#08 Online Erziehung – Sprechen hilft

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Ich hatte heute eine vermeintliche Online Erziehung die mir noch ziemlich nachhängt und von der ich auch nie gedacht hätte, dass sie so eine Auswirkung auf mich hat. Es ist schwierig, das Erlebte in Worte zu fassen, aber ich nutze den Moment, in dem ich mich jetzt noch befinde, denn ich denke schon echt die ganze Zeit drüber nach. Dass sprechen hilft, weiß jeder. Und wie es hilft, konnte ich selber erleben, als ich meinen Eltern offenbart habe, dass ich als Domina arbeite.

Online Erziehung über Skype

Die Situation ist die: ich hatte heute einen zweistündigen Skype Call. Jetzt haben wir halb neun und ich liege im Bette und denke mir: Was ist das hier gerade? Ich liege hier und starre irgendwie durch die Gegend, lasse dieses Gespräch walten und möchte es auch gar nicht schaffe, dass es endet und dass ich jetzt mein Buch weiterlese. Vielleicht kann ich das jetzt gerade, während ich spreche, mal so ein bisschen aufarbeiten.

Es hat sich bei mir jemand gemeldet und auch wenn ich jetzt seit ein paar Tage mit ihm schreibe und jetzt auch mit ihm geskypt habe, habe ich sein Anliegen noch nicht ganz greifen können. Es kommt mir so vor, als würde in der Mitte zwischen uns jetzt einfach nur dieser Gesprächsbedarf stehen. Er hat sich bei mir gemeldet, weil er schon seit über 15 Jahren, und man muss sagen, er ist Mitte 30, mit sich hadert. Irgendwas ist in ihm, was ihm immer wieder sagt, er möchte Sklave sein.

Was tief im Innern los ist

Nicht klassisch, wie ich es sonst erlebe. Sondern schlummert in ihm etwas im tiefsten Herzen. Er hat mir schon, bevor wir geskypt haben, so ein paar Beispiele genannt. Dass er selbst sich in seinem Job bisher immer Cheffinnen ausgesucht. Er möchte weibliche Vorgesetzte haben, weil er die weibliche Dominanz total spannend findet, sich selbst im Alltag so subtil devot verhalten möchte und es genießt, wenn eine Frau ihm sagt, was er so zu tun hat.

Als er mir dieses Beispiel nannte, war ich schon ein Stück weit fasziniert, weil es das erste Mal war, dass jemand das wirklich so lange schon mit sich rumschleppt und dass ihn das schon so lange beschäftigt. Das hatte direkt so einen gewissen Tiefgang in sich. Er ist offensichtlich nicht so einer, der das nur ab und zu verspürt, diesen Wunsch, von einer dominanten Frau dominiert zu werden, sondern er lebt diese Unterwürfigkeit. Und das ist tief in ihm drin. Deshalb fand ich es spannend, mal zu skypen. Dass es am Ende keine Online Erziehung wurde, war mit unterbewusst schon bewusst.

Online Erziehung, oder einfach nur zuhören

Es war dann soweit. Wir haben geskypt und standesgemäß hat er sich natürlich kniend präsentiert, auf allen Vieren, mit dem Kopf auf dem Boden und ich habe ihm gesagt, dass er mich so zu begrüßen habe und er sich erst sich erst zeigt, wenn ich ihm es gewähre. Und das hat auch super funktioniert. Er hat mich dann auch entsprechend begrüßt. Kurzer Smalltalk. Irgendwann durfte er dann aufstehen. Wir unterhielten uns erstmal über Fantasien, die er mir gestern schon so ein bisschen erklärt und erzählt hat. Stichwort: eine Nacht im Keller verbringen bei mir, und angekettet sein, geknebelt, auf einer Bastmatte nur, während ich hier in meinem kuscheligen Bett liege. Jetzt ist auch der Punkt, wo ich so ein bisschen ausholen muss. Denn manch einer wird jetzt wahrscheinlich schon sagen, dass er nicht hinterherkomme mit den Informationen.

Das Kellerverlies im Domina-Studio in Hamburg lies mich damals auch ganz viel fragen. Als ich dort reingegangen bin und mir alles gezeigt wurde, hatte ich diese ähnlichen Gedanken und fragte mich, ob Menschen ernsthaft sowas wollen würden: Ist das euer Ernst, dass jemand jetzt hier irgendwie schlafen will? Und auch angekettet und nur mit einer Flasche, wo man dann ggf. reinpinkeln kann? Und die ganze Nacht wirklich da nackt kauernd in der Kälte hockt?

Das war für mich nicht nachvollziehbar (dieser Situation widme ich einen separaten Artikel, denn was da alles noch passiert, ist mehr als spannend). Dass mich das jetzt so einholt, finde ich faszinierend. Da habe ich heute noch dran gedacht bzw. gestern auch schon, als er im Schreibfluss auf diese Fantasie kam. DA erzählte er mir gestern schon etwas von.

Und noch spannender wird es ja, wenn ich nochmal den Nebensatz erwähne, „während Sie in Ihrem luxuriösen Bett liegen, eingekuschelt, warm und schön“. Da musste ich heute einfach drauf eingehen. Nachdem wir dann die erste Stunde miteinander gequatscht haben, (es war wirklich eine Art Quatschen und beschnuppern und gucken, inwieweit wir miteinander können), habe ich ihn irgendwann gefragt: Was ist da? Warum erzählst du mir diese ausgefeilte Fantasie schon und was gibt dir das?

Online-Erziehung

Im Alltag devot sein wollen

Bei ihm passiert alles im Kopf. Und für ihn ist die größte Demütigung, die er sich so vorstellen kann genau diese Kombination: er nackt kauernd gefesselt im Keller und ich in meinem kuscheligen Bett, im besten Fall noch mit einem Mann, im besten Fall noch mit einem, mit dem ich interagiere, während er das irgendwie hört. Über ein Walky Talky am Liebsten. Wir haben zusammen ein bisschen an der Ausführungsvariante gefeilscht, da es sich für mich unschön anfühlte. Welcher Mensch, wenn man nicht gerade geborener Sadist ist, fühlt sich dabei wohl, wenn man im kuscheligen Bett liegt, während da unten einer kauert? Ich sagte, das fühlt sich gerade vom Gewissen her nicht gut an.

Ich könnte das nicht, und ich würde auch wahrscheinlich kein Auge zubekommen, weil ich weiß, dass dieser Mensch da unten ist, vielleicht friert, oder vielleicht hat er Hunger oder Durst oder so. Da waren so viele Dinge, die mir sofort in den Kopf gekommen sind. Und parallel meldete sich eine Stimme, die mir sagte, dass es mal eine Erfahrung wert wäre. Es wäre verknüpft mit Spannung und vor allem aber auch mit Verantwortung. Ich hätte die Verantwortung für diesen Menschen da in dieser Nacht. Was passiert da in meinem Kopf, während ich hier liege?

Kann ich mich darauf einlassen, kann ich ihm das glauben, dass er das wirklich so will? Viele überschätzen sich in diesem Bereich. Viele sagen: ja ja, ich schaffe alles. Und ich halte Schmerzen aus. Hier bitte noch eine Klammer und da noch, und Codewort brauchen wir nicht und überhaupt bin ich schon Profi. Aber wenige (Anfänger) können sich da richtig einschätzen.

Und dementsprechend muss ich da eine gewisse Vernunft walten lassen und habe durch so subtile Fragestellungen versucht, ein bisschen mehr über ihn zu erfahren.

Eine völlig entartete Online Erziehung

Innerhalb von zwei Stunden kann man vieles fragen. Und das war auch gut so, dass wir uns da die Zeit genommen und gegenseitig gegeben haben.

Denn durch diese zwei Stunden kam raus, dass alles zusammenpasst. Ich hab das noch nie erlebt, dass ein Mensch so reflektiert ist mit sich selbst, mit seinen Fantasien, mit seinen Wünschen, mit seinen Vorstellungen. Und der Zeitfaktor spielt da ja auch mit. Wenn man das seit 20 Jahren schon so macht, gehört da ja schon was zu. Und er hat mir erzählt, dass er sich schon früher ausprobiert hat, ganz früher als Jugendlicher, mit entsprechenden Pornos. Und später dann auch als Putzsklave oder sowas. Und immer wieder kam für ihn durch, dass er das leben möchte. Nicht nur ab und zu in Form von Sessions oder irgendwas.

Er möchte es leben

Er möchte, dass das sein Alltag wird. Das bringt mich so zum Nachdenken. Es wirkte so authentisch, obwohl da ja ein „Sklave“ mit mir spricht, der so die klassischen Sachen möchte, aber trotzdem dieses i-Tüpfelchen mitbringt. Er macht das nicht hauptsächlich aus körperlicher Sicht. Bei ihm spielt es sich im Kopf ab. Er kam ziemlich schnell raus, dass wir den Wunsch teilen, im Nachgang darüber sprechen zu wollen. Dass wir uns die Zeit nehmen und darüber reden wollen würden, was da in ihm passiert ist, was bei mir passiert ist. Dass wir darüber sprechen, was in uns vorgegangen ist.

Das ist genau die Motivation, warum ich das hier mache. Verstehen, was in den Menschenköpfen los ist und was in den einzelnen Momenten passiert. Wie sie sich fühlen, und wo die Dankbarkeit dann herkommt. Das erlebe ich ja da immer, aber ab wann dieser Zeitpunkt kommt, wo sie den Druck ablassen können und wo sie loslassen können. Es ist recht schwer es nachvollziehen zu können für jemanden, der da noch gar keine Berührung mit hatte. Aber ich konnte mich während des Gesprächs an einen Gast erinnern, durch den ich das ganz gut bildlich darstellen kann. Und das möchte ich jetzt auch kurz machen. Einfach, um das vielleicht ein Stück weit näher verständlicher zu machen.

So fern und doch so nah

Man merkte diese krasse Nervosität. Er kam rein, konnte mir gar nicht in die Augen blicken und war total angespannt. Das merkt man ja am Körper, an der Körpersprache. Gesicht total verzerrt und man hat richtig gemerkt: in ihm brodelte es. Wir unterhielten uns und der Rohrstock sollte eine ziemlich große Rolle spielen. Rohrstock – für die, die es nicht wissen, ist schon Königsdisziplin. Denn wenn man das nicht richtig macht, kann man da einen schon richtig mit wehtun, so dass es auch nicht mehr entsprechend der Fantasie ist. Da gehört ein bisschen Vorbereitungszeit zu (jedenfalls im Normalfall).

Das hat auf jeden Fall mit großen Schmerzen zu tun. Ich selber habe es mir auch schonmal erlaubt, mir diese Schmerzen zufügen zu lassen. Aber das erzähle ich dann mal ein anderes Mal. Auf jeden Fall weiß ich dadurch, dass es zumindest ein ziemlich kurioses Gefühl ist, wenn die Haut aufplatzt.

Also haben wir diese Session damals gemacht. Und die ganze Zeit über war er immer noch so angespannt. Er lag über diesem Bock, alles nach Absprache. Und trotzdem. Er konnte sich einfach nicht fallen lassen. Egal wie ich geschlagen habe, was ich getan habe. Und irgendwann mit der Zeit merkte ich, dass er etwas loslässt und sich langsam aber sicher ein bisschen fallen lässt. In Form von, dass er sich auf den Bock fallen lässt. Sich nicht angespannt da drüber lehnt, sondern sich drüber schmeißt. Er wollte immer mehr, und das muss man ja auch so ein bisschen mit Vorsicht genießen – Fingerspitzengefühl ist da schon von Nöten – aber ich merkte, dass er es anscheinend wirklich will. Entsprechend habe ich weitergemacht. Und am Ende war es wirklich so, dass die Haut aufgeplatzt ist und es geblutet hat.

Und von diesem Moment an war einfach alles anders

Sein ganzer Körper hing schlaff über diesem Bock. Er hat nichts mehr gesagt, er hatte die Augen zu, er hat einfach nur noch genossen. Und bildlich gesprochen konnte ich sehen, mit dem Blut ist der Druck rausgeflossen. Das hört sich für den einen oder anderen extrem an, aber wenn man das mal versucht an sich ranzulassen, könnte es nachvollziehbar werden. Anders: jeder mal einen eingewachsenen Nagel hatte, kennt diesen Druck. Wenn man diese kleine, kleine Ecke, die da noch drin ist – wenn man die kriegt und rausschneidet mit einem Mal der Druck weg.

Und in dem Fall heute, bei der vermeintlichen Online Erziehung, war das genauso. Er sagte mir, dass er so aufgeregt sei, weil er hier nackt ist eine fremde Frau sei und während ich ein Freak sein könnte, offenbart er sich mir in reinster Form. Aber das zu dürfe, würde bei ihm schon einiges machen. Und das fand ich allein schon sehr schön. Denn er hatte ja Recht. Er gibt mir gerade einen richtig großen Vertrauensvorschuss.  Aber trotzdem war da dieser Gesichtsausdruck da. Irgendwann merkte ich, dass er aus der sitzenden Position in die liegende begibt. Ich merkte irgendwann, dass er sich anlehnt.

Nachdem er weitersprechen durfte und weiter seine Fantasie und weiter von seinen Wünschen und Ängsten reden durfte, legte er auch seinen Kopf ab. Und dann ging es los mit sich mal streicheln, sich anfassen. Schauen, wo sind die Gliedmaßen jetzt hier alle. Und auch dieses Gliedmaß wurde geprüft. Für mich war es in Ordnung und ich fragte ihn: tut dir das gerade hier gut, dieses Gespräch?

Ja, irgendwas passiert hier gerade.

Und ich möchte das loswerden, ich möchte das ausleben.

Und ich möchte mich nicht mehr verstecken müssen.

Ich möchte, dass es mein Alltag wird.

Und ich möchte mir nicht mehr irgendwas ausdenken müssen, warum ich jetzt wie und überhaupt.

Man merkte so deutlich, dass da was in ihm schlummert und brodelt. Durch seine Anspannung wurde ich immer entspannter. Ich habe ihm zugehört und viele Fragen gestellt, weil das ja auch super interessant ist, was er so erzählt hat. Und am Ende des ganzen konnte ich ihm sogar ein kleines Lächeln abgewinnen. Das fand ich irgendwie ganz niedlich. Ich habe festgestellt, und so ehrlich darf man ja auch sein, dass meine Anspannung etwas übertrieben war.

Online-Erziehung

Grundsätzlich war ich sehr angespannt vor dem Call: bloß privat trennen von dem, was ich als Domina mache und bloß nicht zu viel, ich darf meinen Namen nicht sagen, ich darf im besten Fall noch nicht mal mein richtiges Alter verraten. Und sieht er jetzt über Skype zu viel von meiner Wohnung, dass er irgendwie gucken oder erkennen könnte, wo ich wohne. In dem Fall totaler Blödsinn, aber damit ihr euch mal vorstellen könnt, unter welchen Druck ich mich auch setze, sollte es gesagt werden. Auch ich habe am Ende gemerkt, werde entspannter, und entspannter, und entspannter.

Wir konnten dann feststellen: irgendwie fühlt es sich so an, als würden wir uns schon länger kennen. Und das hat man ja im Privatbereich manchmal auch – zwar selten. Aber manchmal ist es ja so, dass man denkt, man kenne sich schon viel länger als zwei Stunden und stellt sich die Frage, ob man sich schon mal in irgendeiner Form begegnet – ist im alten Leben oder so.

Das war mein heutiges Erlebnis. Und das konnte ich echt sehr genießen. Wir haben jetzt ein Projekt. Ob er bis zu meinem Keller kommt kann ich noch nicht sagen. Ich weiß nicht, wie ich das einschätzen soll, aber was wir da vorhaben, klingt auf jeden Fall ziemlich spannend und entscheiden muss ich ja noch nichts. Wahrscheinlich war es schlicht die Begegnung an sich, warum ich jetzt hier gerade so liege und nicht so recht weiß was los ist.

Von der Online Erziehung ins wahre Leben

Es war cool, und es war verwirrend, und es war überraschend. Ein spannendes Wesen auf jeden Fall, dieser Mensch. Ich bin gespannt, was da noch kommt.

Wieder mal eine extreme und besondere Begegnung in anderer Form. Viele erzählen mir zumindest ein bisschen was von ihren Fantasien und warum. Diese Psyche, dieser psychologische Aspekt dahinter. Ich nenne es Glück, dass mir das viele so erzählen. Und in dem Fall ist es sogar ein Stück weit tiefgründiger. Ich bin echt gespannt, welchen Teil er noch einnehmen wird. Ich sprenge da zwar ein bisschen die Grenzen zwischen Privat und bisherigen Grenzen, aber langfristig gesehen bringt mir das mehr. Genauso wie mit der weiblichen Sklavin (dazu mehr an einem anderen Zeitpunkt). Denn manche Grenzen sind fließend und ich werde viel über mich lernen. Denn reflektierte Menschen können einen vieles mitgeben und einen bestimmt auch ein Stück weit mehr zu einem selbst führen.

Allein schon, weil sie dazu stehen, was sie tun.

Achtet mal auf solche Menschen in eurer Umgebung. Haltet euch an sie, denn mit ihnen zu gehen, ist ein wichtiger Schritt zu euch selbst.

Ein paar Schlagwörter

Warum macht sie das?

  • aktuell: BDSM greifbarer machen
  • Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen

Wie macht sie das?

  • Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
  • Motivation und Inspiration durch Menschen, Momente und nimmersatte Neugierde

Womit macht sie das?

  • Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
  • Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
  • Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene