#140 Emotionale Abhängigkeit

Hallo ihr Lieben, da bin ich wieder und heute möchte ich ein sehr wichtiges und zugleich sensibles Thema mit euch besprechen: emotionale Abhängigkeit, insbesondere im Zusammenhang mit BDSM.

Warum ist das so relevant? Weil emotionale Abhängigkeit eine der größten Gefahren in BDSM-Beziehungen darstellt und uns alle betreffen kann. Es ist ein Thema, das oft unterschwellig abläuft, aber zu massiven Problemen führen kann, wenn es erst einmal da ist.

Was ist emotionale Abhängigkeit und warum ist sie so gefährlich?

Emotionale Abhängigkeit ist das Gefühl, sich selbst in einer Beziehung zu verlieren. Das kann subtil passieren, oft über einen längeren Zeitraum. Plötzlich merkt man, dass man nicht mehr in der Lage ist, ohne den anderen klarzukommen, und wenn es dann zu einer Trennung kommt, fühlt man sich leer und orientierungslos. Man hat sich selbst so sehr in der Beziehung verloren, dass man gar nicht mehr weiß, wer man eigentlich ist. Gerade im BDSM-Kontext kann diese Gefahr besonders groß sein, weil die Rollenverteilung oft sehr klar und manchmal sogar extrem ist.

Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: Wenn du merkst, dass es dir schlecht geht, nur weil sich dein Gegenüber eine Zeit lang nicht meldet, oder wenn dein Wohlbefinden extrem davon abhängt, wie sich jemand anderes verhält, dann sollten bei dir bereits die Alarmglocken läuten. Hier besteht die Gefahr, dass du in eine emotionale Abhängigkeit gerätst.

Warum ist emotionale Abhängigkeit im BDSM-Kontext so präsent?

Im BDSM gibt es verschiedene Arten von Beziehungen: Liebesbeziehungen, Spielpartnerschaften oder auch die Beziehung zwischen einer Domina und ihrem Gast. In all diesen Konstellationen kann emotionale Abhängigkeit entstehen, oft verstärkt durch die Rollenverteilung. Ein paar Beispiele:

  1. Partnerschaften mit narzisstischen Tendenzen
    Es kommt vor, dass in einer Partnerschaft ein manipulativer Teil vorhanden ist, während der andere Teil sich emotional abhängig macht. Das geschieht häufig, wenn jemand sehr dominant ist und die andere Person eher passiv.
  2. Spielpartnerschaften
    Hier übernimmt oft der dominante Part die Führung, was dazu führen kann, dass der submissive Part sich immer mehr verliert. Besonders problematisch wird es, wenn der dominante Part seine Macht ausnutzt.
  3. Beziehungen zwischen Domina und Gast
    Selbst in meinem Fall als Domina kann es passieren, dass ein Gast in emotionale Abhängigkeit gerät. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn jemand extrem darunter leidet, wenn ich mal einen Termin absagen muss, oder sich verloren fühlt, sobald ich nicht verfügbar bin.

Was du als submissiver Part beachten solltest

Ich möchte hier besonders die devoten Menschen unter euch ansprechen, denn ihr seid am meisten gefährdet, euch selbst in einer BDSM-Beziehung zu verlieren. Ein wichtiger Ratschlag, den ich meinen Coachees und Workshop-Teilnehmern immer wieder gebe, ist:

Egal, wie sehr du dich jemandem hingibst, vergiss nie dein eigenes Ich.

Das Prinzip „Ich, Du und Wir“

In jeder Beziehung – ob Liebesbeziehung, Spielpartnerschaft oder sogar im Business-Kontext – gibt es immer ein „Wir“, aber auch ein „Du“ und ein „Ich“. Man darf nie das eigene „Ich“ aufgeben, nur um das „Wir“ zu erhalten. Es ist vollkommen in Ordnung, als devoter Part „Nein“ zu sagen oder klarzumachen, was man möchte und was nicht. Wenn du merkst, dass du Dinge nicht aussprichst, weil du Angst hast, der dominante Part könnte dich weniger mögen, bist du bereits auf dem Weg in die emotionale Abhängigkeit.

Selbstreflexion und Kommunikation

Bevor du dich in eine BDSM-Beziehung begibst, solltest du dir bewusst machen:

  • Will ich das wirklich für mich tun oder nur, um dem anderen zu gefallen?
  • Wie kommuniziere ich meine Bedürfnisse und Grenzen?

Kommunikation ist der Schlüssel. Sprich immer offen über deine Gefühle und Wünsche. Überlege dir, ob du dein „Ich“ in der Beziehung noch lebst oder dich nur noch auf den anderen fokussierst.

Ein Praxisbeispiel: Cold Caning und Vertrauen

In einem Gespräch mit einem Coachee haben wir heute über eine gemeinsame Erfahrung gesprochen: das sogenannte „Cold Caning“. Dabei handelt es sich um eine Schlagtechnik, die ohne Vorbereitung auf kalter Haut durchgeführt wird. Das kann eine sehr intensive Erfahrung sein, die auch schmerzhaft ist. In diesem Fall hat mein Coachee rückblickend gesagt, dass es sich für ihn wie eine Strafe angefühlt hat – nicht schön. Trotzdem fühlte er sich sicher, weil er mir vertraute und wusste, dass ich ihn auffangen würde, falls es zu viel werden sollte.

Diese Erfahrung zeigt, wie wichtig Vertrauen und Sicherheit im BDSM sind. Nur wenn beide Partner ihr „Ich“ behalten und der dominante Part Verantwortung übernimmt, kann eine solche Erfahrung positiv sein.

Warum Selbstreflexion so wichtig ist

Ich empfehle immer, sich von Zeit zu Zeit aus der Beziehung herauszunehmen und die eigene Situation zu reflektieren. Manchmal ist es hilfreich, mit einem Außenstehenden zu sprechen, der die Situation objektiv betrachten kann. In der Psychologie nennt man das auch Supervision. Es geht darum, sicherzustellen, dass du dich nicht in einer Abhängigkeit befindest und weiterhin in der Lage bist, dein eigenes Leben zu führen.

Ein wichtiger Tipp

Suche dir Menschen, denen du vertraust, die dir ein ehrliches Feedback geben können. Lass dir dabei helfen, die Situation objektiv zu betrachten und dir zu spiegeln, ob du dich noch im „Ich“ befindest oder bereits zu sehr im „Du“ verloren hast.

Finde dein eigenes „Ich“ und bewahre es

Emotionale Abhängigkeit ist ein ernstes Thema, besonders im BDSM-Kontext. Um dich selbst davor zu schützen, solltest du dir immer wieder bewusst machen, dass du ein eigenständiger Mensch mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen bist. Du hast das Recht und die Pflicht, auf dich selbst zu achten. Es gibt immer ein „Wir“, aber auch immer ein „Ich“ und ein „Du“. Und beide Teile sind genauso wichtig wie das „Wir“.

Ich hoffe, dieser Blogartikel hat dir geholfen, mehr über emotionale Abhängigkeit zu verstehen und wie du dich selbst davor schützen kannst. Es ist wichtig, sich immer wieder auf sich selbst zu besinnen und sich zu fragen: „Geht es mir wirklich gut? Bin ich noch in meinem eigenen Safe Space?“ Nur so kannst du sicherstellen, dass du in einer gesunden und erfüllenden BDSM-Beziehung lebst.

Zum Abschluss möchte ich dich einladen, an meiner Umfrage teilzunehmen, in der du mitentscheiden kannst, über welche Themen ich in Zukunft sprechen soll. Es ist mir wichtig, euch das zu geben, was ihr euch wünscht, also lasst mich gerne wissen, was euch interessiert.

Bleib achtsam, bleib bei dir und vergiss niemals: Dein „Ich“ ist genauso wichtig wie alles andere in einer Beziehung!

Eure Nika

Ein paar Schlagwörter

Warum macht sie das?

  • aktuell: BDSM greifbarer machen
  • Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen

Wie macht sie das?

  • Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
  • Motivation und Inspiration durch Menschen, Momente und nimmersatte Neugierde

Womit macht sie das?

  • Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
  • Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
  • Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene