#52 Nähe und Distanz – Nahbarkeit einer Domina

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Sind Dominas eigentlich wirklich unnahbar? Was ist unnahbar und wo liegen welche Grenzen? Intimität kann man zum Glück auf so viele Weisen ausleben. Über Nähe und Distanz zwischen Domina und Gast.

Ich hatte heute wieder eine Session, die metaphorisch sehr gut dazu dient, mal eine Folge darüber zu drehen, wie persönlich bzw. wie intim man eigentlich mit Gästen wird. Klar, wenn man sich nicht kennt, braucht man nicht in der BDSM-Szene unterwegs zu sein, um festzustellen, dass man da ja immer so ein bisschen unnahbar ist.

Man ist vorsichtig, man guckt erstmal und man bleibt erstmal auf gesundem Abstand. Was ist das für ein Typ? Wer, was überhaupt. Sei es im Privaten oder im Geschäftlichen. Jeder Mensch ist da so ein bisschen vorsichtig bzw. man rennt ja jetzt nicht durch die Straßen und schreit heraus wer man ist, was man mag, was man nicht mag. Und die Frage, inwieweit Dominas unnahbar sind bzw. wie Dominas überhaupt so drauf sind – diese Frage kam mir jetzt schon öfter unter.

Denn klar, das Klischee steht an erster Stelle. Viele, viele Menschen verbinden mit Domina direkt eben dieses Unnahbare, sowas Hochnäsiges, sowas Dominantes. Auf jeden Fall war es in meinem Umfeld immer so ein bisschen negativ angehaucht. Das merke ich auch jetzt. Wenn ich mich offenbare und sagen, dass ich als Domina arbeite, bekomme ich nicht unbedingt immer Applaus und nicht jeder sagt: Hey, cool, möchte ich auch mal machen. Irgendwas scheint da ja zu sein, was viele Menschen davon abhält, da mal genauer hinzusehen und die Nähe zur Distanz zuzlassen.

Umso spannender finde ich es, dass ich immer öfter auch gefragt werde: Wie ist das denn so mit deinen Gästen? Wie nah kommst du denen körperlich, aber auch psychisch? Klar, man soll immer sofort meinen, ja, ich komme da näher ran von meiner Seite, als die an mich. Das ist sicherlich auch in vielerlei Hinsicht richtig so. Denn klar, am Ende, es ist ein Job, zwar meines Erachtens schon ein besonderer Job. Und in diesem Bereich gibt es auch viele Menschen, die vieles nicht verstanden haben. Man nennt sie immer gerne Spinner.

Fragen über Fragen

Aber die gibt es im eigentlichen Leben ja auch. Da braucht man nur feiern gehen, oder auch im Alltag hinsehen. Manchmal ist es ja so: man geht einkaufen, man trifft gerade auf einen Menschen, der offensichtlich nicht gut drauf ist und man weiß aber die Gründe nicht, und trotzdem denkt man sich: Was ist das denn für ein Typ? Warum verhält er sich so, wie er es tut? Von daher ist es immer wieder spannend zu sehen, was da so für ein Typ Mensch reinkommt.

Dass das immer wieder was Neues ist, das habe ich jetzt auch schon unzählige Male gesagt. Aber ja, umso spannender ist es für mich ja auch immer wieder zu evaluieren – okay, wer ist es jetzt? Was ist es jetzt? Und wieviel gebe ich preis? Wieviel möchte ich überhaupt über diesen Menschen wissen oder auch nicht? Da sind ja immer unfassbar viele Facetten und viele Typen, die da ankommen. Und bei manchen denke ich mir: Ja, okay, der möchte jetzt hier irgendwas machen, aber danach ist auch gut. Da ist das Interesse meinerseits auch nicht so da. Was ja auch in Ordnung sein darf. Andersrum ist es dafür umso spannender zu erfahren, wer steckt dahinter und was auch?

Nähe und Distanz
Es gibt solche und solche

Dass pauschal alle Dominas unnahbar sind und oft auch sadistisch sein sollen. Da sind viele Dinge und viele Meinungen, die nicht ganz so richtig sind. Natürlich auch da – Sadisten gibt es natürlich auch. Und ich habe auch schon ganz, ganz viele kennengelernt, wo ich selber teilweise erschrocken bin, wie die das können. Ein Stück weit Faszination ist dabei, aber wenn so eine richtige Sadistin zu uns kommt, die gerade in einer Session ist, und sagt: Guckt euch das mal bitte an. Und man kommt dann in den Raum und sieht da wirklich einen absolut gequälten Mann (das ist alles auch da abgesprochene Sache).

Es ist ja jetzt nicht so, dass da irgendwas passiert, was da nicht passieren soll. Da gibt es ja auch immer Codewörter und sowas. Aber manchmal denke ich mir: Wow! Und manchmal muss ja dann nur zusehen. Oft sieht der Gast dann auch nicht, wer da ist, um zuzusehen. Dementsprechend sagt man dann ja auch nichts, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Dann sieht man einfach zu, wie dieser Mensch behandelt und malträtiert wird und kämpft wie so oft mit den inneren Stimmern, die selber nicht wissen, wo sie anfangen sollen zu debattieren. Das ist schon Wahnsinn.

Ich hoffe, dass ich irgendwann mal mit einer richtig sadistischen Domina sprechen kann. Das wird auf jeden Fall ein sehr aufregendes Interview. Denn trotz, dass ich das jetzt schon längere Zeit mache, kann ich mich da noch nicht so mit zurechtfinden. Auch wenn Gastdamen aus anderen Städten zu uns kommen, ist da eine bei, die ich einfach nur feiere. Natürlich, sie erfüllt auch diverse Klischees: riesengroß, vollbusig, kommt aus Russland und spricht mit entsprechendem Akzent. Dass genau diese Mischung es macht, weiß sie aber auch. Sie spielt das Spiel mit Nähe und Distanz dann auch aus, dass sie bewusst extrem spricht mit ihrem Akzent.

Mach ich fertig, diese armselige Wurrrrm

Sie erzählt uns dann auch immer, was sie innerhalb der Sessions macht. Und wir kriegen es ja auch mit. Was sie da so macht, das hören wir dann auch bis in die anderen Räume. Ist schon faszinierend. Und dass sie so gar nicht mit Gästen intim wird in jeglicher Form, das glaube ich ihr sofort. Also bei weitem nicht körperlich, aber psychisch glaube ich auch nicht – zumindest wissen die nicht viel von ihr. Wenn dann weiß sie viel von denen. Denn sie hat auch eine faszinierende Art, etwas rauszukitzeln aus den Gedanken der Gäste. Ja schon, eine sehr, sehr interessante Frau.

Ich muss mal gucken, ob ich da irgendwas machen kann. Es ist ja auch immer total faszinierend zu wissen, welcher Typ Mann denn wirklich zu einer richtig harten Sadistin gehen möchte. Also da gehört ja schon vieles dazu. Und die Schmerzbereitschaft ist da, und das Schmerzempfinden ist vielleicht nicht da.

Andere Spezies, und in vielen anderen Fällen ist es auch so, und da lehne ich mich nicht aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Dominas am Ende auch schlicht Dienstleister sind. Es ist ja jetzt nicht so, dass die Gäste zu uns kommen und sagen: So, hier bin ich, also mach mal. Sondern sie treten ja mit uns in Kontakt und auf uns zu, mit einem Wunsch, den wir am Ende erfüllen sollen.

Und da kann man ja jetzt auch sagen: Ich bin jetzt Domina und ich mach es, wie ich das meine. Neee, also die Umsetzung sicherlich, aber auch da in Absprache mit dem Gast. Es stimmt auch nicht, dass die Gäste alles tun müssen, was ihnen gesagt wird, nur weil sie in einem Domina Studio sind. Das wird vorher alles abgesprochen. Es ist einfach nicht so, wie manch einer sich das ggf. vorstellt. Und auch bei manchen Anfragen, gerade von Anfängern, merke ich immer wieder, dass da sehr große Unsicherheit herrscht. Nähe und Distanz ist dann nunmal noch nicht einschätzbar.

Fragen kostet (noch) nichts

Sie fragen dann Dinge wie: Kann ich denn da auch sagen, was ich möchte? Wie ist das denn? Kann ich da auch meine Träume ausleben? Oder muss ich mich da nur nach Ihnen richten? Man merkt also, dass da gewisse Ängste walten. Es ist teilweise schon echt heftig. Aber ja, wie gesagt, so wie es eine Dienstleistung ist, ist es genauso ein Rollenspiel. Es ist ja jetzt nicht so, dass man im Alltag so ist, wie man da im Studio ist. Unabhängig davon, was man da macht oder machen soll an dem Tag, ist es ja auch im Alltag so, dass jeder Mensch irgendwelche Rollen einnehmen muss im Laufe eines Tages.

Jemand der auf der Arbeit ist, ist ja nicht so, wie er privat ist. Jemand der mit seinem Partner sexuell aktiv ist, verhält sich nicht so, wie wenn er jetzt im Kaffee sitzt und mit einer Freundin Kaffee trinkt. Da spricht man vielleicht darüber, was da vorher mit dem Partner passiert ist. Aber in solch einem Ambiente ist man ist ja viel gezwungener.

Im besten Fall ist es natürlich so, dass das Sexualleben total fluffig frei ist. Aber ihr wisst, wenn man irgendwo ist oder Geschäftsessen oder generell geschäftlich oder man redet nur mit dem Postboten, da ist man ja nicht so frisch, fromm, fröhlich frei raus wie als würde man sich jetzt mit einer Freundin unterhalten, die man seit Kindheitstagen kennt. Da ist die Definition von Nähe und Distanz etwas anders zu betrachten.

Das ganze Leben besteht daraus, ein Rollenspiel zu spielen, und in verschiedene Rollen zu schlüpfen ist ja vollkommen okay. Aber so ist es auch im Bereich des Domina-Daseins. Man spricht ja vorher ab, und egal, was es ist, nachdem man festgestellt hat, ist das was für mich oder nicht, kann man gucken, inwieweit man das für sich umsetzen kann. Wenn man sagt, nee, ist nichts für mich, dann war es das.

Und ansonsten weiß man, okay, ich muss mich jetzt darauf vorbereiten, in eine Rolle zu schlüpfen für eine gewisse Zeit und fertig. Wenn man das eine gewisse Zeit lang macht, und das gut macht, dann ist es ja auch so, dass man irgendwann Stammgäste bekommt. Und Stammgäste, auch da kann man so unnahbar sein wie man möchte, man ist ja auch nur ein Mensch. Und man fängt ja schon irgendwann an, auch mal sich darüber zu unterhalten, wie der Tag war oder im ersten Schritt vielleicht erstmal, um das Spiel aufzubauen, was man sich noch so vorstellt. Aber je öfter man eine Session miteinander hat, umso mehr unterhält man sich ja auch in Pausen oder davor, oder danach.

Und sonst so?

Manchmal raucht man eine Zigarette danach, manchmal trinkt man sogar einen Kaffee. Es gibt ja sogar Gäste, die kommen nur zum Schnacken dahin. Das ist ja auch immer total witzig. Klar, das passiert nicht so oft, das geht ja auch von der Umsetzung her sehr schlecht. Aber die buchen dann sogar Zeiten noch dazu, um quatschen zu können. Das macht ja dann auch Spaß, sich die Zeit dazu zu nehmen, vor oder nach der Session miteinander zu sprechen, sei es jetzt über die Session selber als auch über das Privatleben. Natürlich gibt es da Grenzen.

Nähe und Distanz

Man darf jetzt nicht alles miteinander vermischen und das Privateste ausplaudern. Aber auch da, ob das jetzt in der BDSM-Szene ist oder nicht, da sollte jeder eine gesunde Balance zwischen Nähe und Distanz wahren. Jeder hat seine Grenzen, und jeder hat seine Privatsphäre und man gibt jetzt nicht die private Handynummer raus und sagt: Komm, wir treffen uns mal auf einen Kaffee. Grenzen ziehen ist also die Devise. Aber das ist ja auch vollkommen in Ordnung.

Tease and Denial geht immer

In dem Zusammenhang finde ich es immer total lustig, wenn Stammgäste über tease and denial sprechen. Tease and denial war nämlich heute, um auf den Anfang zurückzukommen, wieder Thema. Denn ich sollte jemandem beim Duschen zugucken. Das hätte ich vielleicht vorher schon sagen sollen, aber das ist jetzt vielleicht auch mal ein ganz witziger Moment, das jetzt erst zu sagen, wie die Session überhaupt aufgebaut war.

Also ich sollte jemandem beim Duschen zugucken und sollte ihn dabei ich sag mal erregen, damit spielen, ihn zu erregen, aber auch die Verweigerung durchzuführen. Sprich tease and denial im klassischen Sinne. Zwischen uns war einfach nur eine Glasscheibe (Nähe und Distanz auf besondere Weise) und ich habe mich auf eine Bank gesetzt und habe ihm dabei zugesehen, wie er sich duscht. Witzig, oder? Es war auf der einen Seite eine sehr intime Geschichte, weil er ja nackt war. Er hat geduscht und ich war angezogen und habe ihm dabei zugesehen. Auf der anderen Seite war es aber schon sehr intim, weil er mir dann halt auch währenddessen in seiner nackten Schönheit auch von sich erzählt hat.

Gibst du mir bitte mal die Seife?

Klar, immer mal wieder so ein bisschen spielen. Ich weiß nicht warum, aber er wollte gerne, dass ich ihm dabei zusehe, wie er sich rasiert. Das könnte man jetzt auch wieder als sehr intimen Moment sehen, aber das war natürlich sexuell erregend für ihn. Es war bei ihm im Kopf. Er steht drauf, wenn Frauen ihm dabei zusehen, wie er sich rasiert. Natürlich, er kann sich dabei berühren und seine eigenen Version von Nähe und Distanz ausleben. Er kann dabei verschiedene Bereiche berühren und kann dabei auch vollkommen entweder bei sich sein oder mich auch einfach ansehen und mir dabei zusehen, wie ich ihm zusehe.

Da sind so verschiedene Momente gewesen, die auf so viele Weisen sehr intim waren. Während ich da so die ganze Zeit tease and denial betrieben habe, konnte ich ihm also zusehen, was er da schönes macht und was bei ihm abgeht, ohne dass ich da Gott weiß wie was mache. Da kann man auch mal wieder sehen, dass da sehr viel im Kopf passiert. Ja, und dann war die Duschsession an sich irgendwann vorbei.

Wir kannten uns noch nicht, das war eine Ausnahmesituation – aber manchmal ist es ja so, dass man jemandem begegnet, auch im Privaten, dass man da von Anfang an direkt denkt, dass da was undefinierbar Cooles zwischen einem ist. A-sexuell zwar in dem Zusammenhang, aber menschlich konnten wir uns gut riechen und haben dann auch ziemlich schnell festgestellt: Okay, das wird eine coole Session. War auch so. Hat sehr viel Spaß gemacht. Als er fertig war und sich angezogen hat, saß ich immer noch auf meiner Bank und habe ihm dabei zugesehen. Wir haben uns unterhalten und er fing an mich zu fragen, wer ich bin, wo ich herkomme und so kleinere Sachen halt.

Und ich habe mich dabei erwischt, wie ich denke: Es ist okay, dass ich ihm das sage. Natürlich jetzt nicht alles, aber es muss ja nicht unbedingt immer so sein Ich meine, in welcher Szenerie befanden wir uns? Wir saßen in einem Badezimmer als wäre er quasi im übersinnlichen Sinne mein Freund, der mir gerade von seinem Tag erzählt und ich ihm dabei zusehe und auch von meinem Tag erzähle. Total spannend und total auch außergewöhnlich. Also, normalerweise ist es bei Stammgästen klar, dass sie mehr über mich wissen, als Fremde. Mit der Zeit gewöhnt man sich aneinander und dann ist es auch „normal“, dass man auf Gespräche von der letzten Session noch mal zurückgreift und fragt, ob privat in der Zwischenzeit was passiert ist, oder beruflich, oder wie auch immer. Da wird die Grenze zwischen Nähe und Distanz mit der Zeit verschoben.

Und trotz, dass wir uns noch nicht kannten, war es heute auch so. Ich kannte ihn nicht, aber trotzdem habe ich ihm ein paar Sachen von mir erzählt und es fühlte sich vollkommen okay an. Da verschwimmt schon diese Grenze ein bisschen und das darf auch passieren. Ja, ich bin eine Domina in dem Moment, und ich mache da irgendwas, wo ich die Zügel in der Hand habe.

Domina als Dienstleister

Aber auf der anderen Seite bin ich zum einen Dienstleister und zum anderen spielen wir hier gerade ein Rollenspiel. Wenn das vorbei ist, dann ist es auch überhaupt nicht schlimm und es tut auch überhaupt nicht weh, auch mal zu fragen, wie es einem persönlich so geht. Das ist total schön zu sehen, wie man damit auch eine Beziehung aufbaut zu den einzelnen Gästen. Das ist ja wie in der richtigen Partnerschaft auch.

Mit der Zeit kommt immer mehr Vertrauen hinzu, und dass Vertrauen in der BDSM-Szene eine große Rolle spielt, das ist auf jeden Fall klar. Nähe und Distanz kommt immer auf die Perspektive an.

Ein paar Schlagwörter

Warum macht sie das?

  • aktuell: BDSM greifbarer machen
  • Ermutigen auch einen Blick über euren Tellerrand zu wagen

Wie macht sie das?

  • Ausbruch - neue/alternative Wege gehen
  • Motivation und Inspiration durch Menschen, Momente und nimmersatte Neugierde

Womit macht sie das?

  • Mit Geschichten aus dem wahren Leben.
  • Mit eigener Erfahrung, die sie euch zu Nutze macht.
  • Mit knallharter Wahrheit und derzeit jeder Menge Fakten über die schwarz-bunte Welt der BDSM Szene