wahrscheinlich schon wissen, was man da macht, ne?

Nika:             Genau, und man muss das ja auch erstmal alles verstehen lernen. Was ist das überhaupt und was mache ich denn hier? Was will ich überhaupt weiterhin machen? Der weiße Bereich, sprich Nadeln und so, das ist ja immer so eine Sache. Ich bin da raus.

Uschi:            Okay, das ist der weiße Bereich. Das muss ich mir auf jeden Fall merken. Was gibt es noch? Den schwarzen?

Nika:             Den schwarzen. Der schwarze Bereich ist klassisch fesseln, Techniken lernen, Schlagtechniken lernen, Rollenspiele, verbal agieren können, also Verbal-Erotik oder halt Demütigung. Das soll man nicht meinen, aber das fällt einem ganz schön schwer. Wenn du einen Gast hast, der sagt: Ich möchte, dass du mich jetzt hart beleidigst und demütigst bis aufs Blut. Das kann ich auch nicht gut. Aber es gibt Mädels, die können dann wirklich umschalten und gib ihm. Also richtig verbal.

Uschi:            Aber was ich mich auch frage: Es kann ja jeder seine Sexualität – wie auch immer – ausleben. Fragst du dich da nicht manchmal, zum Beispiels aus psychologischer Sicht, was ist da eigentlich bei dem falsch gelaufen, dass der so beleidigt werden will? Das ist ja immer so eine Sache, wenn ich jetzt sage, das ist ja nicht normal. Das ist ja quatsch. Aber du weißt, was ich meine. Dass man denkt: Okay, man kann es vielleicht verstehen beim Fesseln oder irgendwie Knebeln oder sonst was. Das hat ja was mit anfassen trotzdem zu tun. Das andere ist ja was Verbales. Das ist ja schon etwas, wo ich mir denken würde: Warum will der, dass ich den jetzt total bis auf den Dings beleidige und nicht nur sag, so … du machst jetzt … wirklich so. Steckt da dann auch mehr hinter?

Nika:             Ja, die Frage, was ist bei ihm falsch gelaufen, ist schon falsch. Ich meine, im Endeffekt, klar, ich kann mich da auch nicht von freisprechen, dass ich mich das frage. Also wenn mich jemand beleidigt, dann habe ich alles andere als sexuelle Erregung. Das ist das gleiche wie mit nadeln. Ich habe mir ja mal die Schamlippen nadeln lassen, um zu erfahren, wie das ist. Das war so: Ja, habe ich jetzt gemacht, aber nee. So auch mit dem Demütigen. Klar, wer bin ich, dass ich jetzt sagen kann: Bei dir läuft was falsch.

Ich habe für mich irgendwann erkannt, für mich ist dieser Bereich nichts und ich kann das auch einfach nicht. Ich bin sadistisch überhaupt nicht veranlagt. Das liegt nicht in meiner Natur. Ich kann das auch nicht authentisch rüberbringen, dass ihm das was bringt. Am Ende sind wir Dienstleister und auch, wenn wir dann so ‚die Hosen anhaben‘, ist das ja trotzdem noch so: Der kommt mit einem Wunsch zu uns, und wir erfüllen ihn, auf unsere Weise. Sagen wir mal so.

Uschi:            Genau. Das heißt du, das muss man auch ganz klar sagen, du legst fest, was du alles anbietest oder was du machst, oder ihr sprecht euch vorher ab, was es gibt. Und wenn er einen Wunsch hat, wo du sagst: Nee, das ist jetzt nicht auf meiner Liste!, dann ist das halt nicht so.

Nika:             Genau. Und so ist das mit dem Demütigen zum Beispiel. Im soften Bereich kann ich das, aber es gibt ja auch welche, die richtig, richtig behandelt werden wollen. Da muss ich dann sagen, das machen dann meine Kolleginnen. Und da wäre dann eben die Frage: Was gibt ihr das, dass sie so sadistisch ist? Auf der anderen Seite: Was gibt ihm das, so gedemütigt werden zu wollen? Aber das kannst du dich ja bei jedem fragen. Bei allen Menschen: Warum handelst du so, wie du handelst? Oder warum willst du das so, wie du es willst? Oder man kann auch einfach sagen: Ja, wenn du das möchtest, ich kann gucken, ob ich da was für dich tun kann, und wenn nicht, dann nicht. Es ist ja wie, wenn du beim  Bäcker ein Brot haben willst …

Uschi:            Ich wollte gerade sagen, Angebot und Nachfrage. Wenn das irgendwie passt und die finden sich da zusammen, es tut ja keinem anderen weh. Sagen wir mal so. Von daher passt das ja dann auch zusammen.

Nika:             Genau, ist halt alles Ansichtssache tatsächlich. Das ist auch ein Riesending, was ich auch erstmal erfahren habe oder erkannt habe durch mein Dasein als Domina. Meine Güte, was waren meine Bilder falsch von dieser Welt vorher. Man kennt ja diese Fifty Shades of Grey-Geschichten und keine Ahnung. Ich hab’s nicht gesehen, aber …

Uschi:            Das hast du dir noch nicht angeguckt?

Nika:             Nein, ich guck’s auch nicht.

Uschi:            Es ist der harmloseste Film. Das ist ja so krass. Amerika ist ja immer so – die hauen einen Film raus und alle haben gesagt: Bor, der ist so krass. Da gibt so viele andere, auch deutsche Filme. Und das ist so, also ich glaube, da würdest du dich wahrscheinlich kaputtlachen, wie das umgesetzt worden ist.

Nika:             Ich habe auch schon von vielen gehört, dass es nicht so korrekt ist.

Uschi:            Ja, aber man muss ja sagen, der Film war ja nicht unbedingt der riesen Erfolg, weiß ich jetzt gar nicht, aber die Bücher waren ja ein riesen Erfolg. Das heißt, das Interesse an dem Thema scheint ja wirklich riesig zu sein.

Nika:             Deshalb die Frage nochmal: Was glaubst du? In wie vielen Menschen steckt das?

Uschi:            Wenn du das rausfinden möchtest … Du hast nämlich auf deiner Internetseite, habe ich gesehen, hast du einen Test, wo man so ein paar Fragen beantwortet, und danach kommt nämlich irgendwie raus, ob man Potential hat oder nicht. Bei mir kam raus, ich habe Potential. Ich habe das meinem Freund erzählt, und der hat nur gesagt: Oh, okay. Und ich so: Wer weiß, wir gucken mal. Sag mal deine Internetseite.

Nika:             www.anika-tiegs.de. Der Name ist ein bisschen schwierig, aber ich glaube, ihr könnt da was machen.

Uschi:            Das machen wir auf jeden Fall. Das kriegt ihr als Infos drunter, gar kein Problem. Ist sowieso interessant. Wie gesagt, du hast ja nicht nur einen eigenen Podcast. Wie oft arbeitest du denn als Domina? Das ist schon was, was du eigentlich eher nebenbei machst, ne?

Nika:             Ja, jetzt seit einem Jahr schon nicht mehr, aufgrund von Corona, ne?

Uschi:            Ach Gott, das darf man gar nicht. Auch nicht mit FFP2-Maske?

Nika:             Nein, auch nicht.

Uschi:            Eigentlich ist das doch voll der sichere Corona-Job. Ach so, das war verboten. Läuft das unter ‚Prostitution‘?

Nika:             a) ist es Prostitution, und halt körpernahe Dienstleistungen, und b) bestimmt noch irgendwas. Wir brauchen ja Gründe, ne? Aber im Normalfall tatsächlich, ich habe vorher einen ganz normalen Vollzeitjob gehabt, als ich das noch nicht mit der Selbstständigkeit und mit Speaker und keine Ahnung was angefangen hatte. Ich habe dann letztes Jahr, witziger Weise Anfang letzten Jahres die Entscheidung getroffen: Gehst du auf halbtags runter und machst Domina parallel. Dann kam das. Aber alles hat seinen Sinn. Von daher bin ich da im Nachhinein auch froh drüber, weil so konnte ich mein Buch fertig schreiben und die Ausbildung war super.

Uschi:            Über die müssen wir auch noch alle reden.

Nika:             Aber ich mache, um deine Frage zu beantworten, im Normalfall zweimal die Woche.

Uschi:            Okay, und wie ist das? Du kriegst ja dann Anfragen. Dann trefft ihr euch zu einem Vorgespräch. Ist das denn so, dass du, ich sag jetzt mal, … also da kommen jetzt Männer. Musst du die auf irgendeine Art und Weise attraktiv finden, oder ist das Business, und du kannst so sagen: Ist mir egal, weil … also ist wurscht.

Nika:             Also erstmal gibt es nicht immer Vorgespräche. Falls es hier Mädels gibt, die da Interesse haben, das selber werden zu wollen, es gibt nicht immer Vorgespräche, manchmal kommen auch Leute ganz spontan tatsächlich.

Uschi:            Ernsthaft?

Nika:             Ja, du hast noch nie mit denen gesprochen vorher. Das ist immer ganz spannend, wenn du überhaupt nichts weißt, du machst die Türklinke runter und da sitzt jemand, den du kennst. Das ist mir zweimal passiert, und jedes Mal denke ich mir: Oh mein Gott. Bitte lieber Gott …

Uschi:            Okay, das findest du dann auch irgendwie unangenehm?

Nika:             Ja natürlich. Ach du Scheiße …

Uschi:            Wie haben die denn reagiert?

Nika:             Ist halt so. Diese, was ihn Vegas passiert …

Uschi:            Ah, okay, verstehe, alles klar.

Nika:             Entweder man spricht halt vorher miteinander, oder eben auch nicht. Wenn man dann alles besprochen hat, dann trifft man sich, dann macht man das, und dann bin ich immer wirklich froh – jetzt muss ich das so formulieren, ohne dass ich jemandem auf den Schlips trete – ich bin froh, dass die Wenigsten sexuell anziehend für mich sind. So. Es ist sogar sehr schwer, wenn da jemand sitzt, und das ist zweimal passiert, dass ich selber denke: Oh nein, der ist verdammt heiß.

Uschi:            Oh nein, ernsthaft? Warum fällt dir das dann schwer? Weil du eigentlich … aber warte mal eben, machst du das privat auch gerne?

Nika:             Ja, aber im devoten Part tatsächlich. Da bin ich ganz anders.

Uschi:            Crazy. Okay, deswegen, wenn du ihn heißt findest, und wenn du dann genau die andere Nummer spielen willst, ist das natürlich blöd.

Nika:             Ja, und vor allem, im Privaten hat man ja nicht so oft das Vergnügen, einen Sexualpartner zu finden, der BDSM beherrscht. Auch das ist ein riesen Thema, auch für viele Mädels, die mich dann anschreiben: Du, ich würde so gerne mal die devote Rolle ausleben wollen, aber ich finde keinen Mann, der das so versteht wie ich. Viele Männer sagen dann: Ich bin der Dominante, ich bin der Affe hier. Aber eigentlich beherrschen es halt die wenigsten tatsächlich. Deshalb hatte ich letztens ein sehr interessantes Interview, wo mal rauskam, es wäre viel sinniger, wenn Frauen eine Anlaufstelle hätten, wenn es wirklich Dominus-Studios geben würde.

Uschi:            Hör mal, das wäre jetzt meine Frage gewesen. Es kommen keine Frauen zu dir?

Nika:             Zu mir schon, durch den Podcast, um eben entweder Domina zu werden oder …

Uschi:            Nee, nee, ich meine, die dich buchen?

Nika:             Als Gast hatte ich bisher zwei.

Uschi:            Ah okay, das machst du auch. Ich muss das immer erstmal kurz verstehen und sacken lassen. Genau. Die sind dann zu dir gekommen. Das heißt, das gibt es auch. Aber es gibt keine ‚Dominus‘ – als männlich …

Nika:             Dom-Studios, sagen wir so!

Uschi:            Genau, jetzt sind wir wieder drin. Das gibt es nicht?

Nika:             Wir hatten mal einen dominanten Mann bei uns im Haus, aber der hat irgendwann aufgehört, weil er keine Kundinnen hatte. Ich glaube, das liegt wirklich immer noch daran, dass die Frauen nicht bereit sind, für sexuelle Dienstleistungen Geld zu bezahlen. Was aber in dem Kontext falsch ist, finde ich. Der falsche Weg, eben weil man dadurch im gesicherten Rahmen sich mal dem hingeben kann. Wenn du dir jetzt einen von der Straße oder aus dem Internet holst … schwierig.

Uschi:            Das ist ja auch sau gefährlich, teilweise.

Nika:             Genau, und meistens ist es ja dann auch so, dass derjenige das dann auch nicht beherrscht. Was kann da alles passieren? Deswegen sage ich den Mädels halt auch immer: Sucht euch ein Studio, das auch Männer hat. Gibt es nicht viele. Wie gesagt, bei uns der hat ja dann auch aufgehört. Ich hatte mal einen Gast, der parallel in Berlin in einem Domina-Studio gearbeitet hat als Dom. Der wollte dann aber bei mir gerne dominiert werden. Ich habe dann mal zu ihm gesagt: Weißt du was? Wir tauschen mal die Rollen. Das habe ich dann einmal gemacht, weil ich gerne mal wissen wollte, wie es denn ist. Im Nachhinein habe ich echt gedacht: Meine Güte.

Ich war so frei von allem, also nicht sexuell befriedigt, weil es da tatsächlich um Schlagtechniken ging, sondern ich war einfach nur so, weil ich das mal ausleben konnte, was in mir ist. Das ist nämlich das wieder, was mich dazu gebracht hat. Man muss dem nachgehen, was in einem ist. Offensichtlich war das bei mir wirklich so, dass ich mal so dermaßen den Hintern versohlt bekommen wollte, dass ich wirklich dann danach gemerkt habe: So, genau das war auch so. Ich wollte das einmal erleben und habe dadurch gemerkt, ich will da nicht nur einmal erleben.

Uschi:            Du hast ja eine Partner, ne?

Nika:             Nein.

Uschi:            Ach so, ich dachte, du wärst in einer Beziehung. Okay, aber wenn du jetzt in einer Beziehung wärst, das wäre ja dann so: Du lernst jemanden kennen, aber man lernt sich ja erstmal kennen, bevor das irgendwie ja dazu kommt. Im Endeffekt müsste es ja irgendwann sich so entwickeln. Wie findet man denn da so einen passenden? Das ist ja dann wirklich schwierig. Das ist ja so schon schwierig. Und wenn man dann das auch noch mit einbezieht, dann wird es ja wirklich schwierig.

Nika:             Ja, das ist auch wirklich sehr, sehr schwierig. Kann man so sagen. Ich glaube, im Endeffekt ist das alles – also ich glaube daran, dass das kommen wird, wenn es soll, also auch der Partner. Ich bin jetzt nicht so eine, die da irgendwie nach suchen muss, sondern ich lass das so auf mich zukommen und bin da offen. Aber ich glaube, es ist wirklich sehr, sehr wichtig, und das mache ich auch immer direkt von Anfang an, zu sagen: Du, das bin ich, das bringe ich mit, ich bin in diesem Bereich unterwegs und ich bin so und so gepolt. Wie sieht’s aus?

Uschi:            Wir lassen jetzt mal das letzte Jahr raus, da war ja hier überhaupt nichts los. Das Einzige, wo ich mal war, war vor zehn Jahren oder so. Du kennst ja diese KitKat-Partys. Da war ich mal. Das war mal in Köln im Alten Wartesaal, war das glaube ich. Wir waren Mitte Zwanzig, ich mit meinem Ex-Freund, und dann noch mit einem befreundeten Pärchen. Wir dachten, das machen wir jetzt mal. Alle haben immer drüber geredet, wir gehen da jetzt mal hin. Es war wirklich eine Erfahrung. Deswegen weiß ich so ein bisschen. Man kommt da raus und denkt: Mein Gott, was ist denn da alles passiert? Wir haben im Endeffekt nur gefeiert, die Musik war super. Also diese Elektro-Musik auch. Aber ich muss sagen, damals war ich ja Mitte Zwanzig, wir sind da rein, und das Durchschnittsalter auf so Partys ist schon ein bisschen älter.

Nika:             Ja, kommt auf die Party an.

Uschi:            Kommt wahrscheinlich drauf an. KitKat dachte ich jetzt irgendwie so, ich würde mal sagen … damals habe ich das natürlich so empfunden, dass die noch älter sind. Vielleicht waren sie gar nicht so alt – ich denke mal schon so Mitte Vierzig. Auch jüngere Leute, aber wir waren schon Frischfleisch und haben uns ein bisschen so gefühlt. Wir mussten erstmal an die Bar und drei Schnaps trinken, damit wir irgendwie erstmal klar kamen. Aber es war natürlich schon sehr interessant, und was ich halt nicht gedacht hätte ist, die Leute sind total höflich, und du wirst auf jeden Fall auch nicht irgendwie angetoucht oder sonst was. Gar nicht. Es ist nur manchmal lustig, weil alle sind ja irgendwie verschieden, auf eine verschiedene Art und Weise angezogen oder wie auch immer.

Man muss ja auch nicht irgendwie in so Ecken gehen. Aus Ecken haben wir uns immer ferngehalten, das war mir dann doch zu krass, was da teilweise los war. Aber da gab es zum Beispiel einen General, der war bestimmt schon siebzig Jahre alt, oben war der total fein gekleidet, unten nackt. Und der sorgte da für Recht und Ordnung, glaube ich. Das war so seine Aufgabe an dem Abend.

Gut, du guckst dir den an und denkst halt so: Eigentlich tut der ja auch keinem was. Ist ja auch in Ordnung. Warum nicht. Also keine Ahnung. Am Ende lernst du ganz normal Leute kennen. Es ist alles ein bisschen skurril, und der Typ steht neben dir. Ich habe mit dem geredet. Wo kommst du her? Wie auch immer. Der hatte halt nichts an außer einem Penisring. Aber eigentlich so vom Ding her ist es eigentlich alles ganz normal, außer dass es irgendwie alles so ein  bisschen wirr ist so vom Look her.

Nika:             Ja, und weil es halt ungewohnt ist. Das kennt man nicht.

Uschi:            Das ist das Gleiche, wenn du zum ersten Mal auf einem FKK-Campingplatz bist.

Nika:             Sauna, so!

Uschi:            Nach zwei Tagen schwirrst du da rum und denkst, war nie anders. Nee, aber ich sage jetzt mal, auf so Partys. Gehst du auf so Partys zum Beispiel? Weil da hat man ja, ich sage jetzt mal, sexuell offene Menschen. Da kommt man ja vielleicht schneller in Kontakt. Da kann man jemanden kennenlernen. Ist das so?

Nika:             Ja, also ich kann es auch echt empfehlen. Ich war eine Zeit lang auf ganz vielen Partys, sei es in Hamburg oder auch hier in Köln. Köln bietet das ja wirklich an. Auch in Essen. Mittlerweile gibt es echt viele, viele Partys.

Uschi:            Ist das so?

Nika:             Ja, doch.

Uschi:            Das meine ich ja. Ich habe nur diese KitKat-Party damals, und das war für mich eine Erfahrung und weg. Was ist denn zum Beispiel in Köln? Was gibt es da wo du sagst, das ist echt cool. Oder die Partyreihe ist cool.

Nika:             Die Schwarz, ganz klar die Schwarz, kann man auch googeln, das ist eine Partyreihe. Ich finde das super, wie du schon beschrieben hast, von der Location oft, wie die Leute da drauf sind. Man soll überhaupt nicht meinen. Das hat nichts mit bäh zu tun.

Uschi:            Die Leute sind total schnieke gemacht. Es gibt auch welche, die jetzt nicht nackt oder halb nackt sind, sondern sehr schön angezogen. Ganz viel haben die, tolle Haare, also das war schon so ein bisschen wie Karneval, und zwischendurch war es aber auch ein bisschen komisch, weil natürlich trotzdem sehr viel Nacktheit dazwischen war.

Nika:             Ja, und vor allem, ich glaube, für die Leute ist das auch wichtig zu wissen, man muss sich das nicht angucken – Interaktionen. Man kann. Es gibt Separees.

Uschi:            Das findet meistens immer alles in Ecken statt.

Nika:             Genau, dann kann man dahin gehen, wenn man will. Und wenn man nicht will, dann macht man halt Party. Die Musik ist echt topp. Einmal, das war, glaube ich, sogar eine Schwarz, da war auch diese endgeile Musik, und an den Wänden wurden so 50er Jahre Pornos in schwarz-weiß … und irgendwann kam dann diese, wie heißen denn diese Menschen auf so langen Stelzen mit Feuer und so … ich kann nur empfehlen, auf solche Partys mal zu gehen.

Uschi:            Jubel und Krawall.

Nika:             Genau. Das ist alles total irritierend, aber auch total reizvoll, im wahrsten Sinne. Auf viele Weisen reizvoll.

Uschi:            Und ich sag jetzt mal, auf so einer Party passiert einem ja auch nichts. Da ist ja wirklich safe. Wenn irgendwie einer mal neugierig ist, dann kann man da mal wirklich mal andocken.

Nika:             Ich glaube, das kann man mittlerweile ja sogar googeln. Zum Thema Alter – vielleicht sind da auch viele abgeschreckt. Es gibt ja auch Leute oder Partys, wo maximales Alter 30 ist. Also nur für die Mittzwanziger oder Anfang Zwanziger bis Dreißiger. Da gibt es heutzutage schon so viel. Da lernt man dann halt auch die entsprechenden Leute kennen. Dort habe ich auch sehr, sehr viele interessante Menschen kennengelernt, viele Beziehungskonstruckte, viele Ideen einfach, die man da so mitnehmen kann, und viel über sich selber auch lernt. Wahnsinn.

Uschi:            Ja, das glaube ich. So – das Domina-Prinzip.

Nika:             Ja, mein Buch.

Uschi:            Genau, dein Buch. Darüber möchte ich natürlich auch reden. Das hast du letztes Jahr geschrieben, das ist rausgekommen wann?

Nika:             Oh, ich habe es witziger Weise morgen vor einem Jahr fertig geschrieben. Hat mich mein Handy jetzt dran erinnert heute Nacht. Erschienen ist es im Oktober letzten Jahres, also noch nicht ganz so alt, ein halbes Jahr jetzt. Da habe ich dann für mich irgendwann erkannt: a) möchtest du so eine Art Biographie machen. Klar, mit Anfang Dreißig ist jetzt die Frage, ob man das muss. Aber ich glaube, meinen Werdegang finde ich selber so beispielhaft, wie es sein kann, wenn man die Entscheidung trifft, den „normalen“ Weg zu gehen, so Abi, Lehre, Studium, und dann mal sagt: Nee, jetzt ist mal Zeit, irgendwie was anderes zu machen.

Das habe ich dann ein bisschen da verewigt. Parallel habe ich ja dann erkannt: Okay, selbstbestimmtes Leben, das ist ein riesen Ding für viele. Viele schaffen es nicht, wollen es so gerne, aber schaffen es nicht, wissen nicht, wie man dahin kommt. Ich habe ja selbstbestimmtes Leben auch dadurch gelernt, indem ich einfach mal zu mir gesagt habe: Du gehst jetzt raus aus der Norm. Ich habe es gerne gemacht. Mein Papa hat immer gesagt, er wünscht sich so, dass eine von seinen Töchtern studiert. Meine große Schwester ist einen ganz anderen Weg gegangen. Also stand für mich klar fest: Ja okay, dann muss ich es machen.

Uschi:            Du musst das übernehmen.

Nika:             Ich muss das übernehmen. Habe ich gerne gemacht, alles gut. Aber im Endeffekt fehlt halt immer so dieser Sinn und dieser Spaß und dieses ganze „warum eigentlich“.

To be continued..;)

Ein paar Schlagwörter

Warum macht sie das?

  • aktuell: BDSM greifbarer machen
  • Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen

Wie macht sie das?

  • Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
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Womit macht sie das?

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