#159 Vergebung als BDSM-Spiel

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Hallo meine Lieben, heute möchte ich euch auf eine Reise in die Tiefen der Selbstfindung mitnehmen – speziell zum Thema Vergebung als BDSM-Spiel. In meiner aktuellen Reihe über Selbstfindung und innere Ruhe habe ich mich bereits mit dem Loslassen und Entschleunigen beschäftigt. Heute möchte ich ganz bewusst über Vergebung sprechen – ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt und das auf drei Ebenen beleuchtet werden soll: Vergebung gegenüber uns selbst, Vergebung gegenüber anderen und Vergebung im Kontext unseres BDSM-Spiels.

Was bedeutet Vergebung wirklich?

Vergebung ist ein Wort, das eigentlich jeder sich irgendwo hintätowieren sollte, weil es einfach so wenig beachtet wird. Wir sind viel zu sehr im Außen gefangen – in einem Zustand von Frust, Angst, Wut und Groll. „Beschweren“ – allein in diesem Wort steckt schon „Schwere“.

Die Definition von Vergebung, die ich gefunden habe, beschreibt sie als „Überwindung negativer Gefühle und Einstellungen gegenüber einer Person, von der man verletzt wurde“. Das kennen wir alle: Manchmal wird man verletzt, ungerecht behandelt, fühlt sich machtlos oder in der Opferrolle gefangen.

Vergebung dir selbst gegenüber

Der allerwichtigste Teil ist die Vergebung dir selbst gegenüber. Wie viele Dinge verwehren wir uns, weil wir uns selbst nicht vergeben können? Wir sagen Dinge wie: „Ich bereue XY“, „Ich habe das und das gemacht, das kann ich nie wieder gut machen“ oder „In der Vergangenheit habe ich etwas getan, das wird mich bis zum Tod begleiten“.

Aber ist es wirklich so, dass du etwas bereuen musst, dass du es mit ins Grab nehmen musst, dass du etwas getan hast, was nicht vergebungswürdig ist?

Ich erinnere mich an eine Reportage über einen Mann, dessen Sohn getötet wurde. Im Gerichtssaal stand dieser Vater auf, ging zum Täter und vergab ihm. Er setzte sich sogar dafür ein, dass der Täter nicht zu hart bestraft wird. Natürlich ist es menschlich, wenn man das nicht kann. Aber dieser Vater hat für sich festgestellt: „Wenn ich mein ganzes Leben lang in Hass- und Rachegedanken verharre, wenn ich in diesem Frust bleibe, in dieser puren Trauer, dann werde ich den Rest meines Lebens nicht mehr glücklich.“

Er sagte: „Wir haben die Wahl. Ich kann so weitergehen oder ich kann mich für die Vergebung entscheiden, für die Liebe und für die nächste Liebe.“ Es ist eine Entscheidung, sich innerlich von etwas zu scheiden, was sich nicht mehr ändern lässt.

Die Macht der eigenen Entscheidung

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einer wunderbaren Frau über das Thema Trauer. Ihr Vater war gestorben, ähnlich wie bei mir damals. Sie zeigte mir, wie sie vier Tage lang nach dem Tod sehr gelitten und in ihrer Trauer versunken war. Dann hatten wir ein Telefonat, und sie sagte, sie schäme sich dafür, dass es ihr jetzt „so gut geht“, dass sie dieses Licht schon wieder sieht. Sie dachte, sie müsse doch eigentlich jetzt trauern und weinen.

Aber sie hat das Helle schnell wiedergefunden. Warum? Weil sie ihre eigene Trauer zugelassen hat. Sie hat sich selbst dafür vergeben, dass dieser Prozess jetzt natürlich weitergeht, aber nicht mit dieser Schwere.

Am Ende haben wir immer die Wahl. Selbst der Mann, der seinen Sohn verlor, hätte sich für den „dunklen Weg“ entscheiden können, aber er hat sich für den „hellen Weg“ entschieden. Beide Möglichkeiten sind immer da. Was uns davon abhält, in die Helligkeit zu gehen, sind Gedanken wie „Das kann ich doch nicht machen“, „Da muss doch jetzt Rache her“ und „Ich bin doch Opfer der Umstände“.

Den eigenen Vater zu verlieren ist eine harte Erfahrung. Aber der Umgang mit Trauer, Hass oder Groll liegt komplett bei dir. Du hast jederzeit die Wahl, dich anders zu entscheiden und anders weiterzugehen. Dir selbst zu vergeben, was auch immer da gewesen ist – das ist vorbei, und jetzt kannst du anders weitergehen.

Vergebung anderen gegenüber

Wenn wir jemandem anderen vergeben, gehen wir aus der Opferrolle heraus und übernehmen wieder die Macht über uns selbst. Solange wir in der Wut und im Festhalten von verletzenden Erlebnissen verharren, entscheiden wir uns, die Macht über uns abzugeben – an das, was geschehen ist, oder an die Person, die uns verletzt hat.

Aber sobald wir uns entscheiden zu sagen „Ich scheide mich jetzt von dieser Opferrolle“, übernehmen wir wieder die Kontrolle über unser Leben.

Vergebung im Kontext von BDSM

Ich bin überzeugt, dass BDSM eine wunderschöne Bildsprache hat, und das Thema Macht ist ein zentraler Aspekt dabei. In den letzten Podcast-Folgen habe ich viel darüber gesprochen, wie du Zugang zu deinem Inneren findest und wie du die Macht über dich zurückerlangst.

Im Kontext von BDSM kann Vergebung als Alternative zur Strafe ins Spiel eingebaut werden. Es muss nicht immer eine Strafe sein. Wenn jemand Angst vor einer Strafe hat oder wenn es Missverständnisse gibt, kann man sich auch für Vergebung entscheiden.

Wenn der dominante Part sagt: „Heute vergebe ich dir“ – was meinst du, wie sich der submissive Part dann fühlt? Er fühlt sich abgeholt, gesehen, gehört und anerkannt. Am Ende beginnt alles mit Konsens, selbst wenn es um das Thema Augenhöhe verschieben, Dominanz und Submission geht.

Vergebung als BDSM-Spiel und so viel mehr

Die befreiende Kraft der Vergebung

Wenn es um Vergebung in sich selbst und in Bezug auf andere geht, übernimmt man die Macht über sich selbst zurück. Man verlässt die Opferrolle und erkennt, dass auch dunkle Erfahrungen wertvolles Potenzial haben. Sie bieten die Möglichkeit, zukünftig aus der Eigenermächtigung heraus anders zu handeln und die Vergangenheit liebevoll gehen zu lassen.

Im Kontext von BDSM können wir Vergebung spielerisch als Alternative zur Strafe einbauen. In dieser ganzen Reihe zum Thema Ruhe, innerer Frieden, Loslassen und Entkoppeln ist Vergebung eine wunderbare Möglichkeit, bevor das eigentliche Spiel beginnt.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren und freue mich über eure Erfahrungen. Nach wie vor gilt: Einfach mal machen! Ich freue mich, wenn ihr immer bewusster und liebevoller mit euch selbst und mit eurem Partner umgeht.

Eure Nika